Nachdem das Demo und die EP in '21/'22 schon reichlich Laune gemacht haben, kommt die erste LP der über Leipzig, Halle und Berlin verstreuten Band mit einer beachtlichen Schlagkraft daher, was eigentlich auch nicht verwundern sollte, sind hier doch Leute u.a. von Liiek, Ambulanz, Dee Bee Rich, Lassie und Exwhite am start hier. Davon sind die drei letztgenannten Bands die offensichtlichsten Orientierungspunkte, will heißen: Verspielter aber auch wuchtig vorwärs walzender Garage Punk mit weiteren Ähnlichkeiten zu überwiegend europäischen Bands wie z.B. Dadar, The Dirtiest, Shitty Life, Mitraille, The Gobs, Finale… in den melodischeren Momenten vielleicht auch eine Spur von Booji Boys.
Wenn ich das richtig sehe ist Brick Head ein Soloprojekt von Sarah Hardiman, die unter anderem auch bei Deaf Wish und Moon Rituals mit am Werk ist. Nach einem noch etwas wackeligen Debütalbum vor drei Jahren kommt auf der neuen LP ihre Vision schärfer in den Fokus - hier greifen jetzt alle Teile richtig ineinander während vertraute Elemente und Stilmittel zu einem Ganzen verwoben werden, dass dann doch wieder sehr eigenständig klingt. Als erstes kommt mir da eine Reihe australischer Bands in den Sinn wie z.B. diverse Inkarnationen von Alien Nosejob, der quirlige Garage Punk von Eddy Current Suppression Ring, der Minimalismus von The UV Race, wobei im Laufe des Albums zunehmend ein melancholisch-vernebelter Sinn für Melodie in den Vordergrund rückt, der mich Stark an Kitchen's Floor erinnert.
In jüngerer Zeit gibt es ja wirklich keinen Mangel an solidem bis großartigem oldschool Hardcore. Selten aber kommt mir etwas so charmant und erfrischend rüber wie diese LP der Kiddies aus New York City, auf der sie paradoxer Weise aber eher den Geist und die jugendliche Energie von Washington DC in den frühen bis mittleren 80ern heraufbeschwört, von den bescheidenen Anfängen bis zum aufkommen der ersten (proto-)Emocore-Klänge. Denkt dabei mal weniger an Rites of Spring und mehr an Gray Matter und Government Issue, dann seid ihr in etwa auf der richtigen Fährte.
Exzellenter Scheiß wie üblich aus dem Hause Total Punk. Die Band aus NYC schlägt zwar ganz gewiss kein neues Kapitel auf für den tiefschwarzen Post Punk, weiß aber trotzdem durchweg zu begeistern und zwar nicht unbedingt mit Raffinesse sondern durch unnachgiebige Intensität. Ein Sound nicht unähnlich zu Criminal Code, Sievehead oder Rank/Xerox wird mit einer rohen Energie aufgeladen, wie man sie etwa von Atlanta's Spezialisten Nag und Predator erwarten würde und außerdem hat das auch einigen psychedelischem Nebel á la Public Interest, Waste Man oder Public Eye an Bord.
Was ein paar Jahre des gepflegten Eggpunk-Irrsinns so mit dem Gehirn machen können… Als 2019 die erste Channel 83 EP aufschlug, fand ich das Zeug noch ganz schön verrückt und ziemlich weit draußen. In '23 finde ich irgendwie, dass der Krempel sich doch recht gut in die gegenwärtige Welle des verspulten Synth Punk einfügt. Das soll aber auch überhaupt nichts schlechtes bedeuten. Die zwei Songs hauen vorzüglich auf die Kacke!
Der erste Langspieler der Band aus Sydney, welcher jetzt auf Erste Theke Tonträger erschienen ist, wird trauriger Weise überschattet vom Tod des Gitarristen der Band Darrell. Musikalisch zeugt das Ding von einem massiven Qualitätssprung für Display Homes nach der schon reichlich Spaß bereitenden letzten EP. Hier präsentiert sich die Band als eine ausgesprochen tighte Einheit, die ihren einfachen aber effektiven, immer eingängigen und tanzbaren Post Punk selbstbewust und mit amtlicher Präzision abliefert. Wie schon zuvor kann man da einiges von Pylon heraushören aber auch verschiedene aktuelle Bands bieten sich als mögliche Referenzen an wie etwa Lithics, Pinch Points, Rank/Xerox, Slumb Party oder Nots, vereinzelt auch mal erweitert um subtil Pixies-mäßige, Surf-ige Gitarrenleads.
