Mo egg on ya face (Paulo Vicious /​ Dårskap /​ Gurk)

In jün­ge­rer Zeit hat es noch nie so et­was ge­ge­ben wie ei­ne schlech­te Wo­che für Egg­punk, aber die­se Wo­che war mal wie­der ganz be­mer­kens­wert hoch­wer­tig mit drei über­durch­schnitt­li­chen Ver­öf­fent­li­chun­gen. Pau­lo Vicious aus Tel Aviv dürf­te euch ja be­reits von der Är­sche tre­ten­den De­büt-EP im letz­ten Win­ter ein Be­griff sein. Der Nach­fol­ger da­von nimmt naht­los des­sen Strän­ge wie­der auf und er­zeugt wei­ter kran­ken Spaß am lau­fen­den Band mit star­ken Echos von Pri­son Af­fair, Set-Top Box, Nubot555 und oben­drein ei­ner glit­zern­den Pa­ti­na aus 8.Bit Chip­tu­nes. Dårs­kap aus Os­lo wie­der­um nä­hern sich den Egg-ver­wand­ten Sounds mit ei­nem ge­wis­sen Dun­ge­on Punk-Un­ter­ton und der sub­ti­le De­ath­rock-Vi­be wirft die Fra­ge auf, ob hier viel­leicht per­so­nel­le Über­schnei­dun­gen zur eben­falls aus Os­lo stam­men­den Band Mol­bo be­stehen, die es erst letz­te Wo­che an die­ser Stel­le zu be­stau­nen gab. Zu gu­ter Letzt lie­fern die Schwe­den Gurk vier neue At­ta­cken des ul­tra-cat­chy Egg-in­du­zier­ten Wahn­froh­sinns auf ei­ner neu­en EP, die ich mal durch­aus als ih­re bis­lang stärks­te be­zeich­nen möch­te.

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Klint - Somebody Cut Out My Brain

Wie­der mal be­rau­schend wie Kleb­stoff, die neue 2-Track-Sin­gle von Schles­wigs füh­ren­dem Vi­king Syn­th Punk-Zau­be­rer Klint. Klar gibt es da wie­der reich­lich Schät­ze aus grif­fi­gem Lied­gut zu ber­gen so­fern man es le­bend bis auf den Grund die­ser von Rat­ten be­sie­del­ten Sta­chel­gru­be schafft. Letz­te­res ist kei­ne Über­trei­bung, denn ins­be­son­de­re im Ti­tel­track lässt sich hier Klint's ein­zig­ar­ti­ge Äs­the­tik zu ganz neu­en Ab­grün­den aus kan­ti­gem Elek­tro­punk-Lärm her­ab und lässt sich aber kei­ner­zeit da­von ab­hal­ten, dem Pro­zess die vol­le La­dung von un­ter­schwel­lig per­vers an­mu­ten­dem Spaß ab­zu­ge­win­nen.

Molbo - Rettferdighetens Ridder /​/​ Kerozine - Living In A Nightmare

Zwei be­acht­li­che Ver­öf­fent­li­chun­gen mit mehr oder we­ni­ger star­kem Dun­ge­on Punk-Be­zug sind hier die­se Wo­che ge­lan­det. Erst­mal wä­re da die De­büt­kas­set­te von den Nor­we­gern Mol­bo, die ober­fläch­lich be­trach­tet vor al­lem die in letz­ter Zeit ja wie­der sehr schick­li­chen Ein­flüs­se aus '80er Goth, De­ath Rock und Post Punk vor sich her tra­gen. Gleich­zei­tig set­zen sie dem aber auch ei­ne un­wahr­schein­lich wir­ken­de, lau­ni­ge Egg­punk-Äs­the­tik ent­ge­gen und be­zie­hen reich­lich schrä­gen Spaß aus ei­nem Gen­re, das sich sonst ger­ne mal et­was zu ernst nimmt - was zu­ge­ge­be­ner­ma­ßen auch manch­mal sei­ne ganz ei­ge­ne un­frei­wil­li­ge Ko­mik mit sich bringt.

