Continuals - Continuals

Ei­ne neue (Co-)Veröffentlichung auf Di­sch­ord und wie das ja dort üb­lich ist, ha­ben wir es er­neut mit ei­ner Band zu tun, de­ren Mit­glie­der schon ih­re Fin­ger in ei­nem gan­zen Arsch voll be­deut­sa­mer Bands über meh­re­re Jahr­zehn­te der lo­ka­len Punk­sze­ne drin hat­te. Zu den ge­läu­figs­ten da­von dürf­ten Ke­ro­se­ne 454, Chan­nels, Be­au­ty Pill, Soc­cer Team, Of­fice of Fu­ture Plans, Alarms And Con­trols ge­hö­ren und um das Na­me­drop­ping-Kreis­ge­wich­se zu voll­enden, ist das gan­ze auch noch von J. Rob­bins (Jaw­box) pro­du­ziert. Aber hier ist die Sa­che mit so vie­len jün­ge­rer Di­sch­ord-Ver­öf­fent­li­chun­gen: Die klin­gen sel­ten nach ei­nem mü­den Neu­auf­guss oder ei­ner ren­ta­blen Nost­al­gie-Ver­an­stal­tung. Das ist ei­ne un­gleub­li­che Qua­li­tät die­ser spe­zi­el­len Sze­ne: die Fä­hig­keit, ei­ner­seits die ei­ge­ne Tra­di­ti­on nicht zu ver­leug­nen und gleich­zei­tig im­mer noch so dring­lich und lei­den­schaft­lich zu klin­gen wie am ers­ten Tag. Be­reit, im krea­ti­ven Pro­zess die nö­ti­gen Ex­tramei­len zu ge­hen, macht man hier kei­ne hal­ben Sa­chen und "gut ge­nug" ist nie­mals gut ge­nug.

Al­bum-Stream →

Leaves - Leaves

Das eng­li­sche Trio Lea­ves schert sich ganz of­fen­sicht­lich ei­nen Scheiß um ak­tu­el­le Trends der bri­ti­schen Sze­ne und ich fin­de das sehr er­fri­schend. Statt­des­sen be­tä­ti­gen die sich in ei­ner klas­si­schen Me­lan­ge aus Post­co­re, Noi­se- und Math Rock, die mehr nach Chi­ca­go, dem er­wei­ter­ten Touch and Go-Uni­ver­sum und ver­wand­tem Krem­pel klingt. Kom­pe­tent und be­herzt wird hier ei­ne Äs­the­tik re­vi­ta­li­siert, die in letz­ter Zeit doch et­was rar ge­wor­den ist. Die of­fen­sicht­lichs­ten Re­fe­ren­zen wä­ren hier Slint, aber auch mit Bands der Sor­te Tar, Un­wound, frü­hen Shel­lac and spä­ten Bitch Ma­gnet lä­ge man hier nicht falsch, so­wie ei­ner Spur von Cha­vez oder Pol­vo und so­gar et­was kraft­vol­len '90er Di­sch­ord-Vor­schub kann man be­son­ders in Do So­me­thing er­ken­nen. Was jün­ge­re Bands an­geht, bö­ten sich auch frü­he­re Pi­le und - noch viel tref­fen­der - Lug­ga­ge als sti­lis­tisch eng ver­wand­te Bei­spie­le an.

Al­bum-Stream →

Cartoon - Nyuck Nyuck Boing!

Das ist ja mal ein bril­li­an­ter Scheiß, auf den ich so nicht vor­be­rei­tet war. Ent­spricht mal so­was von gar nicht dem Zeit­geist und hat klar sei­nen ganz ei­ge­nen Wil­len. Jau, das Zeug fühlt sich ir­gend­wie alt an. Ich bin auch ir­gend­wie alt, des­halb mag ich das. Man stel­le sich vor, Sac­cha­ri­ne Trust, Mi­nu­temen, Swell Maps und The Pop Group trä­fen sich für ein ok­kul­tes Ri­tu­al, um ei­nen ver­ges­se­nen Acid Rock-Dä­mon aus den 60ern zu be­schwö­ren, das Re­sul­tat ei­ner un­hei­li­gen Ver­mäh­lung von Psych- und Math-Rock. Klar steckt des­sen Na­se ein paar Mil­li­me­ter weit im ei­ge­nen Arsch­loch, aber das ge­hört ja auch zum gu­ten Ton in die­sen Gen­res. Ver­mut­lich habt ihr an die­sem Punkt schon ent­schie­den, ob ihr den Krem­pel liebt oder hasst. Ich per­sön­lich fin­de das, was die Grup­pe aus Phil­adel­phia hier hal­lu­zi­niert aus­ge­spro­chen knor­ke! Das ge­hört ein­fach… le­ga­li­siert, so­was!

