Diese schicke Kassette auf Weather Vane Records von einer Band, die unter anderem Mitglieder mit Vintage Crop gemein hat, zieht mich sofort in ihren Bann mit einer absolut zeitlosen Spielart des eleganten, formvollendeten Power Pop, der sich insbesondere durch weit über'm Durchschnitt operierendes Songwriting-Handwerk absetzen kann. Denkt dabei mal an solch mehr oder weniger aktuelle Bands wie Bed Wettin' Bad Boys, Tommy and the Commies, Bad Sports, The Wind-Ups, Datenight, Ex-Gold, Vacation, Mr. Teenage, Yups, Frozen Teens… pick your poison! Auch wenn das ganze etwas einseitig beladen ist mit den meisten Hits auf der A-Seite und einem klaren Durchhänger in der zweiten Hälfte, schafft es das Album dennoch mit dem rausschmeißer Hold Music, sich zu einem glorreichen Finale aufzuschwingen wie eine zwischendrin ähnlich richtungslos dahin dümpelnde Twin Peaks Staffel 2. Guter Trick!
Diese New Yorker Band ist irgendwie ein seltsames, dem Zeitgeist trotzendes Biest, das seiner Neigung zum Punk, Grunge und Indie Rock der späten '80er bis frühen '90er ungezügelten Lauf lässt. Auch wenn der erste Song hier ganz unsubtil Nirvana betitelt ist, würde ich sie eher mit frühen Mudhoney und der lärmigen, frühen Inkarnation der Pixies vergleichen, mit weiteren Anleihen von, sagen wir mal, U-Men, Scratch Acid und Drive Like Jehu. Im Grunde also genau die Art von Band, die vor so ca. 15 Jahren, auf dem vorübergehenden Gipfel der ersten 90er-Nostalgiewelle, diverse Pitchfork-Schreiberlinge feucht im Schritt werden ließ. Heute hingegen ist diese Platte eine obskure, schrullige Kuriosität und das macht sie für mich umso liebenswerter.
Schön, diese Engelsstimme wieder singen zu hören! Erst vor wenigen Wochen meldete sich Shogun, der den meisten hier wohl als das Frontmann-Nervenbündel von Royal Headache bekannt sein dürfte, mit der Debüt-EP von Finnoguns Wake eindrucksvoll zurück, einem Duo, das er zusammen mit Finn Berzin gegründet hat (vergessen wir dabei aber auch nicht die tolle 2018er Shogun and the Sheets 7"). Jetzt gibt es ohne allzu große Vorwarnung noch die erste EP einer weiteren neuen Band von ihm hinterhergeschoben, auf der sie vom Songmaterial her dem alten Royal Headache-Vibe ziemlich nahe kommen, wenngleich sie sich dabei ein gutes stück weit vom sägenden Garage-Sound weg, hin zu einer etwas polierteren Ästhetik zwischen den Parametern von geradlinigem, melodischen Punkrock, Noise- und Power Pop bewegen und obendrein mit einem unerwarteten Leatherface-Einschlag aufwarten. Geil!
Ein Fixpunkt in der Garagenszene der letzten Jahre ist zurück mit einer diesmal wieder etwas größer angelegten LP via Erste Theke Tonträger, nachdem die vergangenen paar Jahre eher durch ein Stück weit unter dem Radar fliegende Kassetten- und Digital-Releases geprägt waren. Das Ding hier kommt nicht weniger eklektizistisch daher als besagte jüngere Veröffentlichungen, aber gleichzeitig auch um einiges fokussierter, entschlossener und konsistenter als das vorhergegangene Geschepper. Das Zeug umspannt ein Spektrum aus kräftig vorangehendem Post Punk (When It's Gone, A.P.A.C.) , melancholischen Indie Rock-Balladen (Texas Cloud), flauschigem Synth-Pop (Let U Know), geradeaus-rockenden Garage-/Fuzz Punk-Explosionen - reichlich Speck zum festbeißen und alles zusammengehalten von Vinny Earley's immer selbstsicheren, häufig brillianten Songwriting-Fähigkeiten. Mit Weekend Shadows und Carryon gibt es dann zu guter Letzt noch zwei dieser göttlichen Power-/Fuzz Pop-Ohrwürmer wie sie der Typ einfach perfektioniert hat.
Zuerst war ich mir ja nicht so sicher, ob diese Angelegenheit nicht etwas zu entspannt wird für meinen Geschmack, aber letztendlich kann mich auch dieses mal wieder die schiere Kraft des Songwritings überzeugen auf einem Album, das irgendwie den Eindruck einer gemischten Tüte von Outtakes und sonstigen Krümeln erweckt - ein Eindruck der durchaus stimmen könnte und noch bestärkt wird davon, dass die Songs hier einfach alphabetisch sortiert sind. Die Songs selbst sind aber durchweg makellose A-Ware.
