Negative Gears - Moraliser

Ne­ga­ti­ve Ge­ars aus Syd­ney ha­ben sich gu­te fünf Jah­re Zeit ge­las­sen mit dem Nach­fol­ger zu ih­rer aus­ge­zeich­ne­ten 2019er EP, auf dem sie sich jetzt in ei­ner noch mal deut­lich dunk­le­ren, eis­kal­ten Vi­si­on prä­sen­tie­ren, ein­ge­hüllt in be­mer­kens­wert ge­reif­te und aus­ge­feil­te Kom­po­si­tio­nen und Ar­ran­ge­ments. Ver­glei­che zu so US-Bands wie den frü­hen In­sti­tu­te, Rank/​Xerox, Cri­mi­nal Code and Nag sind im­mer noch halb­wegs rich­tig, aber ganz be­son­ders mei­ne ich dies­mal ei­ne star­ke See­len­ver­wandt­schaft zu dem in Ber­lin le­ben­den Duo Dead Finks und des­sen Vor­läu­fer, der neu­see­län­di­schen Band Trust Punks zu er­ken­nen. Songs wie Pills und der Ope­ner Ne­ga­ti­ve Gear be­inhal­ten wie­der­um ei­ni­ge der Kenn­zei­chen von ein­schlä­gi­gen bri­ti­schen Haus­num­mern wie Girls In Syn­the­sis und Sie­ve­head, wäh­rend in ru­hi­ge­ren Mo­men­ten wie Ants und Zo­ned durch­aus ei­ni­ges von der Me­lan­cho­lie und Ele­ganz der letz­ten Marb­led Eye- oder Tu­be Al­loys LPs mit­schwingt.

Al­bum-Stream →

Neon Lies - Demons

Goth-in­fi­zier­ter Syn­th Wa­ve ge­hört ja mal nicht so zu den Gen­res, für die die ich mich leicht be­geis­tern las­se, zu for­mel­haft und un­in­spi­riert ist das meis­te da­von für mei­nen Ge­schmack. Die neu­es­te LP von die­sem Ty­pen aus Za­greb, Kroa­ti­en, der bei mir vor­letz­tes Jahr schon ei­nen blei­ben­den Ein­druck als Sup­port von Nag hin­ter­las­sen hat, ist da aber ei­ne er­freu­li­che Aus­nah­me. Es ist zwar nich so dass er dar­auf ir­gend­was bahn­bre­chend neu­es ver­an­stal­ten wür­de, aber un­ge­ach­tet der simp­len und zeit­be­währ­ten Es­senz, sind die­se Songs ein­fach mal wun­der­bar aus­ba­lan­ciert und treff­si­cher ar­ran­giert, zum Bers­ten voll­ge­stopft mit ein­gän­gi­gen Hooks und Me­lo­dien, auf­ge­la­den mit reich­lich En­er­gie und ei­nem sehr ver­trau­ten aber ab­so­lut ef­fek­ti­vem Sinn für Me­lan­cho­lie. Viel­leicht ist das nur mei­ner ei­ge­nen Nei­gung ge­schul­det, aber mehr als an ty­pi­sche Syn­thwa­ve-Kost füh­le ich mich hier an Punk-/Ga­ra­ge-re­le­van­te Acts er­in­nert wie Di­gi­tal Lea­ther (klar, der of­fen­sicht­li­che Ver­gleich), O-D-EX und ganz be­son­ders die to­tal ein­zig­ar­ti­ge Sex Tou­rists LP von 2017.

