Fand ich den letzten Langspieler des Garagenrockers aus Montreal stellenweise etwas überladen, liefert der gute Mann hier ein vergleichsweise flauschiges, entspanntes Fuzz-Kissen ab. Wie von ihm gewohnt ist das eine ordentlich vielseitige Angelegenheit, die sich auch gerne mal Abstecher in psychedelischen Nebel leistet und so schnell keine Langeweile aufkommen lässt.
Ian Svenonius (u.a. Nation Of Ulysses, The Make Up, Weird War, Chain & The Gang) konnte auch in diesem Jahr nicht still sitzen. Zum einen wäre da der neue Langspieler seines Soloprojekts Escape-ism. The Lost Record ist gerade erst frisch gepresst und angeblich schon verloren. Auf die Ohren gibt's mehr von seinem leicht Suicide-infizierten, minimalistischen Meta-Rock'n'Roll und natürlich bringen die Lyrics einen wieder abwechselnd zum schmunzeln, nachdenken und rätseln. Ein besserer Kandidat für eine "verlorene" aber keineswegs ungeliebte Platte ist der zweite Langspieler von XYZ, dem gemeinsamen Projekt von Svenonious und dem Franzosen Didier Balducci a.k.a. Memphis Electronic, der dem einen oder anderen vielleicht als Teil von u.a. Dum Dum Boys und NON! bekannt ist. Die Platte wurde nämlich bereits zum Jahresbeginn mit ca. null Promotion ausgerollt und fiel mir erst im Zuge der neuen Escape-ism auf. Jedenfalls zeigt sich Svenonius hier wie schon auf dem Vorgänger von seiner zugänglichsten, spaßigsten, tanzbarsten Seite.
Ich hatte jetzt keine so großen Erwartungen an das neue Album der Band aus Melbourne, nachdem die letzte EP und das Split-Tape mit Wash zwar schon ganz nett waren, aber nicht annähernd die hohe Trefferquote des Debüt-Tapes erreichten. Jetzt ist also ihr erster Langspieler raus und belehrt mich eines besseren, denn darauf ist die Band wieder richtig in ihrem Element. Sie kennen zwei Betriebsmodi: Klar ist da wieder der räudige Garage Punk/ Pub Rock von ausgesprochen australischer Prägung zu finden, der auch das Debüt dominierte. Alles schon sehr gut, aber die anderen, meistens von Schlagzeugerin Seattle Gallagher gesungenen Powerpop-Nummern sind die eigentlichen Highlights und verpassen dem Album eine ganz besondere Würze.
Casper Tengberg aus dem schwedischen Vänersborg macht auf seinem zweiten Langspieler genau da weiter wo der Vorgänger aufgehört hat, das Songmaterial macht dabei aber einen konsistenteren Eindruck und hat offensichtlich ein Quäntchen mehr Feinschliff erfahren. Natürlich klingt sein charmanter Sound zwischen rumpeligem Garagengedöns und eingängigem Fuzzpop immer noch schön Lo-Fi. Unter der knarzigen Oberfläche verbergen sich so einige hartnäckige Ohrwürmer.
Schöne 7" einer pariser Band. Auf der A-Seite prallen die markanten Vibes von New Order und The Clean aufeinander. Auf der B-Seite gibt es dann enstpannten Garage Rock mit psychedelischer Note auf die Ohren. Gefällt.
In meinen Augen vermochten es die bisherigen Veröffentlichungen der Straight Arrows aus Sydney nicht so recht aus dem unüberschaubaren Sumpf von soliden aber uninspirierten Garagenbands herauszustechen. Ganz anders ist das auf ihrer neuesten 7", auf der sie zwar ebenfalls das Rad nicht neu erfinden, dafür aber songmäßig zwei mal voll ins Schwarze treffen.
