Supereingängiger und angenehm stupider Garagenpostpunk von einem Trio aus San Diego, vorwärtsgetrieben von einer prähistorischen Drum Machine und, ähem… veredelt… durch oftmals eher unsubtilen Synth-Einsatz.
Die letztes Jahr erschienene EP Mitanni Mares dieser Kapelle aus Budapest ließ ja schon gespannt aufhorchen, aber jenes kleine Beben konnte mich in keinster Weise vorbereiten auf diesen Erdrutsch von einem atmosphärisch dichten Album. Ohne Scheiß, beim ersten Hördurchgang fiel mir von den ersten Takten an die Kinnlade mal sowas von auf den Boden. Und ich bin wirklich nicht mehr so leicht zu beeindrucken.
Es ist ein Album der scheinbaren Widersprüche. Semi-sinfonische Chorgesänge und new-agiges Geschwurbel treffen auf Blastbeats, Noiseattacken und selbst für einen überraschenden Bläsereinsatz ist hier Platz. Über weite Strecken zieht sich ein gewisser Gothic-Vibe durch die Songs, aber auch ein Psychedelisches Bluesriff kann da mal als Songfundament herhalten. An jeder Ecke passiert hier irgend etwas spannendes, aber nicht nur das. Am Ende hat das auf Albumlänge alles Hand und Fuß. Selbst in den konventionelleren Momenten können sie mit drückendem Postcore überzeugen, der stellenweise etwas an White Lung erinnert. Außerdem durchzieht das ganze Album eine unglaublich traurige wie auch epische Atmosphäre, eine surreale Andersweltlichkeit wie ich sie schon lange nicht mehr gehört habe, erst recht nicht auf einer Art Punkalbum.
Gustave Tiger haben hier ein ziemlich unvergleichliches Stück Musik erschaffen und man kann nur hoffen, dass sie damit auch außerhalb der ungarischen Landesgrenzen die Beachtung bekommen, die sie sich redlich verdient haben. Ich bin da mal verhalten optimistisch.
Schöne Vorabsingle mit zwei Songs vom für August angekündigten Langspieler dieser höchst eigenwilligen Band aus San Diego. Könnte man zur Not als psychedelisch-angekrauteten Postpunk einordnen. Die krude aber dennoch hymnische A-Seite erweckt erfreuliche Assoziationen zu den Australiern Blank Realm.
Ex-Cult aus Memphis knüpfen mit ihrem zweiten Album genau da an, wo ihr letztes vor zwei Jahren aufgehört hat. Mit einer etwas klareren, tighteren Produktion und generell etwas ausgereifter und vielseitiger, überzeugen sie auch dieses mal mit ihrer explosiven Mischung aus Proto-, Post-, Noise- und Garagenpunk.
The Two Koreas aus Toronto hauen eine sehr stimmige EP raus, die im besten Sinnne an Indierock-, Noise und Postpunk/-core Klassiker der späten 80er/frühen 90er erinnert, in den ersten drei Songs vor allem an Sonic Youth und The Fall, aber auch an Les Savy Fav oder die britischen Artpunker Ikara Colt. Der Rausschmeißer klingt dann eher so als hätte man die relaxte Melodieseligkeit von Pavement mit den ungestümen Krachattacken früher Dinosaur Jr. in einen Topf geworfen.
Sonic Masala Records, die Zweite, ist erneut ein Volltreffer. Diesmal kommen die Gazar Strips aus Brisbane in den Genuss einer Vinylveröffentlichung mit dazugehöriger Publicity. Die spielen düsteren Postpunk mit deutlichem Goth-Einschlag; genau genommen orientiert sich das ganze wieder mal an den ganz typischen Vorbildern, also Cure, Bauhaus, Joy Division, aber das interessiert mich in diesem Fall nicht die Bohne. Gazar Strips liefern hier nämlich Qualität, geben sich treibend, eingängig und kompromisslos zugleich. Ganz ohne Wohlfühloption.
Deutschsprachiger Noise-/Postpunk von einer in Stuttgart und Berlin ansässigan Band, der sich angenehmer Weise mal niemandem anbiedert. Weder der vage alternativen Musikpresse auf der Suche nach der neuesten lyrisch wie musikalisch gemäßigten Punkkapelle mit einem gutaussehenden, seltsam vor sich hinrappenden Sänger. Noch den spießigen deutschen Untergrundszenen und ihren blassen Bands, die sich strikt an etablierte Punk/HC Genrekonventionen halten und dir anhand der immer gleichen abgedroschenen Phrasen vorplärren, warum ihr Weltbild besser ist als deins.
Die Platte von Human Abfall kommt einem in diesem Umfeld entgegen wie eine erfrischende Brise, trotz des ausgeprägten Modergeruchs den Musik und Lyrics hier absondern.
Schon wieder etwas saumäßig hörenswertes as Spanien. Nitch aus Barcelona spielen ein sehr eingängiges und doch ungestüm lärmendes Postpunkgedöns, immer auf der Schwelle zum Shoegazegeschwurbel außerdem mit eindeutigen Anleihen von Grungegeplärre und Noisegeschrabbel. Passt super rein in dieses Bloggeschwafel.
Wenig Infos gibt's zu dieser Band aus Denton, Texas. Sie spielen ein monotones wie auch explosiv groovendes Gemisch, das man zu gleichen Teilen im Noiserock, im Postpunk und Garagenrock verorten könnte. Also genau die Art von stupidem Krach, anlässlich dessen meine kognitiven Fähigkeiten schon nach dem ersten Takt rapide nachlassen und alle dann noch aktiven Synapsen einen Zustand debiler Glückseligkeit auslösen.
Wunderschön kaputter und zerfahrener Postpunk mit deutlichen Krauteinflüssen, nachlässig gespielt von einem Haufen degenerierter Spacken aus dem britischen Croydon. Stichwort Kraut: Man erzahlt sich, sie seien auch schon mal gemeinsam mit Damo Suzuki auf einer Bühne gesichtet worden. Bei allen Schrägheiten haben sie aber trotzdem ein ausgeprägtes Gespür für engängige Popmelodien, die sie dann natürlich auch sofort wieder bestmöglich auseinander nehmen, bevor es zu normal und langweilig werden kann.