Cartoon - Nyuck Nyuck Boing!

Das ist ja mal ein bril­li­an­ter Scheiß, auf den ich so nicht vor­be­rei­tet war. Ent­spricht mal so­was von gar nicht dem Zeit­geist und hat klar sei­nen ganz ei­ge­nen Wil­len. Jau, das Zeug fühlt sich ir­gend­wie alt an. Ich bin auch ir­gend­wie alt, des­halb mag ich das. Man stel­le sich vor, Sac­cha­ri­ne Trust, Mi­nu­temen, Swell Maps und The Pop Group trä­fen sich für ein ok­kul­tes Ri­tu­al, um ei­nen ver­ges­se­nen Acid Rock-Dä­mon aus den 60ern zu be­schwö­ren, das Re­sul­tat ei­ner un­hei­li­gen Ver­mäh­lung von Psych- und Math-Rock. Klar steckt des­sen Na­se ein paar Mil­li­me­ter weit im ei­ge­nen Arsch­loch, aber das ge­hört ja auch zum gu­ten Ton in die­sen Gen­res. Ver­mut­lich habt ihr an die­sem Punkt schon ent­schie­den, ob ihr den Krem­pel liebt oder hasst. Ich per­sön­lich fin­de das, was die Grup­pe aus Phil­adel­phia hier hal­lu­zi­niert aus­ge­spro­chen knor­ke! Das ge­hört ein­fach… le­ga­li­siert, so­was!

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Nervous Tick and the Zipper Lips - The Monochromatic Mind Of… /​ More Monochromatic

Nach ei­ner noch et­was wech­sel­haf­ten Kas­set­te vor vier Jah­ren und an­schlie­ßend ei­ner Rei­he von Kol­la­bo­ra­ti­ons-EPs mit Leu­ten wie Eyes And Flies, Sci­ence Man und Ri­cky Hell, kommt nun das neu­es­te Al­bum so­wie ei­ne be­glei­ten­de Ex­ten­ded Play-Kas­set­te von Ner­vous Tick and the Zip­per Lips aus Buf­fa­lo, New York hier an­ge­spült. Ih­re bis­lang run­des­te Ver­öf­fent­li­chung ist das ge­wor­den und die Mi­schung aus Post-, Ga­ra­ge- und Syn­th-Punk plus ei­nem leich­ten An­flug von In­dus­tri­al kommt so in et­wa rü­ber wie ein ge­sun­der Kon­sens aus, sa­gen wir mal, Dro­ids Blood, Beef und The Spits. Weit da­von ent­fernt, das Rad neu zu er­fin­den, aber im­mer or­dent­lich ern­er­gisch, ein­gän­gig und ef­fek­tiv.

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Arse - Kaputt.

Es hat für die Band aus Syd­ney so et­wa ein hal­bes Jahr­zehnt da­für ge­braucht aber tat­säch­lich gibt's hier nun ih­re drit­te EP zu be­glup­schen, in ih­rem vol­len Glanz und end­lo­sen Spek­ta­kel. Ih­re ur­ei­ge­ne Fu­si­on aus Noi­se Rock, Hard- und Post­co­re hält die ner­vö­se En­er­gie der Vor­gän­ger auf­recht aber schraubt gleich­wohl ge­nug an den Pa­ra­me­tern rum um span­nend zu blei­ben, zum Bei­spiel in Shame Bomb, wor­in sich ein von ih­nen bis­lang un­ge­hör­ter Sinn für Me­lan­cho­lie breit macht. An­de­rer­seits kommt man jetzt in Songs wie Le­vel Skip­per und Prick in the Fran­ger wie­der ziem­lich nah an das Tem­po und den Zer­stö­rungs­le­vel des De­büts her­an nach der et­was zu­rück­hal­ten­de­ren Safe Word-EP, wäh­rend Tracks wie Night Shift Blues er­neut all den Dreck und Schmod­der des old­schoo­li­gen Am­phet­ami­ne Rep­ti­le-mä­ßi­gen Ge­rif­fes mit zwei Fäus­ten voll un­nach­gie­bi­ger Hard­core-En­er­gie ver­ei­nen.

