Postpunk-Trio aus Lexington, Kentucky. Musikalish irgendwo zwischen sägendem aber melodischem Punkrock und der etwas derberen Seite des Shoegaze-Kosmos zu verorten. Stell dir 'ne Mischung aus Swervedriver und Hüsker Dü vor, das käm dem schon halbwegs nahe. Aber auch der düstere Postpunk/-core von aktuellen Bands wie Criminal Code oder The Estranged ist nicht so weit ab davon.
Entspannt vor sich hin Groovender Retro-Garagenrock mit hohem Twangfaktor aus Los Angeles. Lässt spätgeborene wie mich sofort fakenostalgisch in erlogenen Erinnerungen an die Psychedelische Ära schwelgen, als alle bessere Frisuren hatten und gute Drogen noch billig waren. Dazu an allen Ecken und Enden diese wunderbar einlullenden Surfgitarren und ein durchgehend melancholischer Unterton, der sehr an Crystal Stilts oder The Fresh and Onlys erinnert.
Noise-/Postcore Band aus San Francisco. Könnte man vielleicht als im Tempo gedrosselte Version der Hot Snakes sehen, angereichert um Elemente aus dem Noiserock der Neunziger Jahre. Unsane könnte man da als Beispiel nennen. Wirklich prägnant sind hier aber die deutlichen Grunge-Untertöne, die dieser Platte eine ungewöhnliche Eingängigkeit und eine wohlige Vertrautheit verleihen.
Das Duo aus dem kanadischen Halifax spielt psychedelischen Garagenrock mit hohem Spaßfaktor. Gelegentlich mit einer powerpoppig-verträumten Note. Eingängig, simpel und ab und zu mit einem kleinen Hauch von Wahnsinn. Die Platte gibt's im Shop des Labels in so ziemlich jedem erdenklichen Format zu erstehen.
Diese Woche wollen die hochkarätigen Veröffentlichungen einfach nicht abreißen. Heute dran: Der neueste Streich einer Band aus Chicago, erschienen auf dem Qualitätslabel Exploding in Sound, ist vorzüglicher Postcore, der stark an 90er Dischord-Bands wie etwa Lungfish, Shudder Think oder Bluetip erinnert, aber auch der zeitgleich stattgefundene Noiserock von Jesus Lizard oder Chavez hat wohl deutliche Spuren hinterlassen. Das ganze bewegt sich aber weniger auf der verkopft-vertrackten Seite, sondern beackert die explosiv rockenden Facetten jenes Genrepools und enthält auch einige waschechte punkige Indierock-Hymnen, so wie sie selten geworden sind. Das fügt sich auch ganz gut in eine Reihe mit aktuellen Labalmates wie etwa Grass is Green, Ovlov oder Krill. Toll.
Supereingängiger und angenehm stupider Garagenpostpunk von einem Trio aus San Diego, vorwärtsgetrieben von einer prähistorischen Drum Machine und, ähem… veredelt… durch oftmals eher unsubtilen Synth-Einsatz.
Die letztes Jahr erschienene EP Mitanni Mares dieser Kapelle aus Budapest ließ ja schon gespannt aufhorchen, aber jenes kleine Beben konnte mich in keinster Weise vorbereiten auf diesen Erdrutsch von einem atmosphärisch dichten Album. Ohne Scheiß, beim ersten Hördurchgang fiel mir von den ersten Takten an die Kinnlade mal sowas von auf den Boden. Und ich bin wirklich nicht mehr so leicht zu beeindrucken.
Es ist ein Album der scheinbaren Widersprüche. Semi-sinfonische Chorgesänge und new-agiges Geschwurbel treffen auf Blastbeats, Noiseattacken und selbst für einen überraschenden Bläsereinsatz ist hier Platz. Über weite Strecken zieht sich ein gewisser Gothic-Vibe durch die Songs, aber auch ein Psychedelisches Bluesriff kann da mal als Songfundament herhalten. An jeder Ecke passiert hier irgend etwas spannendes, aber nicht nur das. Am Ende hat das auf Albumlänge alles Hand und Fuß. Selbst in den konventionelleren Momenten können sie mit drückendem Postcore überzeugen, der stellenweise etwas an White Lung erinnert. Außerdem durchzieht das ganze Album eine unglaublich traurige wie auch epische Atmosphäre, eine surreale Andersweltlichkeit wie ich sie schon lange nicht mehr gehört habe, erst recht nicht auf einer Art Punkalbum.
Gustave Tiger haben hier ein ziemlich unvergleichliches Stück Musik erschaffen und man kann nur hoffen, dass sie damit auch außerhalb der ungarischen Landesgrenzen die Beachtung bekommen, die sie sich redlich verdient haben. Ich bin da mal verhalten optimistisch.
Tolle Einreichung dieses wundervollen Punktrios aus dem kanadischen Greater Sudbury. Punk ist hier relativ zu verstehen, denn das hier ist eine ziemlich verschrobene, stark angeblueste Mixtur aus so einigem was melodischer Punk- und Indierock über die Jahrzehnte so hervorgebracht hat. Etwa so: Gun Club trifft auf die Weezer der Pinkerton-ära, oder Thermals auf den den postfolkigen Indierock von Cursive oder Bright Eyes. Built to Spill mit mehr Feuer unter'm Arsch. Das sind neun eingängige aber keineswegs glatte Rocker mit leicht rootsiger Kante. Macht auf jeden Fall ungemein glücklich, die Platte.
Schöne Vorabsingle mit zwei Songs vom für August angekündigten Langspieler dieser höchst eigenwilligen Band aus San Diego. Könnte man zur Not als psychedelisch-angekrauteten Postpunk einordnen. Die krude aber dennoch hymnische A-Seite erweckt erfreuliche Assoziationen zu den Australiern Blank Realm.
Die Wörter "Dream-/Indie Pop" verkommen ja langsam dank auditiver Übersättigung zu einem ähnlich verpönten Unwort wie es einerseits mit "Emo" passiert ist. Wie es aber in letztgenannten Genre für jede… nee, sagen wie mal für alle zehn bis hundert uninspirierten Trittbrettfahrer-Veröffentlichungen auch immer die eine oder andere Perle gab, die man auch heute noch in gerne in Erinnerung behält; so ist auch die derzeit so angesagte Form melodischen Indierocks an sich nichts falsches, wenn talentierte Leute mit der Fähigkeit zu eindringlichem Songwriting das in die Hand nehmen.
Der Kurzspieler von den Nostalgics aus Milano ist so ein Fall, der rein genremäßig zunehmend ein rotes Tuch für mich wäre, ein grell leuchtendes "Here be dragons, do not enter"-Schild. Mich aber doch zu fesseln weiß. Zwei hervorragend ausbalancierte Songs, die man wahlweise als Twee-/Janglepop, Shoegeze, C86 or whatever bezeichnen könnte, als ultramelodischen, geradezu opulenten Indierock oder… nun ja, Pop halt. Und der schwurbelt nicht seicht und unbemerkt zum einen Ohr rein, zum anderen wieder raus (wie ein Großteil anderer Genrevertreter), sondern der setzt sich ganz böse fest. Genau in der Mitte, wo sich das Hirn in gut und böse spaltet.