SPRGRS & Möney - Split

Zwei bis­lang eher noch et­was am Rand der Sze­ne agie­ren­de Ak­teu­re der Egg­punk-Wel­le ma­chen ge­mein­sa­me Sa­che auf die­ser net­ten Split-LP und ma­chen klar, dass man je­nen "Un­ter fer­ner liefen…"-Status bes­ser noch mal über­den­ken soll­te. Auch wenn hier wie ge­habt das Rad nicht neu er­fun­den wird, ha­ben bei­de Bands klar ihr Re­zept ver­fei­nert. SPRGRS aus Gra­na­da, Spa­ni­en sor­gen da­bei schon mal ei­nen aus­ge­zeich­ne­ten Start mit ih­rer quir­lig-pul­sie­ren­den und me­lo­di­schen Her­an­ge­hens­wei­se ans Gen­re, die man so ähn­lich in jün­ge­rer Zeit et­wa von Bands wie Pri­son Af­fair, Beer, Pau­lo Vicious und Go­blin Day­ca­re ge­hört hat. Noch mal ein stär­ke­res Ka­li­ber sind dann aber die neu­en Tracks von Mö­ney aus Bris­tol, die hier ei­ne recht viel­sei­ti­ge Klang­pa­let­te und ta­del­lo­se Song­kon­struk­ti­on prä­sen­tie­ren, ins­ge­samt auch durch­tränkt von ei­nem Surf- und Psych-las­ti­gen Post Punk-Vi­be - be­son­ders pro­mi­nent im ab­schlie­ßen­den Track Eman­ci­pa­ti­on - was ins­be­son­de­re die Sounds von Elec­tric Prawns 2, Check­point, Grem­lin und Power­plant ins Ge­dächt­nis ruft. Pla­s­tic Trees wie­der­um ist ein über­ra­schen­des klei­nes Ju­wel des glit­zern­den Noi­se-/D­ream-/Power­pops und be­kommt ei­nen be­son­de­ren Glanz ver­lie­hen von ei­ner tol­len Gast-Ge­sangs­per­for­mance, die in den Cre­dits ei­ner mys­te­riö­sen Miss Cli­enti zu­ge­schrie­ben wird.

Al­bum-Stream →

Pablo X Broadcasting Services - Running Wild /​ Hunted

Nach der durch­weg be­rau­schen­den De­büt-LP vom letz­ten Som­mer lie­fert der fran­zö­si­sche Psy­che­de­lic-Zau­be­rer Re­my Pa­blo auf die­ser neu­en Sin­gle mehr von der glei­chen über­wäl­ti­gen­den Klang­wa­re, die ganz stur ihr ei­ge­nes Ding durch­zieht aus pul­sie­ren­den Loops und ab­ge­han­ge­nen Dro­nes in den ent­rück­ten Sphä­ren, an de­nen sich Psych- und Space Rock, Post-, Art-. Pro­to- und Ga­ra­ge Punk über­schnei­den mit mehr als nur lei­chen An­klän­gen et­wa an MX-80, Chro­me und Mé­tal Ur­bain.

Corpus Earthling - The Glove

Nach zwei schon sehr er­freu­li­chen LPs in '22/'23 trifft der drit­te Lang­spie­ler die­ser Band aus Ha­mil­ton, On­ta­rio mal so rich­tig den Na­gel auf den Kopf. Nach ei­nem iro­nisch-me­tal­li­schen In­tro ver­strömt der Ti­tel­song di­rekt mal spe­zi­el­le Vi­bes á la MX-80, Chro­me und Me­tal Ur­bain plus ei­ne win­zi­ge Do­sis Cramps. Im wei­te­ren Ver­lauf be­kom­men wir durch­weg Fuzz-/Ga­ra­ge-/Space Punk-Scheiß der ers­ten Wahl vor­ge­setzt, schräg ge­nug um uns auf Trab zu hal­ten aber glei­cher­ma­ßen auch so­li­de ge­baut und aus­ge­fuchst, mit dem nö­ti­gen Maß an zu­cker­hal­ti­gem Oh­ren­schmaus oben­drein, wie et­wa in Cor­pus Earth­ling Meets The Coun­ter Cul­tu­re, in wel­chem ei­nem be­währ­ten und gut ein­ge­latsch­ten Punk-Stan­dard­riff die ex­zes­si­ve Fuzz­punk-Be­hand­lung wi­der­fährt. In an­de­ren Mo­men­ten, be­son­ders in den ers­ten paar Tracks, geht da so ei­ne Art Hawk­wind-ma­chen-ei­nen-auf-Hair-/G­lam Me­tal-Schie­ne ab. Ge­nau­so gut kann man da drin aber auch die Fin­ger­ab­drü­cke ei­nes dif­fu­sen Clus­ters ak­tu­el­ler Bands wie­der­fin­den wie z.B. Zo­ids, Thee He­ar­ses, Mo­no­bur­ro, Mo­no­ne­ga­ti­ves, Ma­teo Ma­nic oder Si­li­con He­art­beat.

