Schon wieder ein hochkarätiger Release auf dieser Bastion des unkonventionellen Punk und Noise, Erste Theke Tonträger. Busted Head Racket sind eine Band aus Newcastle, Australien rund um die Vokalistin und Multi-Instrumentalistin Arden Guff und schlugen im letzten Jahr bereits deutliche Wellen mit einer Reihe von EPs, Compilation-Tracks und Split-Releases. Die neueste LP liefert jetzt erneut ein ausgesprochen starkes Bündel verschrobener Tunes mit stark Egg-mäßigen Qualitäten auf die Ohren, die gleichzeitig maximal catchy, schräg, roh und energisch rüberkommen, etwa als würden hier die Stärken etwa von Billiam und die Hardcore-Attacke der letztjährigen Snooper-LP miteinander verschmolzen. Weitere Parallelen mag man aber auch zu so Bands wie Slimex, Daughter Bat and the Lip Stings, Set-Top Box und Ghoulies ziehen.
Nach einer ziemlich umwerfenden EP im letzten Jahr hält diese israelische Band das hohe Niveau und den Energielevel in ihrer ganz eigenen, exquisiten Spielart des strukturierten Chaos'. Das ist erneut ein lärmiger Tritt in die Weichteile, der seinen Ursprung irgendwo zwischen den groben Spezifikationen von Noise Rock, Post Punk, Hard- und Postcore hat und zumindest oberflächliche Ähnlichkeiten etwa zu Cutie, Big Bopper, Brandy, und frühen Patti aufweist… und als besondere Krönung eine großzügige Dosis Big Black obendrein!
Diese schicke Kassette auf Weather Vane Records von einer Band, die unter anderem Mitglieder mit Vintage Crop gemein hat, zieht mich sofort in ihren Bann mit einer absolut zeitlosen Spielart des eleganten, formvollendeten Power Pop, der sich insbesondere durch weit über'm Durchschnitt operierendes Songwriting-Handwerk absetzen kann. Denkt dabei mal an solch mehr oder weniger aktuelle Bands wie Bed Wettin' Bad Boys, Tommy and the Commies, Bad Sports, The Wind-Ups, Datenight, Ex-Gold, Vacation, Mr. Teenage, Yups, Frozen Teens… pick your poison! Auch wenn das ganze etwas einseitig beladen ist mit den meisten Hits auf der A-Seite und einem klaren Durchhänger in der zweiten Hälfte, schafft es das Album dennoch mit dem rausschmeißer Hold Music, sich zu einem glorreichen Finale aufzuschwingen wie eine zwischendrin ähnlich richtungslos dahin dümpelnde Twin Peaks Staffel 2. Guter Trick!
Die neue LP dieser New Yorker Band im Grunde zwar nur eine expandierte Version ihrer 2021er EP Triangulation by way of Strangulation, aber die vier hinzugefügten neuen Tracks heben das ganze auf ein höheres Level wenn ihr mich fragt und werfen eine dringend nötige Dosis Chaos in den Raum, ein willkommenes Gegengewicht zu den vergleichsweise rigiden, Richtung spät-'80er Noise Rock tendierenden Songs von besagter EP. Sehr offensichtlich bedient man sich hier stark an der lokalen No Wave-Historie - sowohl des unstrukturierten Lärms als auch den funky James Chance-ismen - sowie einem Strauß an weiteren Proto-Noise Rock-Acts der frühen 80er wie Flipper, Primitive Calculators und ganz besonders No Trend.
Hier ist nochmal ein bisschen Kleinscheiß mit vagem bis moderatem Egg-Bezug in der Form zweier digitaler (?) 2-track-Singles. Als erstes zünden die Garage Punks Liquid Lunch aus Minneapolis zwei neue Knallkörper ab, auf einer fucking weihnachtlichen Veröffentlichung im fucking April! Nu ja, irgendwie auch schon wieder ziemlich Eggpunk, dieser Stunt. Als zweites wäre da noch eine Veröffentlichung von Melbourne's DIY-Magier Billiam. Wie gewohnt tritt das ordentlich Popo und der Titeltrack klingt in der Tat stark Inspiriert vom titelgebenden Jackson Reid Briggs und insbesondere seiner aktuellen Band Split System.
