Cartoon - Nyuck Nyuck Boing!

Das ist ja mal ein bril­li­an­ter Scheiß, auf den ich so nicht vor­be­rei­tet war. Ent­spricht mal so­was von gar nicht dem Zeit­geist und hat klar sei­nen ganz ei­ge­nen Wil­len. Jau, das Zeug fühlt sich ir­gend­wie alt an. Ich bin auch ir­gend­wie alt, des­halb mag ich das. Man stel­le sich vor, Sac­cha­ri­ne Trust, Mi­nu­temen, Swell Maps und The Pop Group trä­fen sich für ein ok­kul­tes Ri­tu­al, um ei­nen ver­ges­se­nen Acid Rock-Dä­mon aus den 60ern zu be­schwö­ren, das Re­sul­tat ei­ner un­hei­li­gen Ver­mäh­lung von Psych- und Math-Rock. Klar steckt des­sen Na­se ein paar Mil­li­me­ter weit im ei­ge­nen Arsch­loch, aber das ge­hört ja auch zum gu­ten Ton in die­sen Gen­res. Ver­mut­lich habt ihr an die­sem Punkt schon ent­schie­den, ob ihr den Krem­pel liebt oder hasst. Ich per­sön­lich fin­de das, was die Grup­pe aus Phil­adel­phia hier hal­lu­zi­niert aus­ge­spro­chen knor­ke! Das ge­hört ein­fach… le­ga­li­siert, so­was!

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Arse - Kaputt.

Es hat für die Band aus Syd­ney so et­wa ein hal­bes Jahr­zehnt da­für ge­braucht aber tat­säch­lich gibt's hier nun ih­re drit­te EP zu be­glup­schen, in ih­rem vol­len Glanz und end­lo­sen Spek­ta­kel. Ih­re ur­ei­ge­ne Fu­si­on aus Noi­se Rock, Hard- und Post­co­re hält die ner­vö­se En­er­gie der Vor­gän­ger auf­recht aber schraubt gleich­wohl ge­nug an den Pa­ra­me­tern rum um span­nend zu blei­ben, zum Bei­spiel in Shame Bomb, wor­in sich ein von ih­nen bis­lang un­ge­hör­ter Sinn für Me­lan­cho­lie breit macht. An­de­rer­seits kommt man jetzt in Songs wie Le­vel Skip­per und Prick in the Fran­ger wie­der ziem­lich nah an das Tem­po und den Zer­stö­rungs­le­vel des De­büts her­an nach der et­was zu­rück­hal­ten­de­ren Safe Word-EP, wäh­rend Tracks wie Night Shift Blues er­neut all den Dreck und Schmod­der des old­schoo­li­gen Am­phet­ami­ne Rep­ti­le-mä­ßi­gen Ge­rif­fes mit zwei Fäus­ten voll un­nach­gie­bi­ger Hard­core-En­er­gie ver­ei­nen.

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MKVulture - Terminal Freakout

Ein dich­tes, Noi­se-ge­la­de­nes Post Punk-Spek­ta­kel ent­fal­tet sich auf der De­büt-EP die­ser Band aus Rich­mond, Vir­gi­nia zu vier auf­wän­dig kon­stru­ier­ten Songs, die jetzt schon ei­nen voll aus­ge­reif­ten und selbst­si­che­ren Ein­druck hin­ter­las­sen. Zeit­wei­se hat das mal die­sen ge­wis­sen Vi­be von Straw Man Ar­my, er­wei­tert um sub­ti­le Spu­ren von Poi­son Ruïn. An­de­re Mo­men­te er­in­nern mich an ei­ni­ge der me­lan­cho­li­sche­ren, Song-ori­en­tier­ten Post Punk-Acts des ver­gan­ge­nen Jahr­zehnts wie frü­he Es­tran­ged, Pu­blic Eye, Cri­mi­nal Code, Brui­sed, VHS, Was­te Man und so­gar die Boll­wer­ke Wy­myns Pry­syn und Institute/Mothers's Milk aus At­lan­ta tau­gen als Ver­glei­che.

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Knowso - Pulsating Gore

Know­so aus Cleve­land, Ohio ge­hö­ren klar zu den ei­gen­wil­ligs­ten und ein­präg­sams­ten Bands der ver­gan­ge­nen paar Jah­re. Auch ihr neu­es­ter Lang­spie­ler zeigt sie in aus­ge­spro­chen star­ker Ver­fas­sung. Ih­re Ver­schmel­zung aus Post Punk, Noi­se- und Math Rock ist ge­nau so ver­schro­ben und wun­der­lich wie auch tight, ri­gi­de und kan­tig, kom­bi­niert ei­ne schein­bar sehr me­tho­disch-ma­the­ma­ti­sche her­an­ge­hens­wei­se mit ei­nem Aus­maß an Spaß und Cat­chy­ness, wie man es in die­sem Gen­re-Um­feld eher nicht er­war­ten wür­de. Die­se Band dreht nach wie vor so ziem­lich ihr ei­ge­nes Ding, aber wenn Ver­glei­che un­be­dingt sein müs­sen, dann bie­ten sich un­ter an­de­rem so Bands wie Bran­dy, Lan­dow­ner und Big Bop­per an, oder viel­leicht auch Nag in ih­ren et­was zu­gäng­li­che­ren Mo­men­ten.

