Lower - Seek Warmer Climes

lower
Ei­gent­lich hat­te ich nicht vor die­se Plat­te zu pos­ten. So groß­ar­tig sie auch ist, ich ver­su­che doch eher die et­was ab­sei­ti­ge­ren, noch nicht zu to­de ge­rit­te­nen The­men hier un­ter­zu­brin­gen. Da­von aus­ge­hend, dass sich eh schon al­le an­de­ren Mu­sik­blogs auf die­se lang er­war­te­te Plat­te mit hau­fen­wei­se Pitch­fork-Pro­mo und ei­nem eta­blier­ten La­bel im Rü­cken stür­zen wür­den, hab ich erst­mal an­de­ren Din­gen den Vor­zug ge­ge­ben. Nach ei­nem kur­zen Check der In­die Mu­sik Blogs se­he ich dann mit ent­set­zen, dass die Plat­te über­ra­schen­der­wei­se voll­stän­dig igno­riert wird. Was zum Hen­ker ist los mit dir, deut­sche Blog­sze­ne? Muss ich dann wirk­lich al­les sel­ber ma­chen?
Denn oh­ne Scheiß, die vor zwei Jah­ren er­schie­ne­ne 7" Walk On Heads der ko­pen­ha­ge­ner Band hal­te ich für die dich­tes­ten und mit­rei­ßends­ten zehn Mi­nu­ten punk­ver­wand­ten Krachs die in in die­sem Jahr­zehnt bis­her ver­bro­chen wur­den. Das dar­auf­hin an­ge­kün­dig­te Al­bum wur­de seit­dem im­mer wei­ter auf­ge­scho­ben, und ganz ehr­lich, ich konn­te mir auch kaum vor­stel­len wie Mu­sik mit ei­nem der­ar­tig ho­hem En­er­gie­le­vel auf Al­bum­län­ge funk­tio­nie­ren soll.
Die wahr­schein­lichs­te Ant­wort: Gar nicht so gut. Das wer­den die Jungs auch sel­ber ge­wusst ha­ben, und ent­spre­chend ha­ben sie in den zwei Jah­ren ih­ren Sound ganz schön um­ge­krem­pelt, oh­ne da­bei ih­ren ei­ge­nen Cha­rak­ter zu ver­lie­ren. Das Tem­po der EP wird hier in kei­nem Au­gen­blick er­reicht und den Ver­lust des er­bar­mungs­lo­sen Vor­wärts­schubs ma­chen sie pro­blem­los durch ei­ne neu ge­won­ne Tie­fe wett, die sich ei­ni­gen ge­ra­de­zu epi­schen Song­ko­los­sen nie­der­schlägt. Die un­ge­stü­me Wut ist ei­ner ge­wis­sen Ver­letz­lich­keit und Re­flek­tiert­heit ge­wi­chen und bei al­ler Schwe­re der Dar­bie­tung scheint im­mer wie­der et­was Hoff­nung durch. Denn wie der Al­bum­ti­tel schon an­deu­tet, geht es im Ge­samt­kon­text der Plat­te nicht um Tod und Ver­der­ben, son­dern um Hoff­nung, die rea­le Aus­sicht auf Bes­se­rung, um per­sön­li­che Rei­fungs­pro­zes­se und das fin­den ei­ge­ner We­ge, im Le­ben klar zu kom­men.
Ge­blie­ben sind die zen­tra­len Qua­li­tä­ten und Trade­marks der Band, wie et­wa das stoi­sche Drum­ming und das aus­ge­feil­te Spiel mit der Dis­so­nanz, die ra­sier­mes­ser­schar­fen Gi­tar­ren­fi­gu­ren. Mit die­ser Plat­te tre­ten Lower end­gül­tig aus dem Schat­ten ih­rer gro­ßen Sze­ne-Brü­der Iceage her­aus und fin­den ih­re ganz ei­ge­ne Stim­me. Und der lohnt es sich zu­zu­hö­ren.

