Nicht mehr so ganz neu ist diese ausgezeichnete Split-Cassingle auf Killer Tofu Records, eine waschechte Mogelpackung. Denn Big M ist in Wirklichkeit nur ein weiteres Alias, unter dem die Typen von Burp! operieren. Unter letzterem Namen liefern die hier straighten, energiegeladenen Fuzz- und Garagepunk ab, als Big M dann etwas ähnliches, ergänzt um gewisse Noiserock/Grunge-Anleihen.
Auf ihrem ersten Album fabrizieren Sunshine And The Rain aus Oakland Fuzzgetriebenen Powerpop, der es sich stilistisch ziemlich genau auf der Schwelle zwischen dem Proto-Shoegaze früher Jesus And Mary Chain und den Bands der ersten Shoegaze-Generation in den späten Achtzigern bequem macht. Dabei halten sie sich ziemlich strikt an die klassischen Genre-Konventionen, überzeugen innerhalb der selbst gesteckten Grenzen aber mit purer Qualität. Wenn ich freiwillig ein gewisses Maß an Whoo-ohs ertrage und bereitwillig ein ganz offensiches Teenage Kicks-Ripoff verzeihe, dann hat das was zu heißen. Mit dabei ist ein Fugazi-Coversong, der ursprünglich mal auf einer der vielen TBTCI Tribute-Compilations erschienen ist. Auch mit dem fremden, Genre-mäßig eher entgegengesetzten Songmateriel liefern sie absolute Perfektion ab.
Der Noiserock auf dem dritten Album von Nearly Dead aus Victoria, Kanada stellt sich als ein wahrlich stacheliges, widerspenstiges Biest heraus. Montone, repetitive Grooves, gerne auch mal in abgehackt, wahlweise mit krummen Takten, immer mit ordentlich hohem Knarz-Faktor. Dazu setzt dann noch eine Trompete ihre markanten Akzente. Versteht sich von selbst, dass ich das ganz wunderbar finde.
Auf seinem ersten Solo-Kurzspieler setzt uns Tracy Bryant, der einigen vielleicht als Frontmann von Corners ein Begriff ist, ausgesprochen launigen, melodischen Indierock zum Fraß vor.
Diese Compilation versammelt drei im Laufe der letzten vier Jahre erschienene EPs der Band aus Helsinki. Und was ich da höre tritt gewaltig Popo. Wem Cloud Nothings, Terry Malts, Wavves oder Japandroids in letzter Zeit zu lasch geworden sind, wem auch ein Ersatz mit eingebauter Sprachbarriere in den Kakao passt, wer sich außerdem mit krautigen bis psychedelischen Tendenzen und Einflüssen á la The Men in der Leave Home und Open Your Heart-Phase anfreunden mag, der wird an dieser Platte reichlich Spaß haben. Hammer!
Das Punkduo aus Berkeley ist zurück mit ihrem dritten Album und einem geschärftem Sinn für hocheffiziente Riffs, die sie hier mal wieder souverän aus dem Ärmel schütteln als wär nix dabei. Überhaupt haben die sich Street Eaters irgendwie ihre eigene kleine Nische geschaffen mit ihrem recht eigenwilligen Mix aus (Post-)Punk, tonnenweise Fuzz und einem kleinen Spritzer Stoner-Gedöns.
The Loyalists aus Oakland und ihre angeblueste Spielart von Noiserock zeigen sich auf ihrem zweiten Album ein ganzes Stück gereift, wenn sich die musikalischen Koordinaten auch nicht allzu sehr verschoben haben. Wie schon auf dem Debüt wechseln sich hier energische Fuzzpunknummern mit etwas zähflüssigeren, geringfügig Doom- und Sludge-infizierten Stücken ab.
Nach zwei ausgesprochen derben EPs im letzten Jahr ist jetzt der erste Langspieler dieser Band aus Reykjavík über Iron Lung Records zu bekommen. Darauf gibt's eine Mischung aus kompromisslos eindreschendem Hardcorepunk, Noise und Postpunk auf die Ohren; gerade letzterer scheint hier noch stärker durch als auf den bisherigen Veröffentlichungen.
Die neue 7" der Londoner Band verfeinert subtil den Sound ihres letztes Jahr erschienen Debüt-Tapes und gefällt erneut mit bis auf die Knochen herunterkondensiertem Postpunk.
Hier ist noch die letzte der drei vergangenen Freitag erschienenen Cassingles von Bands aus Atlanta auf Chunklet Industries. Die wird von DiCaprio bestritten, die ja vor geraumer Zeit mit ihrem hervorragenden ersten Album aufhorchen ließen. Auf der A-Seite geben sie schön dissonanten Postpunk zum besten, aber mir hat's besonders die B-Seite Hair angetan. Ein träges, schleppendes Biest, das ein wenig an Slint, Shellac und andere Bands der goldenen Touch&Go-Ära erinnert.