Das Duo Ke­ro­zi­ne aus Ips­wich, Eng­land hin­ge­gen nä­hert sich ei­ner ge­wis­sen Dun­ge­on-Äs­the­tik mehr aus dem Win­kel von glei­cher­ma­ßen ge­rad­li­ni­gem und be­zau­bernd noi­se-las­ti­gem Syn­th- und Elek­tro­punk, so ein­gän­gig wie auch trei­bend und schlag­kräf­tig. Die bes­ten halb­wegs ak­tu­el­len Ver­glei­che, die mir auf die Schnel­le so ein­fal­len wä­ren wie­der­um Bands wie et­wa Spy­ro­ids, O-D-EX, Drý­sild­jöfull, Chan­nel 83, C57BL/​6, Ex­po­se und Beef.

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O-D-EX - Breaker

Nach ei­ner in­zwi­schen schein­bar spur­los aus dem In­ter­net ver­schwun­de­nen, äu­ßerst ap­pe­tit­an­re­gen­den ers­ten EP vor zwei Jah­ren lie­fert jetzt Dirt­nap Re­cords das Lang­spiel­de­büt die­ser Band nach und in­zwi­schen gibt es auch ein paar be­last­ba­re Fak­ten da­zu. O-D-EX sind näm­lich ein Duo be­stehend aus nie­mand ge­rin­ge­rem als Ga­ra­ge Punk-Hoch­adel Mark Ryan (am be­kann­tes­ten als in­te­gra­ler Be­stand­teil von Ra­dio­ac­ti­vi­ty, Mind Spi­ders und Mark­ed Men) und ei­nem ge­wis­sen Mi­cah Why, des­sen bis­he­ri­ge Bands mir noch gar kein Be­griff wa­ren. Der mi­ni­ma­lis­ti­sche Syn­th Punk hat klar ein biss­chen den Vi­be der spä­ten Mind Spi­ders ge­erbt, aber ins­ge­samt ist das Zeug hier düs­te­rer, spar­sa­mer und ro­her mit ei­nem ge­wis­sen old­school-Vi­be, der un­ter an­de­rem die En­er­gie von Mi­ni­mal Man, Ner­vous Gen­der, Screa­mers, Units, Pri­mi­ti­ve Cal­cu­la­tors oder Vi­si­tors trans­por­tiert. Ge­nau­so kann man das aber auch plau­si­bel mit jün­ge­ren Zeit­er­schei­nun­gen ver­glei­chen wie Power­plant, Pow!, Spy­ro­ids oder et­wa ei­ner Mi­schung aus et­was fried­li­che­ren Lost Packa­ges, dem di­gi­ta­len Lo-Tech Wahn­sinn von Nubot555 und den mi­ni­ma­lis­tisch-wa­vigs­ten mo­men­ten von Di­gi­tal Lea­ther.

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Paulo Vicious - Paulo Vicious /​ Beer - Beer II

Ei­ne wei­ter mys­te­riö­se Egg­punk-Bom­be hat ein­ge­schla­gen von ei­ner Band aus… ja wo ge­nau ei­gent­lich? Das La­bel ist in Tel Aviv und die Song­ti­tel, sagt mir Goog­le Trans­la­te, sind wohl por­tu­gie­sisch. Klang­lich wie­der­um wä­ren wohl die Gen­re-Over­lords Pri­son Af­fair aus Bar­ce­lo­na der tref­fends­te Ver­gleich mit wei­te­ren Ähn­lich­kei­ten zu Nuts aus Köln und aus­tra­li­schen Bands á la Set-Top Box, Eu­gh, Mid­gee und Re­se­arch Re­ac­tor Corp.. Dar­über hin­aus, wo­mit sich der Kreis nun schließt, wä­re auch noch Tel Aviv's ei­ge­ne Egg­punk-Sen­sa­ti­on Vic­tor als pas­sen­der Ver­gleich zu er­wäh­nen. Kurz ge­sagt: das ist mal wie­der hoch­ka­rä­tig wel­ten­bum­meln­der Qua­li­täts­scheiß, wo auch im­mer die­se Band ei­gent­lich her­kom­men mag.