Lei­der gibt's kei­ne Streams zum ein­bin­den, dank des be­kann­ten You­tube/­GEMA-Bull­shits. Aber Spo­ti­fy hat's.
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The Abandos - The Abandos 7"s

the abandos 1
The Abandos 2
Die Band aus Phil­adel­phia hat in schnel­ler Fol­ge zwei aus­ge­zeich­ne­te Kurz­spie­ler (bei­de Selbst­be­ti­telt) voll mit an­ste­ckend en­er­ge­ti­schem Post-/Ga­ra­gen­punk raus­ge­hau­en. Die selbst­ver­öf­fent­lich­te Schei­be mit dem dunk­len Co­ver lehnt sich da­bei sti­lis­tisch ein klei­nes Stück wei­ter aus dem Fens­ter mit ih­ren z.b. an Ex-Cult er­in­nen­den, sä­gen­den Gi­tar­ren­tex­tu­ren. Die an­de­re, auf Brui­sed Ton­gue er­schie­ne­ne EP zeigt sich et­was tra­di­tio­nel­ler im Ga­ra­gen­punk ver­an­kert, ist aber kein Stück we­ni­ger mit­rei­ßend.


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Musikresteficken #4: Hype Machine Clickbait

Ich hab die Bu­de hier schon län­ger nicht mehr aus­ge­mis­tet und ent­spre­chend sta­peln sich hier mal wie­der die hö­rens­wer­ten Re­leases, die aus rei­nem Zeit­man­gel kei­nen ei­ge­nen Post be­kom­men ha­ben. Wird ein Drei­tei­ler dies­mal.
Viel Spaß beim Grab­beln.
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Greys - If Anything

greys
Wenn auch der Ti­tel des Ope­ners Guy Pic­ciot­to ei­nen aus­gie­bi­gen Aus­flug ins Di­sch­ord-Uni­ver­sum er­war­ten lässt, do­mi­nie­ren auf dem ex­zel­len­ten De­büt­al­bum die­ser Band aus To­ron­to doch eher die Ein­flüs­se aus ei­nem et­was an­de­ren Strang der Post­co­re-Evo­lu­ti­on. Da wä­re et­wa die me­lo­disch-ver­schwur­bel­te wie auch trei­ben­de Va­ri­an­te von Braid oder Dri­ve Li­ke Je­hu, oder der hispeed-Ga­ra­gen­co­re von de­ren spä­te­rem Ab­le­ger, Hot Sna­kes. Hier und da schau­en Quick­sand um die Ecke und auch mit an Bord ist klas­si­scher Noi­se­r­ock á la Je­sus Li­zard, Cha­vez oder et­was ak­tu­el­ler: METZ.
Oh­ne Fra­ge ein er­staun­lich selbst­be­wuss­tes und aus­ge­reif­tes De­büt und ein sehr er­fri­schen­des Le­bens­zei­chen für die­se zwi­schen­zeit­lich et­was ver­schol­le­ne Art von hoch­en­er­ge­ti­schem aber zu­gäng­li­chem Post-/Noi­se­co­re, der so­fort ins Ohr geht oh­ne sich ir­gend­wel­chen kurz­le­bi­gen Trends an­zu­bie­dern. Ein lan­ge er­war­te­tes Al­bum, und es ent­täuscht nicht.


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Street Eaters - BLOOD::MUSCLES::BONES

street eaters
Sehr ein­gän­gi­gen, ja ge­ra­de­zu tanz­wü­ti­gen Kra­wall spielt das Duo Street Ea­ters aus Ber­ke­ley, des­sen Sound mal wahl­wei­se im Post-, Ga­ra­gen- oder Noi­se­punk ein­ord­nen könn­te. Das klingt in et­wa so als hät­te man die Ge­ne so un­ter­schied­li­cher al­ter Punk­hel­den wie et­wa Wire, Dead Moon oder Wi­pers kom­bi­niert, könn­te in der Ge­gen­wart aber auch mit Bands wie Milk Mu­sic, Ge­ne­ra­ti­on Loss oder ei­ner ab­ge­speck­te­ren Va­ri­an­te von Ca­li­for­nia X ver­gli­chen wer­den. Your mi­leage may va­ry. Tol­le Plat­te auf je­den Fall, die nicht nur an­ge­sichts be­sag­ter Re­fe­ren­zen bei mir ins Schwar­ze trifft, son­dern auch bes­tens für sich al­lei­ne ste­hen kann.
Brea­king News für Vi­nyl­be­vor­zu­ger: Das Ding be­kommt hier­zu­lan­de ei­nen Vi­nyl­re­lease auf dem köl­ner La­bel Con­traszt! Re­cords. Al­so spart euch die ho­hen Aus­lands­ver­sand­kos­ten und war­tet bis zum 30. Ju­ni, so lan­ge wür­de sonst der Ver­sand aus US ja auch lo­cker dau­ern. Im La­bel-Shop kann man's jetzt schon vor­be­stel­len.