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Soft Shoulder - It's A Small World After

(…) so fo­kus­siert wie schon lan­ge nicht mehr (…) schrieb ich an­läss­lich ih­res letz­ten Al­bums Smi­le Building's Exit. "Hold my beer…" sagt dar­auf­hin die Band aus Tem­pe, Ari­zo­na und schüt­telt ei­ne wei­te­re LP aus dem Är­mel, zur glei­chen Zeit auf­ge­nom­men wie der Vor­gän­ger und mit ei­nem so­gar noch­mal et­was ein­gän­gi­ge­ren Ge­samt­vi­be. Ihr pa­ten­tier­ter Mix mit Ele­men­ten aus so­wohl ak­tu­el­len wie auch al­ter­tüm­li­chen Post Punk-Zau­ber­tricks, old­schoo­li­gem Noi­se Rock und stark No Wa­ve- und 80er The Fall-in­spi­rier­ten Lärm­ex­pe­ri­men­ten hat noch nie so hell ge­fun­kelt, so cat­chy und rund ge­klun­gen wie auf die­ser Plat­te.

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Luggage - Hand Is Bad

Das Trio Lug­ga­ge aus Chi­ca­go hat sich über die ver­gan­ge­nen acht Jah­re als ein ech­tes Boll­werk be­wie­sen des un­ver­fro­ren ex­zen­tri­schen, dis­so­nan­ten und sper­ri­gen Noi­se Rock, Post­co­re und Math Rock, den sie ty­pi­scher­wei­se zu ei­nem Kriech­tem­po her­un­ter dros­seln. Mit der Zeit sind sie nur noch kom­pro­miss­lo­ser ge­wor­den, ei­ne Ent­wick­lung die jetzt in ih­rem neu­es­ten un­för­mi­gen Klum­pen von ei­ner LP gip­felt - er­neut ein Aus­bruch von schwer­ver­dau­li­chem Lärm, der stark in der Schuld von so Bands wie Slint, Tar und Shel­lac steht. Wenn ich ei­nen ak­tu­el­le­ren Ver­gleich wäh­len müss­te, wä­ren wohl auch Be­ha­vi­or (ins­be­son­de­re ihr spek­ta­ku­lä­res zwei­tes Al­bum Bit­ter Bit­ter) ei­ne taug­li­che Re­fe­renz.

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Flat Worms - Witness Marks

Flat Worms ge­hö­ren frag­los zu den zu­ver­läs­sigs­ten Acts der letz­ten Jah­re - man weiß im gro­ben, was man zu er­war­ten hat aber auch dass es gut wird und je­des mal ge­nug fri­sche Ideen mit­bringt, um span­nend zu blei­ben. Selbst­re­dend kann die neu­es­te LP auch nicht ent­täu­schen. Ihr ganz ei­ge­ner Sound zwi­schen den Wel­ten von Ga­ra­ge Punk, Noi­se Rock und Post Punk pul­siert so tight und en­er­gisch wie eh und je, kommt da­bei viel­leicht aber noch ei­ne spur ver­spiel­ter und ab­wechs­lungs­rei­cher rü­ber als zu­vor. In SSRT ver­mi­schen sich die mar­kan­ten Groo­ves von Wire und Te­le­vi­si­on zu ei­nem sub­til krau­ti­gen Kon­strukt. Time Warp In Exi­le fühlt sich in et­wa an wie ei­ne Fu­si­on von The Cow­boy mit Spray Paint… ähn­li­ches könn­te man auch dem das Al­bum ab­schlie­ßen­den Ti­tel­track be­schei­ni­gen, aber der borgt sich de­fi­ni­tiv auch ein paar Ele­men­te vom Ruts-Klas­si­ker It Was Cold.

Sor­ry folks, es gibt kei­nen kom­plet­ten Al­bum­stream den ich ein­bet­ten kann, aber drü­ben bei Sound­cloud gibt es das gan­ze Ding zu hö­ren..

