Hervorragendes Punkgedöns der schnörkellosen und melodischen Machart von dieser Band aus Tübingen, der bestimmt das Rad nicht neu erfindet, einem dafür aber auf derart hohem Niveau zehn vorwärts stürmende, eingängige Hymnen um die Ohren haut, dass jegliche Kritik verschämt in der geballten Faust dahinsiechen muss. Könnte Freunde aktueller Krawallmacher wie etwa Autistic Youth sehr glücklich machen. Die Platte überzeugt von vorn bis hinten ohne nennenswerte Schwachpunkte. Erinnert ihr euch noch an Punkrock? So geht das richtig.
Postpunk-Trio aus Lexington, Kentucky. Musikalish irgendwo zwischen sägendem aber melodischem Punkrock und der etwas derberen Seite des Shoegaze-Kosmos zu verorten. Stell dir 'ne Mischung aus Swervedriver und Hüsker Dü vor, das käm dem schon halbwegs nahe. Aber auch der düstere Postpunk/-core von aktuellen Bands wie Criminal Code oder The Estranged ist nicht so weit ab davon.
Diese Woche wollen die hochkarätigen Veröffentlichungen einfach nicht abreißen. Heute dran: Der neueste Streich einer Band aus Chicago, erschienen auf dem Qualitätslabel Exploding in Sound, ist vorzüglicher Postcore, der stark an 90er Dischord-Bands wie etwa Lungfish, Shudder Think oder Bluetip erinnert, aber auch der zeitgleich stattgefundene Noiserock von Jesus Lizard oder Chavez hat wohl deutliche Spuren hinterlassen. Das ganze bewegt sich aber weniger auf der verkopft-vertrackten Seite, sondern beackert die explosiv rockenden Facetten jenes Genrepools und enthält auch einige waschechte punkige Indierock-Hymnen, so wie sie selten geworden sind. Das fügt sich auch ganz gut in eine Reihe mit aktuellen Labalmates wie etwa Grass is Green, Ovlov oder Krill. Toll.
Die letztes Jahr erschienene EP Mitanni Mares dieser Kapelle aus Budapest ließ ja schon gespannt aufhorchen, aber jenes kleine Beben konnte mich in keinster Weise vorbereiten auf diesen Erdrutsch von einem atmosphärisch dichten Album. Ohne Scheiß, beim ersten Hördurchgang fiel mir von den ersten Takten an die Kinnlade mal sowas von auf den Boden. Und ich bin wirklich nicht mehr so leicht zu beeindrucken.
Es ist ein Album der scheinbaren Widersprüche. Semi-sinfonische Chorgesänge und new-agiges Geschwurbel treffen auf Blastbeats, Noiseattacken und selbst für einen überraschenden Bläsereinsatz ist hier Platz. Über weite Strecken zieht sich ein gewisser Gothic-Vibe durch die Songs, aber auch ein Psychedelisches Bluesriff kann da mal als Songfundament herhalten. An jeder Ecke passiert hier irgend etwas spannendes, aber nicht nur das. Am Ende hat das auf Albumlänge alles Hand und Fuß. Selbst in den konventionelleren Momenten können sie mit drückendem Postcore überzeugen, der stellenweise etwas an White Lung erinnert. Außerdem durchzieht das ganze Album eine unglaublich traurige wie auch epische Atmosphäre, eine surreale Andersweltlichkeit wie ich sie schon lange nicht mehr gehört habe, erst recht nicht auf einer Art Punkalbum.
Gustave Tiger haben hier ein ziemlich unvergleichliches Stück Musik erschaffen und man kann nur hoffen, dass sie damit auch außerhalb der ungarischen Landesgrenzen die Beachtung bekommen, die sie sich redlich verdient haben. Ich bin da mal verhalten optimistisch.
Tolle Einreichung dieses wundervollen Punktrios aus dem kanadischen Greater Sudbury. Punk ist hier relativ zu verstehen, denn das hier ist eine ziemlich verschrobene, stark angeblueste Mixtur aus so einigem was melodischer Punk- und Indierock über die Jahrzehnte so hervorgebracht hat. Etwa so: Gun Club trifft auf die Weezer der Pinkerton-ära, oder Thermals auf den den postfolkigen Indierock von Cursive oder Bright Eyes. Built to Spill mit mehr Feuer unter'm Arsch. Das sind neun eingängige aber keineswegs glatte Rocker mit leicht rootsiger Kante. Macht auf jeden Fall ungemein glücklich, die Platte.
Hochenergetischer Noisepunk aus New York, der auf hohem Niveau vorwärts brettert wie eine raketengetriebene Dampfwalze. Das birgt zwar keine besonderen Überraschungen, wird aber Freunde der verwandten Genres in seliges Frohlocken versetzen.
Kurzspieler einer New Yorker Band. Mitreißender melodischer Punkrock, der aber auch mal Platz für eine kurze Hardcoreattacke oder einen kleinen Ausflug in Noiserockige Gefilde hat. Hätte man gern ein ganzes Album von, das klingt nämlich nach Potenzial hier.
Sehr schöne EP eines Punktrios aus Ottawa, das es sich irgendwo zwischen Garagen- und 77er Punk gemütlich macht. Das erinnert abwechselnd auch mal an Dead Moon, Wipers oder sogar Hüsker Dü.
Schönen melodischen Punkrock mit einem gewissen Buzzcocks-Einschlag bescheren vier Typen aus Montreal, erschienen beim immer geschmackssicheren Dirtnap Records. Reiht sich auch ganz gut in jüngere Veröffentlichungen ein, etwa von Radioactivity oder Mind Spiders.
Eigentlich hab ich ja die Schnauze voll von den 60s Teenpop- und Girlgroup-beeinflussten Bands die in den letzten Jahren rumgehypt wurden. Keine von denen wurde m.E. dem Hype auch nur annähernd gerecht. Best Coast schreibt seitdem immer wieder den gleichen Song und versucht dabei so furchtbar ultra cute rüber zu kommen, dass ihre Welt in rosa Plüsch versinkt. Frankie Rose und ihre Bands Dum Dum Girls und Vivian Girls konnten zwar die eine oder andere Ohrwurm-Single für sich verbuchen, ihre Alben bestanden aber überwiegend aus uninspiriertem Füllmaterial. Das sie sich dann auch noch zunehmend in eine gafällig-poppigere Richtung entwickelten, trug dann natürlich auch nicht besonders zu meiner Begeisterung bei.
Als aber Tweens vor zwei Jahren ihr Debüt "Live at the Mohawk" - eine wunderbar grottige und ungeschliffene LoFi-Aufnahme ihres allerersten Gigs - auf uns losließen, war ich sofort hin und weg. Da war sowohl der unwiderstehliche Pop, ohne den das Genre undenkbar wäre, aber dieses schräge Trio fügte dem ganzen auch wieder die nötige Schaufel Dreck hinzu, den sowas schon braucht um bei mir zu zünden.
Nun liegt mir hier ihr erstes "richtiges" Album vor, mit einer deutlich zugänglicheren Produktion und einem durchaus etablierten Label im Rücken. Die gute Nachricht: Sie haben sich nicht vollkommen glattbügeln lassen. Das ganze ist zwar weit entfernt vom alten Lofi-Sound, aber die Produktion macht ordentlich Druck und zeigt immer noch genug Zähne. Es ist zwar nicht jeder Song ein Volltreffer, aber es gibt auch keine wirklichen Ausfälle. Einige der deutlich vom 77er Punk geprägten Popmelodien werde ich so schnell nicht mehr aus meinem Kopf bekommen, und das ist ja schon mal kein schlechtes Zeichen.