Ein ganzer Arsch voller digitaler Singles in den letzten Wochen ließ ja schon den Verdacht aufkommen, dass eine neue LP der Band aus London, Ontario, Kanada ins Haus steht. Und tatsächlich, es gibt jetzt ist das Ding in seinem vollen Glanz zu bestaunen. Das transportiert erstklassigen Nachschub von ihrem unverwechselbaren, immer etwas verschrobenen bis wunderlichen Mix aus Garage-, Post- und Synth Punk mit Zusätzen von Space- und Psychedelic Rock. Klar kann man das auch zu so Bands wie etwa Pow! oder späten Useless Eaters vergleichen und nicht zuletzt der kürzlich veröffentlichten Kollaboration namens Telegenic Pleasure, wo teilweise die gleichen Leute am Werk sind. Inzwischen sind wir aber so weit, dass solche Vergleiche nicht mehr nötig sein sollten - Mononegatives haben sich schon längst ihre eigene kleine Nische von höchstem Wiedererkennungswert ausgehoben.
Hat 'ne Weile gebraucht, dass sich die Debüt-LP dieser Band endlich materialisiert hat nachdem das Label Chunklet Industries die Platte schon 2021 anlässlich der Birds of Juneau 7" angekündigt hatte. Vermutlich ist die Schuld mal wieder bei der anhaltend brutalen Presswerk-Warteschleife zu suchen. Es ist aber eine wie erwartet eine sehr starke Platte dabei rausgekommen, auf der die Band um Mitglieder u.a. von Spray Paint, Wilful Boys, Brandy, Pampers and Pyrex die Spannung durchweg aufrecht erhält. HoloLens klingt ein bisschen so als würden Swell Maps ganz einen auf Synthwave machen. In Mallman regiert dann ein Dub-Vibe, der was von frühen Exek in doppelter Geschwindigkeit hat. Aber den Elefant im Zimmer muss ich doch ansprechen, dass das Zeug nach wie vor den größten Teil seiner musikalischen DNA von Spray Paint, besonders deren später Phase, geerbt hat (aber beim Schlagwort DNA fällt mir auch auf… auch ein klarer Funken von No Wave ist hier ebenfalls immer irgendwie am Start…). Darüber hinaus hab ich aber mal auch so eine Vorahnung, dass sich starke Echos dieser Platte auch auf der angekündigten Pyrex LP auf Total Punk wiederfinden werden!
Das hier scheint die gleiche New Yorker Band zu sein, zu der ich vor hundert Internet-Jahren schon mal was gebellt hab, aber es scheint so als wäre ihre 2016er EP komplett in der Zwischenzeit komplett vom Erdboden verschluckt worden. Eine Schande, denn das war schon ausgesprochen guter Kremplel, wenn auch die fünf neuen Songs hier noch mal ein ganz anderes Level erklimmen. Melodische Punk- und Garagen-Vibes regeln hier die Scheiße, mit mehr als nur einem kleinen Hauch von Dickies und überhaupt einer klaren '77er Punk und Powerpop-Kante. Das wäre ja für sich genommen schon für eine ausgesprochen solide EP gut, aber was hier alle Skalen sprengt und die Platte von sehr gut zu absolut spektakulär anhebt sind die durchweg fortgeschrittenen Songwriting-Skills, die hier zur Schau getragen werden und ohne Mühe 99% aller gegenwärtig rumschrammelnden Powerpopper mal so was von in die Tasche stecken!
Satte fünf Jahre ist es her seit dem letzten Lebenszeichen dieser Band aus Los Angeles. Ihre erste LP (duh!) jetzt streckt sich etwas stärker in Richtung Garage- und Hardcore Punk aus, nachdem der ältere Scheiß etwas stärker zu Synth- und Elektropunk tendierte. Die unnachgiebigen elektrischen Beats sind aber immer noch am Start hier und geben ganz besonders dem epischen Startschuss Open World einen gewissen Vibe á la Ausmutants-treffen-auf-Big Black… und vielleicht noch ein bisschen Crisis Man dazu? Passt ungefähr, glaube ich.