Castle Face Records lehnen sich hier mal ein kleines bisschen aus dem Fenster und hauen das Debüt-Minialbum der weniger Garagen- als Postpunk-affinen Male Gaze aus San Francisco raus. Passt trotzdem hervorragend in den Labelkatalog, weil sie sich mit den anderen Acts die Vorliebe für einen dicken Fuzzmantel und eine Aura aus warmer Psychedelia teilen. Von drückendem Stonerpunk hin zu fluffigem Psychpop erstreckt sich hier das Spektrum, jeder Song überzeugt.
Leckeres Klanggebräu von diesem Trio aus New York, irgendwo zwischen den Eckpunkten Noiserock, Sludgepunk und Postcore, außerdem mit ordentlich Schaum vor'm Mund. Nice.
Das Debütalbum der Rosenheimer ist schon 'ne ganze Weile auf schwarzem Bodenbelag erhältlich, aber jetzt endlich auch für böse Vinyl-Agnostiker wie mich digital zu bekommen. Die Platte übertrifft bei weitem, was das LoFi-Demo vor einem guten Jahr schon andeutete. Die Band spielt 60s Retro-Garagenrock auf ausgezeichnetem Niveau und mit einer Authenzität die man gerade hierzulande selten zu hören bekommt. Dabei decken sie souverän eine ganz bemerkenswerte Bandbreite des Genres ab, inklusive Schlenkern in Richtung Surf und Psych.
Wunderbar stumpfer Noiserock aus Toronto. Die A-Seite klingt wie eine poppige Garagenpunk-Version von Big Black, die Tom Waits-Coverversion auf der B-Seite hat etwas von Feedtime im Säurebad.
PopPunk der nicht saugt? Jupp, Tenement aus Appleton, Wisconsin kriegen das hin. Man muss einfach bei den richtigen Bands klauen, so ist die Platte vollgestpoft mit Momenten, die etwa an Jawbreaker, Superchunk oder Dinosaur Jr. erinnern. Ich fühle mich schon etwas schlecht dabei, der Band dieses (größtenteils zu recht) verhasste Genre-Etikett aufzudrücken, aber diese Songs sind nun einmal schnörkellose Poppunk-Hymnen durch und durch. Mit dem Unterschied, dass wir es hier mit einer Dampfwalze von Band zu tun haben, die mit gewaltig Feuer unter'm Arsch vorwärts stürmt und den Zauber von spaßigen Gitarrensoli zu schätzen weiß. Es schadet auch nicht, dass die Songs allesamt Volltreffer sind und die Produktion ausreichend Dreck mitschleift. An aktuellen Bands könnte man sie auch mit Diarrhea Planet oder Kicking Spit vergleichen.
Marvelous Mark ist wohl ein mehr-oder-weniger-Soloprojekt von einem Typen aus Toronto. Die Veröffentlichung auf Burger Records verspricht den für dieses Label typischen zuckersüßen Krach und hält das Versprechen auch. Nahezu käsiger Power-Fuzz-Pop mit leichtem Grungevibe, einfach gestrickt aber höchst ansteckend.
Wuchtige EP dieser Band aus Leeds, bei der unter anderem der Bassist von Broken Arm mitmischt. Perspex Flesh setzen ganz eindeutigung auf Lärmüberwältigung und fahren gut damit. Gekonnt und ohne mit den Wimpern zu zucken verquicken sie verschiedene Generationen von derbem Hard- und Postcore mit schummrigem Postpunk.
Tolle EP einer Band aus Louisville. Ein dreckiger Bastard aus Postpunk und Noiserock mit hohem Drehmoment. Könnte man etwa als Verschmelzung von Big Black, Mittachziger-Sonic Youth und 90er Noiserock á la Tar beschreiben.
Fuzziger Spätachziger-Indie-Power-Pop mit Spuren von Psych und Shoegaze. Das erste Album der Day Ravies aus Sydney konnte mich trotz toller Momente nicht so ganz überzeugen, zu oft rutschte das ganze in die Sorte von richtungslosem Dreampop-Gesäusel ab, von dem es gerade eh schon zu viel gibt. Dieses Jahr hat das Quartett aber zwei neue Kurzspieler rausgehauen, die das Potenzial dieser Band deutlich besser ausspielen. Nicht nur ist der Sound jetzt etwas bissiger, auch die nötige Songsubstanz ist jetzt durchgehend vorhanden.
Woolen Men aus Portland bleiben eine gut geölte Songfabrik. Zwar lassen sie immer noch auf ein zweites Album warten, dafür gibt's hier schon wieder eine weitere ausgezeichnete Schnappschuss-EP und bis zur übernächsten Single, Kassette oder Drehorgelwalze ist es bestimmt auch nicht so lange hin. Wie auf den letzten paar Kurzspielern bestätigt sich hier der Trend weg vom Dreck des Debütalbums zu einem entschlackten Soundgewand, in dem ihre Powerpop-Hymnen um so deutlicher ihre Qualitäten zeigen. Das stellte zuletzt schon ein mitreißendes LoFi-Unplugged-Album eindrücklich unter Beweis.