Nach einem sauguten Demo und einer EP weiß man inzwischen ja, was man von der Band aus Philadelphia zu erwarten hat; wer die früher schon nicht mochte wird auch das neue Tape hassen. Saumäßig drückendes Zeug zwischen Fuzzpunk, Hard- und Postcore mit Metal- und Sludge-Elementen gibt es also erneut zu hören, den man als eine etwas chaotischere Variante von Tarantüla mit einem Hauch von Mystic Inane oder Fried Egg beschreiben könnte.
Das erste Album nach über dreißig Jahren mit neuem Material der Bostoner Hardcorelegende stand unter einem schlechten Stern, ist dessen Finanzierung doch Teil des Kollateralschadens geworden, den das Pledgemusic-Debakel hinterlassen hat. Den Unterstützern wird geraten, die Zahlung bei ihrem zuständigen Kreditinstitut anzufechten, denn die Band wird davon nichts zu sehen bekommen und das besagte Unternehmen hat mit seinen verantwortungslosen Geschäftspraktiken schon genug Kohle veruntreut.
Einen offiziellen Release hat die Platte letztendlich dennoch verpasst bekommen und ist unter anderem - DIY wie eh und je - über ihre eigenen Homepage zu bekommen. Es ist selten genug, dass eine Gruppe nach ihrer Wiedervereinigung zu mehr als einer adäquaten Oldies-Band taugt. The Proletariat können mich aber einwandfrei überzeugen mit einem ausgesprochen runden, selbstsicheren Postcore-Sound, der einerseits ihre Vergangenheit reflektiert, an dem andererseits aber auch die Genre-Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte nicht spurlos vorbei gegangen sind. In Würde zu altern ist eben, allen anders lautenden Behauptungen zum Trotz, auch für Punks eine realistische Option.
Das Szenebollwerk Sorry State Records aus Raleigh, North Carolina macht einen auf Flex Your Head und haut eine ambitionierte Compilation in Form einer Doppel-LP raus, die in satten 49 Songs von 19 Bands als Momentaufnahme der örtlichen Punkszene verstanden werden will. Wenn auch tendenziell das räudig oldschoolige Hardcoregedöns in mal mehr, mal weniger origineller Daseinsform dominiert, kann man sich kaum über mangelnde Vielfalt beklagen - American Idylls klingt wie ein Rundumschlag von so ziemlich vielem, was auch dieses Blog antreibt, und das auf überwiegend sehr starkem bis grandiosem Niveau. Einige Bands, die hier schon mal vorgekommen sind und andere, die ich besser mal im Auge behalte. Keine Zweitverwertung, sondern zu 100% exklusives Material wurde hier verbraten. Vielleicht die essenzielle Punkcompilation in diesem Jahr.
Wow. Das ist ja mal eine Platte die ich nicht so richtig einordnen kann. Gleichermaßen angepisstes wie auch unberechenbares Zeug irgendwo zwischen Noise, Post Punk, Hard- und Postcore, das jederzeit ein paar Dellen und einen ordentlichen Dachschaden aufweist, dennoch keineswegs sperrig, sondern ausgesprochen zugänglich rüber kommt. Mir fällt spontan kein auch nur halbwegs treffender Vergleich ein und das ist an sich schon mal eine stolze Leistung.
Mit der neuen EP haben Bad Breeding aus dem britischen Stevenage erneut einen waschechten Gewinner am Start. Ihre zwei Hammeralben haben bisher ja schon mal Maßstäbe gesetzt - in ihrer speziellen Nische aus Hard- und Postcore, Noiserockigem Sägewerk und oldschooligem Vorwärtsdrang macht ihnen derzeit niemand was vor. Auf der neuen Platte läuft nun das Beste von beiden - die konzentrierte Wucht des ersten und der etwas wüstere Sound des zweiten Albums - zusammen. Abandonment ist genau die Platte, die man sich von ihnen gewünscht hat.
Da hat sich Static Shock Records mal wieder einen glatten Volltreffer geangelt. Auf dem Debütalbum der Beta Blockers aus Sheffield kommt einem ein ebenso räudiger wie auch gnadenlos drückender Klangbastard entgegen aus Punk, Hard-/Postcore und einer absolut blickdichten Wand aus Noise. Damit befindet sich die Platte in unmittelbarer Nähe zu anderen aktuellen Bands wie Bad Breeding, Arse oder Acrylics.
Irgendwie ist es mir im letzten Jahr entgangen, dass die britisch-brasilianische Band ihre zweite EP veröffentlicht hat. Die entpuppt sich jedenfalls mal wieder als ein schön kompromissloser Brocken aus Noise, Sludge, Post- und Hardcore.
Room 101 One Man Band ist das Projekt eines gewissen Robert (Roburt?) Reynolds aus New Orleans, der hiermit nach einigen EPs seinen ersten (mehr-oder-weniger-)Langspieler abliefert. Darauf gibt's ganz wunderbar abgefuckten Krawall zu hören, der auf ausgesprochen schräge Art und Weise zwischen Garage, Math- & Noise Rock, Post Punk und Hardcore rumspackt. Das klingt öfter mal nach Big Black in einer verdrehten Garage-Parallelwelt, nach dem irren Noisecore von Soupcans oder Vulture Shit. Aus diversen Dokus und mehr oder weniger bekannten Filmen zusammengeklaute Visuals werden gleich mitgeliefert.
Eine gelungene Überraschung, das Debütalbum dieser Band aus Madison, Wisconsin; damit konnte in der gegenwärtigen Musiklandschaft wirklich niemand rechnen. Ihr stacheliger Sound klingt wie eine wilde Anhäufung aus so ziemlich allem, was sich im US-Punk der frühen bis mittleren 80er nicht an die damals schon weitgehend in Stein gemeißelten Punk- und Hardcore-Konventionen halten wollte. Man kann jetzt natürlich parallelen zu den offensichtlichsten Acts wie frühe Hüsker Dü, Mission Of Burma, Sonic Youth oder Dinosaur Jr ziehen, aber das trifft nicht so wirklich den Kern der Sache. Eher passt da schon der Hardcore-lastige Vorgänger letztgenannter Band, Deep Wound, nach denen sie gleich einen Song benannt haben. Überhaupt ist das Herz dieser Platte in den eher halb-bekannten Bands der besagten Zeitspanne zu suchen wie etwa Saccharine Trust, Live Skull, Angst, Das Damen oder ganz frühe Meat Puppets. Der halbe SST-Katalog hat hier scheinbar Pate gestanden. Das alles präsentiert sich in einem wunderbar unperfekten Klangteppich, der genau das richtige Maß an LoFi-Knarz mitbringt. Auch wer sich nach der genialen ersten Milk Music EP etwas verprellt von dessen Nachfolgern fühlte und auch einen fiesen, Streit suchenden Zwillingsbruder davon vertragen kann, wird hier dran seinen Spaß haben.
Eine derbe aber keineswegs stumpfe Lärmattacke liefern Humiliation aus Phoenix auf ihrem zweiten Kurzspieler ab. Das bewegt sich irgendwo im Umfeld von Hard-/Postcore und Noise, erinnert mich dabei ein wenig an den dreckigen, druckvollen Postcore von Bad Breeding oder an aktuelle Bollerbands á la Sesso Violento, Dauðyflin oder Impulso.