Die letztjährige Dampfwalze von einer Mini-LP namens Estray ist sicher schwer zu toppen aber die vermutlich von Leipzig und Berlin aus agierende Band macht auch auf dem Nachfolger eine durchweg gute Figur und erweitert ihren Garage Punk-Sound um so eine gewisse Noiserock-Kante, die mich ein wenig die Noise-/Garage Punk Hybride der New Yorker Brandy erinnert oder auch an ältere Science Man. Nach wie vor gibt es aber auch keinen Mangel and melodischen Pop-Smashern á la Wouldn't You, Fomo und Get Clean, so dass auch Fans des leicht Booji Boys-angehauchten Noise- und Powerpop der letzten LP hier nicht zu kurz kommen.
Diese Band aus San Antonio, Texas begeistert mit einem Zeitsprung zu den melodischeren Bereichen des 80er Punk, Indie- und College Rock, der auf der melodisch-verschrammelten Seite klar von so einschlägigen Hausnummern á la Hüsker Dü, Replacements, Moving Targets, Guided By Voices und auch etwas Dinosaur Jr. inspiration bezogen hat, aber auch einer Spur von frühen Naked Raygun in den simpler vorwärts rockenden Nummern ist zu erkennen. Zusammengehalten wird das alles von reibungsfreiem Songhandwerk, das auch bei jüngeren Bands wie etwa Booji Boys, Bad Sports, TV Crime oder Bed Wettin' Bad Boys nicht fehl am Platz wäre.
Brillianter Scheiß schwappt da mal wieder aus dem Hause Total Punk Records an unsere Ufer! Die Band hat unter anderem Mitglieder von GG King, Predator, Wymyns Prysyn and Uniform (die aus Atlanta, nicht das New Yorker Duo…) an Bord aber der offensichtlichste Vergleich wären dabei die zwei letztgenannten Bands - insbesondere das melancholische Geschrammel von Uniform prägt auch hier den Vibe entscheidend mit. Darüber hinaus erinnert mich das ganze aber auch stark an die australischen Noise-/Post Punk-Götter Kitchen's Floor in dieser Kombination aus scharfkantigen, rauen Texturen, einer Songkunst die gleichzeitig als sperrig und tieftraurig aber auch melodisch und catchy daherkommt, durchzogen von einer allumfassenden Melancholie. Außerdem mag man hier und da an den schrammelfuzzigen Post Punk von City Yelps denken oder, in dem melodischsten Momenten, an den Noise Pop der frühen Treehouse. Ein ausgesprochen vereinnahmendes, episches Klangerlebnis, das an einem Stück genossen werden möchte. Irgendwie selten geworden, sowas.
Im Laufe der vergangenen zwei Jahre haben sich Sex Mex aus San Antonio, Texas wiederholt als verlässliche Lieferanten mit einem goldenen Händchen für knackige Garage Pop-, Synth Punk- und Fuzz Pop-Melodien unter Beweis gestellt. Auch die neueste EP enttäuscht diesbezüglich nicht, liefert wiederholt abgefuzzte Popjuwelen erster Güte ab die neben viel anderem Zeug wohl tief in der Schuld diverser Reatard-assoziierter Projekte auf der poppigeren Seite steht. Davon drängen sich vor allem Lost Sounds als vergleich auf, aber auch aktuelleres Zeug á la The Gobs, Witch Piss oder Ghoulies wären als Referenzen nicht komplett daneben gegriffen.
Eine neue LP von dieser finnischen Band mit zu vielen Gitarristen… ich glaub 666 waren das beim letzten nachzählen. Nu ja, auf dem neuesten Album verschieben die ihren Sound deutlich in eine Psych Rock-Richtung, besonders in TJ begeben sie sich Kopfüber in gewisse Space Rock-Sphären und das funktioniert auch ganz vorzüglich. An anderen Stellen bleibt die Band aber auch ihrem gewohnten Sound im melodischen Indie Rock, Fuzz Punk und Noise Pop treu mit Anklängen etwa an No Age, Wavves, California X, Happy Diving oder frühe The Men - eine Mischung die sie dann um charakteristisch weitläufige Gitarren-Drones á la Glenn Branca und 80er Sonic Youth anreichern.