Al­bum-Stream →

Molbo - Rettferdighetens Ridder /​/​ Kerozine - Living In A Nightmare

Zwei be­acht­li­che Ver­öf­fent­li­chun­gen mit mehr oder we­ni­ger star­kem Dun­ge­on Punk-Be­zug sind hier die­se Wo­che ge­lan­det. Erst­mal wä­re da die De­büt­kas­set­te von den Nor­we­gern Mol­bo, die ober­fläch­lich be­trach­tet vor al­lem die in letz­ter Zeit ja wie­der sehr schick­li­chen Ein­flüs­se aus '80er Goth, De­ath Rock und Post Punk vor sich her tra­gen. Gleich­zei­tig set­zen sie dem aber auch ei­ne un­wahr­schein­lich wir­ken­de, lau­ni­ge Egg­punk-Äs­the­tik ent­ge­gen und be­zie­hen reich­lich schrä­gen Spaß aus ei­nem Gen­re, das sich sonst ger­ne mal et­was zu ernst nimmt - was zu­ge­ge­be­ner­ma­ßen auch manch­mal sei­ne ganz ei­ge­ne un­frei­wil­li­ge Ko­mik mit sich bringt.

Das Duo Ke­ro­zi­ne aus Ips­wich, Eng­land hin­ge­gen nä­hert sich ei­ner ge­wis­sen Dun­ge­on-Äs­the­tik mehr aus dem Win­kel von glei­cher­ma­ßen ge­rad­li­ni­gem und be­zau­bernd noi­se-las­ti­gem Syn­th- und Elek­tro­punk, so ein­gän­gig wie auch trei­bend und schlag­kräf­tig. Die bes­ten halb­wegs ak­tu­el­len Ver­glei­che, die mir auf die Schnel­le so ein­fal­len wä­ren wie­der­um Bands wie et­wa Spy­ro­ids, O-D-EX, Drý­sild­jöfull, Chan­nel 83, C57BL/​6, Ex­po­se und Beef.

Al­bum-Stream →

Padkarosda - S​ö​t​é​t V​é​gek

Auf ih­rer neu­es­ten LP, die Pan­de­mie-be­dingt jetzt erst mit mas­si­ver Ver­spä­tung auf­taucht, rüt­teln Pad­ka­ros­da aus Bu­da­pest nicht all­zu viel an der eta­blier­ten For­mel und das ist voll­kom­men okay so - ist nicht ka­putt, muss nicht re­pa­riert wer­den. Statt­des­sen ma­chen die wei­ter die ei­ne Sa­che, die sie so gut kön­nen wie kaum ei­ne an­de­re Band jün­ge­rer Zeit: Das her­auf­be­schwö­ren at­mo­sphä­ri­scher Post Punk-Ab­grün­de zu­sam­men­ge­hal­ten von die­sem ge­wis­sen, ma­xi­mal licht­schlu­cken­den De­ath Rock-Vi­be.

Al­bum-Stream →

Die TV - Side A

Spa­ßi­ger DIY-Scheiß von 'nem Kerl aus Mar­mo­ra, New Jer­sey, der so grob zwi­schen den Po­len von elek­trisch ge­trie­be­nem Ga­ra­ge-/Syn­th Punk und recht bi­zar­rem Post Punk 'nem au­gen­zwin­kern­den Goth-Vi­be be­wegt. Et­wa wie ein Mix aus S.B.F., Set-Top Box, Sta­lins of Sound oder frü­hen Kid Chro­me… fer­ner soll­ten auch Freun­de von The Spits oder Iso­to­pe Soap sich den Krem­pel nicht ent­ge­hen las­sen.

Al­bum-Stream →

Cotton Crown - Wretched Lie

Power Pop-Afi­ci­na­dos wird Owen Wil­liams viel­leicht schion als der Sän­ger von The Tubs ver­traut sein, wel­che in die­sem Jahr schon mal mit der aus­ge­zeich­ne­ten Names 7" auf­ge­fal­len sind. Cot­ton Crown ist je­den­falls der Na­me sei­nes So­lo­pro­jekts, des­sen De­büt-Cas­sin­gle vie­le der glei­chen Qua­li­tä­ten mit­bringt, ih­re zwei Pop-Ohr­wür­mer aber mit ei­nem deut­li­chen Goth- und New Wa­ve-Vi­be ver­setzt und ei­ner all­ge­mei­nen Klang­äs­the­tik, die ge­nau die rich­ti­ge Men­ge an Kä­sig­keit ein­bringt um die Songs auf­zu­wer­ten, oh­ne sie zu ver­wäs­sern.