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Pork Belly - I'm Okay, You're Okay, Everything is Okay

Die zwei­te EP der Band aus San Fran­cis­co kommt zu uns aus der Schmie­de der kran­ken Schreib­tisch­tä­ter von Dis­con­ti­nuous In­no­va­ti­on Inc. und mar­kiert ei­ne be­ein­dru­cken­de Stei­ge­rung in Sa­chen En­er­gie, Struk­tur, Ele­ganz und sti­lis­ti­scher Viel­falt nach ei­ner be­reits aus­ge­spro­chen ap­pe­tit­li­chen De­büt-Cas­sin­gle in 2020. Im Jahr 2024 ruft ih­re chao­tisch-struk­tu­rier­te Mi­schung aus Post­co­re, Post- und Art Punk mit ei­ner mi­ni-Do­sis Ga­ra­ge mehr als je zu­vor die schmei­chel­haf­tes­ten Ver­glei­che her­vor zu Kra­wall­ma­chern im Fahr­was­ser et­wa von Ro­lex, Pat­ti, Rea­li­ty Group, Big Bop­per, Warm Bo­dies, Ura­ni­um Club und Bran­dy.

Alien Nosejob - Cold Bare Facts

Ja­ke Robertson's Ali­en No­se­job ist ja im­mer für die ei­ne oder an­de­re Über­ra­schung gut und auch die wie üb­lich via An­ti Fa­de Re­cords er­schie­ne­ne neue 7" macht da kei­ne Aus­nah­me! The Exe­cu­tio­ner er­staunt da­bei mit ei­nem von ihm bis­her noch nicht so ge­hör­ten, stark Rich­tung Post Punk ten­die­ren­den Sound in dem küh­le elek­tri­sche Beats mit ei­nem nicht we­ni­ger ri­gi­den Kon­strukt aus re­pe­ti­ti­ven Riffs zu ei­nem fast schon et­was in­dus­tri­al-mä­ßi­gen Vi­be ver­schweißt wer­den. West Si­de Sto­ry klingt dann nach ei­ner deut­lich ver­trau­te­re­ren Ali­en No­se­job-For­mel - ein ein­fach ge­strick­ter und doch sehr ele­gan­ter Ga­ra­ge Punk-Klop­per ba­sie­rend auf ei­nem ein­zi­gen, ex­qui­si­ten Riff, das so bis in al­le Ewig­keit wei­ter­spie­len könn­te aber prak­ti­scher Wei­se aus­ge­blen­det wird, be­vor es blei­ben­de (Hör-)Schäden an­rich­ten kann.

Spewed Brain - Spewed Brain

Nach der deut­lich ro­he­ren, hard­core-las­ti­gen In­ter­na­tio­nal Hert­throb EP im letz­ten Jahr be­wegt die ir­gend­wo in In­dia­na an­säs­si­ge Band ih­ren Sound in ei­ne me­lo­di­sche­re, leicht egg-in­fi­zier­te Rich­tung, bleibt da­bei aber wun­der­bar ab­ge­fuckt und un­vor­her­seh­bar. In di­ver­sen Mo­men­ten er­in­nert mich das an ein so viel­fäl­ti­ges Bün­del von Bands wie, sa­gen wir mal, Trau­ma Harness, Print Head, Ex­white, The Gobs, Snoo­per, Ro­lex, Witch Piss oder Slim­ex.

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Vaguess - Thanks /​/​ No Thanks

Ein Fix­punkt in der Ga­ra­gen­sze­ne der letz­ten Jah­re ist zu­rück mit ei­ner dies­mal wie­der et­was grö­ßer an­ge­leg­ten LP via Ers­te The­ke Ton­trä­ger, nach­dem die ver­gan­ge­nen paar Jah­re eher durch ein Stück weit un­ter dem Ra­dar flie­gen­de Kas­set­ten- und Di­gi­tal-Re­leases ge­prägt wa­ren. Das Ding hier kommt nicht we­ni­ger ek­lek­ti­zis­tisch da­her als be­sag­te jün­ge­re Ver­öf­fent­li­chun­gen, aber gleich­zei­tig auch um ei­ni­ges fo­kus­sier­ter, ent­schlos­se­ner und kon­sis­ten­ter als das vor­her­ge­gan­ge­ne Ge­schep­per. Das Zeug um­spannt ein Spek­trum aus kräf­tig vor­an­ge­hen­dem Post Punk (When It's Go­ne, A.P.A.C.) , me­lan­cho­li­schen In­die Rock-Bal­la­den (Te­xas Cloud), flau­schi­gem Syn­th-Pop (Let U Know), ge­ra­de­aus-ro­cken­den Ga­ra­ge-/Fuzz Punk-Ex­plo­sio­nen - reich­lich Speck zum fest­bei­ßen und al­les zu­sam­men­ge­hal­ten von Vin­ny Earley's im­mer selbst­si­che­ren, häu­fig bril­li­an­ten Song­wri­ting-Fä­hig­kei­ten. Mit Weekend Shadows und Car­ry­on gibt es dann zu gu­ter Letzt noch zwei die­ser gött­li­chen Power-/Fuzz Pop-Ohr­wür­mer wie sie der Typ ein­fach per­fek­tio­niert hat.

