Zwei herausragende britische Vertreter des melodischen Indiekrachs finden sich hier zusammen, liefern jeweils einen neuen Song und covern sich dann gegenseitig. Runde Sache, würde ich dazu sagen. Auch wenn das auf die Platte in ihrer physischen Form nicht wirklich zutrifft.
Wunderschön eingängigen Garagen-Retrorock/Powerpop spielen die Neighbors aus Seattle, mit hymnischen Song-Qualitäten und gesalzen mit einer ordentlichen Prise melodischen 90er Indierocks. Wer mit Genrevertretern wie King Tuff, The Woolen Men oder den Indierockern Island Twins etwas anzufangen weiß, sollte das hier auf keine Fall verpassen. Aber auch The Clean und verwandtes Zeug aus der neuseeländischen Szene haben hier wohl Spuren hinterlassen.
Schon wieder so 'n räudiges NoFi-Machwerk, unvermeidlich natürlich aus Brisbane, der australischen Stadt die selbst für die abgefucktesten Weirdos noch 'nen Proberaum übrig hat. Die Songs auf diesem Tape sind ausnahmslos primitivste Garagenjams, reiner Sadismus, "recorded with a phone", wie sie ganz offenherzig zugeben. Toller Scheiß.
Ach du scheiße, wie soll ich denn dieses schräge etwas von einer Platte schon wieder erklären? Aus Rochester, New York kommt die Band wenn ich das richtig interpretiere. Musikalisch eine wilde Fahrt durch einige der exzentrischsten Ecken des 80er Musikuntergrundes. Als wären so unterschiedliche Bands wie Minutemen, The Pop Group, Bad Brains, B52s, Wire und Devo zu einer absurden Einheit verschmolzen. Das ganze dann von einer Garagenband gespielt und schrottig aufgenommen, fertig ist der krude Bastard.
Ein gewaltig explosives Gemisch walzt einem diese Band aus Atlanta auf ihrem aktuellen Tape entgegen. Das lässt sich schwer einordnen und sitzt bequem zwischen diversen Genre-Stülen. Könnte man so beschreiben: Hochenergetischer Punkrock á la Hot Snakes verschmilzt mit Elementen aus dem Noiserock und Postcore der frühen nuller Jahre, bleibt dabei aber immer eingängig und überwiegend melodisch. Das klingt jetzt weitaus weniger Spektakulär als es wirklich ist, die Platte ist ein genauso wildes wie auch schlaues Biest.
Die sonst eher irgendwo im Moshpitgewühl beheimateten Jungs vom Blog Borderline Fuckup machten diese Woche auf ein viel zu seltenes Phänomem aufmerksam: Eine deutsche Indierockband die nicht saugt. Das Debütalbum des Münsteraner Duos Andalucia erinnert sofort an aktuelle Indiekrachduos wie etwa Playlounge, Solids oder frühe Japandroids, aber auch die alten Indieschrammler von The Wedding Present kann man manchmal raushören. Sehr souveränes Debüt, das neugierig auf ihr zukünftiges Schaffen macht.
Die Musik dieser Punkcombo aus Salt Lake City fügt sich auf den ersten Blick ganz gut ein in die aktuelle Welle fluffiger Indiepop-/Poppunkbands die derzeit die Blogosphäre mit seichtem Geschrammel zuscheißen. Auf den zweiten Blick zeigen sich dann aber Qualitäten, die sie meilenweit aus der besagten dunkelbraunen Suppe herausragen lassen. Erstmal ist das - unschwer zu erkennen - kein niedliches Schmusekätzchen auf dem Cover; passend dazu werden die zwölf Songs unerwartet energetisch vorangetrieben und unter der Oberfläche der poppigen Melodien tun sich bei genauerem hinsehen manche düstere Abgründe auf. Die Songs erweisen sich dann auch als weitaus weniger 08/15 als es zuerst scheint, das hat alles Hand und Fuß und jede Songstruktur erscheint sorgsam ausformuliert. Mag auch mancher Song in den ersten Takten eher auf handzahmen Bubblegumpop hindeuten, es dauert nie lange bis einen des nächste große Hook in einen Emotionalen Strudel reinzieht, wie er in diesem Genreumfeld sehr rar geworden ist.
Abgefucktes Hardcorezeugs aus Amsterdam ohne irgendwelchen neumodischen Bullshit, dafür aber mit einigen lockeren Schrauben und einer gehäuften Suppenkelle voll Noise. Und großartigen Lyrics wie etwa "Grrrlmwwh drrrr Daaaaaaaah!" oder "Rawrrrrl murrrwl Bluuuuumbl!". Die Einordnung in's korrekte Subgenre überlassen wir mal dem Ordnungsamt. Ja, Hardcore Punk kann immer noch was, wenn er sich ab und zu mal den Stock aus'm Arsch zieht.
Die überfällige Dosis Garagenrock für diese Woche bescheren Creeps aus Los Angeles. Das Trio spielt eine mal nach vorn gehende, mal abgehangen groovende Variante davon, immer mit dem Surfbrett unter'm Arm. In den schnörkellos rockenden Augenblicken kann das etwas an Wipers erinnern, in anderen Momenten rücken sie mit geradezu souligen Songqualitäten - zumindest im Geiste - in die Nähe der Australier Royal Headache.
Diese Splitkassette zweier Bands aus Montreal hat eine eher grottige und eine ausgezeichnete Seite. Fangen wir mit der grottigen an: Die vier Songs von Fakes wären eigentlich ganz erträglicher, wenn auch unorigineller Garagenpunk. Was das ganze jedoch komplett herunterzieht ist der übertrieben bemühte, nervtötende Quietschgesang mit dem die Sängerin sicher furchtbar durchgeknallt und weird rüberkommen will. Weckt bei mir aber nur müdes gähnen. Zu oft gehört, zu klischeehaft und am Ende einfach so nervig wie der Typ auf'm Konzert hinter dir, der es für angebracht hält, pausenlos whoohoo in dein linkes Ohr zu schreien und nicht an den Blicken der Leute merkt, dass sie ihn am liebsten umbringen würden. Eine der schlechtesten (Gesangs-)Angewohnheiten der jüngeren Indielandschaft, hier bis zum Erbrechen durchgezogen.
Das Tape mal umzudrehen kann ich hingegen sehr empfehlen, denn die B-Seite macht das alles mal locker wett. Harsh Reality spielen dreckigen, melodischen Indierock voll fuzziger Gitarrenwände, der die Herzen derer erfreuen dürfte, die die ungeschliffene Debüt-EP von Milk Music mochten. Oder man stelle sich eine räudige LoFi-Variante von Dinosaur Jr's Bug mit einer noch deutlicheren Noise-Kante vor. Macht saumäßig Laune und lässt einen die lausige A-Seite schnell vergessen.