Noch eine überzeugende Ladung des stark Eggpunk-verwandten Garage- und Synthpunk-Lärms erreicht uns in der Form dieser knusprigen Split-Kassette zweier Bands aus Providence, Rhode Island. Jimsobbins sind ein Duo bestehend aus Adam und Lucy. Ist das der gleiche Adam, der auch bei Balloon Thief mitmischt? Plausibel aber unbestätigt. Stößt hingegen noch die Vokalistin Ella dazu, dann mutieren sie zum Trio Cindy7. Jimsobbins sind dabei die stärker nach typischer Eggpunk-Kost klingende Band und erinnert an so Zeug wie Daughter Bat and the Lip Stings, Gee Gee, Billiam and Toe Ring… plus ein scheppernder Hauch von Neo Neos in Leopard. Letztere Tendenz zieht sich auch durch die Seite von Cindy7 und bringt sogar noch mehr von diesem rumpeligen DIY-Charme mit, wobei im Opener Gonna Break durchaus auch ein bisschen oldschool No Wave-Energie ihr Werk tut, wohingegen die zwei abschließenden Songs mit einem zunehmenden Maß an chaotischem Hardcorepunk gewürzt sind.
Eine affengeile Debüt-EP hat diese New Yorker Band da abgeliefert. Der Opener No Recourse beschwört einen starken Mittachtziger bis früh-'90er Dischord vibe herauf á la Rites Of Spring, Nation Of Ulysses, Gray Matter… plus eine Spur von Drive Like Jehu oder von jüngeren Bands wie Wymyns Prysyn, Beast Fiend und Launcher. Mit Fixate ändert sich die allgemeine Marschrichtung dann doch stark und erinnert vor allem an alte australische Punk- und Garage-Legenden wie X, Saints oder God. Scraping Away wendet sich dann wieder der klassischen Postcore-Ästhetik zu und klingt dabei etwas wie eine Fusion aus dem Proto-Postcore der frühen Saccharine Trust mit dem Proto-Noise Rock von Flipper.
Selbst in einer vollen Woche wie dieser (ihr wisst schon, Bandcamp Friday und so…) komme ich nicht daran vorbei, diese digitale Single der Synth-/Eggpunk-Band aus Tel Aviv zu erwähnen, denn wenn diese zwei Songs nicht unverschämt Ärsche treten, wüsste ich nicht mehr was sonst. Hier meistern die den schwierigen Trick, das Tempo empfindlich zu drosseln ohne dabei zu langweilen, denn jegliche potenzielle Stille zwischen den Bumps und Beeps weiß man hier mit einer ganz neuen Fülle an durchweg spannendem Gequietsche, Gekeife und Kawummblahs zu füllen, was selbst so eine tote Kartoffel wie mich aus der Leichenstarre aufweckt und zu rhythmischen Zuckungen animiert.
Schon wieder ein hochkarätiger Release auf dieser Bastion des unkonventionellen Punk und Noise, Erste Theke Tonträger. Busted Head Racket sind eine Band aus Newcastle, Australien rund um die Vokalistin und Multi-Instrumentalistin Arden Guff und schlugen im letzten Jahr bereits deutliche Wellen mit einer Reihe von EPs, Compilation-Tracks und Split-Releases. Die neueste LP liefert jetzt erneut ein ausgesprochen starkes Bündel verschrobener Tunes mit stark Egg-mäßigen Qualitäten auf die Ohren, die gleichzeitig maximal catchy, schräg, roh und energisch rüberkommen, etwa als würden hier die Stärken etwa von Billiam und die Hardcore-Attacke der letztjährigen Snooper-LP miteinander verschmolzen. Weitere Parallelen mag man aber auch zu so Bands wie Slimex, Daughter Bat and the Lip Stings, Set-Top Box und Ghoulies ziehen.
Hier ist nochmal ein bisschen Kleinscheiß mit vagem bis moderatem Egg-Bezug in der Form zweier digitaler (?) 2-track-Singles. Als erstes zünden die Garage Punks Liquid Lunch aus Minneapolis zwei neue Knallkörper ab, auf einer fucking weihnachtlichen Veröffentlichung im fucking April! Nu ja, irgendwie auch schon wieder ziemlich Eggpunk, dieser Stunt. Als zweites wäre da noch eine Veröffentlichung von Melbourne's DIY-Magier Billiam. Wie gewohnt tritt das ordentlich Popo und der Titeltrack klingt in der Tat stark Inspiriert vom titelgebenden Jackson Reid Briggs und insbesondere seiner aktuellen Band Split System.