Diese nach dem sehr unrühmlichen Summer Of Love einer Allianz aus Nu Metal-Bros und misogynen Drecksäcken benannte Band aus Cleveland, Ohio war schon immer ein, sagen wir mal… etwas gewöhnungsbedürftiges Geschmäckle, aber auch ein unerhörter Spaß - vorausgesetzt sie übertreiben es nicht zu sehr mit dem Weed, dem Fred Durst und den vereinzelten Stoner-Anleihen. Und neuerdings auch: Das zuende spielen ihrer EP einer beschissenen KI überlassen, ein ganz neues Laster in ihrem Arsenal! Ansonsten präsentiert sich das hier aber problemlos als ihre stärkste Veröffentlichung bislang und absolutes Pflichtprogram für Freunde des einfallsreichen, unvorhersehbaren Hardcorelärms mit Garagenkante in einem ähnlichen Fahrwasser wie etwa Cement Shoes, Cülo, Chain Whip, Headcheese, Flea Collar… um nur einige der offensichtlichen und durchweg schmeichelhaften Referenzen abzuhaken.
Diese New Yorker Band ist irgendwie ein seltsames, dem Zeitgeist trotzendes Biest, das seiner Neigung zum Punk, Grunge und Indie Rock der späten '80er bis frühen '90er ungezügelten Lauf lässt. Auch wenn der erste Song hier ganz unsubtil Nirvana betitelt ist, würde ich sie eher mit frühen Mudhoney und der lärmigen, frühen Inkarnation der Pixies vergleichen, mit weiteren Anleihen von, sagen wir mal, U-Men, Scratch Acid und Drive Like Jehu. Im Grunde also genau die Art von Band, die vor so ca. 15 Jahren, auf dem vorübergehenden Gipfel der ersten 90er-Nostalgiewelle, diverse Pitchfork-Schreiberlinge feucht im Schritt werden ließ. Heute hingegen ist diese Platte eine obskure, schrullige Kuriosität und das macht sie für mich umso liebenswerter.
Auf ihrer zweiten Kassette kommen Glueman aus Denver auf keine dummen Ideen und halten ihr Ding schön simpel, blöd und spaßig. Ziemlich oldschoolige Garage-Qualitätsware ist das, mit einer zusätzlichen Note von '77- und KBD-mäßigem Lärm. Zuverlässiger und bewährter Scheiß, den man in der aktuellen Szene mit so Bands wie Buck Biloxi, Sick Thoughts, The Dirts oder Bart and the Brats vergleichen könnte. In eine relativ ähnliche Kerbe schlagen dann auch Chum Lord aus Kent, Ohio und setzen alles auf einen ultra-oldschool Garagenvibe, der einfach überhaupt nichts anfasst, das es nicht vor 40 Jahren schon gab und sein Ding mit einer unfehlbaren Gabe für supereffektive, unmittelbar in die Fresse gehende kleine Songperlen durchzieht und einhämmert. Japp, ich bin überzeugt.
Diese Band aus Sydney schleppt reichlich lokales Inventar mit, haben Mitglieder doch unter anderem in so Bands wie Bed Wettin' Bad Boys, Royal Headache, Tim and the Boys und Mundo Primitivo mitgespielt. Aber ehrlich gesagt klingen Osbo nach überhaupt keiner dieser Bands. Viel mehr erinnert mich ihr fuchsteufelswilder Mix aus Post- und Hardcore stark an die Abrissbirnen Predator und Nag aus Atlanta, sowie weitere amerikanische Vertreter der Sorte Institute, Acrylics, Tube Alloys, Pyrex, Corker und Criminal Code… oder alternativ auch Sydney's eigene Krawallkollegen Arse und Xilch. Denkt euch jetzt noch eine proto-Noise Rock-Kante á la Flipper oder No Trend dazu und das kommt dann ungefähr hin. Das vollkommen entgleiste Gebell des Sängers hingegen erinnert mich sehr an die Engländer Akne.
Eine neue (Co-)Veröffentlichung auf Dischord und wie das ja dort üblich ist, haben wir es erneut mit einer Band zu tun, deren Mitglieder schon ihre Finger in einem ganzen Arsch voll bedeutsamer Bands über mehrere Jahrzehnte der lokalen Punkszene drin hatte. Zu den geläufigsten davon dürften Kerosene 454, Channels, Beauty Pill, Soccer Team, Office of Future Plans, Alarms And Controls gehören und um das Namedropping-Kreisgewichse zu vollenden, ist das ganze auch noch von J. Robbins (Jawbox) produziert. Aber hier ist die Sache mit so vielen jüngerer Dischord-Veröffentlichungen: Die klingen selten nach einem müden Neuaufguss oder einer rentablen Nostalgie-Veranstaltung. Das ist eine ungleubliche Qualität dieser speziellen Szene: die Fähigkeit, einerseits die eigene Tradition nicht zu verleugnen und gleichzeitig immer noch so dringlich und leidenschaftlich zu klingen wie am ersten Tag. Bereit, im kreativen Prozess die nötigen Extrameilen zu gehen, macht man hier keine halben Sachen und "gut genug" ist niemals gut genug.