Eine neue LP von dieser finnischen Band mit zu vielen Gitarristen… ich glaub 666 waren das beim letzten nachzählen. Nu ja, auf dem neuesten Album verschieben die ihren Sound deutlich in eine Psych Rock-Richtung, besonders in TJ begeben sie sich Kopfüber in gewisse Space Rock-Sphären und das funktioniert auch ganz vorzüglich. An anderen Stellen bleibt die Band aber auch ihrem gewohnten Sound im melodischen Indie Rock, Fuzz Punk und Noise Pop treu mit Anklängen etwa an No Age, Wavves, California X, Happy Diving oder frühe The Men - eine Mischung die sie dann um charakteristisch weitläufige Gitarren-Drones á la Glenn Branca und 80er Sonic Youth anreichern.
Es hat 'ne Weile gebraucht bis ich's geschnallt hab, aber die neueste LP von Catalogue aus Marseille stellt sich als ihre bislang stärkste Platte heraus. Konnte ihr Sound auf der letzten LP noch etwas ermüdend wirken, gibt sich ihr neuester Streich vielseitiger und bleibt auch auf Albumlänge spannend. Nach wie vor angetrieben von 80er-Style elekrischen Beats, beinhalten ihre Songs mal Echos von Big Black oder Live Skull und an anderer Stelle wird klassische NoWave-Dissonanz mit eingängigen Hooks verbunden. In Houseplants hat das ganze auch mal einen fast schon Synth-/New Wave-mäßigen Vibe.
Viel stärker als ich es auf den ersten Blick vermutet hatte, das Debüt-Tape von Cel Ray aus Chicago. Das transportiert ähnliche Vibes zu einigen der besten female-fronted Punkbands unserer Zeit wie etwa Vexx, Negative Scanner, Judy & The Jerks, All Hits, Amyl and the Sniffers, The Neuros, BB and the Blips… aber auch zu einem breiteren Cluster von Bands auf der Schnitstelle von Garage- und Post Punk kann man ziehen, etwa zu Patti, Reality Group, Uranium Club, Ex-Cult oder Mystic Inane. Guter Scheiß!
Synth Punk-Wunderkind Klint brauche ich hier ja inzwischen nicht mehr vorzustellen. Seine Seite dieser genialen Splitkassette liefert drei neue Artefakte abgeschöpft aus diesem bodenlosen Quell der Kreativität, den der Typ scheinbar von ganz von alleine channelt sobald es ihm jemand erlaubt, irgendwo ein Kabel einzuklinken. Die Italiener Orrendo Subotnik auf der anderen Seite erschaffen einen ganz anderen aber nicht weniger begeisternden Klangkosmos. Nachdem die letztes Jahr noch mit einem ultra-rohen zweiten Tape Wellen schlugen, gewinnt ihr Sound hier einen deutlich schärferen Fokus. Das ist eine ganz eigenwillige Mischung, die etwa dem Noise Pop und Fuzz Punk der frühen No Age, Male Bonding oder Tiger! Shit! Tiger! Tiger!, düster-noisy-melodischem Post Punk á la Die! Die! Die!, Piles oder Times Beach, einen definitiv eher Hard-/Postcore-mäßigen Energielevel verpassst sowie das volle Breitwand-Drama von Lower oder frühen Iceage… und das ist nur die Spitze des Eisbergs hier.
Eine neue LP von Italia 90, dem bestgehüteten Geheimnus des britischen Post Punk, das sich bislang komplett der Hype-Welle entzogen hat, auf die andere UK-Bands der letzten Jahre allzu bereitwillig aufgesprungen sind. Schwer zu glauben, dass wir es jetzt erst mit ihrem ersten Langspieler zu tun kriegen. Im Großen und Ganzen bleiben sich die Londoner treu, ohne es aber sich selbst oder dem Publilkum zu leicht zu machen, was sich in einer fragilen Balance aus eingängigeren Nummern wie New Factory, Tales From Beyond und ungleich sperrigeren Brocken á la Magdalene und Golgatha niederschlägt. Ansonsten mündet hier ein stark Wire-mäßiger Opener in die vertraute Klanglandschaft mit starkem Bezug zu alten Hausnummern wie, neben einigen anderen, Swell Maps und Membranes sowie vereinzelten Anklängen an Crass. Oder alternativ darf man sicher auch Vergleiche ziehen zu jüngeren Acts wie Exek oder frühen Protomartyr.
Die Band aus Greenville, South Carolina lässt einen exzellenten Krawall von der Leine, der irgendwo zwischen den Rädern von Garage Punk, Post Punk und Postcore für ordentlich Reibung sorgt und gewisse Ähnlichkeiten sowohl zu aktuellen Bands á la Mystic Inane, Big Bopper, Dollhouse, Cutie, Wymyns Prysyn, Crisis Man hat… als auch zu klassischem Material im Fahrwasser von Drive Like Jehu, Hot Snakes, Nation Of Ulysses, Rites of Spring or Gray Matter.
Also reden wir mal nicht lange um den heißen Brei herum… auf ihrem jüngsten Output hält sich die Band aus Wollongong, Australien relativ strikt an ein uraltes Schema, etabliert von Bands wie Mission Of Burma, Moving Targets und Volcano Suns. Wenn ihr mich fragt ist das sowieso eine Nische die heute viel zu selten aufgegriffen wird. Also ja, ist guter Stoff.
Die Band aus Richmond, Virginia hat bereits ein bisschen Staub aufgewirbelt mit einem schön chaotischen Demo in 2019 und einer dem etwas konventionelleren Hardcore verbundenen 2021er EP. Auf ihrer ersten LP gehen sie jetzt wieder deutlich unberechenbarer zur Sache mit einem zumeist empfindlich gedrosselten Tempo und einem Sound, der scheinbar so einige Inspiration aus dem experimentellen Spannungsfeld zwischen klassischem 80er Hardcore und dem (Proto-)Noise Rock jener Zeit zieht, wie ihn etwa Flipper, No Trend, Spike In Vain, Broken Talent damals etabliert haben. Aber auch zu jüngerem Krempel á la Soupcans, Vulture Shit, C-Krit oder Stinkhole mag man da Ähnlichkeiten sehen.
Die Band aus Bristol hat sich etwa ein Jahr Zeit gelassen für die neueste in einer Serie von bislang ausnahmslos spektakulär zu nennenden (digitalen) Singles. Ich freue mich verkünden zu dürfen, dass es auch über diese zwei Songs nichts wirklich neues zu erzählen gibt - die sind einfach zwei weitere makellose Meisterstücke der melodischen Post Punk und Power Pop mit klaren Echos von Buzzcocks, Television Personalities, Mekons, Desperate Bicycles und noch vielen weiteren Artefakten aus der überwiegend britischen DIY Punk-Vergangenheit.
Diese nette EP von Nick G plus Peripherie aus St. Louis, Missouri transportiert sieben mal düsteren aber ebenso melodischen, deutlich Song-basierten Post Punk - zugegebenermaßen nicht die originellste Sache heutzutage aber auch keineswegs langweilig oder vorhersehbar, immer solide konstruiert. Ein definitiver Leckerbissen etwa für Freunde von Criminal Code, Public Eye, VHS, Sievehead or Bruised… und gelegentliche Spuren von Trauma Harness oder The Estranged gibt es auch zu bewundern.