Die Songs auf dem zweiten Soloalbum des Warm Soda- und Ex-Bare Wires-Frontmannes sind Überbleibsel aus den vergangenen Acht Jahren, das klingt auf den ersten Blick schon etwas nach Resteverwertung. Aber ehrlich gesagt finde ich diese Songs um einiges Stärker als die im letzten Jahr sehr abgefeierte Warm Soda Platte. Geblieben ist der dünne LoFi-Sound (die Drums offensichtlich mit Zahnstochern gespielt) und ein starkes Händchen für unwiderstehliche Pophooks. Aber hier kommt der eingängige Garagen-Powerpop dann doch etwas vielseitiger und weniger überzuckert daher, mit einer tendenziell eher melancholischen Grundstimmung.
Hm… wie wär's mit etwas melodischem Punkrock? Vielleicht mit Popzusatz? Etwas von dem bösen E-Wort? Hey, nicht gleich wegrennen. Das hier ist nämlich viel zu gut um mit dem ganzen generischen Schlock in Verbindung gebracht zu werden, der den meisten von uns jene abgenutzten Genres im Laufe der letzten zwei Jahrzehnte madig gemacht hat. Die New Yorker Chumped haben ihre Superchunk- und Jawbreaker-Platten offensichtlich verinnerlicht, aktuell kann man sie in in der Nähe von Bands wie Swearin', Cayetana oder All Dogs verorten. Von exzellentem Songwriting und der charismatischen Stimme von Sängerin Anika Pyle getragen, kommt diese uralte Masche so frisch daher, als wäre 1995 erst gestern gewesen.
Explosives Zeug von einer Band die vermutlich aus Norfolk, Virginia daherkommt. Stilistisch irgendwo zwischen den Stühlen Postpunk/-core, Noiserock, Mathzeug und etwas Sludge angesiedelt, gehen die ideenreichen zwanzig Minuten um wie im Flug. Besonders die erste Hälfte mit ihren im Schnitt einminütigen Attacken wirkt wie aus einem Guss, man merkt kaum dass da ganze acht Songs mal eben so an einem vorbeigerauscht sind. Im zweiten Teil wird das Tempo dann etwas gemächlicher, die Stimmung mieser und die Songs montotoner. Auch das steht ihnen gut
Zwei volkstümliche Gassenhauer für die Skihütte mit leichten Spuren von Kraut- und Spacerock von den australischen Flippers. Ich hoffe doch schwer dass es ihnen zügig gelingt, den Schlagersumpf per telepatischem Eurovisions-Satellit mit ihren hypnotischen Grooves zu unterwandern und mit ihrer warmen Herzlieberomantik zu neutralisieren.
Klangästhetisch ist das meiste beim alten geblieben auf dem zweiten Album der New Yorker Noise-Sludge-Fuzz-Midtempo-Black-Post-Hardcore-Punk-Band. Aber qualitativ haben sie gewaltig zugelegt und eine Platte ohne Füllmaterial eingespielt. Auch wenn die vielen Interludes die ansonsten nur acht Songs lange Platte etwas wie eine Mogelpackung erscheinen lassen. Veredelt wird's durch eine angemessen räudige aber doch druckvolle Produktion.
Outrageous Cherry machen schon ziemlich lange die Konzertkeller von Detroit unsicher. Seit 1992 gibt's die Band schon und das hier ist bereits ihr zwölftes Album. Nicht dass ich davon irgendwas mitbekommen hätte…
Auf der Platte fabriziert das Quartett jedenfalls leicht LoFi-mäßig produzierten Retro-Powerpop mit einem gewissen British Invasion- und R'n'B-Einschlag. Wenn man Bands wie Resonars, Guided By Voices, Kinks und Apache Dropout zusammen verrührt, könnte so ein ähnlicher Sound bei rauskommen. Sowas steht und fällt natürlich mit der Qualität der Songs. Die ist hier durchgehend sehr hoch.
Schöner Noisepunkscheiß von einer Band aus New Orleans. Straight und eingängig, bedient sich das ganze sowohl beim Postcore der späten 80er und alter Noiserock-Schule, wird aber letztendlich von einem Herz aus räudigem Garagenpunk zusammengehalten und vorangetrieben.
Schon wieder Qualität aus dem Hause Goner Records. Sängerin und Gitarristin Natalie Hoffmann hat bis vor kurzem noch den Bass bei Ex-Cult bedient. Von deren dreckigen Postpunk hat sich auch so einiges auf ihre aktuelle Band abgefärbt, insbesondere was den dissonanten Gitarrensound angeht. Mit ihren neuen Mitstreiterinnen verbricht sie eine tendenziell etwas gradlinigere, reduziertere Variante davon, die aber genau so zu überzeugen weiß. Der sehr stimmige Orgel- und Synth-Einsatz verleiht dem ganzen dann eine angenehme Garagen-Affinität.
Hinter dem Projekt Dream Police steckt niemand geringeres als Mark Perro und Nick Chiericozzi, ihres Zeichens eine Hälfte von The Men. Deren Hauptband ist ja schon ziemlich berüchtigt für unvorhersehbare Stilwandlungen, von der ungestümen Krawallkapelle über unberechenbaren Indie-und-Kraut-Eklektizismus hin zum formvollendeten Retro-Rock ihres letzten Albums. Hier stopfen die beiden noch mal alles mögliche rein, was selbst im The Men-Klangkosmos wohl keinen Platz mehr gefunden hat. Ausufernder Spacerock. Monoton groovende Hard-/Krautrock-Fusionen. Verträumte Folk-Psychedelia und vor sich hin stampfende Blues Jams. Pouring Rain ist ein Astreiner Wave-/Shoegaze-Hybrid. Man braucht sich wohl keine Sorgen machen, dass den Jungs so bald die Inspiration ausgeht.
Das schwächste an dem Debütalbum von Tyrannosaurus Dead aus Brighton ist der etwas schläfrige Einstieg. Relaxtes Pavement-Geschrammel steht diesen Jungs und Mädels einfach nicht wirklich und die etwas dünne Produktion tut der Sache dabei auch keinen Gefallen. Der Rest der Platte hingegen ist ein fast perfektes Indie-/Noisepop-Album, das zwar gar nicht erst versucht aus den engen Grenzen des Genres auszubrechen, die beschränkten Mittel aber sehr gekonnt auszuschöpfen weiß. Am etwas gewöhnungsbedürftigen Gesang werden sich die Geister scheiden, ich find's aber ganz charmant so. Freunde von Joanna Gruesome oder Gold Bears sollten mal zwei Ohren riskieren.