Abgehangener, powerpoppiger Garagenrock von einer Band aus Philadelphia, der knietief durch uralte Americana-Traditionen watet. Sie reichern aber die klassischen Southern-Einflüsse durch Tonnenweise 77er Melodieverliebtheit und auffällig soulige Arrangements und Hooks an, was sie vielleicht ein wenig als den bekifften kleinen Bruder der Australier Royal Headache durchgehen lässt.
Deutschsprachiger Postpunk ist für mich immer so eine zwiespältige Angelegenheit. Für jede wirklich eigenständige und gute Band á la Human Abfall oder Banque Allemande findet man jeweils gefühlte huntert mal routinierte Genre-Standardkost, uninspiriertes Malen nach Zahlen. Dazu kommen nochmal so viele Babyfon-Mitschnitte aus der Postpunk-Krabbelgruppe, bei denen die Beteiligten zwar offensichtlich Spaß hatten. Die Eltern werden ganz stolz. Alle nicht hormonell beeinträchtigten Personen klicken jedoch schnell auf den Unsubscribe-Butten angesichts der bevorstehenden Babyfoto-Show.
In die Richtung gingen auch die bisherigen Veröffentlichungen des Stuttgarter Soloprojekts Peter Muffin. Nun gut, der Bursche ist ja auch noch nicht so lange volljährig. Auf seinem neuesten, schnell und dreckig produzierten Album weiß er aber mit ausgezeichnet abgefuckten Garagenpostpunk zu überzeugen, den man in so gut, ranzig, gestört und rockend hierzulande eher selten vorfindet. Das wird nicht zuletzt der Tatsache zu verdanken sein, dass der Bub hier eine Band mit ordentlich Feuer unter'm Arsch um sich geschaart hat. Die Heilsarmee vereint ein paar übliche Verdächtige aus dem Stuttgarter Umfeld, die unter anderem an Karies und Die Nerven eine gewisse Mitschuld tragen.
Kompromisslos nach vorne gehender Garagenfuzzpunk aus Michigan mit leicht grungiger Kante. Von sowas wie Originalität kann man hier natürlich nicht sprechen, aber wer beim anhören dieser EP auf solche Gedanken kommt sollte eh mal zum Arzt gehen.
Melodischer und doch räudiger Indiekrach von einem Duo aus Valencia, Spanien. Man stelle sich vor, die melodischeren Tendenzen von Mission of Burma und Sonic Youth wären versehentlich in den 90er Post- und Emocore-Bottich gefallen. Die Platte gibt's für lau bei Bandcamp.
Hübsche Splitveröffentlichung anlässlich einer zu diesem Zeitpunkt bereits beendeten UK-Tour der beiden Bands. Die geben jeweils zwei neue Kostproben von ihrem Fuzzigen Indie-/Punkrock zum besten. Dann fordern sie zu einem gepflegten Cover-Duell auf, bei dem sie sich jeweils an einem Klassiker von Wire die Zähne ausbeißen. Dabei stellen sich beide Bands nicht blöd an, aber ich finde Feature haben da eine halbe Nasenlänge Vorsprung. :-)
Das andere 12XU hat mal wieder zugeschlagen. Jonly Bonly aus Austin spielen unwiderstehlichen Powerpop mit einer Schippe Postpunk. Unübersehbar ist dabei der Einfluss von Wire (duh!) und Wipers. Desweiteren klingen sie in etwa so als hätte man jene mit Undertones, The Jam und Modern Lovers verschmolzen. Geiler Scheiß!
Album Stream gibt's leider nicht. :-|
Digital bei iTunes zu bekommen.
Ein explosives und ungemein rockendes Gemisch aus Garageneinflüssen, Postpunk/-core und Noiserock hauen uns Broken Arm aus Leeds auf ihrem zweiten Album sehr gekonnt um die Ohren. Das startet mit einem lupenrinen Riff aus dem Stooges-Insolvenzbestand und entwickelt sich dann weiter zu einer Melange aus den zugänglicheren Beiträgen des AmRep-Kataloges wie etwa Tar und artverwandten Bands aus der Noise- und Postcore-Ecke vom Schlage Jawbox, Hot Snakes, Bluetip oder gar Nation Of Ulysses. Dazwischen finden sie immer wieder mal Zeit für einen flotten Punkklopper.
Endlich erscheint das Debütalbum dieser tollen Band aus Brisbane via Bedroom Suck & Fire Records. Das Trio klingt streckenweise ihren Label- und Stadtnachbarn Blank Realm nicht ganz unähnlich in ihrer eigenwilligen Darbietung modernen Psychrocks, aber Martyr Privates verpacken das ganze dann in einem deutlich bodenständigeren Sound zwischen Garagenrock und den Psych-lastigeren Strängen von Shoegaze- und Dreampop. Referenzen gehen quer durch die Genre-Historie von 13th Floor Elevators über Velevet Underground hin zu (und ganz besonders) Spacemen 3 und Galaxie 500. Neun Songs mit unverschämt hohem Ohrwurmfaktor.
Wie gestern versprochen hier die nächste fiese Noiseattacke, diesmal von einem Glasgower Duo, und wieder geht's gleichermaßen in die metallische wie auch punkige Richtung. Deutliche Sludge-Einflüsse sind mit an Bord und sie feuern gerne auch mal die eine oder andere Salve Blastbeats ab. Dazu ein Sänger/Gitarrist, der dessen Vocals ich weniger als Gesang oder Geschrei bezeichnen würde, sondern als nervöses Hyperventilieren, stets am Rande des Nervenzusammenbruchs.
Tolle, wenn auch schon was ältere EP einer Band aus Nashville. Bewegt sich zwischem noiselastigem Postpunk und Garagenpunk der dreckigen aber eingängigen Machart.