Deutschsprachiger Noise-/Postpunk von einer in Stuttgart und Berlin ansässigan Band, der sich angenehmer Weise mal niemandem anbiedert. Weder der vage alternativen Musikpresse auf der Suche nach der neuesten lyrisch wie musikalisch gemäßigten Punkkapelle mit einem gutaussehenden, seltsam vor sich hinrappenden Sänger. Noch den spießigen deutschen Untergrundszenen und ihren blassen Bands, die sich strikt an etablierte Punk/HC Genrekonventionen halten und dir anhand der immer gleichen abgedroschenen Phrasen vorplärren, warum ihr Weltbild besser ist als deins.
Die Platte von Human Abfall kommt einem in diesem Umfeld entgegen wie eine erfrischende Brise, trotz des ausgeprägten Modergeruchs den Musik und Lyrics hier absondern.
Schon wieder etwas saumäßig hörenswertes as Spanien. Nitch aus Barcelona spielen ein sehr eingängiges und doch ungestüm lärmendes Postpunkgedöns, immer auf der Schwelle zum Shoegazegeschwurbel außerdem mit eindeutigen Anleihen von Grungegeplärre und Noisegeschrabbel. Passt super rein in dieses Bloggeschwafel.
Wenig Infos gibt's zu dieser Band aus Denton, Texas. Sie spielen ein monotones wie auch explosiv groovendes Gemisch, das man zu gleichen Teilen im Noiserock, im Postpunk und Garagenrock verorten könnte. Also genau die Art von stupidem Krach, anlässlich dessen meine kognitiven Fähigkeiten schon nach dem ersten Takt rapide nachlassen und alle dann noch aktiven Synapsen einen Zustand debiler Glückseligkeit auslösen.
Wunderschön kaputter und zerfahrener Postpunk mit deutlichen Krauteinflüssen, nachlässig gespielt von einem Haufen degenerierter Spacken aus dem britischen Croydon. Stichwort Kraut: Man erzahlt sich, sie seien auch schon mal gemeinsam mit Damo Suzuki auf einer Bühne gesichtet worden. Bei allen Schrägheiten haben sie aber trotzdem ein ausgeprägtes Gespür für engängige Popmelodien, die sie dann natürlich auch sofort wieder bestmöglich auseinander nehmen, bevor es zu normal und langweilig werden kann.
Nach dem leztjährigen Brocken "No Passion All Technique", der gerade wegen seiner kompromisslosen Zerfahrenheit überzeugen konnte, finden Protomartyr aus Detroit hier endlich zu ihrem eigenen Sound. Das steht einerseits den düsteren Klangentwürfen der aktuellen Kopenhagener Szene nahe, aber auch klassischere Kandidaten wie The Fall scheinen durch und leicht dubbige Untertöne fallen beim aufmerksamen Hören auf. Dazu durchzieht eine neu gewonnene Melodiösität das Album, das dennoch an allen Ecken und Enden seinen Beißreflex beweist.
Bisher war dieses Jahr ein echter Jungbrunnen für den zuletzt etwas verschlafen wirkenden Postpunk und Under Color Of Official Right ist ein weiter herausragender Beitrag in den modernen Genre-Kanon. Vielleicht der beste, den wir dieses Jahr zu hören kriegen, aber das habe ich dieses Jahr auch schon mehrfach gedacht. Und jetzt wo es endlich einen offiziellen Releasetermin für's Lower-Album gibt, mag ich mich erst recht nicht vorzeitig auf etwas festnageln.
Dieses Krachkollektiv aus Los Angeles ist, wie ich aus der allwissenden Datenkrake erfahre, schon seit Mitte der Neunziger mit der Dekonstruktion des Rock'n'roll beschäftigt. Auf ihrem neuesten Album zeigen sie immer noch keine Ermüdungserscheinungen. Das hier ist Noise und Post Punk im besten und extremsten Sinne. Viezig Minuten herrlich unpräzises, experimentelles Gedresche aus kaputten Beats und Feedback-Orgien, Kreissägen-Gitarren und einer doch erstaunlichen Fülle an Melodien und Hooks, die sich unter der rauen Oberfläche, dem Geschrei und den schrägen Grooves verbergen. Auch gewisse Krauteinflüsse (musikalischer wie auch psychotroper Natur) sind nicht von der Hand zu weisen.
Die vielversprechende EP dieser Band aus dem australischen Adelaide schlägt ganz hervorragend den Bogen vom Proto- zum Post Punk. Und was dazwischen kam, ignorieren sie weitgehend. Ein neues Album von ihnen ist auch schon im Kasten und sollte jeden Moment erscheinen.
Dieses londoner Duo kreiert psychedelischen Krach, im Spannungsfeld von primitivem Shoegaze, Noise und Postpunk, unermüdlich vorwärts geschoben von einer simpel und stur vor sich hin polternden Drum Machine. Fühle mich sehr angenehm an das erste Album von A Place To Bury Strangers erinnert.
Permanent Collection aus Oakland haben sich vor kurzem aufgelöst. Vorher haben sie aber noch eine tolle EP rausgehauen. Könnte man so beschreiben, dass Iceage oder Holograms ihren düsteren Postpunk um leichte Shoegaze-Anleihen und Wipers-artige Gitarrenlinien ergänzt hätten. Die hier auch schon gefeatureten Criminal Code könnten auch so halbwegs als Vergleich herhalten.
Jessica 93 ist ein Soloprojekt des pariser Musikers Geoffroy Laporte. Auf Who Cares ruft er die Brachialität alter Big Black-Platten in Erinnerung und lässt dabei die atmosphärische Dichte der aktuellen Generation düsterer Postpunk-Bands wie etwa Ceremony, Merchandise oder A Place To Bury Strangers mit einfließen.