Synth Punk-Wunderkind Klint brauche ich hier ja inzwischen nicht mehr vorzustellen. Seine Seite dieser genialen Splitkassette liefert drei neue Artefakte abgeschöpft aus diesem bodenlosen Quell der Kreativität, den der Typ scheinbar von ganz von alleine channelt sobald es ihm jemand erlaubt, irgendwo ein Kabel einzuklinken. Die Italiener Orrendo Subotnik auf der anderen Seite erschaffen einen ganz anderen aber nicht weniger begeisternden Klangkosmos. Nachdem die letztes Jahr noch mit einem ultra-rohen zweiten Tape Wellen schlugen, gewinnt ihr Sound hier einen deutlich schärferen Fokus. Das ist eine ganz eigenwillige Mischung, die etwa dem Noise Pop und Fuzz Punk der frühen No Age, Male Bonding oder Tiger! Shit! Tiger! Tiger!, düster-noisy-melodischem Post Punk á la Die! Die! Die!, Piles oder Times Beach, einen definitiv eher Hard-/Postcore-mäßigen Energielevel verpassst sowie das volle Breitwand-Drama von Lower oder frühen Iceage… und das ist nur die Spitze des Eisbergs hier.
Nicht lange nach der jüngsten 7" auf Goodbye Boozy Records bekommen wir gleich die erste LP von TV Repairman nachgeliefert, erschienen auf einem weiteren Garage Punk-Bollwerk, Total Punk. Wie erwartet ist das wieder ein saftiges Dingens des ausgesprochen simplen wie auch melodischen Garage Punk und Powerpop geworden, was sicher auf Zustimmung treffen wird bei Freunden von so Zeug wie Bad Sports, Tommy and the Commies und Bed Wettin' Bad Boys… oder auch von den eigenen Projekten des Typen, besonders sei hier eine vage Ähnlichkeit zu den Satanic Togas und aktuellen R.M.F.C. zu erwähnen.
Ein übefließendes Fass des Vergnügens, die neueste LP(ette) eines Duos aus Montreuil, Frankreich. Darauf erzeugen die einen Mix aus Garage Punk, oldschooligem Indie Rock, Fuzz- und Jangle Pop, der an eine ganze Reihe mehr oder weniger aktueller Bands erinnert wie Dumb Punts, Woolen Men, Hermetic, Landlines, The Exbats, Tape/Off… oder vielleicht eine bodenständigere Variante von P.S. I Love You sowie an alte Indierocker á la Archers Of Loaf und Superchunk. Leztzendlich stellt die Platte auch mal wieder bestens unter Beweis, dass wer ausreichend hartnäckige Melodien zu liefern versteht, gar kein großes Spektakel auffahren muss.
Das Langspieldebüt dieser Band aus Tokyo fühlt sich ungefähr an wie eine Rundreise durch die schrammeligsten, melodischsten Ecken des Indie Rock, Noise Pop, Post- und Emocore der späten 80er bis 90er - das beschwört klar den Geist von Bands wie Polvo, Superchunk, Unwound, Bitch Magnet, Lync, Dinosaur Jr. und noch vielen anderen herauf, mit der gelegentlichen Dosis Slint obendrein und ein paar Shoegaze-Momenten die besonders was von Swervedriver haben. Das alles, abgefüllt mit angemessen räudigen LoFi-Produktionswerten, ist in seiner unverdünnten Konsequenz eine in jüngerer Zeit ziemlich rare und deshalb auch besonders erfreuliche Angelegenheit geworden.
Die aktuelle Generation von Shoegaze-Bands haut mich selten vom Hocker, scheinen die meisten davon doch schon vollkommen zufrieden damit, einen kuscheligen Klangteppich zu erzeugen zu dem man gut einpennen kann und den man am nächsten Morgen schon wieder vergessen hat. Nicht so diese Pariser Band, die nicht nur die passende Klangästhetik auf Lager hat, sondern auch den nötigen Drive und Hooks, die sich hartnäckig im Gehörgang verkanten, wobei die einen ganz praktikablen Mittelweg finden zwischen den einschlägigen Shoegaze-Acts der goldenen Ära (insbesondere ein starker Bailter Space-Vibe ist hier mit am Start), einem Hauch von frühem Sarah Records-Schrammelpop und jüngeren Bands á la Gold Bears, Seablite oder Flyying Colours.