Diese nach dem sehr unrühmlichen Summer Of Love einer Allianz aus Nu Metal-Bros und misogynen Drecksäcken benannte Band aus Cleveland, Ohio war schon immer ein, sagen wir mal… etwas gewöhnungsbedürftiges Geschmäckle, aber auch ein unerhörter Spaß - vorausgesetzt sie übertreiben es nicht zu sehr mit dem Weed, dem Fred Durst und den vereinzelten Stoner-Anleihen. Und neuerdings auch: Das zuende spielen ihrer EP einer beschissenen KI überlassen, ein ganz neues Laster in ihrem Arsenal! Ansonsten präsentiert sich das hier aber problemlos als ihre stärkste Veröffentlichung bislang und absolutes Pflichtprogram für Freunde des einfallsreichen, unvorhersehbaren Hardcorelärms mit Garagenkante in einem ähnlichen Fahrwasser wie etwa Cement Shoes, Cülo, Chain Whip, Headcheese, Flea Collar… um nur einige der offensichtlichen und durchweg schmeichelhaften Referenzen abzuhaken.
Diese New Yorker Band ist irgendwie ein seltsames, dem Zeitgeist trotzendes Biest, das seiner Neigung zum Punk, Grunge und Indie Rock der späten '80er bis frühen '90er ungezügelten Lauf lässt. Auch wenn der erste Song hier ganz unsubtil Nirvana betitelt ist, würde ich sie eher mit frühen Mudhoney und der lärmigen, frühen Inkarnation der Pixies vergleichen, mit weiteren Anleihen von, sagen wir mal, U-Men, Scratch Acid und Drive Like Jehu. Im Grunde also genau die Art von Band, die vor so ca. 15 Jahren, auf dem vorübergehenden Gipfel der ersten 90er-Nostalgiewelle, diverse Pitchfork-Schreiberlinge feucht im Schritt werden ließ. Heute hingegen ist diese Platte eine obskure, schrullige Kuriosität und das macht sie für mich umso liebenswerter.
Auf ihrer zweiten Kassette kommen Glueman aus Denver auf keine dummen Ideen und halten ihr Ding schön simpel, blöd und spaßig. Ziemlich oldschoolige Garage-Qualitätsware ist das, mit einer zusätzlichen Note von '77- und KBD-mäßigem Lärm. Zuverlässiger und bewährter Scheiß, den man in der aktuellen Szene mit so Bands wie Buck Biloxi, Sick Thoughts, The Dirts oder Bart and the Brats vergleichen könnte. In eine relativ ähnliche Kerbe schlagen dann auch Chum Lord aus Kent, Ohio und setzen alles auf einen ultra-oldschool Garagenvibe, der einfach überhaupt nichts anfasst, das es nicht vor 40 Jahren schon gab und sein Ding mit einer unfehlbaren Gabe für supereffektive, unmittelbar in die Fresse gehende kleine Songperlen durchzieht und einhämmert. Japp, ich bin überzeugt.
Endlich eine ganzes Album der Hood Rats aus Montreal! Die treiben sich jetzt auch schon so einige Jahre rum, aber so richtig in die Gänge kamen die im Winter '22 - '23 mit ihren letzten beiden EPs. Die neue LP setzt sich dann auch überwiegend aus schön wuchtigen Neuaufnahmen von Songs besagter EPs und von einem 2022er Demo zusammen, aber das soll nicht davon ablenken, was für eine exquisite Bombe aus schnörkellos nach vorne gehendem US-Punk und Hardcore im Geiste der frühen '80er das geworden ist, angereichert um subtile KBD-Vibes und etwas gegenwärtigen Garage Punk. Ganz klar die definitive Inkarnation dieses Feuerwerks aus Killertunes!
In jüngerer Zeit hat es noch nie so etwas gegeben wie eine schlechte Woche für Eggpunk, aber diese Woche war mal wieder ganz bemerkenswert hochwertig mit drei überdurchschnittlichen Veröffentlichungen. Paulo Vicious aus Tel Aviv dürfte euch ja bereits von der Ärsche tretenden Debüt-EP im letzten Winter ein Begriff sein. Der Nachfolger davon nimmt nahtlos dessen Stränge wieder auf und erzeugt weiter kranken Spaß am laufenden Band mit starken Echos von Prison Affair, Set-Top Box, Nubot555 und obendrein einer glitzernden Patina aus 8.Bit Chiptunes. Dårskap aus Oslo wiederum nähern sich den Egg-verwandten Sounds mit einem gewissen Dungeon Punk-Unterton und der subtile Deathrock-Vibe wirft die Frage auf, ob hier vielleicht personelle Überschneidungen zur ebenfalls aus Oslo stammenden Band Molbo bestehen, die es erst letzte Woche an dieser Stelle zu bestaunen gab. Zu guter Letzt liefern die Schweden Gurk vier neue Attacken des ultra-catchy Egg-induzierten Wahnfrohsinns auf einer neuen EP, die ich mal durchaus als ihre bislang stärkste bezeichnen möchte.