Knowso aus Cleveland, Ohio gehören klar zu den eigenwilligsten und einprägsamsten Bands der vergangenen paar Jahre. Auch ihr neuester Langspieler zeigt sie in ausgesprochen starker Verfassung. Ihre Verschmelzung aus Post Punk, Noise- und Math Rock ist genau so verschroben und wunderlich wie auch tight, rigide und kantig, kombiniert eine scheinbar sehr methodisch-mathematische herangehensweise mit einem Ausmaß an Spaß und Catchyness, wie man es in diesem Genre-Umfeld eher nicht erwarten würde. Diese Band dreht nach wie vor so ziemlich ihr eigenes Ding, aber wenn Vergleiche unbedingt sein müssen, dann bieten sich unter anderem so Bands wie Brandy, Landowner und Big Bopper an, oder vielleicht auch Nag in ihren etwas zugänglicheren Momenten.
Der Typ aus Whittier, Kalifornien hat schon 'ne handvoll EPs auf dem Kerbholz, aber die letzten fünf Jahre war erstmal Funkstille angesagt. Das kürzlich im Hause Archfiend Records erschienene Langspieldebüt klingt jetzt - der weitgehenden LoFi-Ästhetik zum trotz - sehr ordentlich ausgereift und zündet bei mir sofort mit dieser liebenswert kruden, moderat psychedelischen Melange aus Garage-, Post- und Synth Punk. Ein Sound, der unter anderem auch Eigenschaften von so Hausnummern wie etwa Mononegatives, Useless Eaters, Die TV, Electric Prawns 2, Beef, frühen Powerplant, Pow!, Freak Genes und Lost Packages in sich vereint. Genau meine Baustelle!
Jedes mal ein unverschämter Spaß, neue Songs des Viking Synth Punk-Solokriegers Klint aus Schleswig. Die selbstveröffentlichte Stark EP feuert sechseinhalb neue Geschosse ab von dieser gleichermaßen roh lärmenden wie auch saumäßig eingängigen Synth Punk-Action die wir kennen und lieben. Die simultan dazu auf der italienischen Garage-Hochburg Goodbys Boozy veröffentlichte Should be Honey / Sherbet 7" hingegen begibt sich auf einen spannenden experimentellen Trip unter starkem Einsatz uralter Bläser- und Vocal-Samples, die alten Swing-Platten der 1920er Jahre entstammen. Das ist, wie soll ich sagen… ein reichlich unerwarteter, verwirrender Hirnfick. Kranker Scheiß!
Ein exzellentes zweites Tape dieser Leipziger Band, voll mit genau dieser verspielten und eingängigen Mischung zwischen Garage- und Post Punk, die einem aus der dortigen Szene durchaus vertraut ist und das bedeutet mal echt nichts schlechtes - Qualitätsscheiß, allesamt! Freunde des lokalen Clusters von so Bands wie Exwhite, Laff Box, Lassie und Onyon werden auch hier dran ihren Spaß haben.
Nach einer schon saumäßig appetitanregenden Debüt-EP im letzen Jahr präsentieren Sklitakling aus Bergen, Norwegen eine glatt nochmal stärkere erste LP, auf der sie den verschroben-schrammeligen Charme des Debüts beibehalten und gleichermaßen ihre stilistische Palette erweitern und verzweigen. Das Songwriting hat hier deutlich an Kontur gewonnen, die eigenwilligen Arrangements an Schärfe. Trotz ihrer norwegischen Herkunft erinnert mich das doch häufig mehr an die dänische Szene des vergangenen Jahrzehnts - die Kopenhagener Schule des Post Punk sozusagen - mit gewissen Anklängen an Bands wie Iceage, Melting Walkmen, Spines und erst neulich, Pleaser, die alle einen ähnlichen Sinn für Melancholie und Melodie haben. Dazu kommt hier aber noch ein starker Cowpunk-Vibe, der etwas von einer LSD-getränkten Variante von frühen Angst oder Gun Club hat, aber insbesondere auch Ähnlichkeiten zu der halluzinogenen, existenziellen Albtraumwelt von Murderer.