Noch ein pas­sen­der Re­fe­renz­punkt wä­ren dann Beer aus Charles­ton, North Ca­ro­li­na und als wenn man vom Teu­fel spricht, hat die Biers­te Bier­band der Welt ge­ra­de eben­falls ih­re zwei­te EP ver­öf­fent­licht zu der auch so ziem­lich al­les aus dem vor­he­ri­gen Ab­satz oh­ne Ab­stri­che pas­sen wür­de. Statt mich al­so zu wie­der­ho­len emp­feh­le ich ein­fach, den Scheiß or­dent­lich auf­zu­dre­hen. Ich bin si­cher dei­ne Nach­barn wer­den sich vor Be­geis­te­rung in die Ho­se pis­sen.

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Metdog - Questions and Answers Regarding Computers and Screens

Ei­ne eh schon star­ke Wo­che für den Egg­punk be­kommt noch ei­nen zu­sätz­li­chen Boost von ei­nem wei­te­ren Gen­re-Fix­punkt der letz­ten Jah­re, denn Met­dog aus Mel­bourne ha­ben nach ei­ner irr­sin­nig tol­len Rei­he von EPs jetzt ihr Lang­spiel­de­büt am Start. Der Ti­tel ver­spricht Com­pu­ter­schei­ße und mei­ne Fres­se, be­kom­men wir dar­auf Com­pu­ter­schei­ße ser­viert, wenn­gleich das gan­ze we­ni­ger Ant­wor­ten gibt als es Fra­gen auf­wirft und die meis­ten da­von fan­gen an mit "What the fuck…?". Pas­send da­zu zeigt sich die Band hier in ih­rer bis­lang elek­tro­nischs­ten In­kar­na­ti­on mit ei­nerm all­ge­mei­nen Vi­be, der ein biss­chen so klingt als wür­de ein bi­zar­res 8-Bit-Mas­hup äl­te­rer Aus­mu­tean­ts auf die sub­ti­le Klas­se von Win­dows 3.11 Midi-Files pral­len.

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Klint - Stark EP & Should Be Honey /​ Sherbet (Golden Twenties) 7"

Je­des mal ein un­ver­schäm­ter Spaß, neue Songs des Vi­king Syn­th Punk-So­lok­rie­gers Klint aus Schles­wig. Die selbst­ver­öf­fent­lich­te Stark EP feu­ert sechs­ein­halb neue Ge­schos­se ab von die­ser glei­cher­ma­ßen roh lär­men­den wie auch sau­mä­ßig ein­gän­gi­gen Syn­th Punk-Ac­tion die wir ken­nen und lie­ben. Die si­mul­tan da­zu auf der ita­lie­ni­schen Ga­ra­ge-Hoch­burg Good­bys Boo­zy ver­öf­fent­lich­te Should be Ho­ney /​ Sher­bet 7" hin­ge­gen be­gibt sich auf ei­nen span­nen­den ex­pe­ri­men­tel­len Trip un­ter star­kem Ein­satz ur­alter Blä­ser- und Vo­cal-Samples, die al­ten Swing-Plat­ten der 1920er Jah­re ent­stam­men. Das ist, wie soll ich sa­gen… ein reich­lich un­er­war­te­ter, ver­wir­ren­der Hirn­fick. Kran­ker Scheiß!