Al­bum-Stream →

Knowso - Pulsating Gore

Know­so aus Cleve­land, Ohio ge­hö­ren klar zu den ei­gen­wil­ligs­ten und ein­präg­sams­ten Bands der ver­gan­ge­nen paar Jah­re. Auch ihr neu­es­ter Lang­spie­ler zeigt sie in aus­ge­spro­chen star­ker Ver­fas­sung. Ih­re Ver­schmel­zung aus Post Punk, Noi­se- und Math Rock ist ge­nau so ver­schro­ben und wun­der­lich wie auch tight, ri­gi­de und kan­tig, kom­bi­niert ei­ne schein­bar sehr me­tho­disch-ma­the­ma­ti­sche her­an­ge­hens­wei­se mit ei­nem Aus­maß an Spaß und Cat­chy­ness, wie man es in die­sem Gen­re-Um­feld eher nicht er­war­ten wür­de. Die­se Band dreht nach wie vor so ziem­lich ihr ei­ge­nes Ding, aber wenn Ver­glei­che un­be­dingt sein müs­sen, dann bie­ten sich un­ter an­de­rem so Bands wie Bran­dy, Lan­dow­ner und Big Bop­per an, oder viel­leicht auch Nag in ih­ren et­was zu­gäng­li­che­ren Mo­men­ten.

Al­bum-Stream →

Luggage - Hand Is Bad

Das Trio Lug­ga­ge aus Chi­ca­go hat sich über die ver­gan­ge­nen acht Jah­re als ein ech­tes Boll­werk be­wie­sen des un­ver­fro­ren ex­zen­tri­schen, dis­so­nan­ten und sper­ri­gen Noi­se Rock, Post­co­re und Math Rock, den sie ty­pi­scher­wei­se zu ei­nem Kriech­tem­po her­un­ter dros­seln. Mit der Zeit sind sie nur noch kom­pro­miss­lo­ser ge­wor­den, ei­ne Ent­wick­lung die jetzt in ih­rem neu­es­ten un­för­mi­gen Klum­pen von ei­ner LP gip­felt - er­neut ein Aus­bruch von schwer­ver­dau­li­chem Lärm, der stark in der Schuld von so Bands wie Slint, Tar und Shel­lac steht. Wenn ich ei­nen ak­tu­el­le­ren Ver­gleich wäh­len müss­te, wä­ren wohl auch Be­ha­vi­or (ins­be­son­de­re ihr spek­ta­ku­lä­res zwei­tes Al­bum Bit­ter Bit­ter) ei­ne taug­li­che Re­fe­renz.

Al­bum-Stream →

Tricks - Body, Doctrine, Enjoyment

Ga­ra­ge Punk trifft auf Math Rock trifft auf Psy­che­de­lia trifft auf Post­co­re auf die­sem atem­lo­sen neu­en Tape ei­ner Band aus Min­nea­po­lis. Über des­sen Lauf­zeit kann man sich un­ter an­de­rem an so un­ter­schied­li­che Bands wie Rea­li­ty Group, Ura­ni­um Club, Yam­me­rer, Big Bop­per, Pat­ti, Ex-Cult, Ro­lex, Shark Toys oder Sau­na Youth er­in­nert füh­len und so­gar ei­nen un­ter­schwel­li­gen 90er Di­sch­ord Vi­be á la Jaw­box, Fa­raquet und Me­di­ca­ti­ons bil­de ich mir da ein wahr­zu­neh­men.

