Wunderschönes Chaos auf der Debüt-EP einer Band aus Austin. Der Opener klingt in etwa als würden Angst und frühe Meat Puppets von Saccharine Trust in den Ar*** gef***t. Solche Folk- und Cowpunk-Elemente finden sich auf dieser Platte immer wieder, aber auch abstrakte LoFi-Experimente zwischen Honey Radar von heute und Unrest von gestern. Jangle- und Artpop, irgendwo zwischen frühen The Clean, Woolen Men und Guided By Voices. Der verschrobene Charme des noch etwas folklastigen Dinosaur Jr.-Debüts. Das sollte so eigentlich nicht funktionieren. Tut es aber. Nicht zuletzt weil hier durchgehend 1A Songwriting-Skills regieren.
Ein sehr passendes Addendum zum vorherigen Post ist auch die vierte und bisher stärkste Cassingle in der Pentalogie (so macht man einen auf Progressive Rock) von Rolex aus Los Angeles. Eine garagig angehauchte Mischung aus Postcore und -punk, bei der jeder einzelne Takt voll ins Schwarze trifft.
Zwei Bands aus Indianapolis geben sich auf diesem Tape die Ehre. The Resource Network machen dabei schon mal einen saustarken Eindruck und bewegen sich zwischen Hardcore, Garage und Post Punk, der in einer perfekten LoFi-Produktion daher kommt. Big Hog mixen dann Hardcore mit Hardcore und einem ähnlich auf Hochglanz geschrubbten Sound, wären dabei gerne Slayer. Auch das hat seinen Charme.
Was ist das denn für ein geiler Scheiß, den uns da eine Band aus Valencia auftischt? Begrüßt einen mit Post Punk in no-waviger Dissonanz und entwickelt sich darauf hin zu einem unberechenbaren Bastard, der einem unvermittelt hereinbrechende Hardcoreattacken, Versatzstücke von 90er Dischord-Postcore, ein bisschen Emogedöns, Mathrock und melodischem Indie Rock der vergangenen Dekade um die Ohren haut. Über all dem schweben die unkonventionellen Harmonien á la Sonic Youth der Daydream Nation-Ära, das verbindende Element welches diese seltsamen Klangkonstrukte zusammenhält. In der Gegenwart könnte man vage Vergleiche zu den Leipzigern Molde bemühen.
Ich hätte ja zuerst mal auf Austin, Boston oder Chicago getippt, aber diese nicht allzu britisch klingende Band kommt doch tatsächlich aus London. Noch viel beeindruckender als diese Tatsache ist aber die disziplinierte, eiskalte Konsequenz, mit der die Typen ihren minimalistischen und monotonen Post Punk zuverlässig mit unaufhaltsam rotierenden, mechanischen anti-Grooves aufladen, ihn letztendlich immer wieder aufs neue mit einer Wand aus Noise kollidieren lassen. Und dass solch repetitive Klangkunst auch in sechzehn Songs und einer für Genreverhältnisse üppigen Laufzeit von einer guten Dreiviertelstunde ums verrecken nicht mal die geringsten Abnutzungserscheinungen zeigt, das macht das kleine Wunder komplett. Oder ist es der perfekt schreddernde Vierspursound, der ihre kantigen Arrangements so treffend zu transportieren vermag?
Wie auch immer, Tense Men haben hier nach zwei noch etwas richtungslosen EPs zu ihrer Essenz gefunden und dieses gewisse etwas eingefangen, das Ideal Meals selbst in der unüberschaubaren Masse an starken Veröffentlichungen ihres Genrespektrums herausstechen lässt. Ein bisschen sehe ich sie in der Nachbarschaft der frühen Rank/Xerox, aber auch die markante Rhythmik von Man Sized Action kommt mir ins Gedächtnis, die sture Brachialität früher The Men, vereinzelt auch mal Mission Of Burma oder ein wenig The Fall der frühen Achtziger. Nur die besten Referenzen also. Mit diesem Ungetüm von einem Album haben Tense Men eine Tür eingetreten und ich kann's kaum erwarten zu sehen, was sich dahinter noch verbirgt.
Steilen Scheiß veranstaltet diese New Yorker Band auf ihrem Debütalbum in Form eines etwas surreal anmutenden Sounds aus Post- und Hardcore, Post-, Blues- und Cowpunk. In etwa wie ein gemeinsamer Fiebertraum von Wymyns Prysyn und Gun Club. Ein stilistischer Frankensteinbastard, wie ich ihn so bislang noch nicht zu hören bekam. Und dabei so aus einem Guss, dass die Grenzen zwischen den Songs zunehmend verfließen, was letztendlich nur noch weiter zur unwirklichen Atmosphäre der Platte beiträgt.
Die Ein-Mann-Band Abstract Sense aka Ozan Bodur, der hier vor nicht allzu langer Zeit ja schon mit einer sehr, sehr starken Debüt-EP überraschte, hat jetzt offenbar seinen Wohnsitz von Istanbul nach Brüssel verlegt. Da möchte man ja gerne mal auf 'ne Tasse Kaffee vorbeischauen. Nicht zuletzt, weil in Brüssel musikmäßig eh immer einiges zu gehen scheint.
Sein erster Langspieler nimmt jedenfalls die Fäden dort wieder auf, wo er bei der EP aufgebört hat, weitet aber sein klangliches Spektrum auch weiter aus, kokettiert in z.B. in Jizz Jazz mit dem titelgebenden Genre oder taucht in Withdraw auch mal in psychedelisch-abgespacete Sphären ein. Ansonsten dominiert aber weiterhin seine markante Mischung aus Noise Rock, Post Punk und 90er Indierock, die von seiner mitreißenden und noch mal ein ganzes Stück ausgefeilteren Gitarrenarbeit irgendwo zwischen Wipers, Sonic Youth und Spurenelementen von Kurt Ebelhäuser (insbesondere sehe ich mich an frühe Scumbucket erinnert) das besondere Etwas verpasst bekommt.
Von einer Band aus Bologna kommt diese EP und weiß mir verdammt gut zu gefallen mit ihrer exzentrisch-quirligen Mischung aus Post-/Artpunk mit garagigem Unterton und einer leisen Idee von altem Indie Rock/Power Pop der neuseeländischen Flying Nun-Schule.
Diese Band aus Portland bewegt sich in einem ähnlichen Fahrwasser wie etwa Bad Breeding oder Acrylics, also auf der Schnittstelle zwischen Hardcore, Postcore und -punk mit subtilem Garagenschliff, dem sie aber als gewisses Etwas noch einen ordentlichen Batzen Chaos zusetzen. Gelungener Fön.
Die Londoner Molar fielen vor zwei Jahren schon mal äußerst positiv auf in Form einer Split EP mit Pale Kids. Auf ihrer neuesten EP wirkt ihr Sound zwischen Postpunk/-core, Noise und vermehrten Flashbacks zum 90er Indierock-Sound noch eine ganze Nummer ausgeformter, dabei aber auch verdammt abwechslungsreich.