Eine entzückende Ladung relaxter, jederzeit etwas schief liegender Psychedelic- und Garage Punk-Jams von einer Band aus Toronto. Das hat durchaus einen gewissen US Protopunk-Vibe und darüber hinaus einen unübersehbaren Space-/Acid Rock-Einschlag, was ein bisschen rüberkommt wie 'ne Mischung aus den noch recht frischen LPs von Jean Mignon, Peace de Résistance oder auch geringfügig älterem Scheiß von Faux Ferocious oder frühen White Fence. Geht ja mal sowas von klar, das!
Garage Punk mit einer seltsamen thematischen Fixierung auf Mopeds und Arschlöcher von einem New Yorker Typen, der hier auch stark nach seiner Heimatstadt so ca. '73-'77 klingt, irgendwo im groben Umfeld der Dolls, Modern Lovers und Dead Boys mit zusätzlichen Echos der weiteren frühen US-Szene á la Pagans, Black Randy and the Metrosquad in den relaxteren Momenten und einer klaren Kante der australischen Szene, von The Saints und Radio Birdman, in den wilderen Songs.
Nach einem noch etwas durchwachsenen Erstling im letzten Jahr ist das neueste Album der Berliner mal ein massiver Sprung nach vorne in so ziemlich jeder Hinsicht - die Songsubstanz ist hier durchweg erste Wahl und spiegelt sich in einer wuchtigen, tighten Performance, festgehalten in einem Mid-Fi Sound der ihnen ebenfalls deutlich besser steht. Soundmäßig bedient man sich klar aus einer langen Abstammungslinie des Proto- und oldschooligen Garage Punk - offensichtlich natürlich Stooges, MC5 oder Death und nicht weniger prominent gucken auch Dead Moon und etwas Wipers um die Ecke. Besonders scheinen aber australische Bands wie Saints, Radio Birdman, Scientists ihre Spuren zu hinterlassen, ganz zu schweigen von dem Fuzzpunk One-Hit-Wonder God, das seinerzeit scheinbar über die Laufzeit einer einzigen göttlichen A-Seite aufflammte und ausbrannte, um dann nie mehr dessen Klasse zu erreichen. S.U.G.A.R. hingegen zeigen noch keine Abnutzungserscheinungen sondern liefern hier acht mal astreine Qualität ohne Ausfälle.
Als die verzaubernde 2020er Debüt-EP dieses New Yorker Typen gelandet war, hatte ich noch keinen blassen Schimmer, wer hinter diesen entrückten Klängen stecken könnte. Stellt sich heraus: Es ist niemand geringeres als Moses Brown, anderweitig bekannt als die Frontsau von Institute. Macht irgendwie Sinn, rückblickend… keine Ahnung warum ich da nicht selbst drauf gekommen bin. Auf dem ersten Langspieler entfaltet sich jetzt ein etwas vollkörniger, aber nach wie vor ziemlich minimalistischer Sound in voller Bandbesetzung, der einfach wunderbar fehl am Platz wirkt - eine nebulöse Zeitkapsel falscher Erinnerungen, die frühe Stränge des Proto-, Art- und Post Punk zu einem plausibel wirkenden Mandela-Effekt verwebt.
Viereinhalb spaßige Schrammelorgien der stark Proto Punk-inspirierten Machart von einemTypen, der zufällig auch bei Toe Ring mit am Werk ist. Das Zeug klingt ein bisschen nach 'ner Mischung aus Peace De Resistance, Woolen Men und Honey Radar plus einem Hauch von Modern Lovers.
Na das ist ja mal ein bemerkenswerter Scheiß hier. Der minimalistische Garage Rock auf dem Tape eines New Yorker Typen (oder einer Band, ist etwas unklar) klingt geradezu wie ein verlorenes Protopunk-Relikt, würde aber auch auf einer typischen Messthetics-/Homework Compilation nicht weiter auffallen. Die eingeschrumpfte Percussion, abgekämpften Vocals, spärlichen Arrangements und Lo-Fi Produktionswerte verleihen diesen Songs eine ganz spezielle Qualität, die gleichermaßen roh und schlaftrunken rüberkommt.
Dieses Tape von Super X aus Melbourne ist inzwischen alles andere als neu, aber auch viel zu gut um hier nicht erwähnt zu werden. Darauf entfaltet sich ein Klangspektakel, bei dem alter Garage-/Proto Punk á la Stooges der Fun House-Ära auf abgespacete Sounds zwischen Destruction Unit und frühen Telescopes trifft, auf dem Weg aber auch noch ein paar Spuren von kontemporärem Post Punk mitschleift.
Garage Punk aus Montreal, gesponnen aus hochendzündlicher Songsubstanz und verfeinert mit Momenten von Surf- und Cowpunk. Hartnäckige Melodien, die auch bei den Herren Steve Adamyk oder Ricky Hell nicht fehl am Platze wären treffen auf einen zurückgelehnten und dennoch entschlossen vorwärts gehenden Sound, der 'n bisschen was von Paul Jacobs oder auch mal Wireheads hat… oder von Protopunk á la Modern Lovers, wie er sich z.B. in Women on Drugs heraus pellt.
Nach einer Handvoll selbstveröffentlichter Tapes und EPs überrascht die neue Mini-LP auf Feel It Records der Garagepunks aus Toronto mit einem ausgeprägten Art-/Protopunk-Vibe. Modern Lovers fallen mir da am prominentesten auf und in der Gegenwart schlagen unter anderem David Nance und Apache Dropout in eine ähnliche Kerbe. Keine weltbewegende Neuheit also, aber nichts desto Trotz sehr, sehr gut.
An zeitgenössischem Psychedelic- und Space-Gedöns mangelt es dieser Tage ja keineswegs, wohl aber an Bands die sich trauen, die allzu ausgetretenen Pfade zu verlassen und diesen ergrauten, schon längst etwas abgestanden riechenden Genres ein wenig Frische zu entlocken. Writhing Squares sind da eine so lobenswerte wie auch hochpotente Ausnahme. Eine Hälfte des Duos aus Philadelphia ist ansonsten noch bei den Postpunkern Taiwan Housing Project anzutreffen, der andere Typ hat bei den stilistisch etwas näher gelagerten Purling Hiss seine Finger mit drin. 2016 fielen mir die beiden schon mal mit einem sehr appetitlichen Minialbum auf, aber der Nachfolger davon ist noch mal ein ganz anderes Biest, dessen Sound einerseits eine deutliche Entschlackungskur durchlaufen hat, andererseits aber genau dadurch stark an Form gewonnen hat und ein wenig so klingt als träfen sich mal Suicide, mal eher Big Black mit Hawkwind (oder heute eher: Destruction Unit), Chrome und MC5 zu einer bekifften Jamsession. Die minimal-Instrumentierung aus 70er Roland-Style LoFi-Beats, Bass und wahlweise mit Saxofon oder kosmischen Synth-Sequenzen obendrauf, verpasst der Sache eine ganz eigene Klangfarbe.