Nachschub in Sachen Garage Punk-Irrsinn von dieser Band aus Barcelona, die mich schon 2021 mit ihrer letzten EP zu überzeugen wusste. Etwas fokussierter und selbstbewusster kommen die auf ihrer neuesten Mini-LP rüber, bleiben aber nach wie vor eine durchweg entzückende Geschmacksexplosion des hochprozentigen Eierpunk-Likörs mit einer deutlichen Note von, sagen wir mal, R.M.F.C., Set-Top Box, Nuts… oder auch nicht allzu fern von weiteren Wundern der spanischen Szene wie Prison Affair, Finale und Beta Máximo.
Ein wunderschön wirres Klangchaos das irgendwo an den Tellerrändern von Hardcore- und Garage Punk operiert. Im Hardcore-Modus erinnert mich das vor allem an Cells und weitere von Connie Voltaire's Hardcore-Projekten. Auf der Garagen-Seite würde ich dann eher an Zeug á la Liquids, frühen Erik Nervous oder - etwas aktueller - Print Head und Scab Breath denken.
Neues Zeug von Gee Tee oder Vee oder was auch immer, der Typ hat noch nichts schlechtes abgeliefert! Auf seiner neuesten LP hält er eine ausgewogene Balance zwischen den powerpoppigen Tendenzen der jüngsten Tee Vee Repairman-Platten und den stärker Garage-betonten Projekten wie Satanic Togas, Research Reactor Corp. and Set-Top Box, was zusammen mal wieder einen erstklassigen Stapel an fuzz-freudigen Garage Pop-Ohrwürmern ergibt.
Ein Duo bestehend aus Kimi Recor und Vinny "Vaguess" Earley, dessen Parallelen zum bisherigen Output besonders des letztgenannten sich kaum übersehen lassen, aber da passiert auch noch mehr unter der Haube. Ausgehend von einem vertrauten Mix aus Garage- und Post Punk hat das manchmal eine klare Lithics-Energie oder auch Welt Star - ein weiteres Projekt mit Connections zum Vaguess-Orbit - kommen mir in den Sinn während Songs wie Staring at the Sun and Please 3 nach verlorenen Woolen Men-Perlen klingen und Chamelion etwas von einem Digital Leather deep cut aus einer alternativen Coldwave-Realität hat.
Neues verdorbenes Gedankengut von den aktuellen Zugpferden des polnischen Garage Punks! Mal ganz einfach ausgedrückt: Der Scheiß ist mal wieder verdammt gut - halbwegs traditionelle Garagen-Tugend wird hier zelebriert nicht unähnlich zu anderen europäischen Bands wie Shitty Life, Mitraille, Dadar oder Gluer, ein paar US Acts á la Sick Thoughts, Hank Wood & The Hammerheads. Darüber hinaus hat das manchmal ein paar Vibes von den australischen Genre-Overlords Saints und Radio Birdman und nicht zuletzt kommt auch eine klare Note kalifornischer Klassiker der Sorte Germs, Agent Orange und Adolescents zur Geltung in Songs wie Psychosis Diagnosis und Nothin' for You.
Viel stärker als ich es auf den ersten Blick vermutet hatte, das Debüt-Tape von Cel Ray aus Chicago. Das transportiert ähnliche Vibes zu einigen der besten female-fronted Punkbands unserer Zeit wie etwa Vexx, Negative Scanner, Judy & The Jerks, All Hits, Amyl and the Sniffers, The Neuros, BB and the Blips… aber auch zu einem breiteren Cluster von Bands auf der Schnitstelle von Garage- und Post Punk kann man ziehen, etwa zu Patti, Reality Group, Uranium Club, Ex-Cult oder Mystic Inane. Guter Scheiß!
Drei Hardcore-Veröffentlichungen fielen diese Woche besonders positiv auf, die alle irgendwie ihr ganz eigenes Süppchen kochen. Noch am konventionellsten, relativ gesehen, ist da die EP von People's Temple auf dem New Yorker Label RoachLeg Records, welche uns eine ausgesprochen melodienreiche Variation von 80er Hardcore beschert und öfter mal klingt wie eine Verquickung der Circle Jerks mit Naked Raygun in der frühen bis mittleren Phase plus vereinzelte Ausbrüche von Hüsker Dü-Melodien. In der aktuellen Landschaft könnte man z.B. auch Fried E/m als groben Vergleich heranziehen. Das Tape von Hickey auf Archfiend Records verpasst dann jüngeren Strängen der gepflegten Garage-, Synth- und Eggpunk-Verschrobenheit eine gute Ladung Hardcore-Energie, wobei sie öfter auch mal an alte Haudegen wie Flipper, Broken Talent, Spike in Vain erinnern… mit dieser EP könnte durchaus die Eggcore-Ära beginnen. Die Hood Rats aus Montreal operieren auf einem ähnlichen Gebiet, einem im Garage Punk verwurzelten Lo-Fi Sound, den sie mit reichlich Eggpunk-mäßigen Schrägheiten anreichern sowie mit einer ungekämmten KBD-Energie und Songs, die hartnäckig im Gehörgang kleben bleiben.
Auf dieser ausgesprochen un-britisch klingenden Platte - einem auf Album-Länge erweiterten Neuaufguss ohrer letztjährigen Happy Bank Holiday EP - arrangiert die Band aus Sheffield zwölf furiose Entladungen unverdünnter Garage Punk-Energie auf eine Art und Weise die mich eher an Australische und Amerikanische Acts denken lässt wie z.B. Hank Wood and the Hammerheads, Split System, Easers, Jackson Reid Briggs & The Heaters and The Cowboy… um nur 'ne handvoll zu nennen.
Eine vorzüglich Ärsche tretende EP einer Band aus Glasgow. Ursprünglich vor ungefähr einem Jahr erschienen, lässt eine Wiederveröffentlichung als Tape auf dem lokalen Label Gold Mold Records dem Ding hoffentlich etwas neue und verdiente Aufmerksamkeit zukommen. Jedenfalls gibt es hier frischen Nachschub aus dem Schattenreich des jungen Dungeon Punk-Genres mit Anklängen an einen ganz bunten Strauß von Bands wie die unvermeidbaren Genre-Pioniere Poison Ruïn, dem stark motörisierten/sleaze-lastigen Garage Punk von Cheap Heat, Golden Pelicans oder Polute sowie an eher im Hard-/Postcore beheimateten Bands wie Tarantüla, Video oder Bloody Gears.
Auf ihrem zweiten Langspieler hisst die Band aus Melbourne erneut eine Flagge für den oldschooligen Garage Punk der stark Radio Birdman-inspirierten Machart, gewinnt dem eigenen Klangspektrum aber auch ein paar neue Facetten ab. In Blood Rushes zum Beispiel, kommt ein starker Power Pop-Vibe zur Geltung der mich vor allem an frühe Scientists denken lässt. Oder auch in Trick of the Light, worin ein Hauch von Wipers in ihrer Mittachtziger-Phase in den Strophen auf New Christs-mäßiges Riffing im Chorus trifft.