Al­bum-Stream →

Cartoon - Nyuck Nyuck Boing!

Das ist ja mal ein bril­li­an­ter Scheiß, auf den ich so nicht vor­be­rei­tet war. Ent­spricht mal so­was von gar nicht dem Zeit­geist und hat klar sei­nen ganz ei­ge­nen Wil­len. Jau, das Zeug fühlt sich ir­gend­wie alt an. Ich bin auch ir­gend­wie alt, des­halb mag ich das. Man stel­le sich vor, Sac­cha­ri­ne Trust, Mi­nu­temen, Swell Maps und The Pop Group trä­fen sich für ein ok­kul­tes Ri­tu­al, um ei­nen ver­ges­se­nen Acid Rock-Dä­mon aus den 60ern zu be­schwö­ren, das Re­sul­tat ei­ner un­hei­li­gen Ver­mäh­lung von Psych- und Math-Rock. Klar steckt des­sen Na­se ein paar Mil­li­me­ter weit im ei­ge­nen Arsch­loch, aber das ge­hört ja auch zum gu­ten Ton in die­sen Gen­res. Ver­mut­lich habt ihr an die­sem Punkt schon ent­schie­den, ob ihr den Krem­pel liebt oder hasst. Ich per­sön­lich fin­de das, was die Grup­pe aus Phil­adel­phia hier hal­lu­zi­niert aus­ge­spro­chen knor­ke! Das ge­hört ein­fach… le­ga­li­siert, so­was!

Al­bum-Stream →

The Abdo Men - Ulcer Anthology: Laff Your Way To Total Destruction

Was auch im­mer sich über die­se Band aus Cin­cin­na­ti, Ohio her­aus­fin­den lässt bleibt in ei­nen dich­ten Ne­bel der Un­ge­wiss­heit ver­hüllt und die et­was ste­reo­ty­pi­sche Ver­lie­rer­band-Pseu­do­bio­gra­phie auf der Band­camp-Sei­te stärkt jetzt auch nicht ge­ra­de das Ver­trau­en in des­sen Wahr­heits­ge­halt. Da sind al­so ver­mut­lich Leu­te von Bands wie The Serfs, The Drin, Crime of Pas­sing und Mo­tor­bike in­vol­viert und zu­min­dest ei­ni­ge der Songs las­sen sich ins Jahr 2019 zu­rück­ver­fol­gen, als sie erst­mals auf der Pe­de­stri­an Sen­ti­ments EP er­schie­nen sind. Dar­über hin­aus weiß ich aber nicht, in­wie­fern man den De­tails glau­ben schen­ken soll. Eins ist al­ler­dings si­cher: Die Mu­sik tritt durch­weg Arsch und bringt zu­min­dest in ge­wis­ser Wei­se die Äs­the­tik, wech­sel­haf­ten Pro­duk­ti­ons­wer­te und sti­lis­ti­sche Brei­te der gol­de­nen Gui­ded By Voices-Ära in Er­in­ne­rung. Da­von ab, os­zil­liert das Zeig so zwi­schen schram­me­li­gem Power Pop im Geis­te et­wa von Bad Wet­tin' Bad Boys oder Bad Sports in Songs wie Co­ward Of The Sta­te, Wan­na­be (A Star) und Sil­ver Queen; er­dig-psy­che­de­li­schem Ga­ra­ge Rock (Didn't Win The Lot­tery, Obnoxious And A Neu) so­wie ein paar cat­chy me­lo­di­schen Ga­ra­ge Punk-Smas­hern á la Boo­ji Boys, Ty­vek and Par­quet Courts. It's Be­en A Bad Week äh­nelt der Ga­ra­ge-ge­tränk­ten Noi­se-Äs­the­tik von A Place To Bu­ry Stran­gers, Peyton's Kids hat so ei­nen ge­wis­sen Woo­len Men-Vi­be und mehr als nur ein­mal füh­le ich mich auch an den fol­ki­gen Post Punk von Chro­no­pha­ge er­in­nert.

