Vielversprechend und macht Spaß, diese erste digitale Single einer Band aus San Francisco. Post- und Art Punk von dieser etwas schrägen und verspielten Machart, die etwa bei Freunden von Patti, Rolex, Reality Group oder Emergency Contact sicher auf Zustimmung stoßen wird.
Nag aus Atlanta zeigen schon etwas länger Präsenz im gegenwärtigen Postpunk-Umfeld, weshalb ich auch etwas verwundert bin, dass sie erst jetzt ihren ersten Langspieler vorgelegt haben. Die Überraschungen sind damit aber noch nicht alle vom Tisch. Waren sie bisher immer ein bisschen die Bad Boys des Genres - immer etwas ungekämmter und roher zugange als die meisten ihrer Mitstreiter - bekommen wir sie hier mal in einem vergleichsweise HiFi-mäßigen Klangbild zu hören. Mit so ein, zwei weniger Schichten aus Noise und Fuzz wird der Blick frei auf einen geschärften rhythmischen Fokus und eine breitere Palette an Stilmitteln, die Vergleiche zu so Hausnummern wie Negative Space, Rank/Xerox, Pretty Hurts, Diät, Knowso, Bruised oder Exit Group nahe legen.
Na das ist ja mal 'ne ordentliche Wucht, was mir diese vermutlich polnische Band entgegen schmettert. Zu gleichen Teilen Hardcore- und Garage Punk, vorzüglich angetrieben von ultra-simplen Schlagwerk, das den Texturen aus der Saitenquäler-Abteilung den nötigen Raum lässt, sich auszubreiten. So etwas ähnliches hat man in der Vergangenheit vielleicht von Bands wie Leche, Murderer, Yambag, Lux zu hören bekommen… oder vielleicht verbirgt sich dazwischen sogar noch eine Spur von Wymyns Prysyn.
Damit hatte ich nicht gerechnet… Satte sieben Jahre nach seiner letzten EP reaktiviert Jason Hendardy aka Permanent Collection aus Oakland sein altes Musikprojekt und liefert ein tadelloses neues Album ab, das - trotz des etwas fatalistisch anmutenden Titels - eine gewisse Abkehr von der klanglichen Trübsal seiner Vorgänger darstellt. Der düstere Post Punk tritt deutlich in den Hintergrund und die melodischen Tendenzen zwischen Noise Pop und Shoegaze geraten ins Spotlight - eine durchweg spaßige Fahrt mit hohem Energielevel. Wenn du dir jemals gewünscht hast, Bands wie A Place To Bury Strangers oder Ceremony (VA) würden weniger Zeit mit abspacen verbringen und stattdessen direkt zur Sache kommen, dann ist das hier die Platte für dich.
Mal wieder ein echter Knüller aus dem Hause Digital Hotdogs. Einer von der verschrobenen Sorte, der seine flauschige Wärme unter einer kratzigen Oberfläche verbirgt. Klingt andersweltlich und doch sehr vertraut. Fast so wie man es von Veröffentlichungen dieses Labels erwartet. Über die Band an sich gibt es praktisch keine Infos. Es sind zwei gleichnamige Bands auf Bandcamp zu finden, aber ich glaube nicht dass es sich um eine davon handelt. Was wir hier zu hören bekommen ist eine massive Fülle an saumäßig eingängigen Songs, verpackt in gleichermaßen verträumte und kraftvolle Klangwelten irgendwo zwischen Post Punk, Noise Pop, Shoegaze und 90er Indie Rock, der Erinnerungen an die frühen LoFi-Abenteuer von Bands wie Eric's Trip, Guided By Voices und Flying Saucer Attack wachruft… vielleicht auch noch ein bisschen Sebadoh. Oder aber man schlägt die Kurve zu jüngeren Bands á la The Molds, Treehouse, Pardoner, Rat Columns oder Teardrop Factory. Egal von welcher Seite du es betrachtest: Du hast ausgezeichneten Geschmack und bist wie gemacht für diese Platte.