Die jüngste LP dieser Band aus Tokyo - letztes Jahr in Japan erschienen und jetzt vom Label SPHC Records aus Maryland, Baltimore wiederveröffentlicht - beginnt mit nicht nur einem, sondern gleich zwei maximal kitschigen, pseudo-orchestralen Intros, welche dann in einen pseudo-Metal Flickentepich übergehen der so klingt als wollten die Jungs alle Dungeon Punk-Entwicklungen jüngerer Zeit noch mal überbieten. Dann geht aber der eigentliche Spaß los in der Form von gleichermaßen simplen wie auch einfallsreichen und unvorhersehbaren Hardcorepunk-Ausbrüchen, deren Dungeon-/Metal-Versatzstücke (immer mit reichlich Schalk im Nacken) sie mit einem kreativen Geist ausstatten,, der unter anderem auch was von frühen Crass hat. Sinnlos, solchem Irrsinn Widerstand zu leisten - ich geb's auf und genieße einfach die wilde Fahrt!
(…) so fokussiert wie schon lange nicht mehr (…) schrieb ich anlässlich ihres letzten Albums Smile Building's Exit. "Hold my beer…" sagt daraufhin die Band aus Tempe, Arizona und schüttelt eine weitere LP aus dem Ärmel, zur gleichen Zeit aufgenommen wie der Vorgänger und mit einem sogar nochmal etwas eingängigeren Gesamtvibe. Ihr patentierter Mix mit Elementen aus sowohl aktuellen wie auch altertümlichen Post Punk-Zaubertricks, oldschooligem Noise Rock und stark No Wave- und 80er The Fall-inspirierten Lärmexperimenten hat noch nie so hell gefunkelt, so catchy und rund geklungen wie auf dieser Platte.
Luxuriöses neues Futter für Garage- und Eggpunk-Enthusiasten kommt hier von einer Band aus Cincinnati, Ohio. Soft Violence and Why Fight reflektierem die schrägen Stilblüten etwa von Prison Affair, Nuts, Beer, Cherry Cheeks und Pringue, erweitern diese Ästhetik jedoch mit einem deutlich psychedelischen Unterton, der in erster Linie vom mehrstimmigen Gesang transportiert wird. Auch Null Future hat da reichlich von, aber begibt sich sehr fachmännisch doch eher in klassisches Garage Punk-Terrirorium mit einem Vibe á la Mononegatives, zusätzlich ausgestattet mit einer puristischen Fuzzpunk-Kante. Der Rausschmeißer It Goes On ähnelt dann zu guter Letzt sehr deutlich den krautig-psychedelischen Post Punk-Vibes der Stadtnachbarn The Drin und The Serfs, was natürlich auch über personelle Überschneidungen mit jenen spekulieren lässt.
Mitreißender Postpunkscheiß aus New York, der einen ultraklassichen Vibe á la Joy Division/Bauhaus/frühe Interpol sorgfältig mit einer Tendenz zum melodischen Powerpop ausbalanciert, die dann eher an so Bands wie Woolen Men, The Estranged oder Radar Eyes denken lässt… und vereinzelte Spuren von Wipers oder Television lassen sich auch darin erkennen. Ganz anders als der übliche Genre-Flickenteppich, ist hier alles robust gebaut und durchdacht, jeder dieser Songs ist fest verankert in durchweg solidem Songhandwerk.
Das ist der Typ von The Uglies, der hier rumbellt, oder? Die neue EP dieser Australier ist auch sonst nicht ganz unähnlich zum Output besagter Band, treibt das ganze aber in eine etwas verspieltere, abenteuerlichere, geringfügig postpunkige Richtung, die sich häufig etwas nach Useless Eaters oder Knowso anfühlt, subtil erweitert um moderige Dungeon-Vibes, die sich durch die ganze Platte ziehen.