Ein wunderbares und bis vor kurzem ausgesprochen rares Powerpop-Juwel aus dem Jahre 1980. Dank kürzlich wieder aufgetauchter Master Tapes hat diese Schönheit jetzt vom US-Label Emotional Response eine Wiederveröffentlichung spendiert bekommen.
Passend zum Beaches Album ist hier gleich noch mal gutes Zeug im Spannungsfeld von Shoegaze und Psych. Magic Shoppe sind jetzt ja auch schon so einige Jahre aktiv und ihrer aktuellen EP hört man das zweifellos an. Der Sound den sie darauf kreieren kommt routiniert, druckvoll und selbstbewusst rüber.
Bei dem Psychgaze-Quintett aus Melbourne ticken die Uhren fraglos etwas langsamer, hat die Band soeben doch mit ach und krach noch die Deadline gekriegt, um ihr drittes Album innerhalb eines Jahrzehnts zu veröffentlichen. Das passt aber auch perfekt zu ihrer Musik, die sich gerne sehr viel Zeit lässt, um nicht zu sagen: Meine Geduld strapaziert. Aber es lohnt sich, bei der Sache zu bleiben.
In ihrer Heimat schon lange eine Hausnummer (ihre ersten beiden Alben waren jeweils für den Australian Music Prize nomimiert…), wurden die fünf Musikerinnen anlässlich ihres zweiten Albums im Sommer 2013 auch international im etwas größeren Rahmen bemerkt. Die Beteiligung von Neu!-Veteran Michael Rother, der die Platte nicht nur produzierte, sondern auch die eine oder andere Gitarrenspur beisteuerte, hat sicher auch etwas dazu beigetragen.
Jetzt melden sich Beaches also mit ihrem dritten Langspieler zurück und überzeugen auch ohne einschlägiges Namedropping mit einem monumentalen, ausufernden Brocken von einem Album. Und ohne Frage sind 75 Minuten Musik schon ganz schön viel des Guten. Zumindest in der mir vorliegenden digitalen Form hätte es der Platte durchaus gut getan, die Laufzeit mal um ein grobes Drittel herunter zu stutzen.
Denke ich aber an die Veröffentlichungsform als Doppel-LP, für welche diese Tracklist ganz offensichtlich gedacht ist, ergibt das Ganze schon etwas mehr Sinn in Form von vier lose gekoppelten Suiten. In der ersten Hälfte dominieren dabei ganz klar die stärker psychedelisch-spacigen Klänge (für mich der "schwierigere" Teil des Albums), während sich der zweite Teil etwas sonniger gibt mit einem stärkeren Shoegaze- und Dreampop-Anteil, um dann in einem kosmisch-krautigen Jam als Rausschmeißer zu münden. Wenn ihr euch also nicht sicher seid: Schallplatte ist hier das Mittel der Wahl. Das muss auch ein überzeugter Digitalmensch wie ich anerkennen. Und trotz aller Längen, die sich beim Genuss an einem Stück ergeben: Wenn Beaches in der Zone sind, dann so richtig. Und unbestreitbar an vorderster Front in ihrem Genre-Spektrum.
Die Band aus London setzt auf ihrer dritten EP den Trend fort, mit jeder Veröffentlichung etwas lauter zu werden. Fuzz Punk und Noise Pop gibt's darauf zu hören, der einerseits an jüngere Bands wie Playlongue, Terrorista, Solids oder die erste Milk Music EP erinnert, aber auch Anklänge an Klassiker von Hüsker Dü, Sonic Youth oder Dinosaur Jr erkennen lässt.
Drop Medium ist ein noch sehr junges, in Portland ansässiges Label, dessen Aktivitäten es unbedingt weiter zu beobachten gilt. Die Bude fiel zuletzt schon äußerst positiv durch Veröffentlichungen von Spoodee Boy und Faux Ferocious auf, und hat jetzt mit dem Debütalbum der New Yorker Band Shimmer auch schon das nächste Highlight nachgeschoben. Experimentellen und sperrigen Lärm gibt's darauf zu hören, den man wahlweise irgendwo im Umfeld von Noise Rock, Post Punk, No-Wave, Math Rock oder Art Punk einordnen könnte. Wer angesichts des aktuellen Housewives Albums nicht die Flucht ergriffen hat, oder wer dem kruden Lärm der Soupcans nicht abgeneigt ist, der könnte auch an dieser schrägen Platte Gefallen finden.