Al­bum-Stream →

Alien Nosejob - The Derivative Sounds of​.​.​. Or​.​.​. A Dog Always Returns to its Vomit

Soll der Ti­tel ei­ne 13th Flo­or Ele­va­tors-Re­fe­renz dar­stel­len? Wenn ja, dann liegt das zu­min­dest nicht kom­plett fern (aber auch je­de Men­ge Kinks steckt da drin, wür­de ich sa­gen), denn nä­her ist das ek­lek­ti­zis­ti­sche Pro­jekt von Ja­ke Ro­bert­son (Aus­mu­tean­ts, Smarts, Drug Sweat, etc…) dem klas­si­schen 60er Ga­ra­ge Rock noch nie ge­ko­men als auf die­ser LP - ei­ne An­ge­le­gen­heit, die sich in den Hän­den we­ni­ger fä­hi­ger Mu­si­ker aus­ge­spro­chen häu­fig als ei­ne Re­zep­tur für rei­ne Lan­ge­wei­le her­aus­stellt aber… ver­dammt, die­ser Typ weiß ein­fach wie man ei­nen hart­nä­cki­gen Ohr­wurm kon­stru­iert und prä­sen­tiert. Eben­falls da­bei ist dann noch ton­nen­wei­se al­ter­tüm­li­cher Power Pop von der trau­rigs­ten Art und das Er­geb­nis wird si­cher et­was schwer­ver­dau­lich sein für ei­ni­ge Fans, macht aber durch­aus Sinn für je­ne, die mit der vol­len Brei­te ver­gan­ge­ner Ali­en No­se­job-Re­leases ver­traut sind, hat­te der gu­te Mann doch schon mit ähn­li­chen Sounds han­tiert auf Al­ben wie Va­rious Fads and Tech­no­lo­gi­cal Achie­ve­ments (2018) und Sud­den­ly Ever­y­thing Is Twice As Loud (2020), wenn­gleich er sich noch nie zu­vor der­art kom­pro­miss­los und kopf­über in ei­ne al­les Licht ver­schlu­cken­de Wol­ke aus tie­fer Me­lan­cho­lie ge­stürzt hat.

Al­bum-Stream →

Pablo X - Pablo X

Zeit­lo­ser und mi­ni­ma­lis­tisch-hyp­no­ti­scher Psy­che­de­lic-Kren­pel in ei­ner be­son­ders stu­ren und re­pe­ti­ti­ven Mach­art von dem Fran­zo­sen Re­my Pa­blo der, wenn ich das rich­tig se­he, auch in so Bands wie The An­oma­lys und Weird Omen sei­ne Fin­ger drin hat. Man kann kla­re Echos der al­ten Schu­le von Bands wie MX-80, Chro­me, frü­hen Te­lesco­pes and Me­tal Ur­bain er­ken­nen, aber glei­cher­ma­ßen auch von jün­ge­ren Ver­tre­tern á la Peace de Ré­sis­tance, A Place To Bu­ry Stran­gers, Jean Mi­gnon and Wri­thing Squa­res.

