Nach einer schon saumäßig appetitanregenden Debüt-EP im letzen Jahr präsentieren Sklitakling aus Bergen, Norwegen eine glatt nochmal stärkere erste LP, auf der sie den verschroben-schrammeligen Charme des Debüts beibehalten und gleichermaßen ihre stilistische Palette erweitern und verzweigen. Das Songwriting hat hier deutlich an Kontur gewonnen, die eigenwilligen Arrangements an Schärfe. Trotz ihrer norwegischen Herkunft erinnert mich das doch häufig mehr an die dänische Szene des vergangenen Jahrzehnts - die Kopenhagener Schule des Post Punk sozusagen - mit gewissen Anklängen an Bands wie Iceage, Melting Walkmen, Spines und erst neulich, Pleaser, die alle einen ähnlichen Sinn für Melancholie und Melodie haben. Dazu kommt hier aber noch ein starker Cowpunk-Vibe, der etwas von einer LSD-getränkten Variante von frühen Angst oder Gun Club hat, aber insbesondere auch Ähnlichkeiten zu der halluzinogenen, existenziellen Albtraumwelt von Murderer.
Über die vergangenen Jahre hat sich das in Portland ansässige Label Spared Flesh Records zu einer wahren Festung des unkonventionellen Post-, Garage- und Art Punks gemausert und diese neue LP von Reuben Sawyer aka Anytime Cowboy ist auch wieder so ein erstaunlicher Rohdiamant. Sein bluesiger, minimalistischer Cowpunk-Sound kommt hier in etwa rüber wie eine kleinlaute Inkarnation von The Gun Club, die Angst davor hat die Nachbarn zu wecken… aber auch schon mal wie eine super-gedämpfte Version von Parquet Courts oder Tyvek und in manchen Momenten erscheint mir auch die diesjährige LP von Peace de Résistance als Vergleich nicht allzu weit hergeholt. Eine Klangästhetik, die einen langsam in den Schaf lullen könnte, wäre da nicht diese konstante Ahnung von den schrecklichen Abgründen, die hier hinter jeder Ecke zu lauern scheinen, was nur weiter potenziert wird von Sawyer's tiefer, ruhiger Stimme mit einer gleichermaßen beruhigenden wie unheimlichen Qualität.
Eine Band aus Pittsburgh, Pennsylvania zettelt hier eine vage vertraut klingende aber gleichwohl spektakuläre Detonation von catchy oldschooliger Hardcore-Energie mit einem gewissen Cowpunk-Vibe an, die irgendwo in den groben Parametern von Germs, Dicks, frühen Hardcore-Inkarnationen von Angst und Meat Puppets zu Werke geht. Auch jüngere Erscheinungen wie Fried E/m und Modern Needs stehen dem wohl nicht allzu fern.
Neues Garage Punk-Chaos, in Brand gesetzt von einer Band aus Greensboro, North Carolina. Die EP startet durch mit einem starken Cowpunk-Vibe nicht ganz unähnlich etwa zu Deodorant, Spoodee Boy, Optic Nerve… vielleicht auch etwas Leche oder Murderer? Danach groovt sich die Sache auf einen etwas konventionelleren aber nicht weniger mitreißenden Garage Punk-Vibe ein, der Vergleiche zu arschtretenden Referenzen wie Cutie, Erik Nervous und Sick Thoughts provoziert.
Die neueste EP der Garage Punks aus Nashville, Tennessee führt in etwa die Cowpunk-Vibes fort, die spätestens auf der …Rides Again EP zum Mittelpunkt ihres Sounds wurden, vermag mich dieses mal aber deutlich besser zu überzeugen dank der stärkeren Songsubstanz und einer supertighten Darbietung - letztere ist jetzt auch keine so wirkliche Überraschung, handelt es sich zumindest bei der aktuellen Besetzung doch scheinbar um exakt die gleichen Typen, die zuletzt als Safety Net eine ähnlich massive Abfahrt besorgt haben. Die mittleren beiden Songs Barn Burner und The Plan haben dann noch ein bisschen was von Flat Worms und - ziemlich passend - The Cowboy.
Wie schon auf ihrer ersten EP vor zwei Jahren weiß die Band aus Washington D.C. mit weitgehend lässig und schnörkellos dahergeschrammelten Fuzzpop und Indie Rock zu gefallen, der diesmal besonders zum Ende der Platte hin auch mal gerne ein wenig in Cowpunkmäßige Regionen abdriften mag und durchweg auf robuster Songsubstanz gebaut ist.
Garage Punk aus Montreal, gesponnen aus hochendzündlicher Songsubstanz und verfeinert mit Momenten von Surf- und Cowpunk. Hartnäckige Melodien, die auch bei den Herren Steve Adamyk oder Ricky Hell nicht fehl am Platze wären treffen auf einen zurückgelehnten und dennoch entschlossen vorwärts gehenden Sound, der 'n bisschen was von Paul Jacobs oder auch mal Wireheads hat… oder von Protopunk á la Modern Lovers, wie er sich z.B. in Women on Drugs heraus pellt.
Wunderschönes Chaos auf der Debüt-EP einer Band aus Austin. Der Opener klingt in etwa als würden Angst und frühe Meat Puppets von Saccharine Trust in den Ar*** gef***t. Solche Folk- und Cowpunk-Elemente finden sich auf dieser Platte immer wieder, aber auch abstrakte LoFi-Experimente zwischen Honey Radar von heute und Unrest von gestern. Jangle- und Artpop, irgendwo zwischen frühen The Clean, Woolen Men und Guided By Voices. Der verschrobene Charme des noch etwas folklastigen Dinosaur Jr.-Debüts. Das sollte so eigentlich nicht funktionieren. Tut es aber. Nicht zuletzt weil hier durchgehend 1A Songwriting-Skills regieren.
Steilen Scheiß veranstaltet diese New Yorker Band auf ihrem Debütalbum in Form eines etwas surreal anmutenden Sounds aus Post- und Hardcore, Post-, Blues- und Cowpunk. In etwa wie ein gemeinsamer Fiebertraum von Wymyns Prysyn und Gun Club. Ein stilistischer Frankensteinbastard, wie ich ihn so bislang noch nicht zu hören bekam. Und dabei so aus einem Guss, dass die Grenzen zwischen den Songs zunehmend verfließen, was letztendlich nur noch weiter zur unwirklichen Atmosphäre der Platte beiträgt.
Ein perverser Spaß ist das, wie auf der Debüt-EP dieser Band aus Austin die Garagepunk-Scheiße auf den Hardcore-Propeller trifft und eine astreine Bauchlandung in den Cowpunk-Misthaufen hinlegt.