Zwei Größen des zeitgenössischen Noise-, Fuzz- und Powerpops versammeln sich auf dieser schicken 10" Split-EP aus dem Hause Emotional Response. Kids On A Crime Spree tragen dazu zwei psychedelische Popnummern bei, die knietief im Reverb der Phil Spector-Größenordnung getränkt sind. Terry Malts machen das, was sie am besten können und präsentieren zwei unwiderstehliche Ohrwürmer, die wieder deutlich mehr Beißkraft zeigen als das etwas Handzahme letzte Album.
Meine Fresse, was ist denn diese Woche los? Mit dem Debütalbum von Pardoner aus San Francisco ist auch schon wieder die nächste Hammerplatte am Start. Den eigenwilligen Lärm, der einem darauf entgegenn springt, könnte man als eine Verschmelzung vom Indie Rock und Postcore der alten 90er Schule, Noise Pop und Fuzzpunk beschreiben, angereichert um deutliche Spuren von Post Punk und Shoegaze. Selbst geben die Jungs Polvo als ihren wichtigsten Einfluss an und das ist auch nicht ganz von der Hand zu weisen. Ich denke dabei aber eher an jüngere Bands wie Ovlov, Happy Diving, Never Young und The Gotobeds; außerdem finde ich Anklänge an Swervedriver und ein kleines bisschen Slint wieder. Aber allen Vergleichen zum Trotz muss man ihnen doch zugestehen, ihre durchaus eigene Nische gefunden zu haben. Und das Songmaterial: Durchweg hochwertig. Eine von Anfang bis Ende saustarke Platte, die sich keinen einzigen Fehltritt leistet.
Ziemlich geiles Postpunk-Gedöns mit hohem Schrammelfaktor und ordentlichem Drive aus Buffalo, New York. Zur groben Orientierung würde ich dem Ganzen mal eine gewisse Ähnlichkeit zu Sarcasm oder frühen Rank Xerox unterstellen.
2017 war bislang schon ein ausgezeichnetes Jahr für Freunde hochwertigen Powerpops, in dem unter anderem Veröffentlichungen von Big Huge, The Lovebirds, Radioactivity, 31Ø8, Sheer Mag oder Lost Balloons einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben. Und diese Aufzählung kratzt nur an der Oberfläche.
Hier ist eine weitere Platte von beeindruckender Qualität. Landlines kommen aus Portland und zu ihrer Besetzung zählen sich Mitglieder der von mir hochgeschätzten Woolen Men und von den ebenso tollen Lithics; die Musik auf ihrem aktuellen Langspieler klingt davon wohl eher nach erstgenannter Band. Zu hören gibt es also grandiosen Powerpop und Indierock, der z.B. The Clean, Pavement oder The Soft Boys in Erinnerung ruft, mit detailverliebten, ausgefeilten Arrangements und der mitreißenden Darbietung eines gut geölten Powertrios. Aber das eigentliche Herz dieses durchweg goldigen Albums ist das brilliante Songwriting, das scheinbar mühelos und ausgesprochen trittsicher durch einen nicht enden wollenden Strom von einprägsamen Sätzen, Hooks und Melodien glänzt.
Das Tape dieser Berliner Band hat mich spontan mal so ziemlich weggeblasen und natürlich neugierig gemacht, wer denn hinter dieser Combo steckt, die für Menschen außerhalb der Berliner Szene scheinbar aus dem nichts aufgetaucht ist - mit einem bereits vollständig ausgeformten Sound aus dissonantem Post Punk, den man etwa in der Nähe von Rank/Xerox oder Negative Space verorten kann. Es stellt sich heraus: Hier sind Mitglieder von so einigen Bands am Werk, die im 12XU-Mikroversum gar keine unbekannten sind. Useless Eaters, P.U.F.F., Beekeepers und Life Fucker wären da unter anderem zu nennen.