Zeitloser und minimalistisch-hypnotischer Psychedelic-Krenpel in einer besonders sturen und repetitiven Machart von dem Franzosen Remy Pablo der, wenn ich das richtig sehe, auch in so Bands wie The Anomalys und Weird Omen seine Finger drin hat. Man kann klare Echos der alten Schule von Bands wie MX-80, Chrome, frühen Telescopes and Metal Urbain erkennen, aber gleichermaßen auch von jüngeren Vertretern á la Peace de Résistance, A Place To Bury Strangers, Jean Mignon and Writhing Squares.
Wie ihr es sicher schon vermutet anlässlich einer neuen LP der Band aus Detroit, gibt es darauf wenig überraschendes zu hören und das geht absolut okay in dieser speziellen, lokalen Geschmacksrichtung des Garagenkrawalls. Was den eher traditionellen, klar in Stooges und MC5 (…und vieleicht noch ein bisschen Feedtime?) verwurzelten Garage Punk anbelangt, geht es kaum besser in Sachen ungezügelter, primitiver Energie - das ist genau die Art von Platte, die in erster Linie mit roher Gewalt überzeugt und ja, ich fühle mich jetzt durchaus gerettet oder anders ausgedrückt: Aua!
Mehr psychedelisches Garage Punk-Chaos von den Kellerkindern aus Karlsruhe. Diesmal hat das eine weniger LoFi-mäßige aber dennoch angemessen kräftige Klangästhetik verpasst bekommen und wiederholt mag man sich an Bands wie Strange Attractor, Salamirecorder oder vor allem diverse Inkarnationen der Oh Sees erinnert fühlen. My Spell klingt fast so als träfen die letztgenannten auf die No Wave-infizierten Drones der Noiserocker Spray Paint.
Mein bester Versuch, dieses Teufelswerk zu beschreiben, welches da so'n Typ aus St. Louis, Missouri gechannelt hat, geht so: Ein totaler Überfluss an fortgeschritten dementem Scheiß, herunterkondensiert zu vergnüglichen kleinen Garagenminiaturen im groben Umfeld etwa von Buck Biloxi, Strange Attractor oder alternativ auch Dead Moon und The Dead Milkmen, vielleicht mit einer leisen Ahnung von Wild Man Fisher obendrauf. Ich bin blöd genug und weiß das so zu schätzen.
Die neueste EP der Ein-Mann-Band Germ House aka Justin Hubbard aus Rhode Island liefert wieder einen Klumpen starker Songs in seiner ureigenen Verschmelzung von rustikaler Post Punk-Abstraktion mit einem folkigen Unterbau. Besonders in der ersten Hälfte wirkt das Songmaterial ein kleines bisschen weiter ausgeformt als bisher gewohnt, ohne dabei aber den verschrobenen, Bruchstückhaften Charme einzubüßen.
Als die verzaubernde 2020er Debüt-EP dieses New Yorker Typen gelandet war, hatte ich noch keinen blassen Schimmer, wer hinter diesen entrückten Klängen stecken könnte. Stellt sich heraus: Es ist niemand geringeres als Moses Brown, anderweitig bekannt als die Frontsau von Institute. Macht irgendwie Sinn, rückblickend… keine Ahnung warum ich da nicht selbst drauf gekommen bin. Auf dem ersten Langspieler entfaltet sich jetzt ein etwas vollkörniger, aber nach wie vor ziemlich minimalistischer Sound in voller Bandbesetzung, der einfach wunderbar fehl am Platz wirkt - eine nebulöse Zeitkapsel falscher Erinnerungen, die frühe Stränge des Proto-, Art- und Post Punk zu einem plausibel wirkenden Mandela-Effekt verwebt.
Auch wenn ich absolut glücklich über die vielfältige, clevere und immer schön seltsame Evolution bin, welche die diversen Stränge des Garage Punk in jüngeren Jahren durchlaufen haben, steht mir doch manchmal der Kopf mehr nach etwas weniger durchgegarter, rudimentärer Hausmannskost. Das neue Tape des Garagenduos 208 aus Detroit trifft genau in diese Kerbe mit der rohen, primitiven, verschwitzten und etwas zu besoffenen Machart von Garage Punk - die Sorte für die man eine Seele aber kein Gehirn braucht. Wobei, mir ist natürlich bewusst, dass die Seele ein dummes religiöses Konzept ist, für das es in der Realität null Evidenz gibt. Also gut, sagen wir stattdessen mal, es genügt ein vom Leben durchgeschütteltes, leicht defektes Gehirn um damit umzugehen oder irgendwas in die Richtung, okay? Das Klangbild hier ist einfach perfekt und ein allgegenwärtiges, digitales wie auch analoges Clipping ist kein Bug sondern ein Feature - ein Fuzz-getriebender Zermalmer von Songs, die in erster Linie älteren Scheiß heraufbeschwören wie etwa Oblivians, Gories, Pussy Galore, Feedtime, Reatards oder was auch immer euch dazu noch einfällt.
Ein Typ aus dem britischen Watford macht hier so einiges falsch und ich find's ziemlich geil. Etwa, indem er 8 Songs, zwölf Minuten abgefuzzten Garage Rock auf sieben Zölle zusammenquetscht und das Ding für beste Negativ-Fidelität dann auf 33 tacken drehen lässt. Außerdem, wer braucht schon ausgefeilte Strukturen und feine Nuancen, wenn stattdessen auch einfach alles die ganze Zeit scheiße laut sein kann? Warum einen Song mit drei Akkorden schreiben, wenn's auch mit nur einem geht? Ja, also… erwartet nichts zu schlaues von dieser EP, deren zottelige Intensität dafür aber problemlos zu kompensieren vermag. Mal hat das was von einer MC5 huldigenden Inkarnation der frühen The Men auf Kollisionskurs mit Destruction Unit aber auch jüngere Acts wie Hamer und Super-X sind da nicht allzu weit hergeholt.
Ich hatte so meine Probleme, mich mit den letzten paar Veröffentlichungen von Jackson Reid Briggs und ihrem etwas schwerfälligen, überladenen Klangkostüm anzufreunden. Seine neueste EP - während einer kurzen Verschnaufpause zwischen Australiens derben Covid-Lockdowns in einer von seinen üblichen "Heaters" abweichenden Konstellation aufgenommen - sprüht hingegen wieder vor Energie und Spielfreude in vier durchweg starken Songs, denen der deutlich entschlackte Sound ganz ausgezeichnet steht.
Wieder mal eine tolle EP von Germ House, einem Soloprojekt von Justin Hubbard aus Rhode Island, der zufällig auch bei Far Corners seine Finger im Spiel hat. Die drei neuen Songs strahlen erneut den vertrauten Lo-Fi Charme aus und decken eine Bandbreite ab, die von kantigem Post Punk - welcher sicher ein paar Einflüsse bei The Fall oder Desperate Bicycles aufgesogen hat - hin zu klassischem Garage Rock und gegenwärtigem Garage Punk reicht. Gleichzeitig offenbart das ganze aber auch ein paradoxes Ohrwurmpotenzial und einen verspielten Vibe, der mich an The Woolen Men denken lässt.