Nasty World - Demo /​ Lohn der Angst - Lohn Der Angst

Wenn auch sonst ge­ra­de nicht viel geht, ist die­ses Wo­chen­en­de doch zu­min­dest ein gu­tes für Freun­de des old­schoo­li­gen Syn­th Punk mit nicht nur ei­ner Rei­he von es­sen­ti­el­len The Ste­ves-Reis­sues auf Iron Lung Re­cords, son­dern auch die­sen bei­den Pracht­stü­cken aus Oak­land und Ber­lin. Nasty World klin­gen da­bei so grob nach 1981, plus oder mi­nus, brü­hen da­bei ei­nen Vi­be ir­gend­wo zwi­schen al­tem Krem­pel á la Screa­mers, De­vo, Units, Vi­si­tors, Ner­vous Gen­der oder Mi­ni­mal Man auf, aber auch nicht ganz un­ähn­lich zu jün­ge­ren Acts wie Iso­to­pe Soap, Power­plant, Lost Packa­ges or Freak Ge­nes. Das meis­te da­von wür­de auch ganz gut pas­sen um den Sound von Lohn der Angst zu be­schrei­ben, wo­bei ich hier noch et­was Pri­mi­ti­ve Cal­cu­la­tors auf­wer­fen möch­te so­wie alt­ge­dien­te DAF, neue­re Zeit­er­schei­nun­gen wie Puff, Pis­se und nicht zu­letzt hat's auch ein paar deut­li­che Kraut-/Mo­to­rik-Vi­bes mit an Bord in Tracks wie War­te­schlei­fe und Grel­les Ge­sicht.

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The Drin - Engines Sing for the Pale Moon

Ir­gend­wie hab ich die­ses be­zau­bern­de Al­bum aus ei­gen­wil­li­gem Post Punk über­se­hen als es zum ers­ten mal als Tape auf Fu­ture Shock er­schie­nen ist und ich ge­hö­re ge­teert und ge­fe­dert da­für. Nu ja, hier kommt mei­ne zwei­te Chan­ce, denn das Ding ist jetzt noch­mal auf Drun­ken Sail­or Re­cords auf zwölf Zoll brei­tem PVC er­schie­nen. The Drin sind ein So­lo­pro­jekt von Dy­lan Mc­Cart­ney, der viel­leicht schon aus so Bands wie Va­ca­ti­on, The Serfs, Crime Of Pas­sing, The Switz­er­lands und noch ein paar an­de­ren ge­läu­fig ist. Die Plat­te be­ginnt mit ei­nem et­was Joy Di­vi­si­on-mä­ßi­gen Beat, der un­ver­mit­telt in Dro­nes ge­tränkt wird, de­nen so ein biss­chen was von Sui­ci­de-meets-Chro­me in­ne­wohnt. Als nächs­tes dann ei­ne Num­mer, die klingt als hät­ten frü­he Ri­de ei­ne Dub-Er­leuch­tung be­kom­men und nach­fol­gend scheint das Zeug hier durch zu­fäl­li­ge Ite­ra­tio­nen des frü­hen bri­ti­schen DIY Post Punk zu krei­sen - mehr als ein­mal füh­le ich mich an Bands wie The Mem­bra­nes, De­spe­ra­te Bicy­cles und Swell Maps er­in­nert. An jün­ge­ren Acts könn­te man in den Dub-las­ti­gen Mo­men­ten Exek als Ver­gleich be­mü­hen und an an­de­ren Stel­len die Neo Kraut- und Space Rock-Aus­flü­ge von Moon Duo. Ei­ne ein­zi­ge Schön­heit, das al­les.

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Boogie Board - Station

Die ak­tu­el­le EP von so 'nem Ty­pen aus Chi­ca­go lie­fert uns vier­ein­halb kur­ze aber wir­kungs­vol­le Far­ben­spie­le aus un­ver­schämt über die Dis­tor­ti­on-Klip­pe ge­schubs­ter krau­tig-spa­ce­ro­cken­der Psy­che­de­lic-Ga­ra­ge-Fuzz-Ek­sta­se. So et­wa De­s­truc­tion Unit tref­fen auf Chro­me, Draggs kol­li­die­ren mit Dr. Mix & The Re­mix.

