Die erste Langspiel-Kassette der Band aus Olympia, Washington - nach zwei nicht weniger geilen Tapes auf dem tollen Label Impotent Fetus - liefert mal wieder gehörig ab in Sachen des unvorhersehbaren, freimütig plündernden Hard- und Postcore mit zusätzlichen Inhaltsstoffen von Garage Punk und einem Anflug von Wahnsinn, kein bisschen daran interessiert sich althergebrachten Vorstellungen darüber zu fügen, wie sich dieses Ding namens Punkrock abzuspielen hat. Wenn man denn unbedingt muss, kann man den Krempel unter anderem in der Nähe von so unterschiedlichen Bands wie Das Drip, Warm Bodies, Vexx, Judy & The Jerks, Mystic Inane, Hotmom, Gen Pop oder Sniffany & The Nits vermuten.
Eine Band aus Pittsburgh, Pennsylvania zettelt hier eine vage vertraut klingende aber gleichwohl spektakuläre Detonation von catchy oldschooliger Hardcore-Energie mit einem gewissen Cowpunk-Vibe an, die irgendwo in den groben Parametern von Germs, Dicks, frühen Hardcore-Inkarnationen von Angst und Meat Puppets zu Werke geht. Auch jüngere Erscheinungen wie Fried E/m und Modern Needs stehen dem wohl nicht allzu fern.
Eine fette kleine aber erst noch zu pressende 7" von einer Band aus Sydney, die ein bisschen danach klingt als träfe eine stacheligere Version der Lithics mit dem lärmigen Post Punk von Brandy zusammen, dem Noisecore von Shove, einem ganz leichten Hauch von Wipers und den altertümlichen Noise Rock-Relikten von World Domination Enterprises.
Nach ihrem schon ziemlich geilen 2019er Demo verschieben die Dregs aus Austin ihren Sound ein gutes Stück weg von dessen stärker im Garage- und Fuzz Punk verwurzelten Vibes hin zu einem etwas schwieriger einzuordnenden Mix aus Einflüssen irgendwo von den Tellerrändern des 80er und frühen 90er Hard- und Postcore. Unter anderem meine ich manche Echos von X (der US-Band), Dicks und Flipper zu hören, aber auch von Postcore-Acts wie Gray Matter und Drive Like Jehu an anderer Stelle. Auch Vergleiche zu aktuelleren Bands wie Vexx, Cel Ray, Gen Pop or Little Ugly Girls sind mit etwas Glück nicht voll daneben getippt.
Waste Man gehören neuerdings wohl nicht mehr in New Orleans sondern in New York City zum Inventar, ansonsten bleiben die sich auf ihrer neuesten EP aber durchaus treu, womit ich vor allem meine: weiterhin total unberechenbar und äußerst spannend in ihrem ganz eigenen Süppchen, das sie an der Grauzone zwischen Post Punk, Postcore und eine Hauch von Americana aufkochen - letztere Tendenz ist hier aber weniger offensichtlich als noch auf der letzten LP. Besondere Aufmerksamkeit verdient diesmal ein sechsminütiger Schwelbrand namens White Horse der sich in etwa aufspielt wie eine Fusion aus frühen Shellac, Slint, Jawbox und Fugazi.
Wie eine stinkende Pfütze purer Hard- und Noisecore-Abscheu, trägt dieses schnieke Tape der New Yorker einen ausgeprägten Flipper- und No Trend-Vibe zur Schau, hat aber auch einige Ähnlichkeit zu jüngeren Genre-Artefakten etwa der Marke Soupcans, C-Krit, Stinkhole, Crisis Man, Black Button oder Mystic Inane.
Synth Punk-Wunderkind Klint brauche ich hier ja inzwischen nicht mehr vorzustellen. Seine Seite dieser genialen Splitkassette liefert drei neue Artefakte abgeschöpft aus diesem bodenlosen Quell der Kreativität, den der Typ scheinbar von ganz von alleine channelt sobald es ihm jemand erlaubt, irgendwo ein Kabel einzuklinken. Die Italiener Orrendo Subotnik auf der anderen Seite erschaffen einen ganz anderen aber nicht weniger begeisternden Klangkosmos. Nachdem die letztes Jahr noch mit einem ultra-rohen zweiten Tape Wellen schlugen, gewinnt ihr Sound hier einen deutlich schärferen Fokus. Das ist eine ganz eigenwillige Mischung, die etwa dem Noise Pop und Fuzz Punk der frühen No Age, Male Bonding oder Tiger! Shit! Tiger! Tiger!, düster-noisy-melodischem Post Punk á la Die! Die! Die!, Piles oder Times Beach, einen definitiv eher Hard-/Postcore-mäßigen Energielevel verpassst sowie das volle Breitwand-Drama von Lower oder frühen Iceage… und das ist nur die Spitze des Eisbergs hier.
Punter hatten schon 2020 ein ausgezeichnetes Demo abgeliefert, ihre neue EP auf Drunken Sailor Records manövriert ihren Sound aber nochmal auf ein ganz neues Niveau. Dabei kombiniert die Band die Stärken etwa von so oldschool "Heavy" Metal und Hard Rock-infizierten Garagenacts wie Polute, Cheap Heat, Cement Shoes oder Stiff Richards, dem breitbeinig rockenden Hardcore Punk etwa von Cutters und Cülo und nicht zuletzt der wuchtigen Postcore-Attacke von Dollhouse, Acrylics, Flea Collar mit dem breitwandigen Drama, der Wut und Melancholie von Pist Idiots und Jackson Reid Briggs & The Heaters.
Eine wunderschön altmodische 7" einer Band aus Leeds, die darauf einen Sound zwischen den groben Koordinaten von Math Rock, Postcore und Noise Rock kreiert und eindeutig dem Dischord-Sound der 90er bis 00er Jahre Tribut zollt - und insbesondere auch Bands wie etwa Jawbox, Autoclave, Hoover, Lungfish oder Q and not U.
Die Band aus Greenville, South Carolina lässt einen exzellenten Krawall von der Leine, der irgendwo zwischen den Rädern von Garage Punk, Post Punk und Postcore für ordentlich Reibung sorgt und gewisse Ähnlichkeiten sowohl zu aktuellen Bands á la Mystic Inane, Big Bopper, Dollhouse, Cutie, Wymyns Prysyn, Crisis Man hat… als auch zu klassischem Material im Fahrwasser von Drive Like Jehu, Hot Snakes, Nation Of Ulysses, Rites of Spring or Gray Matter.