Shit Giver - Meaningless /​ Transition

Ihr 2017er De­büt­al­bum hat­te sei­ner­zeit ei­nen ge­wal­ti­gen Ein­druck bei mir hin­ter­las­sen mit ei­ner aus­ge­spro­chen am­bi­tio­nier­ten und viel­sei­ti­gen Vi­si­on von Post­punk, durch­zo­gen von ex­zen­tri­schen, un­vor­her­seh­ba­ren Song­struk­tu­ren. Mit ih­rer neu­en di­gi­ta­len Sin­gle über­rascht die Band aus Los An­ge­les er­neut, ha­ben sie hier doch vor al­lem ih­re me­lo­di­schen Qua­li­tä­ten her­aus­ge­ar­bei­tet und in ein Ge­wand aus un­wi­der­steh­lich me­lan­cho­li­schem Post Punk, Power- und Goth Pop ver­packt und ent­wi­ckeln da­bei ei­ne Ohr­wurm­ge­walt, auf die ich so nicht vor­be­rei­tet war. Meanin­g­less über­zeugt da­bei als un­er­war­tet ge­rad­li­ni­ge Pop­ka­no­ne in­klu­si­ve ei­nes grenz­wer­tig kä­si­gen Sa­xo­fon­so­los, das bei ei­nem we­ni­ger star­ken Song zu­viel des gu­ten wä­re, hier aber ab­so­lut ver­dient er­scheint. Tran­si­ti­on setzt den neu­en Hang zum sen­ti­men­ta­len Pop dann naht­los fort, be­weist aber auch, dass Shit Gi­ver auch ihr Ge­spür für opu­len­te Struk­tu­ren nicht ver­lo­ren ha­ben.

Plataforma - La Equitativa

Er­neut haut ei­ne Band aus Bar­ce­lo­na über­zeu­gend in die Schei­ße. Pla­ta­for­ma macht das in Form ei­nes ma­xi­mal DIY-mä­ßi­gen Sounds im Um­feld von Dark-/Post Punk und ei­ner ge­sun­den Do­sis Goth. Cri­sis kom­men da mal wie­der in den Sinn, frü­he 2010er Ko­pen­ha­gen-Schu­le á la Lower und Iceage oder auch jün­ge­re Acts wie Dis­joy ste­hen dem nicht all­zu fern.

Al­bum-Stream →

Lost System - Left Behind

Die knapp drei Jah­re al­te ers­te EP der Band aus Grand Ra­pids, Mi­chi­gan ge­fiel mir zwar schon aus­ge­spro­chen gut, aber auf der neu­en LP via Neck Chop fügt sich al­les noch­mal viel schlüs­si­ger in­ein­an­der, ist die Vi­si­on deut­lich schär­fer und das Song­ma­te­ri­al aus­ge­reif­ter in ih­rem be­trüb­li­chen Sound aus Goth-las­ti­gem Post- und Syn­th­punk.

Al­bum-Stream →

Void /​/​ Gist - Sophisma

Neu­es Al­bum der Ham­bur­ger For­ma­ti­on, die ir­gend­wann auch mal un­ter dem Na­men Al­pha Wa­ves fir­mier­te. Ihr vier­tes be­reits, wenn ich mich nicht ir­re. Und wie ge­habt kön­nen sie dar­auf mit ih­rem ab­so­lut stil­si­che­rern Post Punk von star­ker Goth- und De­ath­rock-Prä­gung über­zeu­gen, der sich dies­mal in ei­nem ver­hält­nis­mä­ßig luf­ti­gen, pro­duk­ti­ons­mä­ßig ent­schlack­ten Klang­ge­wand prä­sen­tiert und sich auch mu­si­ka­lisch ein paar vor­sich­ti­ge Zen­ti­me­ter wei­ter über den Tel­le­r­and der ei­ge­nen Sub­gen­re-Ni­sche hin­aus wagt als bis­her. Bei­des steht ih­nen gut.

Al­bum-Stream →