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Contributors - Contributors

Hin­ter dem Ali­as Con­tri­bu­tors ver­birgt sich die Kol­la­bo­ra­ti­on von ei­ner alt­ein­ge­ses­se­nen Sze­ne­grö­ße und ei­ner weit­aus jün­ge­ren Un­der­ground-Haus­num­mer; bei­de ha­ben ei­nen un­er­müd­li­chen Out­put, den Hang zum Ex­pe­ri­ment und ei­ne voll­kom­me­ne Gleich­gül­tig­keit ge­gen­über den Lau­nen und Trends der ge­gen­wär­ti­gen Mu­sik­sze­ne ge­mein­sam. Und doch könn­ten sie un­ter­schied­li­cher kaum sein. Da­bei ist es er­staun­lich, wie gut sie sich auf die­ser Plat­te er­gän­zen.

Al­so Kat­ze aus dem Sack: Es han­delt sich um die Ga­ra­gen­in­sti­tu­ti­on Dan Mel­chi­or, der ak­tu­ell mit sei­ner Band Das Men­ace un­ter­wegs ist und um die Te­xa­ni­sche Ex­pe­ri­men­tal-, Noi­se- und Post­punk-For­ma­ti­on Spray Paint, die an Be­ob­ach­tern die­ses Blogs und gen­rell an Freun­den des et­was ab­sei­ti­ge­ren Lärms si­cher nicht vor­bei ge­gan­gen ist. Die sechs aus­ufern­den Songs auf Con­tri­bu­tors wei­sen ei­nen aus­ge­präg­ten Jam-Cha­rak­ter auf und in der Tat ent­stand die­se Mu­sik spon­tan im Lau­fe ei­ner ein­wö­chi­gen Auf­nah­me­ses­si­on.

Auf Son­ge­be­ne klingt das im­mer er­staun­lich ho­mo­gen, aber man kann auch ziem­lich gut aus­ma­chen, wes­sen Song­ideen wann das mu­si­ka­li­sche Fun­da­ment bil­den. Das Al­bum ist of­fen­sicht­lich zwei­ge­teilt. In der ers­ten Hälf­te do­mi­niert der Klang­tep­pich aus mi­ni­ma­lis­ti­schen, re­pe­ti­ti­ven Groo­ves, Dro­nes und Qua­si-Loops, so wie die sich auch auf den ver­gan­ge­nen Spray Paint-Plat­ten wie­der­fin­den. In Ver­bin­dung mit Dan Mel­chi­ors mar­kan­ter Fuzz-Gi­tar­re und sei­nem un­auf­ge­reg­tem Ge­sang be­kommt das Gan­ze aber auch ei­nen sehr krau­ti­gen, Neu!sigen Vi­be ver­passt.

In der zwei­ten Hälf­te dre­hen sich die Ver­hält­nis­se dann spür­bar um. Hier do­mi­nie­ren Mel­chi­ors Gi­tar­ren­spiel und aus­ge­spro­chen blue­si­ge Songfun­da­men­te, die ei­gent­lich nur aus sei­ner Fe­der stam­men kön­nen. Jetzt ist es an Spray Paint, die Lü­cken aus­zu­fül­len. Und auch das muss man als durch­weg ge­lun­gen be­zeich­nen. Sel­ten er­lebt man es, dass zwei der­art ge­gen­sätz­li­che Acts sich selbst ab­so­lut treu blei­ben und den­noch ei­ne so ta­del­los funk­tio­nie­ren­de Sym­bio­se ein­ge­hen.



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Ounce - Satan II /​ Dead Mirror

Die De­büt-EP von Oun­ce aus Auck­land, Neu­see­land weckt das so­for­ti­ge Be­dürf­nis, mehr von die­ser Band zu hö­ren. Denn was sie in die­sen zwei Songs fa­bri­zie­ren ist ein­fach mal ein ver­dammt gei­ler und aus­ge­fuchs­ter Ga­ra­ge/­Psy­che­de­lic-Hy­brid, den man so eher von der Ka­li­for­ni­schen Dwy­er-Con­nec­tion er­war­tet hät­te. Sa­tan II setzt sich da­bei mit ei­nem un­ver­schämt ge­mei­nen Groo­ve in den Syn­ap­sen fest, der dem Song­ti­tel durch­aus ge­recht wird. Dead Mir­ror geht dann et­was leicht­fü­ßi­ger zur Sa­che, be­hält aber die chir­ur­gi­sche Prä­zi­si­on der Dar­bie­tung auf­recht und be­zau­bert nicht zu­letzt auf­grund des hoch­dis­zi­pli­nier­ten Drum­mings, dem man ei­nen ge­wis­sen Ja­ki Lie­be­zeit-Vi­be nicht ab­spre­chen kann.

