Lass uns mal über Muschis reden. Mumu-Core ist schwer angesagt letzter Zeit. Da gab es zum Beispiel einen Muschiaufstand, dessen Protagonistinnen für ein keines Ständchen an einem ungewohnten Ort in den Knast gingen. Eine andere ihrer Art behauptete später von sich, ein gar perfektes Miezekätzchen zu sein. Selbstredend sind nicht alle Muschis gleich. Bei erstgenannter hinkte doch die musikalische Relevanz empfindlich hinter der politischen her. Die andere stellte sich nach dem ersten Schock doch eher als eine muffige Brise hyperventilierter heißer Luft heraus. Nichts desto trotz, mit Muschi muss man derzeit rechnen.
Diesmal also eine Schaufenstermuschi. Gefällt mir um längen besser. Das Trio kommt aus New York, ein Mitglied (mit-Glied, haha!) hat gar keine Muschi und Tiny Engines (siehe auch letzter Post) hat gerade ihr ursprünglich als Tape erschienenes Debütalbum wiederveröffentlicht. Das ist ausgezeichneter und recht vielseitiger Krach, der irgendwo zwischen Noisepop, Post- und Garagenpunk oszilliert. Ich schreib jetzt besser nicht weiter, bevor sich das hier zu einem Muschitourette auswächst. Muschi, Muschi, Muschi.
Ok, hier ist mal 'ne Platte, der vermutlich bald größere Aufmerksamkeit zukommen wird; die Hypemaschine (ja, genau!) ist schon warm gelaufen. Und zurecht, Cayetana aus Philadelphia decken nicht nur erfolgreich den Bedarf an der selten gewordenen Art von introspektivem und doch ernst zu nehmendem Indierock mit punkiger Kante (dankenswerter Weise wissen sie dabei abgedroschenes Emogeflenne zu umschiffen), sondern sie legen dabei auch noch ein durchgehend bemerkenswertes Songniveau an den Tag. Aktuell fallen mir da höchstens Restorations, Swearin' oder Big Eyes als eher hinkende Vergleiche ein. Klar ist das alles an und für sich ein alter Hut und sicher gibt's derzeit so einige Bands mit 'nem ähnlichen Soundgewand, aber kaum eine die ich qualitativ erwähnenswert fände.
Starkes Debütalbum von einem Trio aus dem kalifornischen Stockton. Dreizehn ultramelodische Punkrocker mit erhöhtem Fuzzfaktor und leichten Shoegaze-Untertönen. Das erinnert mich mal sehr an das Solowerk von Bob Mould oder noch mehr an seine 90er Band Sugar, aber auch für Freunde von Wavves dürfte das hier von interesse sein. Die Gesangsharmonien der beiden Mädels lassen aber auch Assoziationen zu frühen Vivian Girls zu.
Auch auf Austin's 12XU Records erschien dieses siebenzöllige Dings der ebenfalls dort beheimateten Xetas. Der erste Track klingt so etwas nach Saints mit einem deutlichen Schlenker in Richtung Postcore/-punk. Die Flip klingt dann mehr als hätten letztere sich ein bisschen X an Bord geholt. Sowohl die Kalifornier als auch die Australischen X, passt beides irgendwie. Dass das in der musikalischen Timeline nicht wirklich zusammengeht ist mir schon klar…
Und als kleiner Bonus sei noch dieser hübsch derbe Remix erwähnt:
Digital gibt's das ganze nach meinem Wissen (leider) nur bei iTunes.
Das Texanische Label mit dem besten Namen hat kürzlich gleich zwei herausragende Tonkonserven abgesondert. Die erste davon kommt von den Gotobeds aus Pittsburgh. Die musikalischen Referenzen lesen sich wie ein who is who der letzten vierzig Jahre Punk- und Indierockgeschichte. Am offensichtlichsten erinnert das an die zugänglichsten Werke von Sonic Youth, manchmal vermischt mit einer kleinen Note von Pavement-Geschrammel. Auch zum schlauen Rock-Dekonstruktivismus von Wire oder Mission of Burma lässt sich hier der Bogen schlagen. Und erinnert sich hier noch wer an die britischen Artpunker Ikara Colt aus der frühen Nullerjahren?
In Kurzform: Genau meine Tasse Tee. Die Songs brauchen sich auch nicht hinter den großen Namen verstecken; das ist ein ausgefuchstes Stück treibender Rock'n'Roll und ein Highlight jagt das nächste auf dieser Platte.
HoZac Records aus Chicago, die umtriebigen Spezialisten für schnörkellosen Lärm zwischen Garagenpunk und Powerpop, schlagen mal wieder zu mit einem Kurzspieler dieser australischen Combo. Passt ausgezeichnet ins Labelroster und setzt sich mit zwei simplen und effektiven Ohrwürmern tief in den Synapsen fest.
Diese Band aus Boston spielt eine recht eigenwillige und wandlungsfähige Form entspannten Indierocks. Ob straighter Punkrock, verträumt-psychedelische Ausreißer, garagiger Surfpop oder leichte Anflüge von Postpunk; all das schüttelt das Trio souverän aus dem Ärmel und macht sich dabei noch des einen oder anderen Ohrwurms mitschuldig.
Neue EP der Band aus Brighton und ein gewaltiger Sprung nach vorne, verglichen mit der im Frühjahr erschienenen Splitsingle mit Birdskulls. Das ist melodischer Mittneunziger-Punkrock mit leichtem Emo-Einschlag (Jawbreaker lassen grüßen…), aber auch mit ordentlich Dreck unter den Fingernägeln und deutlicher Grunge-Kante. In der aktuellen Musiklandschaft positioniert sie das wohl in komfortabler Reichweite zu Pale Angels oder Weak Nerves.
Toller melodischer Krach aus Melbourne. Freunde von The Estranged dürften sich hier gut aufgehoben fühlen. Desweiteren klingt das hier in etwa so als hätten jene ihren melancholischen Postpunk mit dem ausgeprägten Goth-Vibe von Criminal Code verschmolzen und sich auch ein paar Scheiben von Hüsker Dü's eindringlichen Hooks und - vor allem zum Ende der Platte hin - von J. Mascis' prägnanten Gitarrenleads abgeschnitten.
The Man kommen wohl aus Chicago, ansonsten herrscht hier eine etwas maue Informationslage. Die Musik hat's aber faustdick hinter den Ohren, dieses wild vorwärts pumpende Gedöns aus Garagenpunk und Noiserock.