Hier ist die obligatorische Dosis des melodischen Garage-/Egg-/Synth Punk für diese Woche. Eine Band aus Winchester, Virginia zeichnet diesmal dafür verantwortlich, deren quirlige Sounds insbesondere Freunde der australischen Szene um z.B. Ausmuteants, Research Reactor Corp., R.M.F.C., Set-Top Box, Tee Vee Repairman, Eugh oder Daughter Bat & The Lip Stings erfreuen wird sowie auch von ein paar US-Acts á la Eric Nervous, Sex Mex und Liquids.
Punter hatten schon 2020 ein ausgezeichnetes Demo abgeliefert, ihre neue EP auf Drunken Sailor Records manövriert ihren Sound aber nochmal auf ein ganz neues Niveau. Dabei kombiniert die Band die Stärken etwa von so oldschool "Heavy" Metal und Hard Rock-infizierten Garagenacts wie Polute, Cheap Heat, Cement Shoes oder Stiff Richards, dem breitbeinig rockenden Hardcore Punk etwa von Cutters und Cülo und nicht zuletzt der wuchtigen Postcore-Attacke von Dollhouse, Acrylics, Flea Collar mit dem breitwandigen Drama, der Wut und Melancholie von Pist Idiots und Jackson Reid Briggs & The Heaters.
Garage Punk mit einer seltsamen thematischen Fixierung auf Mopeds und Arschlöcher von einem New Yorker Typen, der hier auch stark nach seiner Heimatstadt so ca. '73-'77 klingt, irgendwo im groben Umfeld der Dolls, Modern Lovers und Dead Boys mit zusätzlichen Echos der weiteren frühen US-Szene á la Pagans, Black Randy and the Metrosquad in den relaxteren Momenten und einer klaren Kante der australischen Szene, von The Saints und Radio Birdman, in den wilderen Songs.
Schön dumm geradliniger Garage Punk von einer Londoner Band die, wenn ihr mich fragt, gar nicht so sehr nach London klingt und viel mehr nach jüngeren Erscheinungen der Festland-Szene wie den Italienern Dadar, Shitty Life and The Dirtiest, den Belgiern Mitraille und Itches sowie auch diversen Hausnummern der amerikanischen Szene wie Sore Points, Big Baby, vielleicht einem Hauch von Sick Thoughts oder (frühem) Hank Wood & The Hammerheads.
Nicht lange nach der jüngsten 7" auf Goodbye Boozy Records bekommen wir gleich die erste LP von TV Repairman nachgeliefert, erschienen auf einem weiteren Garage Punk-Bollwerk, Total Punk. Wie erwartet ist das wieder ein saftiges Dingens des ausgesprochen simplen wie auch melodischen Garage Punk und Powerpop geworden, was sicher auf Zustimmung treffen wird bei Freunden von so Zeug wie Bad Sports, Tommy and the Commies und Bed Wettin' Bad Boys… oder auch von den eigenen Projekten des Typen, besonders sei hier eine vage Ähnlichkeit zu den Satanic Togas und aktuellen R.M.F.C. zu erwähnen.
Mehr geiler Scheiß via Painters Tapes von einer Band aus Detroit, die hier mit einem ausgeprägten Proto-Grunge-Vibe aufwartet, welcher unter anderem bei frühen Mudhoney, U-Men, Feedtime, X (den Australiern) oder 80er Scientists nicht fehl am Platz wirken würde. Außerdem hat's ein paar Spuren von amerikanischen Proto-Noise Rock / Hardcore-Acts á la Flipper, Broken Talent und nicht zuletzt auch von aktuelleren Bands grob im Orbit etwa von Vexx und TVO.
Class aus Tucson, Arizona liefern hier ihr bislang stärkstes Material auf dem scheinbar unfehlbaren Label Feel It Records ab. Die Herkunft lässt natürlich sofort an The Resonars denken und in der Tat war deren Mastermind Matt Rendon auch hier an der Produktion beteiligt und weitere Parallelen gibt es dem Sound der Band zu attestieren in Form einer leicht British Invasion-inspirierten Machart des gemäßigt psychedelischen Garage Rock, Jangle- und Power Pop. Class verpassen dem ganzen jedoch einen deutlich direkteren Garage Punk-Sound, wobei der Vibe des Songs Burning Cash auch auf der letzten Strange Attractor LP nicht aus dem Rahmen gefallen wäre.
Mehr psychedelisches Garage Punk-Chaos von den Kellerkindern aus Karlsruhe. Diesmal hat das eine weniger LoFi-mäßige aber dennoch angemessen kräftige Klangästhetik verpasst bekommen und wiederholt mag man sich an Bands wie Strange Attractor, Salamirecorder oder vor allem diverse Inkarnationen der Oh Sees erinnert fühlen. My Spell klingt fast so als träfen die letztgenannten auf die No Wave-infizierten Drones der Noiserocker Spray Paint.
Oh schau mal einer an, da wurde doch eins meiner liebsten Stücke Punkrock-Vaporware tatsächlich mal veröffentlicht. Wie lange ist es her seit der ersten Ankündigung in Form der (digitalen) Uncontrol-Single? Mit Sicherheit waren das über zwei Jahre. Aber das Endergebnis wiegt das geduldige Ausharren locker auf - der erste Langspieler der Australier kommt mit der gleichen Garage Punk-Wucht daher, die uns bereits auf zwei vorhergegangenen EPs begegnete, weiß dem aber auch ein paar neue Facetten abzugewinnen. Durchweg wohnt dem Zeug eine unerwartete Melancholie inne, die unter anderem in dem melodischen Pop-Smasher Strange Motel gipfelt während etwa Work oder Military Boysowohl in Sachen Vibe als auch Energielevel an Jackson Reid Briggs & The Heaters erinnern. Darüber hinaus ist das hier auch noch Pflichtprogramm für Freunde von so Krempel á la Civic, S.U.G.A.R., Lysol, Split System, Mini Skirt, Institute oder Living Eyes.
Die Band aus Greenville, South Carolina lässt einen exzellenten Krawall von der Leine, der irgendwo zwischen den Rädern von Garage Punk, Post Punk und Postcore für ordentlich Reibung sorgt und gewisse Ähnlichkeiten sowohl zu aktuellen Bands á la Mystic Inane, Big Bopper, Dollhouse, Cutie, Wymyns Prysyn, Crisis Man hat… als auch zu klassischem Material im Fahrwasser von Drive Like Jehu, Hot Snakes, Nation Of Ulysses, Rites of Spring or Gray Matter.