Autobahn - The Moral Crossing

Wer die­ses Blog schon et­was län­ger ver­folgt, dem sind die Post­pun­ker aus Leeds hier si­cher schon mal mit ih­ren ers­ten zwei EPs be­geg­net. Ihr ers­tes Al­bum Dis­sem­ble hab ich sei­ner­zeit dann mal aus­ge­las­sen. Das war kei­nes­wegs schlecht, aber mei­nen Er­war­tun­gen wur­de das auch nicht ge­recht; für mei­nen Ge­schmack war das al­les et­was zu nah am "si­che­ren" aber un­be­mer­kens­wer­ten Gen­re-Stan­dard­fraß ge­baut.

Ih­re zwei­te LP The Mo­ral Crossing ist im Ver­gleich ei­ne viel, viel stär­ke­re Plat­te. Wenn auch ei­ne von der Sor­te, der ich mehr Re­spekt als Lie­be ent­ge­gen zu brin­gen ver­mag. Ein zu Be­ginn sorg­fäl­tig kon­stru­ier­tes, at­mo­sphä­risch dich­tes Werk, das ei­nen be­acht­li­chen Sog ent­wi­ckelt, in der zwei­ten Hälf­te aber auch zu­neh­men­de Ab­nut­zungs­er­schei­nun­gen zeigt. Den­noch, al­lei­ne schon der Mit­tel­teil mit den Über­songs Fu­ture /​ The Mo­ral Crossing /​ Tor­ment, die sich als der emo­tio­na­le Kern des Al­bums her­aus­schä­len, ist ei­ne be­acht­li­che Leis­tung.

Mehr als je zu­vor schöp­fen Au­to­bahn ih­re In­spi­ra­ti­on aus klas­si­schem 80er Goth. Wer mit ei­nem ge­wis­sen Maß an Pa­thos und Kitsch nicht klar kommt, wird sich mit die­ser Mu­sik schwer tun. Die Songs kön­nen die­sen Bal­last größ­ten­teils aber auch pro­blem­los tra­gen. Aus­ba­lan­ciert wird das gan­ze dann aber von den hyp­no­ti­schen Kraut- und Psy­che­de­lic-An­lei­hen, die ir­gend­wie auch schon im­mer Teil ih­res Sounds wa­ren, aber hier erst­mals ver­mehrt ins Zen­trum rü­cken. Manch­mal be­we­gen sich die Songs ge­fähr­lich nah an der Schwel­le zum Al­ter­na­ti­ve Rock, oh­ne mich da­bei all­zu sehr an­zu­pis­sen.

Ne­ben der neu­en Pro­tom­ar­tyr ist The Mo­ral Crossing wohl die zwei­te dies­jäh­ri­ge Post­punk-Ver­öf­fent­li­chung mit stark Gen­re-über­grei­fen­dem Ap­peal. Mal ab­war­ten was jetzt pas­siert. Nicht viel, ver­mut­lich.



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Abschaum - Moon Tango

…und gleich noch mal sehr psy­che­de­li­sches Ge­schwur­bel. Ab­schaum kom­men aus Ly­on und das Kraut-/Psy­che­de­lic-Süpp­chen, dass sie auf ih­rem ak­tu­el­len Al­bum kre­ieren, ist ein­fach mal sau­gu­tes, stil­si­che­res Zeug, dass sich zwar ei­ner­seits nicht all­zu sehr aus dem Gen­re-Fens­ter lehnt, an­de­rer­seits aber auch nie lang­wei­lig wird. Da gibt's nicht viel dran zu rüt­teln.

Beaches - Second Of Spring

Bei dem Psych­ga­ze-Quin­tett aus Mel­bourne ti­cken die Uh­ren frag­los et­was lang­sa­mer, hat die Band so­eben doch mit ach und krach noch die Dead­line ge­kriegt, um ihr drit­tes Al­bum in­ner­halb ei­nes Jahr­zehnts zu ver­öf­fent­li­chen. Das passt aber auch per­fekt zu ih­rer Mu­sik, die sich ger­ne sehr viel Zeit lässt, um nicht zu sa­gen: Mei­ne Ge­duld stra­pa­ziert. Aber es lohnt sich, bei der Sa­che zu blei­ben.

