Neurotic Fiction - Pulp Music

Ein et­was ei­gen­wil­li­ger Gen­re-Grenz­gän­ger ist das Lang­spiel­de­büt die­ser Band aus Bris­tol. Me­lan­cho­li­scher Jang­le Pop fließt mit klas­si­schem In­die­rock und Sur­fein­flüs­sen zu­sam­men, an­ge­rei­chert um ver­ein­zel­te An­flü­ge von (Post-)Punk und gar ein we­nig vom et­was ent­spann­te­ren Di­sch­ord Sound der 00er Jah­re. Als sehr va­ge Ori­en­tie­rungs­hil­fe hät­te ich da Fle­sh World im An­ge­bot, aber ei­gent­lich klin­gen Neu­ro­tic Fic­tion wie kei­ne an­de­re Band der­zeit, ko­chen ihr ganz ei­ge­nes und frag­los sehr schmack­haf­tes Süpp­chen.

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D.U.D.S. - Immediate

D.U.D.S. ka­men mir erst­mals mit ei­ner sehr an­spre­chen­den 7" auf Ma­te­r­nal Voice un­ter. Es folg­te ein Lang­spie­ler auf Cast­le Face, der - wenn ich auch das Ma­te­ri­al teil­wei­se noch et­was un­aus­ge­go­ren fand - den­noch ein star­kes In­ter­es­se am wei­te­ren Schaf­fen der Band aus Man­ches­ter in mir weck­te. In­zwi­schen ist auch schon der Nach­fol­ger via Opal Tapes zu be­kom­men und der trifft ein­fach nur kon­stant ins Schwar­ze mit sei­nen za­cki­gen Groo­ves, die un­ver­meid­li­che As­so­zia­tio­nen zum bri­ti­schen Post­punk der ur­alten Schu­le á la Fire En­gi­nes, Trans­mit­ters oder De­spe­ra­te Bicy­cles her­vor­ru­fen, aber auch be­wun­de­rern ak­tu­el­ler Bands wie Pill oder The World si­cher gut in den Kram pas­sen.

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Pill - Soft Hell

Auf ih­rem zwei­ten Lang­spie­ler gibt die New Yor­ker Post­punk-Band ih­rem Sound ei­ne un­ge­ahnt grif­fi­ge Kon­tur und je­de Men­ge Fein­schliff. Da­bei muss na­tür­lich die ex­pe­ri­men­tel­le Kan­te der Vor­gän­ger deut­lich kür­zer tre­ten, da­für wirkt je­der Song sorg­fäl­tig kon­stru­iert und aus­ba­lan­ciert. Das Er­geb­nis ist ih­re stärks­te Plat­te bis­her; über­ra­schend ho­mo­gen und zu­gäng­lich, den­noch ab­wechs­lungs­reich und viel­schich­tig, je­der Song  ein Voll­tref­fer. Rei­fe Leis­tung.

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Pigeon - Bug

Die Ber­li­ner Noi­se- und Post­punk-Com­bo bleibt ei­ne span­nen­de An­ge­le­gen­heit. Ihr neu­es Tape geht jetzt ei­nen Tick räu­di­ger zur Sa­che als schon ihr star­kes De­büt­al­bum im Früh­ling, was mei­nen per­sön­li­chen Vor­lie­ben na­tür­lich sehr ent­ge­gen kommt. Der Sound ver­schiebt sich nun stär­ker auf die Post­punk-Sei­te ih­rer Glei­chung. Teil­wei­se er­in­nert das stark an Ne­ga­ti­ve Space oder In­sti­tu­te… oder gar an die ers­te Lower EP, de­ren Nach­wir­kun­gen vor al­lem in Less deut­lich spür­bar sind.

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Eyesøres - Eyesøres

Mit ver­dammt arsch­tre­ten­dem Post Punk wie er kaum druck­vol­ler sein könn­te zieht mich das De­büt-Tape der Ey­esø­res aus Mel­bourne vom ers­ten Mo­ment an auf ih­re Sei­te. Das hat in et­wa die kom­pro­miss­lo­se At­ta­cke der Pret­ty Hurts an Bord, den tief­schwar­zen Blick von Cri­mi­nal Code. Au­ßer­dem Dark Punk/​Death Rock-Ver­satz­stü­cke á la Hal­dol und zwi­schen­drin gibt's im­mer wie­der klei­ne Über­ra­schun­gen wie die me­lan­cho­li­schen, Red Dons-ar­ti­gen Me­lo­dien im Ope­ner oder ei­nen Hauch von So­nic Youth in Gol­den Soil. Ei­nen der­art star­ken ers­ten Ein­druck hab ich in die­sem Gen­re-Um­feld schon län­ger nicht mehr ge­bo­ten be­kom­men.

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Mope Grooves - The Waves /​ L.O.X. - L.O.X. Time

Zwei neue Ver­öf­fent­li­chun­gen aus Port­land und dem Mi­kro­kos­mos um die Woo­len Men und Ho­ney Bu­cket. De­ren Raf Spiel­man re­spek­ti­ve Matt Ra­do­se­vich sind auf ei­ni­gen Tracks des neu­en Al­bums der Mo­pe Groo­ves zu hö­ren, bei de­nen es sich aber vor al­lem um ein Pro­jekt von Stevie Pohl­man han­delt, der wie­der­um mit den bei­den erst­ge­nann­ten die Shop Re­gu­lars bil­det. Ver­wir­rend, ich weiß.

