Hard-/Post- und ähnliche Chormusik mag mich ja am besten zu begeistern in den Darbietungsformen, die sich am wenigsten um angestaubte Genrekonventionen scheren und auch nicht den aktuellen Trends in den Arsch kriechen müssen. Wie etwa diese Band aus Toronto, die das beste aus den Welten des Mittachziger Dischord Sounds und dem prägnanten Frühneunziger-Output von AmRep oder Touch&Go zu verbinden weiß.
Das noch taufrische Label Virtual Cool beschert uns gleich zu Beginn ein tolles Tape eines Kollektivs aus Brisbane, das wohl die halbe dortige Szene vereint und Mitglieder aus gefühlten zwanzig Bands an Bord hat, von denen mir bisher ehrlich gesagt nur Gravel Samwidge ein Begriff sind. Das Ergebnis ist erwartungsgemäß mehr als Krude. Entspannter aber zugleich schräger LoFi-Indierock mit ausgeprägtem psychedelischem Einschlag á la ganz frühe Sebadoh, aber auch alter Garagen- und Protopunk weiß da ein Wörtchen mitzureden. In manchen Momenten drängen sich Velvet Underground-Vergleiche geradezu auf.
Dieses Trio aus Toronto sperrt unter anderem Mitglieder der Garagenpostpunker Teenanger und den Hardcorespaßvögeln Brutal Knights zusammen in einen Proberaum. Das Endresultat ist stupider bis schmerzfreier Fuzzpunk für die Momente wenn Drogen allein nicht mehr ausreichen.
Future Of The Left-/ Ex-Mclusky-Frontmann Andrew Falkous hat scheinbar aus reiner Langeweile ein neues Soloprojekt am Start und verscheuert die Platte jetzt ohne großen Promowirbel auf Bandcamp. Ehrlich gesagt, das Ding sagt mir besser zu als so einige seiner nach wie vor exzellenten Hauptwerke. Entspannter, verspielter und melodiöser geht es hier zu Werk. Auch wenn sich hin und wieder das von seinen Hauptbands etablierte, dissonante Geriffe einstellt: hier ist auch mal Platz für leicht folkige Einlagen und generell tendiert das ganze eher in die Richtung von oldschooligem Indierock, man darf sich gelegentlich durchaus an alte Helden wie Archers of Loaf erinnert fühlen. Die Lyrics hingegen bleiben so bissig wie eh und je.
In den letzten zwei Wochen war Musikmäßig echt wenig los, keine Ahnung ob das am ganzen WM-Bullshit liegt oder ob ich's mir nur einbilde. Ich hab mir bei der Gelegenheit zumindest eine kurze Verschnaufpause gegönnt und bevor 12XU jetzt wieder mit neuem Feuer unter'm Arsch durchstartet ist es mal wieder an der Zeit, einige der musikalischen Überbleibsel vom bierverklebten Boden zu kratzen. Viel Spaß beim durchwühlen. (mehr …)
Diese Band aus Austin spielt ausgezeichneten Postcore der klassischen Art, irgendwo zwischen Fugazi-Geriffe und dem ungestümeren Vorwärtsdrang von Unwound oder Rites of Spring. Nichts bahnbrechend neues also, dafür gibt's hier aber etwas bewährtes in sehr gekonnt und mit ordentlich Schmackes.
Punktrio aus Massachusetts, spielen Fuzz-lastigen Punkrock mit einer ausgeprägt grungigen Kante und leichten Spuren von Mittneunziger-Emogedöns. Wieder mal ein sehr überzeugender 90s-Flashback. Das trägt die Gene alter Haudegen wie etwa Rival Schools, Superchunk oder Dinosaur Jr in sich, passt aktuell aber auch halbwegs in eine Reihe mit Bands wie California X, Kicking Spit, Solids oder Pale Angels.
VEXX aus Olympia wissen wie man richtig Ärsche versohlt. Ihre Debüt-EP weckt Erinnerungen an die kurze Umbruchphase so um '80-81, als Punkrock langsam in Richtung Hardcore zu morphen begann und für die Zukunft des Genres noch alle Optionen offen standen. Genauer könnte man das vielleicht als Mischung aus Bad Brains und X (Kalifornien, nicht Australien) beschreiben, auch Wipers oder Zero Boys könnten da mit reinspielen. Die Platte klingt dabei aber erstaunlich frisch, so gar nicht von gestern. Das ist nicht zuletzt der Verdienst von Frontfrau Maryjane Dunphe und ihrem urgewaltigen aber auch flexiblen Stimmorgan. Wenn sie anfängt auszuteilen geht man besser mal in Deckung.
Bozmo ist ein einsamer Solomusikant aus Berkeley. Leather Umbrella hat er mit einfachen Mitteln in Proberäumen und Schlafzimmern aufgenommen. Das klingt aber keineswegs billig, sondern ein ungeheuer warmer Retrosond ist das Ergebnis. Sehr authentischer, fuzzlastiger Psychpop, den die letzten 50 Jahre nicht besonders jucken. Wer die entspannteren Momente von Ty Segall oder Oh Sees zu schätzen weiß, wird sich auch in dieser regenbogenfarbenen halben Stunde gut aufgehoben wissen.
Eine im besten Sinne kaputte EP hat das neuseeländische Trio uns hier auf's Band gerotzt. Schwer einzuordnen, das Ganze. Wir haben hier ein derbe sägendes Noisepunk-Gewitter zum Auftakt und einen relaxten aber schrägen Indierocker, das war's dann auch größtenteils schon an (trotzdem ausgezeichneter) Song-Substanz. Der ganze Rest? Chaotische Jams und diverser Krach auf einer Skala von unaufgeräumt bis total krank. Genau meine Tasse Tee.