Was auf den ersten Blick wie der millionste MBV-Abklatsch vorkommen mag, erweißt sich bei genauerem zuhören doch als eine glitzernde kleine Perle für alle, die des recht überstrapazierten Genres noch nicht überdrüssig geworden sind. Dank hochwertigem Songmaterial und ausgefeilter Arrangements hebt sich die Band aus Rennes deutlich vom typischen Shoegaze-Einheitsbrei ab.
Erstklassiger Postpunk aus Breslau. Und zwar solcher von der wavelastigen, mit mal eher sperrigen, mal extrem tanzbaren, immer nervös zuckenden Grooves durchsetzten Sorte. Wie eine pseudoauthentische Disneyland-Zeitreise in ein Jahr '81, das es so nie wirklich gab. Wirkt echter als die trübe Realität, damals wie heute. Und gar nicht von gestern.
Die zuletzt hier vorgestellten Gerda sind offenbar nicht die einzige Arschtretende Noiserock-Band aus Italien. Das Trio UT aus Genua spielt eine absolut oldschoolige und zeitlose, leicht Math-lastige Variante davon, so etwa Drive Like Jehu meets frühe Shellac oder Big Black. Und auch ein bisschen 90er/00er Dischord-Krempel. Die sträflich unterbewerteten Faraquet lassen grüßen…
Und noch eine kleine Punkperle, diesmal von einer berliner Band. Mit ähnlichen Referenzen wie die gestern hier aufgeschlagenen Daily Ritual ausgestattet, aber auch ein ganzes Stück getragener und melancholischer, mit leichten Postpunk-Tendenzen. Ich erinnere mich, schon mal mit deren Musik konfrontiert gewesen zu sein. Hatte mich nicht besonders beeindruckt. Aber diese zwei neuen Songs sind pures Gold. Gespannt, was da noch folgt…
Druckvoller Punkrock aus Singapur, der seine eingängigen Melodien mit ausgezeichneten Songs, ausreichend Reibung und einer gesunden Dosis Tod und Verderben kontert. Durchaus vergleichbar mit Red Dons, The Estranged, Autistic Youth und ein bisschen Wipers.
Das New Yorker Lärmtrio Clean Girls spielt durchweg grandiosen wie auch vielschichtigen Noiserock mit metallischer Tendenz. Durchsetzt von Postcore-, Math-, Sludge- und Postrock-Versatzstücken, können letztere auch mal nahtlos in eine derbe Blastbeat-Attacke morphen und trotzdem wirkt alles wie aus einem Guss.
Bilingualer und für heutige Gewohnheiten überdeutlich politischer Punkrock aus Providence, Rhode Island. Die Musik ist eine mitreißende Verschmelzung von sehr frühem Hardcorepunk mit so ziemlich allem was schon in früheren Jahrzehnten so in Sachen Garage- und Protopunkzeugs am Start war. Veredelt wird der treibende Rock'n'Roll von den arschgeilen Bläsern und dem charismatischen Gebell von Victoria Ruiz. Sonics und Stooges treffen auf Saints und Fear… und noch viel, viel mehr.
Unberechenbarer bis unzurechnungsfähiger Weirdo-Punk aus New York. Dawn Of Humans verschmelzen Versatzstücke aus Noiserock, Hardcore- und Postpunk zu einem sehr schön abgedrehten Bastard. Freunde von Lumpy And The Dumpers, Raspberry Bulbs, Deformity, Vulture Shit oder Prag sollten unbedingt mal ein Ohr riskieren.
Weniger als einen Monat nach ihrer letzten EP Debris hauen die melodieverliebten Postpunker Piles aus Milwaukee sehr kurzfristig angekündigt ihr zweites Album (digital, Vinylbevorzuger müssen sich noch bis zum 18. Mai gedulden) raus. Vom ersten Moment an sticht wieder die vom ersten Album vertraute Euphorie ins Auge, nachdem die EP zuletzt eher eine etwas schummrigere Marschrichtung anzudeuten schien. Die Songs sind von Anfang bis Ende erste Klasse, deutlich ausformulierter und besser Strukturiert als noch auf dem Debüt, das eher durch ungeschliffene Direktheit überzeugte. Großer Sport.