Aufregender Scheiß im Spannungsfeld zwischen Noise Rock, Postcore und Garage Punk auf der neuesten EP dieser Band aus Tokyo, die sich obendrein als ausgesprochen vielseitig und wandlungsfähig präsentiert. Proto-Being stürmt direkt los wie eine Mischung aus Multicult, Tar und Drive Like Jehu. Slug hat dann mehr einen melodischen Vibe, der an Bands wie Bitch Magnet, Polvo und Chavez erinnert. Evidence verströmt einen Acid-getränkten Proto Punk-Vibe als träfen z.B. MX-80 auf frühe The Men und einen Hauch von Wipers. Zu guter Letzt ist dann in Disconnect noch so eine gewisse Hot Snakes-meet-Nation Of Ulysses-Energie am Start.
Ein neuer Trading Wreckage Release - das verspricht immer willkommenen Nachschub an vage No Wave-inspirierten Unsäglichkeiten. Das hier ist aber noch mal ein ganz anderes Kaliber… In dieser aktuellen Inkarnation ist The Bozo Big Shit Garbage Band wohl eine reine Soloangelegenheit von Tony Shit aka Reese McLean und vermutlich noch ein Arsch voll anderer Pseudonyme, welcher auch integraler Bestandteil von Bands wie Gay Cum Daddies, Eat Avery's Bones, Bukkake Moms, Flesh Narc und noch einigen weiteren war oder ist. Ein Fundament aus No Wave-Experimenten ist auch hier noch durchaus greifbar, aber weniger menschliches Chaos bei den Recordings hat sich hier offensichtlich auch in einem entsprechend weniger wirren Klangbild niedergeschlagen. Das ist immer noch so kreativ und unvorhersehbar wie man es von bisherigen Veröffentlichungen des Typen gewohnt ist, wird dabei aber in so strukturierte, eingängige und kraftvoll vorangetriebene Bahnen geleitet wie man es bisher noch nicht von ihm gehört hat. Mal hat das etwas von Bands an der Schnitstelle von Garage-, Post- und Art Punk wie etwa The UV Race, Soft Shoulder, Shark Toys oder Parquet Courts, in anderen Augenblicken klingt das als kollidierte der 90er Noise rock aus der AmRep- oder Touch&Go-Ecke auf Mittachtziger The Fall.
Nach einem unerhört spannenden 2021er Demo legt die Band aus Kopenhagen ein nicht weniger aufregendes Debütalbum nach. Einerseits ist das ein seltsam vertrauter Sound, in dem die lokalen Legenden Lower und (frühe) Iceage sicher ihren Fingerabdruck hinterlassen haben - einen ähnlichen Vibe aus überlebensgroßem Drama hat das, welches sich in chaotisch-emotional-kompromisslosen Performances entlädt - zusätzlich zu weniger bekannten Kopenhagener Bands wie Melting Walkmen, Echo People und Spines. Andererseits steht das aber auch fest auf eigenen Füßen nicht zuletzt dank felsenfester Songfundamente und einer Fülle netter Überraschungen wie den Black Metal-Anleihen im Instrumental The World Says Its Name, einem deutlichen Morricone-Vibe und Murderer-artigem psychedelischem Cowpunk-Nebel in Drive of Distress, während Light and Fire und This Is How I Die einen gewissen Poison Ruïn-Vibe in sich tragen. Zu guter letzt kollidiert dann im Rausschmeißer-Track The Dream ordentlich viel Rites of Spring- und Dag Nasty-Energie mit etwas 90er Samiam, Leatherface sowie geringfügig jüngeren Noisepop-Acts á la Star Party, Times Beach, No Age, Male Bonding oder Joanna Gruesome.
Fünf Minuten der betörenden Geräusche und des strukturierten Chaos', zu superdichten, kurz angebundenen Song-Konstrukten verkantet von einer israelischen Band. Gleichermaßen wuchtig, eklektisch und verspult, bewegt sich das irgendwo im Sweet Spot zwischen Post Punk, Noise Rock und Garage Punk - ein freidrehender Sound aus alles-ist-erlaubt, der mich an so Bands wie zum Beispiel Big Bopper, Brandy, Patti, Reality Group oder Cutie denken lässt.