Glen Schenau, manchen sicher bekannt als der Frontmann der Kultband Kitchen's Floor aus Brisbane, hat solo bisher zwei EPs von eher Richtung Avantgarde schielendem Art Rock veröffentlicht, der schon alleine aufgrund seiner allgemeinen Schrägheit überzeugte - durchzogen von dissonant-hyperaktiver Schrammelei, wie eine funky kaputte Alternativrealitäts-Variante von The Wedding Present und endgültig über die Klippe geschoben von sehr nach Töpfen, Pfannen und Plastikeimern klingender Percussion. Letzteres weicht auf seiner neuesten 7" einem herkömmlichen Drumkit und vollem Bandsound, der insgesamt in eine geringfügig weniger experimentelle, deutlich grefbare Form an den Tellerrändern von Post Punk, Noise Rock und 90er Indierock morpht, ohne dass dabei die Verspieltheit und kreative Energie der Vorgänger auf der Strecke bliebe. Melkbelly trifft auf Live Skull? Nee, das trifft diesen Nagel nicht so ganz den Kopf… aber auch keineswegs komplett daneben.
Auf einer Debüt-EP, an der es absolut nichts auszusetzen gibt, verschießt ein Duo aus Philadelphia vier treffsichere Ladungen aus schlau arrangiertem, vielseitigem Lärm irgendwo im Umfeld von Postcore, Noise Rock- und Post Punk, liefert dabei Assoziationen an das Schaffen diverser Bands á la Dasher, Cutie, Donors, Little Ugly Girls, Hit Bargain, Street Eaters oder Xetas.
Auf der aktuellen 7" der Londoner Band macht ihr Sound einen etwas unerwarteten Schlenker in Richtung des skandinavischen Post Punk der frühen 2010er, ziemlich genau in der Mitte zwischen der kompromisslosen frühen kopenhagener Schule (Lower, Iceage, Echo People, etc.) und deutlich zugänglicheren Acts wie Holograms oder RA. Oder die Australier Low Life wären vielleicht auch ein halbwegs zutreffender Vergleich. Die B-Seite hingegen verpasst The Cure's Grinding Halt einen geringfügig New Order-mäßigen Vibe, was ebenfalls ganz vortrefflich funktioniert.
Reality Group aus Melbourne haben in den Jahren '16/'17 bereits ein verdammt starkes Demo und eine ebenso hochwertige EP rausgehauen, danach hat es dann ein paar Jahre gedauert bis wir nun ihren ersten ersten Langspieler vorliegen haben. Dem hört man dafür die vergangene Zeit auch klar an in Form eines gereiften, aber dankenswerter Weise keineswegs gezähmten Sounds. Diese elf Songs lösen alle Versprechen der frühen EPs ein; ein lecker gepanschtes Gebräu ist das, bestehend aus Elementen von Garage-, Art- und Post Punk, das Leute mit Affinitäten zu Bands wie Pinch Points, Uranium Club, Andy Human & The Reptoids, Erik Nervous, Lithics oder gar frühen Teenanger sich auf keinen Fall entgehen lassen dürfen.
Nach bereits einem Album und einer Handvoll EPs wissen wir ja schon in etwa, was man von einer neuen Flat Worms-Platte erwarten kann. Das heißt aber nicht, dass sie auf der Stelle treten; vielmehr haben sie mit jeder neuen Veröffentlichung eine bestimmte Facette ihres Sounds genauer erforscht und erweitert. Dieses mal haben sie mit Steve Albini in seiner elektrischen Audiofabrik aufgenommen und passenderweise kommt das Ergebnis nicht nur mit dessen typischer Klangcharakteristik daher, sondern scheint sich auch ein bisschen Inspiration aus seiner langjährigen Geschichte als Produzent Tontechniker gezogen zu haben. Insbesondere ist hier ein klarer Schwenk in Richtung Noise Rock und Postcore wahrnehmbar, der irgendwie auch schon immer ein unterschwelliger Teil ihres Sounds war, aber noch nie so im Zentrum stand wie hier, unter anderem vergleichbar mit gegenwärtigen Bands wie Meat Wave, Metz oder USA Nails. Weitere kleine aber angenehme Überraschungen sind der fast als relaxt zu bezeichnende Titeltrack und die 90er Indie Rock-Vibes in Market Forces.