Al­bum-Stream →

Atol Atol Atol - Koniec sosu tysi​ą​ca wysp

Das Ding hier ist jetzt nicht mehr wirk­lich neu - letz­ten Herbst von der Band selbst­ver­öf­fent­licht - aber es hat erst mal ei­ne Tape-Ver­öf­fent­li­chung auf dem Leip­zi­ger La­bel U-Bac ge­braucht be­vor ich die wirk­li­chen Qua­li­tä­ten die­ses Al­bums er­kannt ha­be. Im Nach­hin­ein sind je­ne wirk­lich kei­ne Über­ra­schung, sind hier doch Leu­te der pol­ni­schen Post-/Art-/Math Punk-Boll­wer­ke Ukry­te Za­le­ty Sys­temu und Kurws mit am Werk. Das ver­spricht ein ganz wun­der­ba­res, schlau­es und struk­tu­rier­tes Cha­os ers­ter Gü­te und die Plat­te lie­fert ge­nau das im Über­fluss, er­in­nert da­bei ne­ben den er­wähn­ten Bands auch mal ein biss­chen an Spray Paint, Li­thics oder gar ei­nen An­flug von Fa­raquet oder Swell Maps!

Al­bum-Stream →

Objections - BSA Day /​ Better Luck Next Time

Ei­ne wun­der­schön alt­mo­di­sche 7" ei­ner Band aus Leeds, die dar­auf ei­nen Sound zwi­schen den gro­ben Ko­or­di­na­ten von Math Rock, Post­co­re und Noi­se Rock kre­iert und ein­deu­tig dem Di­sch­ord-Sound der 90er bis 00er Jah­re Tri­but zollt - und ins­be­son­de­re auch Bands wie et­wa Jaw­box, Au­to­cla­ve, Hoo­ver, Lung­fi­sh oder Q and not U.

Big Bopper - New Mutations

Sieht nicht so aus als ob die­sen Te­xa­nern in ab­seh­ba­rer Zeit die Songs aus­ge­hen wer­den, im­mer­hin ha­ben die ge­ra­de ih­ren zwei­ten Lang­spie­ler in­ner­halb von nur we­ni­gen Mo­na­ten ab­ge­lie­fert - dan­kens­wer­ter Wei­se dies­mal in ei­ner et­was we­ni­ger Tin­ni­tus-in­du­zie­ren­den Ab­mi­schung. An­sons­ten wird hier naht­los an das glor­rei­che Cha­os an­ge­knüpft das Big Bop­per mit dem Vor­gän­ger eta­bliert ha­ben. Je­nes be­steht et­wa zu et­wa glei­chen Tei­len aus Post- und Ga­ra­ge Punk, Noi­se- und Math Rock, hat da­bei un­ter an­de­rem va­ge Ähn­lich­kei­ten zu Pat­ti, Ro­lex, Cu­tie, Mys­tic In­a­ne oder Bran­dy plus ein paar Krü­meln frü­her Mi­nu­temen.

Al­bum-Stream →

LLRR - < = >

Ein ech­ter Le­cker­bis­sen von ei­ner Band aus Kyo­to! LLRR ma­chen Post Punk, der sich glei­cher­ma­ßen cat­chy und kan­tig gibt. Häu­fig tanz­bar, manch­mal mit Math­rock-Struk­tu­ren spie­lend, in an­de­ren Mo­men­ten aus­ge­spro­chen old­school No Wa­ve-fun­ky. Ei­ne bom­ben­fes­te Rhyth­mus­sek­ti­on rollt den idea­len Klang­tep­pich aus, auf dem sich die wi­der­spens­ti­gen und doch manch­mal un­er­war­tet me­lo­di­schen Erup­tio­nen vom Gi­tar­ris­ten Yu­zu­ru Sa­no und hyp­no­ti­sche Vo­cals von Mi­na­mi Yo­ko­ta aus­brei­ten kön­nen, wel­che oft so in­te­gral in das rhyth­mi­sche Fun­da­ment ver­wo­ben sind wie man es sel­ten von ak­tu­el­len Bands hört.

Al­bum-Stream →