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Sex Scheme - Sex Scheme 7"

sex scheme
Ei­gent­lich ver­mei­de ich es ja ger­ne hier Sa­chen zu pos­ten, die kei­nen "rich­ti­gen" - al­so nicht an den Kauf ei­nes phy­si­schen Ton­trä­gers ge­kop­pel­ten - di­gi­tal-Re­lease ha­ben, aber das hier ist ein­fach zu geil. Ul­tra-kru­der Ga­ra­gen­post­punk aus New York, der ein we­nig den Geist al­ter Bir­th­day Par­ty-Plat­ten at­met und sich auch sonst we­nig um eta­blier­te Hör­ge­wohn­hei­ten schert.
Als Bo­nus gibt's beim Kauf ei­ne von zwei aus­wähl­ba­ren EPs in Form ei­ner CD-R da­zu. Das mil­dert den Schmerz et­was, an­ge­sichts der War­te­zeit auf das Pa­ket aus USA und der hor­ren­den Ver­sand­kos­ten.

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Finished - Their Is No God

finished
Pffffft­grmmmmm­pfffh… was zum… Fuck, was für'n groß­ar­ti­ges Co­ver! Seit über 50 Jah­ren wird im Rock'n'Roll von ge­wis­sen Bands und Tei­len des Pu­bli­kums voll­ends iro­nie­frei ei­ne so ät­zen­de und kli­schee­haf­te, wie auch ge­ra­de­zu ab­sur­de Hy­per­mas­ku­li­ni­tät ab­ge­fei­ert, und erst jetzt traut sich je­mand, die­ser Spa­cken­kul­tur mal an­ge­mes­sen den Spie­gel vor­zu­hal­ten und sie halb­wegs rea­li­täts­ge­treu durch den Ka­kao zu zie­hen. Wenn's dann ei­ni­gen über­sen­si­blen Zeit­ge­nos­sen, ge­prägt von chro­ni­scher Angst vor dem ei­ge­nen Ge­ni­tal, äs­the­tisch ge­gen den Strich geht: um­so bes­ser. Der Ti­tel mag dann gleich noch zum ge­pfleg­ten Schwanz­ver­gleich zu pro­vo­zie­ren: Nee, dei­ner ist kein Gott, hier guck mal. Mei­ne Ei­er sind die di­cke­ren.
Die Mu­sik ist in ge­wis­ser Wei­se pas­send da­zu. Denn ganz un­sub­til und hem­mungs­los wer­den hier die Bret­ter ge­schrubbt, die fel­le Mas­siert und die Sai­ten ge­schrap­pelt. Wun­der­schö­ner Noi­ser­o­ck/-punk, der's Freun­den von Bands wie Soup­cans oder Vul­tu­re Shit ganz vor­züg­lich be­sor­gen wird.

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Scupper - Scupper!

scupper
Der war­me Power­pop die­ser New Yor­ker Band be­wegt sich auf sehr ver­trau­tem Ge­län­de. Klei­ne Sei­fen­bla­sen von Gui­ded by Voices, Pa­ve­ment oder Re­pla­ce­ments stei­gen vom ers­ten Ton an im Geis­te des Hö­rers auf. Das ge­winnt zwar kei­nen No­bel­preis, macht aber gro­ßen Spaß. Denn mal ehr­lich, in vie­len Mo­men­ten ist ein aus­ge­zeich­ne­ter Pop­song plus et­was Lärm doch al­les, was ei­nem zum glück­lich sein fehlt, oder?

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