Zeitloser und minimalistisch-hypnotischer Psychedelic-Krenpel in einer besonders sturen und repetitiven Machart von dem Franzosen Remy Pablo der, wenn ich das richtig sehe, auch in so Bands wie The Anomalys und Weird Omen seine Finger drin hat. Man kann klare Echos der alten Schule von Bands wie MX-80, Chrome, frühen Telescopes and Metal Urbain erkennen, aber gleichermaßen auch von jüngeren Vertretern á la Peace de Résistance, A Place To Bury Strangers, Jean Mignon and Writhing Squares.
Beef aus Cincinnati setzen auf ihrer zweiten EP ein hochflammbares Cocktail in Brand mit Grundzutaten aus den Graubereichen von Noise Rock, Post-, Garage- und Synth Punk… ein bisschen wie ein chemisch instabiler Mix aus Busted Head Racket, Brandy, R.Clown, ISS, Spyroids und Knowso, herunterkondensiert zu fast schon '70er/'80er The Fall-mäßiger Repetition und Simplizität.
Eine schön überwältigendes Schlammbad aus Noise-versifftem Postcore, die Debüt-EP dieser Band aus Minneapolis die klar auch einige DNA der lokalen Noise Rock-Geschichte geerbt hat, ohne dabei aber altbacken zu klingen - mich erinnert das vor allem an jüngere Bands á la Dollhouse, Launcher, Mystic Inane, Wymyns Prysyn and Optic Nerve… und vielleicht noch einem gewissen Aroma von Hot Snakes obendrein.
Ich hatte diese Band aus San Francisco schon ziemlich aus den Augen verloren, die jetzt überraschend mit einem Nachfolger zu ihrem beeindruckenden 2019er Album aufwartet. Die neue EP präsentiert ihren verschrobenen Sound an den Tellerrändern von Noise Rock, Hard- und Postcore in etwas roherer aber gleichzeitig auch verfeinerter Form, die reichlich Echos von einigen der herausragenden Noise- und Weirdcore-Phänomenen jüngerer Zeit beinhaltet, unter anderem von Warm Bodies, Sniffany & The Nits, Vexx, Dots, Judy & The Jerks oder Mystic Inane.
Ein durchweg entzückendes Debütalbum von einer Band aus Philadelphia, an unser Ufer gespült vom lokalen Label SRA Records. Ich würde das hier mal als eine gemischte Grabbelkiste im besten Sinne beschreiben, eine exzentrische Fundgrube von leicht Cowpunk-infiziertem Art Punk, der sich einerseits irgendwo zwischen Garage- und Noise-lastigem Hardcorezeug bewegt dass vage an frühe Electric Chair oder Soupcans erinnert, und auf der anderen Seite, diverse Echos alter Bands im Umfeld von '80er Noise Rock und Proto-Grunge beinhaltet wie z.B. U-Men, Scratch Acid, Volcano Suns, Butthole Surfers, Minutemen, Saccharine Trust, Feedtime und ganz frühe Meat Puppets, um nur mal ein paar der offensichtlicheren Vergleiche zu nennen.
Irgendwie hatte ich ja meine leichten Zweifel an dieser Platte (keine Ahnung, vielleicht war es die etwas polierte Produktion? Bäh, verständliche Lyrics!) aber jetzt nach Begutachtung des ganzen Albums muss ich zugeben dass es sich wiederholt um ausgesprochen geilen Scheiß handelt, was die Band aus Chicago hier von der Leine lässt und inkrementell sogar noch die hohen Standards vorheriger Veröffentlichungen übertrifft mit ihrem durchweg schlauen und ausgefuchsten Postcore, der in manchen Augenblicken etwa an Bands wie Batpiss, Meat Wave, Bench Press, Bloody Gears erinnern mag oder an etwas älteres Zeug von Tunic, Pile oder USA Nails, an verkanteten Postpunk á la Lithics, Pill und Marbled Eye und nicht zuletzt kommt dabei auch immer wieder ein Hauch von Jawbox, Smart Went Crazy, Q and not U oder mitt-'90er Fugazi auf.