So weit weg klingt das von kei­ner der ge­nann­ten Bands. Ex­zen­tri­scher, häu­fig abs­trak­ter Post­punk al­so, der zwi­schen­drin aber auch ein ge­schick­tes Händ­chen für tol­le Me­lo­dien zeigt und ei­nen aus­ge­spro­chen rus­ti­ka­len Vi­be ver­sprüht. Et­was an­ders als be­sag­te Grup­pen liegt hier sound­mä­ßig aber ein un­ge­wohnt star­ker Fo­kus auf Ana­log­syn­ths, Or­geln und an­de­ren an­ti­quier­ten Tas­ten­in­stru­men­ten.

Al­le drei spie­len wie­der­um bei L.O.X. mit. De­ren neue LP kommt da­her wie ei­ne leicht an­ge­krau­te­te, aber da­bei er­staun­lich zu­gäng­li­che Ver­schmel­zung von al­lem zu­vor ge­nann­ten. Die ge­ball­te Krea­ti­vi­tät die­ser klei­nen, ver­schro­be­nen Ni­sche in ei­ner sonst ja eher als hy­per­gen­tri­fi­ziert ver­schrie­nen Stadt er­staunt mich je­des mal aufs neue.

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Glen Schenau - Phantom Vibration

Auf sei­nem ers­ten Vi­nyl­re­lease führt der Aus­tra­li­er - den man un­ter an­de­rem schon als Teil von Kitchen's Flo­or, Bent, Cu­red Pink und noch ei­ni­gen an­de­ren Bands ge­hört hat - sein end­los ver­schro­be­nes wie auch lie­bens­wer­tes Ge­schram­mel fort, wie man's schon vom letz­ten Tape kennt. Aber gleich­zei­tig ha­ben sei­ne selt­sa­men Song­kon­struk­te auch ei­ni­ges an Pro­fil ge­won­nen. Post Punk oh­ne Punk. Noi­se Rock oh­ne Noi­se.  Es bleibt span­nend.

Popper Burns - Pure Disgust

Schon et­was län­ger her, seit­dem das Que­er­co­re-Wun­der Pop­per Burns aus Aus­tin sei­nen zwei­ten Lang­spie­ler an­ge­kün­digt hat. Gu­te an­dert­halb Jah­re um ge­nau zu sein. Je­den­falls ge­hört die Plat­te zu den von mir am hei­ßes­ten er­war­te­ten Ver­öf­fent­li­chun­gen seit­dem die ers­ten Klän­ge des per­fek­ten Ope­ners Apol­lo 11 mein Trom­mel­fell er­reich­ten und ich frag­te mich schon, ob das Ding je­mals er­schei­nen wür­de. Of­fen­bar sind sie im­mer noch auf La­bel­su­che. Ich wür­de mich ja um die Band und das Al­bum rei­ßen, aber ich bin nun mal (noch?) kein Plat­ten­ver­ti­cker.
Jetzt ist Pu­re Dis­gust je­den­falls schon mal di­gi­tal auf Band­camp zu be­kom­men und be­stä­tigt mei­ne Ver­mu­tung, dass wir es mit ei­nem un­ge­schlif­fe­nen Roh­dia­man­ten zu tun ha­ben. Ihr vor Är­ger und Frust bers­ten­der Post Punk gibt sich da­bei durch­aus wand­lungs­fä­hig, er­in­nert mich sehr an Shit Gi­ver, ein we­nig an ganz frü­he Pro­tom­ar­tyr und das mit­rei­ßen­de Dra­ma von Bam­ba­ra oder Iceage. Das gan­ze kommt in ei­nem wun­der­bar di­rek­ten und dre­cki­gen Sound da­her, des­sen lo­se Fä­den, Ecken und Kan­ten nur noch wei­ter zum spe­zi­el­len Charme die­ser Band bei­tra­gen.

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Exit Group - Adverse Habitat

Exit Group sind ei­ne Ber­li­ner Ka­pel­le, die sich ih­re Mit­glie­der un­ter an­de­rem mit Use­l­ess Ea­ters, P.U.F.F., Bee­kee­pers, Life Fu­cker und noch ei­ni­gen an­de­ren Bands teilt, die vie­len von euch si­cher nicht un­be­kannt sind. Ihr De­mo aus dem letz­ten Jahr ließ schon ge­wal­tig auf­hor­chen und auch der ers­te Lang­spie­ler auf Cast­le Face ent­täuscht kein biss­chen. Za­ckig-kan­ti­ger, mit me­cha­ni­scher Prä­zi­si­on vor­ge­tra­ge­ner Post Punk ist das, dem man ei­ne ge­wis­se Nä­he et­wa zu Rank/​Xerox, Marb­led Eye, Ne­ga­ti­ve Space oder In­sti­tu­te zu­spre­chen kann.

Keepers - Keepers

Drei Jah­re nach ih­rer sehr ap­pe­tit­li­chen De­büt-7" ist nun bei Vo­lar Re­cords der ers­te Lang­spie­ler der Band aus San Die­go zu be­kom­men. Dar­auf geht es ver­gleichs­wei­se mo­de­rat ga­ra­gig, da­für ver­mehrt post­pun­kig zu und es lässt sich ei­ne star­ke Af­fi­ni­tät zum Noi­se Rock der früh-neun­zi­ger Am­phet­ami­ne Rep­ti­le-Schu­le aus­ma­chen, ge­trie­ben von schön dum­mem wie auch spa­ßi­gem Stoo­ges-Ge­rif­fe.

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