In ih­rer Hei­mat schon lan­ge ei­ne Haus­num­mer (ih­re ers­ten bei­den Al­ben wa­ren je­weils für den Aus­tra­li­an Mu­sic Pri­ze no­mi­miert…), wur­den die fünf Mu­si­ke­rin­nen an­läss­lich ih­res zwei­ten Al­bums im Som­mer 2013 auch in­ter­na­tio­nal im et­was grö­ße­ren Rah­men be­merkt. Die Be­tei­li­gung von Neu!-Veteran Mi­cha­el Ro­ther, der die Plat­te nicht nur pro­du­zier­te, son­dern auch die ei­ne oder an­de­re Gi­tar­ren­spur bei­steu­er­te, hat si­cher auch et­was da­zu bei­getra­gen.

Jetzt mel­den sich Be­a­ches al­so mit ih­rem drit­ten Lang­spie­ler zu­rück und über­zeu­gen auch oh­ne ein­schlä­gi­ges Na­me­drop­ping mit ei­nem mo­nu­men­ta­len, aus­ufern­den Bro­cken von ei­nem Al­bum. Und oh­ne Fra­ge sind 75 Mi­nu­ten Mu­sik schon ganz schön viel des Gu­ten. Zu­min­dest in der mir vor­lie­gen­den di­gi­ta­len Form hät­te es der Plat­te durch­aus gut ge­tan, die Lauf­zeit mal um ein gro­bes Drit­tel her­un­ter zu stut­zen.

Den­ke ich aber an die Ver­öf­fent­li­chungs­form als Dop­pel-LP, für wel­che die­se Track­list ganz of­fen­sicht­lich ge­dacht ist, er­gibt das Gan­ze schon et­was mehr Sinn in Form von vier lo­se ge­kop­pel­ten Sui­ten. In der ers­ten Hälf­te do­mi­nie­ren da­bei ganz klar die stär­ker psy­che­de­lisch-spa­ci­gen Klän­ge (für mich der "schwie­ri­ge­re" Teil des Al­bums), wäh­rend sich der zwei­te Teil et­was son­ni­ger gibt mit ei­nem stär­ke­ren Shoe­ga­ze- und Dre­am­pop-An­teil, um dann in ei­nem kos­misch-krau­ti­gen Jam als Raus­schmei­ßer zu mün­den. Wenn ihr euch al­so nicht si­cher seid: Schall­plat­te ist hier das Mit­tel der Wahl. Das muss auch ein über­zeug­ter Di­gi­tal­men­sch wie ich an­er­ken­nen. Und trotz al­ler Län­gen, die sich beim Ge­nuss an ei­nem Stück er­ge­ben: Wenn Be­a­ches in der Zo­ne sind, dann so rich­tig. Und un­be­streit­bar an vor­ders­ter Front in ih­rem Gen­re-Spek­trum.



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Faux Ferocious - Faux Ferocious

Der Sound die­ser Band aus Nash­ville ließ sich schon im­mer et­was schwer fest­na­geln und auch auf ih­rer ak­tu­el­len EP ge­ben zei­gen sich wei­ter­hin sehr wand­lungs­fä­hig, aber auch deut­lich ge­reift. Der Ope­ner Me and John­ny tobt sich auf ei­ner Ba­sis von psy­che­de­li­schem Post­punk aus, an­ge­rei­chert um Ele­men­te aus Kraut, Space- und Math­rock; die ga­ra­gi­ge Kan­te ha­ben sie sich da­bei be­wahrt. The Big Ka­hu­na hat dann ei­nen ge­wis­sen Vel­vet Un­der­ground-meets-Mo­dern Lo­vers-meets-Gun Club Vi­be; zum Ab­schluss geht es dann noch mal or­dent­lich ab­ge­spa­ced zu.

Teksti-TV 666 - 1,2,3

Die­se Com­pi­la­ti­on ver­sam­melt drei im Lau­fe der letz­ten vier Jah­re er­schie­ne­ne EPs der Band aus Hel­sin­ki. Und was ich da hö­re tritt ge­wal­tig Po­po. Wem Cloud Not­hings, Ter­ry Malts, Wav­ves oder Ja­pan­dro­ids in letz­ter Zeit zu lasch ge­wor­den sind, wem auch ein Er­satz mit ein­ge­bau­ter Sprach­bar­rie­re in den Ka­kao passt, wer sich au­ßer­dem mit krau­ti­gen bis psy­che­de­li­schen Ten­den­zen und Ein­flüs­sen á la The Men in der Lea­ve Home und Open Your He­art-Pha­se an­freun­den mag, der wird an die­ser Plat­te reich­lich Spaß ha­ben. Ham­mer!



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