Die eher technische, Math-orientierte Seite von Noiserock lässt mich zwar meistens ziemlich kalt, aber das Trio Multicult aus Baltimore ist eine derart tighte Maschine, dass sie jeden noch so abstrakten, krumm oder gerade getakteten Groove ungewohnt sexy daherwalzen lassen. Das erinnert teils sehr positiv an Big Black, Jawbox oder frühe Shellac.
Ein lang ersehnter Nachschlag von den Powerpop-Monstern aus Chicago. Die Songs der Doppel-7" kommmen diesmal vielleicht mit etwas erhöhtem Glam-Faktor daher, aber auch mit dem gewohnt hohen Ohrwurmpotenzial.
Noise-/Postpunk aus Minneapolis mit konstanter Schieflage, ein wunderbar kruder Angriff auf die Sinne. Die Songs auf dieser Spulware sind überwiegend schon im letzten Jahr auf drei Kurzspieler-Tapes erschienen, wurden hier aber noch mal in zwei langen, energiegeladenen Takes (je eine Seite am Stück) neu aufgenommen. Geht etwas in die Richtung von Watery Love, Piles oder Generation Loss, in den melodischeren Momenten klingt's aber auch als hätte man die erste Milk Music EP durch den Garagen-Fleischwolf gezogen.
Das zweite Album der British-Amerikanischen Punkrocker wurde erneut von Ben Greenberg (Uniform, Ex-The Men) produziert und ist wie auch nicht anders zu erwarten eine ziemliche Wucht. Stilistisch machen sie sich hier etwas breiter als bisher, "I'm Nobody" z.b. hat einen unerwarteten Gun Club-Vibe, auch ein relaxter Midtempo-Wipper und der eine oder andere psychmäßige Moment ist mit dabei. Am besten sind die Jungs aber nach wie vor, wenn sie's ungezügelt krachen lassen.
Castle Face Records lehnen sich hier mal ein kleines bisschen aus dem Fenster und hauen das Debüt-Minialbum der weniger Garagen- als Postpunk-affinen Male Gaze aus San Francisco raus. Passt trotzdem hervorragend in den Labelkatalog, weil sie sich mit den anderen Acts die Vorliebe für einen dicken Fuzzmantel und eine Aura aus warmer Psychedelia teilen. Von drückendem Stonerpunk hin zu fluffigem Psychpop erstreckt sich hier das Spektrum, jeder Song überzeugt.
Leckeres Klanggebräu von diesem Trio aus New York, irgendwo zwischen den Eckpunkten Noiserock, Sludgepunk und Postcore, außerdem mit ordentlich Schaum vor'm Mund. Nice.
Das Debütalbum der Rosenheimer ist schon 'ne ganze Weile auf schwarzem Bodenbelag erhältlich, aber jetzt endlich auch für böse Vinyl-Agnostiker wie mich digital zu bekommen. Die Platte übertrifft bei weitem, was das LoFi-Demo vor einem guten Jahr schon andeutete. Die Band spielt 60s Retro-Garagenrock auf ausgezeichnetem Niveau und mit einer Authenzität die man gerade hierzulande selten zu hören bekommt. Dabei decken sie souverän eine ganz bemerkenswerte Bandbreite des Genres ab, inklusive Schlenkern in Richtung Surf und Psych.
Wunderbar stumpfer Noiserock aus Toronto. Die A-Seite klingt wie eine poppige Garagenpunk-Version von Big Black, die Tom Waits-Coverversion auf der B-Seite hat etwas von Feedtime im Säurebad.
PopPunk der nicht saugt? Jupp, Tenement aus Appleton, Wisconsin kriegen das hin. Man muss einfach bei den richtigen Bands klauen, so ist die Platte vollgestpoft mit Momenten, die etwa an Jawbreaker, Superchunk oder Dinosaur Jr. erinnern. Ich fühle mich schon etwas schlecht dabei, der Band dieses (größtenteils zu recht) verhasste Genre-Etikett aufzudrücken, aber diese Songs sind nun einmal schnörkellose Poppunk-Hymnen durch und durch. Mit dem Unterschied, dass wir es hier mit einer Dampfwalze von Band zu tun haben, die mit gewaltig Feuer unter'm Arsch vorwärts stürmt und den Zauber von spaßigen Gitarrensoli zu schätzen weiß. Es schadet auch nicht, dass die Songs allesamt Volltreffer sind und die Produktion ausreichend Dreck mitschleift. An aktuellen Bands könnte man sie auch mit Diarrhea Planet oder Kicking Spit vergleichen.
Marvelous Mark ist wohl ein mehr-oder-weniger-Soloprojekt von einem Typen aus Toronto. Die Veröffentlichung auf Burger Records verspricht den für dieses Label typischen zuckersüßen Krach und hält das Versprechen auch. Nahezu käsiger Power-Fuzz-Pop mit leichtem Grungevibe, einfach gestrickt aber höchst ansteckend.