Dizzy Daze - Proto-Being

Auf­re­gen­der Scheiß im Span­nungs­feld zwi­schen Noi­se Rock, Post­co­re und Ga­ra­ge Punk auf der neu­es­ten EP die­ser Band aus To­kyo, die sich oben­drein als aus­ge­spro­chen viel­sei­tig und wand­lungs­fä­hig prä­sen­tiert. Pro­to-Be­ing stürmt di­rekt los wie ei­ne Mi­schung aus Mul­ti­cult, Tar und Dri­ve Li­ke Je­hu. Slug hat dann mehr ei­nen me­lo­di­schen Vi­be, der an Bands wie Bitch Ma­gnet, Pol­vo und Cha­vez er­in­nert. Evi­dence ver­strömt ei­nen Acid-ge­tränk­ten Pro­to Punk-Vi­be als trä­fen z.B. MX-80 auf frü­he The Men und ei­nen Hauch von Wi­pers. Zu gu­ter Letzt ist dann in Dis­con­nect noch so ei­ne ge­wis­se Hot Sna­kes-meet-Na­ti­on Of Ulys­ses-En­er­gie am Start.

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The Bozo Big Shit Garbage Band - It's My Move

Ein neu­er Tra­ding Wrecka­ge Re­lease - das ver­spricht im­mer will­kom­me­nen Nach­schub an va­ge No Wa­ve-in­spi­rier­ten Un­säg­lich­kei­ten. Das hier ist aber noch mal ein ganz an­de­res Ka­li­ber… In die­ser ak­tu­el­len In­kar­na­ti­on ist The Bo­zo Big Shit Gar­ba­ge Band wohl ei­ne rei­ne So­lo­an­ge­le­gen­heit von To­ny Shit aka Ree­se McLean und ver­mut­lich noch ein Arsch voll an­de­rer Pseud­ony­me, wel­cher auch in­te­gra­ler Be­stand­teil von Bands wie Gay Cum Dad­dies, Eat Avery's Bo­nes, Buk­ka­ke Moms, Fle­sh Narc und noch ei­ni­gen wei­te­ren war oder ist. Ein Fun­da­ment aus No Wa­ve-Ex­pe­ri­men­ten ist auch hier noch durch­aus greif­bar, aber we­ni­ger mensch­li­ches Cha­os bei den Re­cor­dings hat sich hier of­fen­sicht­lich auch in ei­nem ent­spre­chend we­ni­ger wir­ren Klang­bild nie­der­ge­schla­gen. Das ist im­mer noch so krea­tiv und un­vor­her­seh­bar wie man es von bis­he­ri­gen Ver­öf­fent­li­chun­gen des Ty­pen ge­wohnt ist, wird da­bei aber in so struk­tu­rier­te, ein­gän­gi­ge und kraft­voll vor­an­ge­trie­be­ne Bah­nen ge­lei­tet wie man es bis­her noch nicht von ihm ge­hört hat. Mal hat das et­was von Bands an der Schnit­stel­le von Ga­ra­ge-, Post- und Art Punk wie et­wa The UV Race, Soft Should­er, Shark Toys oder Par­quet Courts, in an­de­ren Au­gen­bli­cken klingt das als kol­li­dier­te der 90er Noi­se rock aus der Am­Rep- oder Touch&Go-Ecke auf Mitt­acht­zi­ger The Fall.

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Pleaser - Pleaser

Nach ei­nem un­er­hört span­nen­den 2021er De­mo legt die Band aus Ko­pen­ha­gen ein nicht we­ni­ger auf­re­gen­des De­büt­al­bum nach. Ei­ner­seits ist das ein selt­sam ver­trau­ter Sound, in dem die lo­ka­len Le­gen­den Lower und (frü­he) Iceage si­cher ih­ren Fin­ger­ab­druck hin­ter­las­sen ha­ben - ei­nen ähn­li­chen Vi­be aus über­le­bens­gro­ßem Dra­ma hat das, wel­ches sich in chao­tisch-emo­tio­nal-kom­pro­miss­lo­sen Per­for­man­ces ent­lädt - zu­sätz­lich zu we­ni­ger be­kann­ten Ko­pen­ha­ge­ner Bands wie Mel­ting Walk­men, Echo Peo­p­le und Spi­nes. An­de­rer­seits steht das aber auch fest auf ei­ge­nen Fü­ßen nicht zu­letzt dank fel­sen­fes­ter Songfun­da­men­te und ei­ner Fül­le net­ter Über­ra­schun­gen wie den Black Me­tal-An­lei­hen im In­stru­men­tal The World Says Its Na­me, ei­nem deut­li­chen Mor­rico­ne-Vi­be und Mur­de­rer-ar­ti­gem psy­che­de­li­schem Cow­punk-Ne­bel in Dri­ve of Distress, wäh­rend Light and Fire und This Is How I Die ei­nen ge­wis­sen Poi­son Ruïn-Vi­be in sich tra­gen. Zu gu­ter letzt kol­li­diert dann im Raus­schmei­ßer-Track The Dream or­dent­lich viel Ri­tes of Spring- und Dag Nasty-En­er­gie mit et­was 90er Sa­mi­am, Lea­ther­face so­wie ge­ring­fü­gig jün­ge­ren Noi­se­pop-Acts á la Star Par­ty, Times Beach, No Age, Ma­le Bon­ding oder Jo­an­na Grue­so­me.

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