Es ist wieder so weit. Ich beschmeiße euch kommentarlos mit einem Haufen Musik, für den mir bisher die Zeit zum Posten fehlte. Weil ich mich in den letzten Wochen vor gutem Zeug kaum retten konnte, wird's diesmal ein Zweiteiler. Fortsetzung folgt morgen irgendwann. Viel Spaß beim stöbern. (mehr …)
Jessica 93 ist ein Soloprojekt des pariser Musikers Geoffroy Laporte. Auf Who Cares ruft er die Brachialität alter Big Black-Platten in Erinnerung und lässt dabei die atmosphärische Dichte der aktuellen Generation düsterer Postpunk-Bands wie etwa Ceremony, Merchandise oder A Place To Bury Strangers mit einfließen.
Toller Gararagenpop aus Frankreich. Die Band aus Rennes spielt eine deutlich Shoegaze-beeinflusste, powerpoppige Variante des Genres. Schön zu sehen, was derzeit so auf europäischem Boden an tollen Bands aufsprießt. Nur bei uns in Doofland ist natürlich immer noch überwiegend tote Buchse.
Diese Platte hab ich vor zwei jahren irgendwie verpasst. Meat Wave aus Chicago vermischen ultrastraighten etwa an Red Dons erinnernden melodischen Punkrock mit dem Noiserock von Jesus Lizard oder Shellac und infizieren das ganze dann gelegentlich noch mit dem Postpunk/-core von Les Savy Fav oder Q and Not U. Dabei kommt am Ende ein leckeres Gebräu heraus, das eingängiger kaum sein könnte, dennoch alle nötigen Kanten und Widerhaken aufweist um nicht zu seichtem Easy Listening zu verkommen.
Durch diese schöne auf Katorga Works erschienene 45er bin ich jetzt zum ersten mal auf die Bostoner Band gestoßen. Zwei wunderschöne Songs im Grenzgebiet von 80er Punk und Powerpop, sehr im Geiste von Replacements, Hüsker Dü und vielleicht auch noch ein bisschen Buzzcocks. Hier findet ihr übrigens neben der Bestellmöglichkeit auch 'nen Link zum kostenlosen Download.
Diese Band aus Syracuse, New York verursachte beim ersten Hören massives Stirnrunzeln meinerseits. Ich bin ein großer Freund von Genre-Schubladen. Gerade eben, weil kaum eine hörenswerte Band sich wirklich in eine solche reinzwängen lässt, dienen sie mir als Hilfe, das gehörte auf einer art musikalischen Landkarte zu verorten und Bezüge herzustellen. Wie soll das aber mit dieser Band bloß gehen?
Sie machen mit jedem der acht Songs nämlich eine komplett neue Baustelle auf, bezeichnender Weise betiteln sie das auf ihrer Facebookseite einfach mit "Indie", was ja nun mal alles und nichts bedeuten kann. Scheiß Indie!
Aber ich versuch mal zu umschreiben was einem hier so entgegen kommt: Zum Beispiel alter 90er Indierock á la Archers of Loaf oder Superchunk, sonnig angesurfter Fuzz-Pop, Noise-Pop der alten C86-Schule, schnörkelloser Garagen- und Post Punk, relaxte Psych-Grooves und an die alte Saddle Creek-Connection erinnerndes, angefolktes Indierock-Gedöns.
Das klingt aber alles dann doch nicht nach einer Band, die einfach noch nicht ihren Sound gefunden hat, sondern nach einem Haufen selbstbewuster Musiker, die sich sehr souverän eklektizistische Einflüsse anzueignen wissen. Denn jeder Song hier drauf ist ein Treffer.
Herrlich schnörkelloser und wahnsinnig infektiöser (Garagen-)Punk aus New York. Mit gelegentlichen Post-Einsprengseln. Oder etwas doomig á la Destruction Unit darf's auch mal sein. Pixies-artige Surfeinlagen sind auch mit an Bord, melodische Hymnen die auch den Replacements oder Jesus and Mary Chain gut zu Gesicht gestanden hätten, und überhaupt alles mögliche was derartigem Krach jemals einen guten Namen eingebracht hat.
Dieses Duo aus dem verschlafenen Örtchen Drexel Hill im Bundesstaat Pennsylvania lärmt schon seit bald fünfzehn Jahren eher unbemerkt vor sich hin, aber jetzt kommt ihnen hoffentlich etwas wohlverdiente Aufmerksamkeit entgegen, anlässlich der Wiederveröffentlichung ihres 2012er Albums Comfortable, als Tape oder Download auf dem großartigen Label Fleeting Youth Records, von dem es hier auch schon einiges zu bestaunen gab. Die beiden spielen eine angegrungte Form von Alternative-/Indie Rock, die zwar so klingt als wäre die Zeit irgendwann um 1994 stehengeblieben, aber ich kann sie jetzt nicht auf irgendetwas spezielles festnageln. Klar schielen hier und da mal Dinosaur Jr oder Sebadoh um die Ecke, aber das hier klingt eher so als ob zwei Musiker die Einflüsse jener Zeit wie ein Schwamm aufgesogen und eine sehr lange Zeit auf sich wirken lassen haben, um dann aus den durchaus bekannten Versatzstücken doch etwas ganz eigenes zu bauen. Die Produktion ist allerdings ziemlich schäbig und nix für Klangpuristen.
Ebenfalls vor kurzem erschien ihr letztes Album Then, das stellenweise etwas ruhigere, verträumtere Töne anschlägt. Nicht weniger hörenswert.
Eine angenehme Überraschung gab es diese Woche beim The Men-Konzert in Köln, als Pale Angels unangekündigt den Abend eröffneten. Keine leichte Aufgabe, für diese Band den Support zu spielen ohne anschließend vor Scham im Boden zu versinken, aber die aus einem Engländer und zwei Amis zusammengeraufte Band lieferte eine halbe Stunde noisige, abgefuzzte Punkexplosionen ab, die zu begeistern wussten und mühelos auf den Energielevel des restlichen Abends einstimmten.
Das von Ben Greenberg (ratet mal von welcher Band…) produzierte, letztes Jahr erschienene Album Primal Play schafft es, diese ungestüme Liveenergie überzeugend einzufangen und die Songs funktionieren auch auf Konserve tadellos. Das klingt in etwa so, als ob der dreckige aber melodische Indierock der frühen oder prä-Grunge Ära mit dem Noiserock und Poppunk der frühen Neunziger verschmilzt. Wer melodischen Krachattacken á la Cloud Nothings etwas abgewinnen kann und die Zeiten vermisst, in denen man "Indie Rock" noch nicht in ironische Anführungszeichen setzen musste, wird mit dieser Platte sicher auf seine Kosten kommen.
Zur Abwechslung mal nix neues, sondern eine sehr willkommene Wiederveröffentlichung der schrulligen Retrorocker aus Tucson, Arozona. Sie haben ihr allererstes Album von '98 noch mal von den originalen Vierspur-Tapes gekratzt und und machen es jetzt - zu einem unverschämt günstigen Kurs - wahlweise in einem neu angefertigten Mono- oder Stereomix auf Bandcamp verfügbar. Fans können jetzt die Lücke in der Diskografie stopfen, und wer mit der Musik dieser liebenswerten, maßgeblich von der British Invasion der Mittsechziger beeinflussten Band bisher noch nicht vertraut war, hat jetzt auch die Gelegenheit, das nachzuholen.