Diese Band aus Oshkosh, Wisconsin braut hier eine Reihe erfinderischer und wandlungsfähiger Anachronismen zusammen, grob in den Parametern von Post Punk und Postcore, Garage Punk und klassischem 90er Indie Rock agierend, was in der heutigen Landschaft wunderbar fehl am Platz und aus der Zeit gefallen rüberkommt. Das hat z.B. diesen gewissen 90er Dischord und Toch and Go-Feel in Songs wie Phthalate Mates und dem psychedelisch groovenden, epischen Rausschmeißer Clumsy Ascetic. Eine Spur von Protomartyr gibt es in Locks Fasten, psychedelische Blüten treibt The Delivery und Songs wie Radio Static haben ein bisschen was von Swervedriver. Darüber hinaus mag man sich an Sachen erinnert fühlen wie die Post Punk und Postcore-Acts Batpiss, Stuck und Bench Press, Bands auf der Schewlle zwischen Garage- und Post Punk á la Tyvek, Parquet Courts oder Flat Worms und nicht zuletzt auch Bands an den melodisch-schrammeligen Tellerrändern von Post- und Art Punk wie Gotobeds, Sleepies, Tape/Off und Shark Toys.
Was für ein verdammtes Juwel! Paul Caporino, der Mann hinter dem kultigen, seit gut vier Jahrzehnten bestehenden Garage Punk und Power Pop-Projekt M.O.T.O. setzt wieder einen Fuß in die Öffentlichkeit mit einem neuen Batzen von fuzzigen Songartefakten, die hier mal wieder im bewährten Solo 4-Spur Lo-Fi Modus daherkommen. Los geht es mit einem verfickten Motörhead-Cover und was der Herr daraufhin an Songmaterial abfackelt ist ein einziges Feuerwerk an Hooks, Riffs und Melodien, eines seiner hochwertigsten Bündel an Ohrwürmern ohne Frage, ein modernes Meisterwerk des LoFi-Pop wenn ihr mich fragt! Viele der Songs gab es auch schon mal bei irgendeiner Gelegenheit zu hören aber ganz ehrlich, wen interessiert's? Das Ding hier spult sich ab wie ein all-killer-no-filler Best Of seines kreativen Outputs der vergangenen zwei Dekaden, präsentiert in frischen und bislang ungehörten Recordings.
Brillianter neuer Scheiß von Leuten, die unter anderem auch schon bei Melbourne's berüchtigt rohen Postpunkern Sewers und der geringfügig zugänglicheren Indie Rock/Post Punk-Combo Love Of Diagrams mitgespielt haben. Was die uns hier vorsetzen, ist erneut mal wieder relativ weit draußen - ein stark Folk-lastiges Gemisch in welchem der in Americana getränkte Punk von, sagen wir mal, Angst mit ein bisschen 80er Scientists zusammenstößt sowie einem Hauch britischer Psychedelia und auch reichlich vom frühen Paisley Underground-Geschrammel. Eine tiefe Melancholie, die mich hin und wieder an die Indie-/Noise Rocker Kitchens Floor aus Brisbane erinnert, bricht sich Bahn in nichts desto Trotz saumäßig catchy Melodien, verpackt in einer seltsam vernebelten Klangästhetik. In anderen Momenten kommt mir der melodische Post Punk von The Estranged in den Sinn oder der relaxte Power Pop von frühen White Fence, The Cairo Gang. Als weitere halbwegs plausible Referenzen bieten sich außerdem noch Bands wie Damak, Chronophage, Dead Finks, Refedex und The Molds an.
Diese Band aus San Antonio, Texas begeistert mit einem Zeitsprung zu den melodischeren Bereichen des 80er Punk, Indie- und College Rock, der auf der melodisch-verschrammelten Seite klar von so einschlägigen Hausnummern á la Hüsker Dü, Replacements, Moving Targets, Guided By Voices und auch etwas Dinosaur Jr. inspiration bezogen hat, aber auch einer Spur von frühen Naked Raygun in den simpler vorwärts rockenden Nummern ist zu erkennen. Zusammengehalten wird das alles von reibungsfreiem Songhandwerk, das auch bei jüngeren Bands wie etwa Booji Boys, Bad Sports, TV Crime oder Bed Wettin' Bad Boys nicht fehl am Platz wäre.
Brillianter Scheiß schwappt da mal wieder aus dem Hause Total Punk Records an unsere Ufer! Die Band hat unter anderem Mitglieder von GG King, Predator, Wymyns Prysyn and Uniform (die aus Atlanta, nicht das New Yorker Duo…) an Bord aber der offensichtlichste Vergleich wären dabei die zwei letztgenannten Bands - insbesondere das melancholische Geschrammel von Uniform prägt auch hier den Vibe entscheidend mit. Darüber hinaus erinnert mich das ganze aber auch stark an die australischen Noise-/Post Punk-Götter Kitchen's Floor in dieser Kombination aus scharfkantigen, rauen Texturen, einer Songkunst die gleichzeitig als sperrig und tieftraurig aber auch melodisch und catchy daherkommt, durchzogen von einer allumfassenden Melancholie. Außerdem mag man hier und da an den schrammelfuzzigen Post Punk von City Yelps denken oder, in dem melodischsten Momenten, an den Noise Pop der frühen Treehouse. Ein ausgesprochen vereinnahmendes, episches Klangerlebnis, das an einem Stück genossen werden möchte. Irgendwie selten geworden, sowas.