Schön, diese Engelsstimme wieder singen zu hören! Erst vor wenigen Wochen meldete sich Shogun, der den meisten hier wohl als das Frontmann-Nervenbündel von Royal Headache bekannt sein dürfte, mit der Debüt-EP von Finnoguns Wake eindrucksvoll zurück, einem Duo, das er zusammen mit Finn Berzin gegründet hat (vergessen wir dabei aber auch nicht die tolle 2018er Shogun and the Sheets 7"). Jetzt gibt es ohne allzu große Vorwarnung noch die erste EP einer weiteren neuen Band von ihm hinterhergeschoben, auf der sie vom Songmaterial her dem alten Royal Headache-Vibe ziemlich nahe kommen, wenngleich sie sich dabei ein gutes stück weit vom sägenden Garage-Sound weg, hin zu einer etwas polierteren Ästhetik zwischen den Parametern von geradlinigem, melodischen Punkrock, Noise- und Power Pop bewegen und obendrein mit einem unerwarteten Leatherface-Einschlag aufwarten. Geil!
Exzellenten Scheiß auf dem schmalen Grat zwischen Hard- und Postcore, angereichert mit einem Hauch von Garage bekommen wir auf der Debüt-EP von Jug aus Winnipeg, Kanada geliefert - astreine Qualität mal wieder von der immer zuverlässigen Krachschmiede Neon Taste Records aus Vancouver. Dieser Sound verkörpert genau die raubeinig-kaputten Qualitäten, die ich in diesen Genres immer suche und klingt dabei aber jederzeit halbwegs durchdacht und solide gebaut Unter anderem mag man da Vergleiche ziehen zu so Bands wie Acrylics, Mystic Inane, Arse, Daydream, Video, Crisis Man, frühen Bad Breeding… und es gibt sogar eine überraschende Spur von '77 New York in My Bodie's Doomed zu bewundern!
Ähnliches lässt sich auch über die Debüt-LP von Innuendo aus Wisconsin sagen - und zwar in einer empfindlich dümmeren, gleichwohl aber auch freudig popotretenden und wunderbar primitiven Variante davon. Das Teil ist zuletzt bei Unlawful Assambly und Roach Leg Records erschienen und darauf finden die irgendwie so einen goldenen Mittelweg zwischen simpler und dummer oldschool Hardcore-Energie und KBD-getränkter Garage-Demenz - bewährte Zutaten werden hier auf eine Art zelebriert, die sich noch immer ausgesprochen frisch und lebendig anfühlt.
Nach einer noch etwas wechselhaften Kassette vor vier Jahren und anschließend einer Reihe von Kollaborations-EPs mit Leuten wie Eyes And Flies, Science Man und Ricky Hell, kommt nun das neueste Album sowie eine begleitende Extended Play-Kassette von Nervous Tick and the Zipper Lips aus Buffalo, New York hier angespült. Ihre bislang rundeste Veröffentlichung ist das geworden und die Mischung aus Post-, Garage- und Synth-Punk plus einem leichten Anflug von Industrial kommt so in etwa rüber wie ein gesunder Konsens aus, sagen wir mal, Droids Blood, Beef und The Spits. Weit davon entfernt, das Rad neu zu erfinden, aber immer ordentlich ernergisch, eingängig und effektiv.
iPad Baby aus Glassboro, New Jersey, sind mir zuerst im letzten Herbst mit einer durchaus Spaß bereitenden Debüt-EP aufgefallen, aber ihr neuestes EP / Mini LP-Dingens ist mal eine so viel bessere, konsistentere Angelegenheit. Hier geht die bekloppte Energie und Kreativität einfach durch die Decke und verschmilzt zu einem schicken neuen Klumpen des völlig entgleisten Wahnsinns, der garantiert auf Zustimmung treffen wird bei anspruchsvollen Genießern aller Arten wundersamer Audio-Unfälle im Dunstkreis des Egg-, Synth- und Garage Punk, von so Bands wie Zoids, The Gobs, Mateo Manic, Prison Affair, Metdog, Nuts oder Nubot555.
