Nach einer ersten EP und einer Split 7" mit Black Angels rollt jetzt auf Fuzz Club Records der erste Langspieler der Band aus dem italienischen Provinzkaff Doganella di Ninfa an. Der lässt sich gleich 90 Minuten lang Zeit um seinen psychedelisch-krautigen Nebel auszubreiten, der in der ersten Hälfte etwas energischer daherkommt und auch mal leicht wavig-postpunkige oder Shoegaze-mäßige Schlenker macht, um dann in der zweiten Halbzeit überwiegend auf meditativ-spacige Art einzulullen. Musik, für die man Zeit braucht. Für meinen Geschmack hätte man das ganze ruhig um ein Drittel kürzen können, aber weil hier die gelungenen Momente deutlich überwiegen kann man das verschmerzen. Außerdem werden schmerzfreie Verfechter des Genres das vermutlich auch wieder ganz anders sehen.
Neue EP der Postpunker aus Milwaukee. Nach dem großartigen Debüt-Minialbum im letzten Jahr zeigen sie sich hier von einer etwas grimmigeren Seite. Nicht dass sie jetzt zu Miesepetern geworden wären, aber die Sonnigen Melodien des Debüts scheinen hier nur noch ansatzweise durch, geblieben ist die unbändige Energie. Und die Songs sind allesamt einen Tacken ausgereifter, der Sound nüchterner, weniger breitwandig und doch ordentlich druckvoll.
Debütalbum eines Noiserock-Duos aus Toronto. Die spielen eine schnörkellos losrockende, rifflastige Variante des Genres, sehr eingängig und mit einigen unerwartet melodischen Momenten. Damit bewegen sie sich irgendwo in der Nähe von Greys, Metz oder Geronimo.
Die Band aus Memphis und San Francisco macht jetzt ja schon seit einigen Jahren die Garagen und Keller der weiteren Umgebung unsicher und diese Compilation auf Slovenly versammelt jetzt endlich die meisten 45er der letzten Jahre in kompakter Form. Wem das letztjährige Garagen-Highlight "Bleeding Moon" schon etwas zu poliert klang (ist ja alles eine Frage der Gewohnheit), der kann sich hier an der deutlich knarzigeren LoFi-Ästhetik und dem durchgehend ausgezeichnetem Material ergötzen.
Telepathic aus Philadelphia sind aus den Überresten von Bleeding Rainbow entstanden. Auf der ersten EP setzt es kraftvoll vorwärts rollenden Indierock, teils mit einem psychedelischen Touch und immer mit sonnigen Powerpop-Melodien.
Die eher technische, Math-orientierte Seite von Noiserock lässt mich zwar meistens ziemlich kalt, aber das Trio Multicult aus Baltimore ist eine derart tighte Maschine, dass sie jeden noch so abstrakten, krumm oder gerade getakteten Groove ungewohnt sexy daherwalzen lassen. Das erinnert teils sehr positiv an Big Black, Jawbox oder frühe Shellac.
Ein lang ersehnter Nachschlag von den Powerpop-Monstern aus Chicago. Die Songs der Doppel-7" kommmen diesmal vielleicht mit etwas erhöhtem Glam-Faktor daher, aber auch mit dem gewohnt hohen Ohrwurmpotenzial.
Noise-/Postpunk aus Minneapolis mit konstanter Schieflage, ein wunderbar kruder Angriff auf die Sinne. Die Songs auf dieser Spulware sind überwiegend schon im letzten Jahr auf drei Kurzspieler-Tapes erschienen, wurden hier aber noch mal in zwei langen, energiegeladenen Takes (je eine Seite am Stück) neu aufgenommen. Geht etwas in die Richtung von Watery Love, Piles oder Generation Loss, in den melodischeren Momenten klingt's aber auch als hätte man die erste Milk Music EP durch den Garagen-Fleischwolf gezogen.
Das zweite Album der British-Amerikanischen Punkrocker wurde erneut von Ben Greenberg (Uniform, Ex-The Men) produziert und ist wie auch nicht anders zu erwarten eine ziemliche Wucht. Stilistisch machen sie sich hier etwas breiter als bisher, "I'm Nobody" z.b. hat einen unerwarteten Gun Club-Vibe, auch ein relaxter Midtempo-Wipper und der eine oder andere psychmäßige Moment ist mit dabei. Am besten sind die Jungs aber nach wie vor, wenn sie's ungezügelt krachen lassen.
Castle Face Records lehnen sich hier mal ein kleines bisschen aus dem Fenster und hauen das Debüt-Minialbum der weniger Garagen- als Postpunk-affinen Male Gaze aus San Francisco raus. Passt trotzdem hervorragend in den Labelkatalog, weil sie sich mit den anderen Acts die Vorliebe für einen dicken Fuzzmantel und eine Aura aus warmer Psychedelia teilen. Von drückendem Stonerpunk hin zu fluffigem Psychpop erstreckt sich hier das Spektrum, jeder Song überzeugt.