Collate aus Portland waren niemals eine Band die ihrem Genre sonderlich viel neues abgewinnen kann, aber das soll keineswegs heißen, dass er nicht trotzdem ordentlich Spaß macht, ihr relativ simpler Mix irgendwo zwischen dem eher funky tanzbaren Ende der No Wave-Skala und Gang Of Four-mäßigen Dance-/Post Punk Grooves. Es ist außerdem eine Platte, die sich hinterlistig anschleicht bevor sie sich kräftig im Gehörgang verkantet, weil das stärkste Material unauffällig in der zweiten Hälfte untergebracht wurde.
Ein neuer Trading Wreckage Release - das verspricht immer willkommenen Nachschub an vage No Wave-inspirierten Unsäglichkeiten. Das hier ist aber noch mal ein ganz anderes Kaliber… In dieser aktuellen Inkarnation ist The Bozo Big Shit Garbage Band wohl eine reine Soloangelegenheit von Tony Shit aka Reese McLean und vermutlich noch ein Arsch voll anderer Pseudonyme, welcher auch integraler Bestandteil von Bands wie Gay Cum Daddies, Eat Avery's Bones, Bukkake Moms, Flesh Narc und noch einigen weiteren war oder ist. Ein Fundament aus No Wave-Experimenten ist auch hier noch durchaus greifbar, aber weniger menschliches Chaos bei den Recordings hat sich hier offensichtlich auch in einem entsprechend weniger wirren Klangbild niedergeschlagen. Das ist immer noch so kreativ und unvorhersehbar wie man es von bisherigen Veröffentlichungen des Typen gewohnt ist, wird dabei aber in so strukturierte, eingängige und kraftvoll vorangetriebene Bahnen geleitet wie man es bisher noch nicht von ihm gehört hat. Mal hat das etwas von Bands an der Schnitstelle von Garage-, Post- und Art Punk wie etwa The UV Race, Soft Shoulder, Shark Toys oder Parquet Courts, in anderen Augenblicken klingt das als kollidierte der 90er Noise rock aus der AmRep- oder Touch&Go-Ecke auf Mittachtziger The Fall.
Exzellenter Scheiß, das live aufgenommene Debütalbum dieser Band aus Metz, Frankreich. Grob lässt sich das Zeug als (Neo-)No Wave Funk klassifizieren, hat aber auch manchmal einen leichten Eggpunk-Touch und vereinzelt blitzt auch mal das '90er Dischord-Universum auf. Ansonsten hat das etwas von einer extra energischen, direkten, tanzbaren und minimalistischen Variante von so Bands wie D.U.D.S., Pill oder N0V3L.
Verspult, chaotisch und hyperaktiv aber gleichzeitig auch durachaus schlau und durchdacht, der leicht No Wave-ig angehauchte Post Punk dieser Band aus Bandung, Indonesien! Essenzielles neues Futter unter anderem für Fans von, sagen wir mal… Patti, Reality Group, Big Bopper und Exit Group.
Soft Shoulder aus Tempe, Arizona sind jetzt schon über ein Jahrzehnt mit ihrer Sache zugange und scheinen gerade eine äußerst produktive Phase zu durchlaufen, nachdem sie im letzten Jahr eine ganze Reihe von digital und als limitierten Lathe Cut veröffentlichten Singles und EPs rausgehauen hat. Ihre neue LP präsentiert die Band dann aber nochmal so fokussiert wie schon lange nicht mehr. Ihre betont kaputte Mischung aus Post Punk und Noise Rock sprüht vor kreativer Energie wenn ausgesprochen catchy Grooves - vage an The Fall ab den späten 80ern erinnernd - mit dem Lärm und der Dissonanz der ganz alten No Wave-Schule kollidiert.
Ein ordentlich sensationelles Ding hat diese Band aus dem belgischen Tournai meines Erachtens mit ihrem zweiten Langspieler gedreht. Vom ersten Moment an fühle ich mich an so viel guten, sowohl alten als auch neuen Scheiß an den Schnittstellen von Art-, Post- und Garage Punk erinnert, komplettiert von einer würzig-dissonanten No Wave und Noise Rock-Kante. Manchmal klingt das etwas nach Angst, die mit dem simplistischen Beat von Man Sized Action und etwas früher The Fall-Schrammelseligkeit verschmelzen. An anderen Stellen bilde ich mir ein, Echos von Membranes, Gordons oder Swell Maps wahrzunehmen aber genau so gut kann man auch Verbindungen zu gegenwärtigen Acts à la Honey Radar, Toe Ring, Lithics, Germ House, Shark Toys und Subtle Turnhips irgndwo da drin wiederfinden.
Nicht sehr lang nach der During 7" auf Chunklet Industries (von denen ist in naher Zukunft auch ein Langspieler zu erwarten) dockt jetzt noch ein weiteres Projekt mit Beteiligung des Spray Paint Gitarristen und Vokalisten Cory Plump an. Hier macht er gemeinsame Sache mit einem Typen namens Chris, der in irgendeiner nicht näher erläuterten Funktion mal mit Les Savy Fav und Trans Am gearbeitet hat. Zusammen brauen die zwei jedenfalls etwas zusammen, das die stärker elektro-fokussierten Vibes der letzten paar Spray Paint-Veröffentlichungen um eine gewisse Industrial-Kante anreichert und in einen weitaus dunkleren, psychedelischen Albtraum versetzt. Das Ergebnis hat dann auch mal ein bisschen was von Exhaustion, Haunted Horses oder Danyl Jesu, besonders aber auch von den Dub-infizierten Soundscapes von Exek, mt denen sie nicht zuletzt dieser gewisse Hauch von Swell Maps verbindet.
Ganz schön schräger Scheiß, diese Archiv-Veröffentlichung der gesamten/einzigen Tondokumente einer kurzlebigen Band aus Brisbane, die irgendwann im oder um das Jahr 2016 entstanden sind. Da braucht es kein Genie um sofort zu erkennen, dass es sich nur um eine weitere Band des exzentrischen Avantgarde-Saitenquälers Glen Schenau handeln kann - auch als Teil von Kitchens Floor bekannt - verstärkt um jeweils einen Typen von Sydney 2000 und Piss Pain. Deren Beteiligung ist es dann vermutlich auch, was diese Platte fast schon zugänglich erscheinen lässt. Mit zugänglich meine ich in etwas konkreter: Etwa so zugänglich, wie frühe The Fall- oder Membranes-Platten zugänglich sind. Findest du sowas zugänglich? Dann das hier bestimmt auch!
Es hat 'ne Handvoll Releases gedauert um dahin zu kommen, aber auf ihrer neuesten 7" trifft das Trio aus Portland für mich genau die richtigen Nerven mit ihrem No Wave-infizierten, Gang Of Four-inspirierten Post Punk, der mich in diesem Fall ganz besonders an die britische Kapelle Austerity erinnert.
Whoa, was für ein wunderbar schräger Brocken von LoFi-mäßigem DIY-Rumgeschwurbel in den Grauzonen von Post Punk und Garage Rock, diese Digitalveröffentlichung einer undefinierten Person(en) aus Hicksville, New York. Klingt ein bisschen so als ob eine besonders krude Inkarnation der Woolen Men gemeinsame Sache mit Half Japanese und The UV Race macht. Einfach entzückend!