Das Schaffen dieser Band verfolge ich äußerst gespannt, seit Exek mir zum ersten mal durch eine Split-EP mit Spray Paint ins Bewusstsein drangen. Mit ihrer eigenwilligen Mischung aus Dub, Post- und Artpunk, Psychedelic und diversen anderen experimentellen Sounds klingen sie wie derzeit keine anderen Band. Nach einer Compilation im vorletzten Jahr ist jetzt das lange erwartete Debütalbum der Band erschienen und es ist schon erstaunlich, wie kompakt und zugänglich ihr Sound darauf rüberkommt, obwohl dessen Grundzutaten eigentlich eher das Gegenteil suggerieren würden. Kann man jetzt schon zu den absoluten Highlights des noch jungen Jahres zählen.
Der erste heiße Tipp in diesem Jahr kommt vom kürzlich reaktivierten Punkblog Manierenversagen. Die Exbats sind ein Duo aus Bisbee, Arizona, bestehend aus Inez McLain an Drums, Gesang und ihrem Vater Kenny an der Gitarre. Der Schrammelige, in jeder Menge verschrobenem Charme getränkte Powerpop, den die beiden auf ihrem aktuellen Langspieler von der Leine lassen weckt klare Assoziationen zu den alten 60s Girlgroups, hat häufig aber auch mehr als eine kleine Ahnung von Dead Moon. Oder vom British Invasion-lastigen Garage Rock der Resonars, deren Mastermind Matt Rendon hier zufällig auch für den Bass und die Produktion verantwortlich zeichnet.
Dieses Duo aus Toronto spielt melodischen Indierock der aussterbenden Sorte. Solcher, der sich selbst noch ernst nimmt. High Signs sind hier vor einer Weile ja schon mal mit der euphorischen Single A Much Larger Ocean aufgeschlagen, die jetzt auch ihr neues Album eröffnet und klingt als träfe das hymnische Potenzial von Bands wie Beach Slang, Needles//Pins oder früheren Japandroids aufeinander. Ich hätte nicht erwartet, dass darauf ein über weite Strecken so tieftraurig klingendes Album folgen würde. Denn hier wird ein gewaltiges Drama aufgefahren, das mich unter anderem auch an Solids, Restorations oder P.S. I Love You erinnert. Eine ausgesprochen angenehme Überraschung ist ihnen damit gelungen.
Gleich zwei neue Veröffentlichungen haben Rik & The Pigs aus Olympia, Washington in den vergangenen Wochen auf uns losgelassen. Die Blue Jean Queen 7" kommt dabei aus dem guten Hause Feel It Records und die Mini-LP A Child's Gator vom Garage-Qualitätslabel Total Punk Records. Wie gewohnt gibt's hochentflammbaren Garage-Rock'n'Roll auf die Ohren, der sich schamlos aus der 77er Grabbelkiste bedient und vereinzelt auch mal powerpoppige Zwischentöne zulässt.
Ach je, wie soll ich das denn schon wieder beschreiben? Okay… der Tellerrand von Patty aus Oakland reicht von postpunkigem Garagenzeug á la Parquet Courts oder Uranium Club auf der einen Seite - hin zu einem eklektischen Mix aus Post-Reunion Mission Of Burma meets Minutemen meets Shudder To Think auf der anderen.Irgendwo im Chaos versteckt kann man auch noch etwas Devo und B52's ausmachen. Klingt gut? Klingt gut.
Sehr geiler Krempel aus der Türkei. Ich mag mir gar nicht ausmalen, wie beschissen die Realität sich für die Subkultur dort gerade anfühlen muss. Abstract Sense ist jedenfalls ein Solo-Recordingprojekt von Ozan Bodur aus Istanbul und seine mit minimalem Gerät aufgenommene erste EP zieht mich schnell auf seine Seite. Irgendwo im Ballungsraum von oldschooligem Indierock, Noise und Punk zuhause, versprüht das starke 90er Sonic Youth Vibes und sein Gitarrenspiel hat besonders in den letzten zwei Songs diesen gewissen Wipers-Touch. Da nehm ich doch gleich ein volles Pfund von mit!
Die fluffigen Synth-Garagenvibes auf diesem schnieken Tape kamen mir auf Anhieb bekannt vor und ausnahmsweise lag ich mit meiner Vermutung sogar richtig: Wir haben es hier mit einer weiteren - diesmal etwas Synth-lastigeren - Band um S.B.F.- und Race Car-Frontmann Raymond Schmidt zu tun. Ihre erste EP enthält den Audiomitschnitt ihrer ziemlich geilen Performance bei Highland Park TV, die es auch als Video zu begutachten gibt. Die müssten bei uns mal zusammen mit Puff! auf Tour gehen.
Bei Fernando And The Teenage Narcs handelt es sich um nicht weniger als das Soloprojekt von Vinny Vaguess, besser bekannt aus seiner Band Vaguess. Auf seiner bereits zweiten EP in diesem Jahr gibt es mal wieder den erwartungsgemäß geilen, wunderbar beschädigten Garage Punk zu hören.
Die aktuelle digitale Single vom New Yorker Solokünstler Zoltán Sindhu aka Traumatologia (der wie's scheint auch bei den Indierockern Pom Pom Squad für den Bass zuständig ist) kommt nach zwei auf den ersten Blick deutlich nebulöseren, von dichten Nebelwänden, sinisteren Stimmen und verdrängten Erinnerungen durchzogenen EPs geradezu vor wie eine Popsingle. Greifbarer als bisher gewohnt, verlieren die zwei neuen Songs aber keineswegs ihren Blick auf die dunklen Orte der Psyche, die nach wie vor zwischen den Schichten aus Noise und Melodien ihr Unwesen treiben.
Die ersten beiden EPs waren wie ein schwarzer Abgrund, in den man erst mal versinken, sich an die Dunkelheit gewöhnen musste um die Schönheit darin zu erkennen. Hier nähert sich Sindhu scheinbar von der anderen Seite her. Die Musik wirkt im ersten Moment einladend und farbenfroh, offenbart erst nach und nach die Risse, den Verfall, die Wunden die sich dahinter verbergen. Alle drei bisherigen EPs tragen diese Gegensätzlichkeit in sich, ohne jemals stumpfen Elendstourismus zu betreiben. Es ist die mal offensichtliche, mal im Dunkeln verborgene Wärme und Menschlichkeit, die mich an dieser Musik so fasziniert und sie aus der großen Masse hervorhebt.
Traumatologia gehört derzeit zu den interessantesten Projekten im Dunstkreis von Noise, Ambient und elektronischen Klängen. Ich bin sehr gespannt, wohin die Reise noch gehen wird.
Mit ein bisschen Verspätung poste ich dann mal noch das bereits im Herbst erschienene zweite Tape des Garage-/Synthpunk-Projekts aus London. Den von mir schon anlässlich der letzten EP bemühten Vergleich zu Digital Leather meets Ausmuteants meets Giorgio Murderer finde ich immer noch sehr treffend.