Hier ist mal wieder ein kruder Brocken Lärm für fortgeschrittene Hörer. Oder für Hörer mit fortgeschrittenem Dachschaden. Aus Columbia, Missouri kommt diese Band und erzeugt auf ihrem aktuellen Tape ein angepisstes LoFi-Spektakel aus Noise, Garage und experimentellem Chaos, zwischen alten Bands á la Flipper, Swell Maps und aktuelleren Vertretern wie Soupcans oder City Yelps.
Auch EP Nummer drei der Bikini Cops aus Perth ist mal wieder eine gebündelte Garagepunk-Attacke dieser speziell australischen Machart, die einfach nur dumm und geradeaus rocken will, sich nicht so sehr um Feinheiten schert. Wird nie alt, sowas. Oder vielleicht wird es doch alt und ich merk's nicht weil ich selbst schon langsam am verwesen bin? Ja, ich glaub das ist es. Trotzdem geil!
Fluid To Gas aus Bonn haben ihren Postcore schon gespielt zu einer Zeit, da wusste meine dumme, kleine Teenagerseele noch gar nicht was Postcore ist. Oder Hardcore überhaupt. Punk? War ein Begriff, aber ich noch nicht auf den Geschmack gekommen.
Das letzte Album der Band war von 2006. Hätte ich eigentlich mitkriegen können. Dummerweise war ich da mit ganz anderen Problemen beschäftigt, hatte gerade meine Plattensammlung verkauft, erholte mich langsam von einem sowohl Psychischen als auch materiellen Zusammenbruch, übernachtete auf 'ner Isomatte in einem Büro und fragte mich, wie zum Henker ich jetzt wieder ein festes Dach über'm Kopf organisiert bekomme. Keine Kapazitäten frei um eine wenig bekannte Band aus der ehemaligen Hauptstadt für mich zu entdecken.
Schlechtes Timing zum dritten: Zehn Jahre später veröffentlichen Fluid To Gas eine neue EP, zu einer Zeit, in der sich das Zielpublikum für klassischen Postcore praktisch in Luft aufgelöst hat. Oder auch gutes Timing: Ich bin noch da und höre jetzt zum ersten mal zu. Und mit dem, was ich da höre kann ich mich durchaus anfreunden. Postcore, der alten Männern Spaß macht und auch ein bisschen so klingt als wäre die Zeit irgendwann in den Neunzigern stehen geblieben. Zum Beispiel hat das so einiges von Shudder To Think, von Jawbox, Smart Went Crazy oder Q And Not U, plus vereinzelte Einsprengsel vom Emocore der ersten und zweiten Welle. Geht klar, das. Und in zehn Jahren gerne wieder!
Krudes Zeug mal wieder aus der wacker den Umständen trotzenden Londoner DIY-Szene. Dairy Classics spielen eine Variante des Postpunk, die sich der Repetition, der weitgehenden Melodieverweigerung und den in letzter Zeit ja häufiger zu vernehmenden Anklängen an die alte No Wave-Schule verschrieben hat. Hätten The Fall ihre Anfänge nicht im Manchester der späten Siebziger genommen sondern in New York, könnte das durchaus ähnlich klingen.
Verdammt geiles Zeug fabrizieren Co-op aus Vancouver da auf ihrem zweiten Tape. Post- und Artpunk kommt einem da entgegen, mit einem gekonnten Spiel aus Melodie und Dissonanz, Noise-lastiger Gitarrenarbeit und einer stark psychedelischen Geschmacksnote. Besonders in der ersten Hälfte dieser EP klingt das ein bisschen als würden Wire durch die Noise-Texturen der frühen Sonic Youth gefiltert. Im zweiten Teil fühle ich mich dann zunehmend and die abstrakten, schleppenden aber hochkonzentrierten Songkonstrukte von Behavior erinnert. Trotz aller Dissonanz, krummen Takten und sonstigen Sperrigkeiten bleiben die sechs Songs aber erstaunlich griffig und zugänglich. Vielleicht ist das die Wirkung des Gesangs von Evan Gray, der als Gegenpol zu all dem eine unglaubliche Ruhe verströmt, den Hörer an die Hand nimmt und sicher durch die verschlungenen Winkel der Musik führt.
Irgendwo im Australischen Niemandsland liegt das keine 2000 Seelen große Kaff Clunes. Aber überall wo man in Australien eine Tankstelle und zwei Häuser mit 'nem feuchten Keller findet, gibt's auch eine Garagenband. Die in Clunes nennt sich Alien Nosejob und hat sich Soundmäßig mehr als nur eine Scheibe bei den Ausmuteants abgeschnitten, bis hin zum Gesang, der Ausmuteants-Frontmann Jake Robertson so zum verwechseln ähnelt, das ich zuerst glaubte ein weiteres Seitenprojekt von ihm zu hören. Da die Band des letztgenannten aber schon länger nichts mehr von sich gegeben hat, geht das als Ersatzdroge mal so was von klar.
Die Noiserocker aus Melbourne haben sich schon vor längerer Zeit aufgelöst und ihre letzten Aufnahmen aus dem Jahr 2015 gammelten bisher unveröffentlicht vor sich hin. Erst vor kurzem wurde das Zeug dann via Bandcamp zugänglich gemacht und herausgekommen ist ein durchweg starkes, letztes Album. Vinylbevorzuger dürfen schon mal nach dem angekündigten Release auf Rejuvination Records Ausschau halten.
Auf dieser EP einer Band aus Brighton bekommt man Post Punk mit einer angenehmen Rumpel-Ästhetik auf die Ohren. Das kann mal an alte Rank/Xerox, Italia 90 oder Negative Space erinnern, vereinzelt (ganz besonders in Dull) kommt auch mal ein gewisser Live Skull-Vibe auf.
Garage Punk aus Leeds. Simpel, druckvoll und effektiv. Könnte man vielleicht als eine Kreuzung aus Flowers Of Evil, frühen Teenanger, Italia 90 und einer Messerspitze von Bad Breeding beschreiben.
Stilvolles Artwork! Die Musik dahinter könnte kaum passender sein in ihrer Mischung aus klanggewordenen Flatulenzen, weißem Rauschen und der vereinzelten braunen Note. Die verantwortlichen wollen scheinbar anonym bleiben, denn ich kann beim besten Willen keine Infos über Herkunft und Beteiligte ausfindig machen. Sollte man verbieten, so was! Und Leute denen Bands wie Soupcans oder Gumming zu lasch sind sollten sich unbedingt mal in dieser einladenden Pfütze wälzen.