Nach einer sehr ordentlichen EP vor zwei Jahren ist jetzt der erste Langspieler der Band aus Portland gelandet und weiß durchaus zu gefallen mit einem Sound aus straightem Garagepunk und unterschwelligen Postpunk-Anleihen, der das Genre definitiv nicht neu erfindet, dafür aber konstant solide Qualität abliefert. Man darf sich etwas an The Intelligence oder eine abgemilderte Version von Ex-Cult erinnert fühlen.
Die Hälfte der Songs auf dem Langspieldebüt der Band aus Vancouver ist schon von der Anfang letzten Jahres erschienenen Maladies EP bekannt. Aber unter der produzierenden Aufsicht von Chris Woodhouse, der in der Vergangenheit unter anderem mit Thee Oh Sees, Fuzz und Ty Segall gearbeitet hat, wird sowohl das alte als auch das neue Songmaterial ins rechte Licht gerückt; ihr Garagerock mit Spuren von Psychedelic- und Shoegaze-Pop strahlt hier mit einer ganz neuen Präsenz.
Auch auf ihrem dritten Album haben es die Garagepunks aus Orlando nicht verlernt eine Spur der Verwüstung zu hinterlassen. Noch stärker als auf den früheren Platten spielen sie hier gekonnt mit klassischen Hardrock-Riffs. Sowas geht bei den meisten Bands ordentlich nach hinten los, aber Golden Pelicans machen vor, wie man sowas richtig macht, bewahren ihre Attitüde und Punk-Energie.
Toller Siebenzöller einer Band aus London. Die A-Seite begeistert mit verträumtem Noise-/Fuzzpop und einem leichten Shoegaze-Vibe. Die B-Seite ist dann ein simpler aber gekonnt dargebotener Garagerocker mit psychedelischem Unterton. Nicht nur für Orgel-Liebhaber zu empfehlen.
Zur Abwechslung hier mal seit langem wieder eine Band aus meinem näheren Umfeld. Frostitudes kommen aus Essen und haben zuletzt ihr Debütalbum veröffentlicht. Darauf gibt's stimmigen Garagepunk der eher traditionellen Machart und mit einem äußerst zurückgelehnten Vibe zu hören, dem sie gelegentlich auch mal einen gewissen psychedelischen Faktor verpassen.
Ian Saint Pé hat früher mal bei den Garagerockern The Black Lips (nein, die haben sich nicht aufgelöst) die Gitarre bedient. Sein neues Projekt unter eigenem Namen hat uns jetzt sein erstes Album beschert und dessen Songs oszillieren zwischen garagigem Powerpop und vereinzelten psychedelischen Ausflügen. Dabei beweist Saint Pé ausgezeichnete Songwriting-Skills und ein geschicktes Händchen für eingängige Hooks.
Nameless Creations aus Warschau präsentieren auf ihrer aktuellen EP eine schön kräftig zubeißende Verschmelzung aus erdigem Garage Rock und Postpunk.
King Trash ist das neue Soloprojekt von Johnny Tex aus Cape Town, Südafrika, der in der Vergangenheit unter anderem bei The Future Primitives und The Dyna Jets mitgespielt hat. Die Debüt-EP überzeugt mal wieder mit relaxtem Garage Rock, ab und zu auch einem gewissen Surf-Vibe.
Okay, The Men haben also mal wieder 'ne neue Platte raus. Mal kurz Luft holen und zurückblicken. Auf ihren ersten beiden Alben Immaculada und Leave Home sorgten die New Yorker noch mit kompromisslosem Fuzzpunk für Aufsehen, wendeten sich dann auf Open Your Heart eklektizistischem Indierock und Postpunk zu, um dann mit den letzten beiden Alben New Moon und Tomorrow's Hits eine Transformation zu zunehmend relextem Retrorock abzuschließen.
Der neuen Platte blickte ich mit etwas gemischten Gefühlen entgegen, befürchtete ich doch, dass nach dem Ausscheiden von Bassist Ben Greenberg (der inzwischen bei Uniform wieder brachialen Lärm fabriziert) die Band komplett ihre Beißkraft verliert.
Aber es kommt ganz anders, auf Devil Music hauen uns The Men neun derbe, roh Produzierte Rocker um die Ohren, die in ihrer Intensität am ehesten an das zweite Album Leave Home erinnern. Nur, dass den frühen Alben der Band ein eher (post-)modernes Verständnis von Punk zugrunde lag. Im Gegensatz dazu gehen sie hier noch ein paar Jahre weiter zurück in der Zeit und erinnern weitgehend an Bands der frühen 70er Jahre zwischen Garagerock, Protopunk und Space Rock. Insbesondere MC5, The Stooges und frühe Hawkwind werden ins Gedächtnis gerufen.
Das lärmt wieder ganz formidabel, ohne dabei die Retro-Tendenzen der letzten Alben über Bord zu werfen. Bleibt nur zu hoffen, das sie in geraumer Zeit auch wieder den Weg zurück in die musikalische Gegenwart finden und nicht in einer ausgetretenen Retro-Sackgasse steckenbleiben.
Vorletztes Jahr überraschte Liam Kenny (früher unter anderem bei Bitch Prefect und Peak Twins aktiv) mit dem ausgesprochen eklektischen Coveralbum A Kenny For Your Thoughts. Auf seinem aktuellen Tape kehrt er wieder zurück zum erdigen Garagerock. Und zwar solchem von der spröden, monoton-repetitiven Sorte, entschlossen und kompromisslos.