Heilige Scheiße, ist es jetzt wirklich schon fünf Jahre her seit der letzen LP von einer der prägendsten Bands, die wie kaum eine andere ihre unübersehbaren Spuren in die aktuelle Garage Punk-Ära eingebrannt hat? Mir schien es jedenfalls gar nicht so und das liegt möglicherweise genau daran, dass der Einfluss ihrer patentierten Mischung aus intelligentem, verspielt-verwinkeltem und ausgefuchstem Garage- und Art Punk so allgegenwärtig ist - Bands wie Dumb, Vintage Crop, Pinch Points, Aborted Tortoise, Reality Group, Yammerer und Patti sind da nur die Spitze des Eisbergs von Bands, die sich zumindest phasenweise mehr oder weniger offensichtlich von Uranium Club inspirieren ließen. Auf ihrer bislang vierten LP erweitern Uranium Club erneut ihr Klangspektrum und warten mit deutlich gereiften Songwriting-Skills auf, die sich vor allem in den langsameren Nummern perfekt entladen wie etwa in der folkig-schrammeligen fast-schon-Ballade Tokyo Paris L.A. Milan, die unter anderem Qualitäten von so Bands wie Wireheads, Tyvek und The UV Race in sich vereint, oder in dem von einem starken Television-Vibe durchzogenen The Ascent. Genau wie alle vorherigen Alben der Band ist das mit sofortiger Wirkung als Instant-Genreklassiker zu handeln und wer das anders sieht kann mich mal!
Der Nachfolger zum sensationellen letztjährigen Debüt-Tape AN/AL des New Yorker Garage Punk-Zauberers Jean Mignon hat etwas weniger stilistische Vielfalt an Bord als jenes, gleicht das aber vollkommen aus durch einen durchweg empfindlich erhöhten Energielevel seiner schnörkellosen Garage Punk-Klopper hier, unaufhaltsam vorangetrieben, hochentflammbar und mit mehr als nur einem Hauch von Proto Punk im Allgemeinen und der New Yorker Szene ca. '74-'77 im Speziellen.
Ein volles Fass ungesund zuckerigen Vergnügens, die zweite EP dieser New Yorker. Die beschwören hier einen eingängig-kaputten Mix aus Synth- und Garage-, Art- und Eggpunk herauf, der irgendwie den Sweet Spot trifft zwischen den Klangwelten von… sagen wir mal Metdog, Smirk und Cherry Cheeks, ich glaub so ungefähr kommt das hin. Guter Scheiß!
Eine neue EP der Band aus San Antonio, Texas und wie immer freue ich mich verkünden zu dürfen, dass Sex Mex immer noch sehr nach Sex Mex klingen. Ihr Mix aus Garage- und Synth Punk, Noise- und Power Pop transportiert nach wie vor meisterhaft die Ästhetik der melodisch-eingängigsten Artefakte aus der alten Reatard-Ära. Zuverlässiger Scheiß, der auf keine dummen Ideen kommt und stattdessen einfach Melodien und Hooks abfackelt als gäbe es kein Morgen.
Die EP lässt sich hier leider nicht einbetten, aber drübven auf Bandcamp könnt ihr sie trotzdem hören.
Neuer Scheiß von den Lo-Fi Punks aus Olympia, Washington. Ihr wisst was auf euch zukommt: Mehr von dem vertrauten, auf die Spitze getriebenen Irrsinn der Garage-, Electro- und Fuzz Punk-Demenz für moderat desensibilisierte Menschen, der es darauf anlegt diene Lautsprecher zu zersägen, deine Seele zu verderben, dein Bier zu verschütten und zum Abschied auf den Teppich zu kotzen. Ganz schlechter Einfluss die Kinder, haltet euch besser fern.
Jake Robertson's Alien Nosejob ist ja immer für die eine oder andere Überraschung gut und auch die wie üblich via Anti Fade Records erschienene neue 7" macht da keine Ausnahme! The Executioner erstaunt dabei mit einem von ihm bisher noch nicht so gehörten, stark Richtung Post Punk tendierenden Sound in dem kühle elektrische Beats mit einem nicht weniger rigiden Konstrukt aus repetitiven Riffs zu einem fast schon etwas industrial-mäßigen Vibe verschweißt werden. West Side Story klingt dann nach einer deutlich vertrautereren Alien Nosejob-Formel - ein einfach gestrickter und doch sehr eleganter Garage Punk-Klopper basierend auf einem einzigen, exquisiten Riff, das so bis in alle Ewigkeit weiterspielen könnte aber praktischer Weise ausgeblendet wird, bevor es bleibende (Hör-)Schäden anrichten kann.