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Paulo Vicious - Paulo Vicious /​ Beer - Beer II

Ei­ne wei­ter mys­te­riö­se Egg­punk-Bom­be hat ein­ge­schla­gen von ei­ner Band aus… ja wo ge­nau ei­gent­lich? Das La­bel ist in Tel Aviv und die Song­ti­tel, sagt mir Goog­le Trans­la­te, sind wohl por­tu­gie­sisch. Klang­lich wie­der­um wä­ren wohl die Gen­re-Over­lords Pri­son Af­fair aus Bar­ce­lo­na der tref­fends­te Ver­gleich mit wei­te­ren Ähn­lich­kei­ten zu Nuts aus Köln und aus­tra­li­schen Bands á la Set-Top Box, Eu­gh, Mid­gee und Re­se­arch Re­ac­tor Corp.. Dar­über hin­aus, wo­mit sich der Kreis nun schließt, wä­re auch noch Tel Aviv's ei­ge­ne Egg­punk-Sen­sa­ti­on Vic­tor als pas­sen­der Ver­gleich zu er­wäh­nen. Kurz ge­sagt: das ist mal wie­der hoch­ka­rä­tig wel­ten­bum­meln­der Qua­li­täts­scheiß, wo auch im­mer die­se Band ei­gent­lich her­kom­men mag.

Noch ein pas­sen­der Re­fe­renz­punkt wä­ren dann Beer aus Charles­ton, North Ca­ro­li­na und als wenn man vom Teu­fel spricht, hat die Biers­te Bier­band der Welt ge­ra­de eben­falls ih­re zwei­te EP ver­öf­fent­licht zu der auch so ziem­lich al­les aus dem vor­he­ri­gen Ab­satz oh­ne Ab­stri­che pas­sen wür­de. Statt mich al­so zu wie­der­ho­len emp­feh­le ich ein­fach, den Scheiß or­dent­lich auf­zu­dre­hen. Ich bin si­cher dei­ne Nach­barn wer­den sich vor Be­geis­te­rung in die Ho­se pis­sen.

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MKVulture - Terminal Freakout

Ein dich­tes, Noi­se-ge­la­de­nes Post Punk-Spek­ta­kel ent­fal­tet sich auf der De­büt-EP die­ser Band aus Rich­mond, Vir­gi­nia zu vier auf­wän­dig kon­stru­ier­ten Songs, die jetzt schon ei­nen voll aus­ge­reif­ten und selbst­si­che­ren Ein­druck hin­ter­las­sen. Zeit­wei­se hat das mal die­sen ge­wis­sen Vi­be von Straw Man Ar­my, er­wei­tert um sub­ti­le Spu­ren von Poi­son Ruïn. An­de­re Mo­men­te er­in­nern mich an ei­ni­ge der me­lan­cho­li­sche­ren, Song-ori­en­tier­ten Post Punk-Acts des ver­gan­ge­nen Jahr­zehnts wie frü­he Es­tran­ged, Pu­blic Eye, Cri­mi­nal Code, Brui­sed, VHS, Was­te Man und so­gar die Boll­wer­ke Wy­myns Pry­syn und Institute/Mothers's Milk aus At­lan­ta tau­gen als Ver­glei­che.

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Aus - Der Schöne Schein

We­ni­ge Bands ha­ben den Ber­li­ner Post Punk-Vi­be der ver­gan­ge­nen paar Jah­re zu so ei­ner mi­ni­ma­lis­tisch-sprö­den Es­senz her­un­ter­ge­kocht wie Aus mit den ver­gan­ge­nen zwei LPs. Die­se 7" lie­fert jetzt das ers­te neue Ma­te­ri­al nach fast vier Jah­ren Stil­le und dar­auf öff­net sich er­drü­cken­de Tris­tesse der ver­gan­ge­nen Plat­ten ein Stück weit mit ei­nem für sie un­ge­wohnt wir­ken­den Sinn für cris­pe Groo­ves - ein ir­gend­wie auch not­wen­di­ger Ta­pe­ten­wech­sel und ei­ne neu­ge­won­ne­ne An­triebs­kraft, die ei­nen plau­si­blen Weg vor­wärts weist für ei­ne Band, die Ver­än­de­run­gen bis­her eher ab­ge­neigt schien.