Al­bum-Stream →

Tricks - Body, Doctrine, Enjoyment

Ga­ra­ge Punk trifft auf Math Rock trifft auf Psy­che­de­lia trifft auf Post­co­re auf die­sem atem­lo­sen neu­en Tape ei­ner Band aus Min­nea­po­lis. Über des­sen Lauf­zeit kann man sich un­ter an­de­rem an so un­ter­schied­li­che Bands wie Rea­li­ty Group, Ura­ni­um Club, Yam­me­rer, Big Bop­per, Pat­ti, Ex-Cult, Ro­lex, Shark Toys oder Sau­na Youth er­in­nert füh­len und so­gar ei­nen un­ter­schwel­li­gen 90er Di­sch­ord Vi­be á la Jaw­box, Fa­raquet und Me­di­ca­ti­ons bil­de ich mir da ein wahr­zu­neh­men.

Al­bum-Stream →

Famous Mammals - Instant Pop Expressionism Now!

Ich muss schon sa­gen, nach ei­nem viel­ver­spre­chen­den aber noch et­was halb­ga­ren, in­kon­sis­ten­ten ers­ten Tape vor zwei Jah­ren, dass mich der hyp­no­ti­sche Sog des zwei­ten Al­bums die­ser Band aus Oak­land (?) spon­tan mal ziem­lich weg­bläst - ei­ner Band, die zu ih­rer Be­set­zung Mit­glie­der von ei­ner gan­zen Rei­he ein­schlä­gi­ger Haus­num­mern zählt. The World, An­dy Hu­man and the Rep­to­ids, Rays und Vio­lent Ch­an­ge sind da­von wohl die ver­trau­tes­ten Re­fe­ren­zen für auf­merk­sa­me Be­ob­ach­ter des 12­XU-re­le­van­ten Or­bits, aber auch nur die Spit­ze des Eis­bergs hier. Von al­len ge­nann­ten Bands kann man hier et­was drin wie­der­fin­den, aber noch viel mehr er­in­nert mich das Zeug an aus­tra­li­sche Bands wie UV Race und Wire­heads, er­gänzt um et­was bri­ti­sche Psy­che­de­lia (Vi­tal Id­les fal­len mir da­zu als mo­der­ner Ver­gleich ein), so­gar ei­ne Spur von Wire und Pink Floyd der Syd Bar­rett-Ära et­wa in Let The Light In. Ge­nau so gut mag aber auch bri­ti­sche DIY-Kul­tur der '70er und frü­hen '80er á la Mem­bra­nes, Swell Maps, Me­kons oder De­spe­ra­te Bicy­cles als star­ke In­spi­ra­ti­on ge­dient ha­ben.

Al­bum-Stream →

The Misanthropes - The Misanthropes

Bril­li­an­ter neu­er Scheiß von Leu­ten, die un­ter an­de­rem auch schon bei Melbourne's be­rüch­tigt ro­hen Post­pun­kern Se­wers und der ge­ring­fü­gig zu­gäng­li­che­ren In­die Rock/​Post Punk-Com­bo Love Of Dia­grams mit­ge­spielt ha­ben. Was die uns hier vor­set­zen, ist er­neut mal wie­der re­la­tiv weit drau­ßen - ein stark Folk-las­ti­ges Ge­misch in wel­chem der in Ame­ri­ca­na ge­tränk­te Punk von, sa­gen wir mal, Angst mit ein biss­chen 80er Sci­en­tists zu­sam­men­stößt so­wie ei­nem Hauch bri­ti­scher Psy­che­de­lia und auch reich­lich vom frü­hen Pais­ley Un­der­ground-Ge­schram­mel. Ei­ne tie­fe Me­lan­cho­lie, die mich hin und wie­der an die In­die-/Noi­se Ro­cker Kit­chens Flo­or aus Bris­bane er­in­nert, bricht sich Bahn in nichts des­to Trotz sau­mä­ßig cat­chy Me­lo­dien, ver­packt in ei­ner selt­sam ver­ne­bel­ten Klang­äs­the­tik. In an­de­ren Mo­men­ten kommt mir der me­lo­di­sche Post Punk von The Es­tran­ged in den Sinn oder der re­lax­te Power Pop von frü­hen White Fence, The Cai­ro Gang. Als wei­te­re halb­wegs plau­si­ble Re­fe­ren­zen bie­ten sich au­ßer­dem noch Bands wie Da­mak, Chro­no­pha­ge, Dead Finks, Re­fe­dex und The Molds an.

Al­bum-Stream →