Hinter dem Alias Contributors verbirgt sich die Kollaboration von einer alteingesessenen Szenegröße und einer weitaus jüngeren Underground-Hausnummer; beide haben einen unermüdlichen Output, den Hang zum Experiment und eine vollkommene Gleichgültigkeit gegenüber den Launen und Trends der gegenwärtigen Musikszene gemeinsam. Und doch könnten sie unterschiedlicher kaum sein. Dabei ist es erstaunlich, wie gut sie sich auf dieser Platte ergänzen.
Also Katze aus dem Sack: Es handelt sich um die Garageninstitution Dan Melchior, der aktuell mit seiner Band Das Menace unterwegs ist und um die Texanische Experimental-, Noise- und Postpunk-Formation Spray Paint, die an Beobachtern dieses Blogs und genrell an Freunden des etwas abseitigeren Lärms sicher nicht vorbei gegangen ist. Die sechs ausufernden Songs auf Contributors weisen einen ausgeprägten Jam-Charakter auf und in der Tat entstand diese Musik spontan im Laufe einer einwöchigen Aufnahmesession.
Auf Songebene klingt das immer erstaunlich homogen, aber man kann auch ziemlich gut ausmachen, wessen Songideen wann das musikalische Fundament bilden. Das Album ist offensichtlich zweigeteilt. In der ersten Hälfte dominiert der Klangteppich aus minimalistischen, repetitiven Grooves, Drones und Quasi-Loops, so wie die sich auch auf den vergangenen Spray Paint-Platten wiederfinden. In Verbindung mit Dan Melchiors markanter Fuzz-Gitarre und seinem unaufgeregtem Gesang bekommt das Ganze aber auch einen sehr krautigen, Neu!sigen Vibe verpasst.
In der zweiten Hälfte drehen sich die Verhältnisse dann spürbar um. Hier dominieren Melchiors Gitarrenspiel und ausgesprochen bluesige Songfundamente, die eigentlich nur aus seiner Feder stammen können. Jetzt ist es an Spray Paint, die Lücken auszufüllen. Und auch das muss man als durchweg gelungen bezeichnen. Selten erlebt man es, dass zwei derart gegensätzliche Acts sich selbst absolut treu bleiben und dennoch eine so tadellos funktionierende Symbiose eingehen.
Die Debüt-EP von Ounce aus Auckland, Neuseeland weckt das sofortige Bedürfnis, mehr von dieser Band zu hören. Denn was sie in diesen zwei Songs fabrizieren ist einfach mal ein verdammt geiler und ausgefuchster Garage/Psychedelic-Hybrid, den man so eher von der Kalifornischen Dwyer-Connection erwartet hätte. Satan II setzt sich dabei mit einem unverschämt gemeinen Groove in den Synapsen fest, der dem Songtitel durchaus gerecht wird. Dead Mirror geht dann etwas leichtfüßiger zur Sache, behält aber die chirurgische Präzision der Darbietung aufrecht und bezaubert nicht zuletzt aufgrund des hochdisziplinierten Drummings, dem man einen gewissen Jaki Liebezeit-Vibe nicht absprechen kann.
Eine äußerst stimmige Debüt-EP von einer Band aus Melbourne, die richtig Spaß macht in ihrer fluffigen Mischung aus 60s Garage- und Psychedelic Pop.
Da ist sie, die bereits dritte Veröffentlichung vom washingtoner Szeneveteran Ian Svenonius in diesem Jahr, nachdem es schon zwei Alben seiner aktuellen Band Chain And The Gang zu verarbeiten gab. Hinter dem Namen Escape-ism verbirgt sich sein aktuelles Solovehikel und dessen erster Langspieler kommt mit ausgesprochen minimalistisch Instrumentiertem, deutlich kruderem Garagenblues daher als man es von seinen jüngeren Projekten gewohnt ist. Das ist nicht ganz unähnlich zu seinem etwas älteren, teilelektronischen Seitenprojekt XYZ. Man stelle sich eine abgespeckte Version davon vor, die dann mit dem Minimal-Elektropunk alter Suicide Platten kollidiert. So ungefähr kommt das hin.