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Dr​ý​sildj​ö​full - Verri en vondur

Nur ei­ni­ge Wo­chen nach ih­rem zwei­ten Tape auf Iron Lung Re­cords gibt es auch schon wie­der Nach­schub von die­ser ver­mut­lich Is­län­di­schen Band, die­ses mal wie­der auf dem Spe­zia­lis­ten-La­bel für Bla­cke­ned- und Dungeon(-punk)-Experimente, Grime Stone Re­cords. Wenn ihr mich fragt, ist es ih­re aus­ge­reif­tes­te Ver­öf­fent­li­chung bis­her. Man neh­me die gro­ben Ei­gen­schaf­ten und Spe­zi­fi­ka­tio­nen von Black Me­tal, Noi­se-las­ti­gem Syn­th-, Hard­core- und Elec­t­ro Punk, er­wei­te­re des­sen un­nach­gie­bi­ge En­er­gie um ei­ne leicht Egg­punk-mä­ßi­ge Äs­the­tik die ir­gend­wie et­was zu nied­lich und quir­lig wirkt im An­ge­sicht der grim­mi­ge­ren Ten­den­zen - das Er­geb­nis könn­te durch­aus ähn­lich zu dem aus­fal­len, was Drý­sild­jöfull hier ver­an­stal­ten.

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Nasty World - Demo /​ Lohn der Angst - Lohn Der Angst

Wenn auch sonst ge­ra­de nicht viel geht, ist die­ses Wo­chen­en­de doch zu­min­dest ein gu­tes für Freun­de des old­schoo­li­gen Syn­th Punk mit nicht nur ei­ner Rei­he von es­sen­ti­el­len The Ste­ves-Reis­sues auf Iron Lung Re­cords, son­dern auch die­sen bei­den Pracht­stü­cken aus Oak­land und Ber­lin. Nasty World klin­gen da­bei so grob nach 1981, plus oder mi­nus, brü­hen da­bei ei­nen Vi­be ir­gend­wo zwi­schen al­tem Krem­pel á la Screa­mers, De­vo, Units, Vi­si­tors, Ner­vous Gen­der oder Mi­ni­mal Man auf, aber auch nicht ganz un­ähn­lich zu jün­ge­ren Acts wie Iso­to­pe Soap, Power­plant, Lost Packa­ges or Freak Ge­nes. Das meis­te da­von wür­de auch ganz gut pas­sen um den Sound von Lohn der Angst zu be­schrei­ben, wo­bei ich hier noch et­was Pri­mi­ti­ve Cal­cu­la­tors auf­wer­fen möch­te so­wie alt­ge­dien­te DAF, neue­re Zeit­er­schei­nun­gen wie Puff, Pis­se und nicht zu­letzt hat's auch ein paar deut­li­che Kraut-/Mo­to­rik-Vi­bes mit an Bord in Tracks wie War­te­schlei­fe und Grel­les Ge­sicht.

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Lost Packages - Model Distortion Business Casual

Auch wenn hier in­halt­lich stark mit dem ganz ge­gen­wär­ti­gen Hor­ror ei­ner Ge­sell­schaft in den Fän­gen der Tech-In­dus­trie ge­run­gen wird, klingt die Mu­sik auf der neu­es­ten Kas­set­te die­ses New Yor­ker Künst­lers doch mehr wie ein Flash­back in die ro­he, kratz­bürs­ti­ge Früh­zeit der Syn­th- and Elek­tro Punk, Noi­se and Power Elec­tro­nics-Ex­pe­ri­men­te in den spä­ten '70ern /​ frü­hen 80ern von so Acts wie et­wa Pri­mi­ti­ve Cal­cu­la­tors, Ner­vous Gen­der, Screa­mers, Units oder Mi­ni­mal Man - ein lär­men­der Auf­stand, der sich nicht viel um Nu­an­cen und Raf­fi­nes­se schert und statt­des­sen ganz auf au­di­tive Über­wäl­ti­gung setzt. Selt­sa­mer­wei­se kommt das gan­ze den­noch über wei­te Stre­cken aus­ge­spro­chen cat­chy und hyp­no­tisch rü­ber.

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