Jimsobbins /​ Cindy7 - Split

Noch ei­ne über­zeu­gen­de La­dung des stark Egg­punk-ver­wand­ten Ga­ra­ge- und Syn­th­punk-Lärms er­reicht uns in der Form die­ser knusp­ri­gen Split-Kas­set­te zwei­er Bands aus Pro­vi­dence, Rho­de Is­land. Jim­s­ob­bins sind ein Duo be­stehend aus Adam und Lu­cy. Ist das der glei­che Adam, der auch bei Bal­loon Thief mit­mischt? Plau­si­bel aber un­be­stä­tigt. Stößt hin­ge­gen noch die Vo­ka­lis­tin El­la da­zu, dann mu­tie­ren sie zum Trio Cindy7. Jim­s­ob­bins sind da­bei die stär­ker nach ty­pi­scher Egg­punk-Kost klin­gen­de Band und er­in­nert an so Zeug wie Daugh­ter Bat and the Lip Stings, Gee Gee, Bil­liam and Toe Ring… plus ein schep­pern­der Hauch von Neo Ne­os in Leo­pard. Letz­te­re Ten­denz zieht sich auch durch die Sei­te von Cindy7 und bringt so­gar noch mehr von die­sem rum­pe­li­gen DIY-Charme mit, wo­bei im Ope­ner Gon­na Break durch­aus auch ein biss­chen old­school No Wa­ve-En­er­gie ihr Werk tut, wo­hin­ge­gen die zwei ab­schlie­ßen­den Songs mit ei­nem zu­neh­men­den Maß an chao­ti­schem Hard­co­re­punk ge­würzt sind.

Al­bum-Stream →

Solvent - Mockery Of Life

Ei­ne af­fen­gei­le De­büt-EP hat die­se New Yor­ker Band da ab­ge­lie­fert. Der Ope­ner No Re­cour­se be­schwört ei­nen star­ken Mitt­acht­zi­ger bis früh-'90er Di­sch­ord vi­be her­auf á la Ri­tes Of Spring, Na­ti­on Of Ulys­ses, Gray Mat­ter… plus ei­ne Spur von Dri­ve Li­ke Je­hu oder von jün­ge­ren Bands wie Wy­myns Pry­syn, Be­ast Fi­end und Laun­cher. Mit Fix­a­te än­dert sich die all­ge­mei­ne Marsch­rich­tung dann doch stark und er­in­nert vor al­lem an al­te aus­tra­li­sche Punk- und Ga­ra­ge-Le­gen­den wie X, Saints oder God. Scra­ping Away wen­det sich dann wie­der der klas­si­schen Post­co­re-Äs­the­tik zu und klingt da­bei et­was wie ei­ne Fu­si­on aus dem Pro­to-Post­co­re der frü­hen Sac­cha­ri­ne Trust mit dem Pro­to-Noi­se Rock von Flip­per.

Paulo Vicious - Duas M​ú​sicas Para Dan​ç​ar

Selbst in ei­ner vol­len Wo­che wie die­ser (ihr wisst schon, Band­camp Fri­day und so…) kom­me ich nicht dar­an vor­bei, die­se di­gi­ta­le Sin­gle der Syn­th-/Egg­punk-Band aus Tel Aviv zu er­wäh­nen, denn wenn die­se zwei Songs nicht un­ver­schämt Är­sche tre­ten, wüss­te ich nicht mehr was sonst. Hier meis­tern die den schwie­ri­gen Trick, das Tem­po emp­find­lich zu dros­seln oh­ne da­bei zu lang­wei­len, denn jeg­li­che po­ten­zi­el­le Stil­le zwi­schen den Bumps und Beeps weiß man hier mit ei­ner ganz neu­en Fül­le an durch­weg span­nen­dem Ge­quiet­sche, Ge­kei­fe und Ka­wumm­blahs zu fül­len, was selbst so ei­ne to­te Kar­tof­fel wie mich aus der Lei­chen­star­re auf­weckt und zu rhyth­mi­schen Zu­ckun­gen ani­miert.

Busted Head Racket - Go! Go! Go!

Schon wie­der ein hoch­ka­rä­ti­ger Re­lease auf die­ser Bas­ti­on des un­kon­ven­tio­nel­len Punk und Noi­se, Ers­te The­ke Ton­trä­ger. Bus­ted Head Ra­cket sind ei­ne Band aus New­cast­le, Aus­tra­li­en rund um die Vo­ka­lis­tin und Mul­ti-In­stru­men­ta­lis­tin Ar­den Guff und schlu­gen im letz­ten Jahr be­reits deut­li­che Wel­len mit ei­ner Rei­he von EPs, Com­pi­la­ti­on-Tracks und Split-Re­leases. Die neu­es­te LP lie­fert jetzt er­neut ein aus­ge­spro­chen star­kes Bün­del ver­schro­be­ner Tu­nes mit stark Egg-mä­ßi­gen Qua­li­tä­ten auf die Oh­ren, die gleich­zei­tig ma­xi­mal cat­chy, schräg, roh und en­er­gisch rü­ber­kom­men, et­wa als wür­den hier die Stär­ken et­wa von Bil­liam und die Hard­core-At­ta­cke der letzt­jäh­ri­gen Snoo­per-LP mit­ein­an­der ver­schmol­zen. Wei­te­re Par­al­le­len mag man aber auch zu so Bands wie Slim­ex, Daugh­ter Bat and the Lip Stings, Set-Top Box und Ghoulies zie­hen.

Al­bum-Stream →

Liquid Lunch - A Very Liquid Christmas /​/​ Billiam - Where Is Jackson Reid Briggs?

Hier ist noch­mal ein biss­chen Klein­scheiß mit va­gem bis mo­de­ra­tem Egg-Be­zug in der Form zwei­er di­gi­ta­ler (?) 2-track-Sin­gles. Als ers­tes zün­den die Ga­ra­ge Punks Li­quid Lunch aus Min­nea­po­lis zwei neue Knall­kör­per ab, auf ei­ner fuck­ing weih­nacht­li­chen Ver­öf­fent­li­chung im fuck­ing April! Nu ja, ir­gend­wie auch schon wie­der ziem­lich Egg­punk, die­ser Stunt. Als zwei­tes wä­re da noch ei­ne Ver­öf­fent­li­chung von Melbourne's DIY-Ma­gi­er Bil­liam. Wie ge­wohnt tritt das or­dent­lich Po­po und der Ti­tel­track klingt in der Tat stark In­spi­riert vom ti­tel­ge­ben­den Jack­son Reid Briggs und ins­be­son­de­re sei­ner ak­tu­el­len Band Split Sys­tem.

Woodstock '99 - '99 Ta Life

Die­se nach dem sehr un­rühm­li­chen Sum­mer Of Love ei­ner Al­li­anz aus Nu Me­tal-Bros und miso­gy­nen Dreck­sä­cken be­nann­te Band aus Cleve­land, Ohio war schon im­mer ein, sa­gen wir mal… et­was ge­wöh­nungs­be­dürf­ti­ges Ge­schmäck­le, aber auch ein un­er­hör­ter Spaß - vor­aus­ge­setzt sie über­trei­ben es nicht zu sehr mit dem Weed, dem Fred Durst und den ver­ein­zel­ten Stoner-An­lei­hen. Und neu­er­dings auch: Das zu­en­de spie­len ih­rer EP ei­ner be­schis­se­nen KI über­las­sen, ein ganz neu­es Las­ter in ih­rem Ar­se­nal! An­sons­ten prä­sen­tiert sich das hier aber pro­blem­los als ih­re stärks­te Ver­öf­fent­li­chung bis­lang und ab­so­lu­tes Pflicht­pro­gram für Freun­de des ein­falls­rei­chen, un­vor­her­seh­ba­ren Hard­core­lärms mit Ga­ra­gen­kan­te in ei­nem ähn­li­chen Fahr­was­ser wie et­wa Ce­ment Shoes, Cülo, Chain Whip, Head­cheese, Flea Col­lar… um nur ei­ni­ge der of­fen­sicht­li­chen und durch­weg schmei­chel­haf­ten Re­fe­ren­zen ab­zu­ha­ken.

Al­bum-Stream →

Dog Date - Zinger

Die­se New Yor­ker Band ist ir­gend­wie ein selt­sa­mes, dem Zeit­geist trot­zen­des Biest, das sei­ner Nei­gung zum Punk, Grunge und In­die Rock der spä­ten '80er bis frü­hen '90er un­ge­zü­gel­ten Lauf lässt. Auch wenn der ers­te Song hier ganz un­sub­til Nir­va­na be­ti­telt ist, wür­de ich sie eher mit frü­hen Mudho­ney und der lär­mi­gen, frü­hen In­kar­na­ti­on der Pi­xies ver­glei­chen, mit wei­te­ren An­lei­hen von, sa­gen wir mal, U-Men, Scratch Acid und Dri­ve Li­ke Je­hu. Im Grun­de al­so ge­nau die Art von Band, die vor so ca. 15 Jah­ren, auf dem vor­über­ge­hen­den Gip­fel der ers­ten 90er-Nost­al­gie­wel­le, di­ver­se Pitch­fork-Schrei­ber­lin­ge feucht im Schritt wer­den ließ. Heu­te hin­ge­gen ist die­se Plat­te ei­ne ob­sku­re, schrul­li­ge Ku­rio­si­tät und das macht sie für mich um­so lie­bens­wer­ter.

Al­bum-Stream →

Glueman - Glueman II /​/​ Chum Lord - Pounds, Pills, Paranoia

Auf ih­rer zwei­ten Kas­set­te kom­men Glue­man aus Den­ver auf kei­ne dum­men Ideen und hal­ten ihr Ding schön sim­pel, blöd und spa­ßig. Ziem­lich old­schoo­li­ge Ga­ra­ge-Qua­li­täts­wa­re ist das, mit ei­ner zu­sätz­li­chen No­te von '77- und KBD-mä­ßi­gem Lärm. Zu­ver­läs­si­ger und be­währ­ter Scheiß, den man in der ak­tu­el­len Sze­ne mit so Bands wie Buck Bil­o­xi, Sick Thoughts, The Dirts oder Bart and the Brats ver­glei­chen könn­te. In ei­ne re­la­tiv ähn­li­che Ker­be schla­gen dann auch Chum Lord aus Kent, Ohio und set­zen al­les auf ei­nen ul­tra-old­school Ga­ra­gen­vi­be, der ein­fach über­haupt nichts an­fasst, das es nicht vor 40 Jah­ren schon gab und sein Ding mit ei­ner un­fehl­ba­ren Ga­be für su­per­ef­fek­ti­ve, un­mit­tel­bar in die Fres­se ge­hen­de klei­ne Song­per­len durch­zieht und ein­häm­mert. Japp, ich bin über­zeugt.

Al­bum-Stream →

Hood Rats - Crime, Hysteria & Useless Information

End­lich ei­ne gan­zes Al­bum der Hood Rats aus Mont­re­al! Die trei­ben sich jetzt auch schon so ei­ni­ge Jah­re rum, aber so rich­tig in die Gän­ge ka­men die im Win­ter '22 - '23 mit ih­ren letz­ten bei­den EPs. Die neue LP setzt sich dann auch über­wie­gend aus schön wuch­ti­gen Neu­auf­nah­men von Songs be­sag­ter EPs und von ei­nem 2022er De­mo zu­sam­men, aber das soll nicht da­von ab­len­ken, was für ei­ne ex­qui­si­te Bom­be aus schnör­kel­los nach vor­ne ge­hen­dem US-Punk und Hard­core im Geis­te der frü­hen '80er das ge­wor­den ist, an­ge­rei­chert um sub­ti­le KBD-Vi­bes und et­was ge­gen­wär­ti­gen Ga­ra­ge Punk. Ganz klar die de­fi­ni­ti­ve In­kar­na­ti­on die­ses Feu­er­werks aus Kil­ler­tu­nes!

Al­bum-Stream →

Mo egg on ya face (Paulo Vicious /​ Dårskap /​ Gurk)

In jün­ge­rer Zeit hat es noch nie so et­was ge­ge­ben wie ei­ne schlech­te Wo­che für Egg­punk, aber die­se Wo­che war mal wie­der ganz be­mer­kens­wert hoch­wer­tig mit drei über­durch­schnitt­li­chen Ver­öf­fent­li­chun­gen. Pau­lo Vicious aus Tel Aviv dürf­te euch ja be­reits von der Är­sche tre­ten­den De­büt-EP im letz­ten Win­ter ein Be­griff sein. Der Nach­fol­ger da­von nimmt naht­los des­sen Strän­ge wie­der auf und er­zeugt wei­ter kran­ken Spaß am lau­fen­den Band mit star­ken Echos von Pri­son Af­fair, Set-Top Box, Nubot555 und oben­drein ei­ner glit­zern­den Pa­ti­na aus 8.Bit Chip­tu­nes. Dårs­kap aus Os­lo wie­der­um nä­hern sich den Egg-ver­wand­ten Sounds mit ei­nem ge­wis­sen Dun­ge­on Punk-Un­ter­ton und der sub­ti­le De­ath­rock-Vi­be wirft die Fra­ge auf, ob hier viel­leicht per­so­nel­le Über­schnei­dun­gen zur eben­falls aus Os­lo stam­men­den Band Mol­bo be­stehen, die es erst letz­te Wo­che an die­ser Stel­le zu be­stau­nen gab. Zu gu­ter Letzt lie­fern die Schwe­den Gurk vier neue At­ta­cken des ul­tra-cat­chy Egg-in­du­zier­ten Wahn­froh­sinns auf ei­ner neu­en EP, die ich mal durch­aus als ih­re bis­lang stärks­te be­zeich­nen möch­te.

Al­bum-Streams →