Ganz schön wahnwitziger Move, Material das locker für so vier bis sechs LPs reichen würde, als ein einziges Album auf Bandcamp zu verklappen. Hier in der 12XU Schaltzentrale schätzen wir solchen Irrsin, geht also mal sowas von OK. Die Band aus dem australischen Küstenkaff Moffat Beach - ein gutes Stück nördlich von Brisbane - hat hiermit redlich den Titel "Die Guided by Voices des Space Egg Punk" verdient. Genauso unwarscheinlich wirkt dann, dass das überwiegend ziemlich geiler Scheiß ist, wenn sich auch mit etwas herunterstutzen aus dem wüsten zwei-Stunden-Brocken sicher ein noch stärkeres 80-Minuten Album herausgeschält hätte. Eine Mischung mit hohem Eierfaktor ist das, irgendwo zwischen Psychedelic-/Space Rock, Post- und Garage Punk, die man in den energischeren Tracks abwechselnd mit so Bands wie Mononegatives, Neo Neos, Liquids, The Gobs, Set-Top Box, Print Head oder Useless Eaters vergleichen mag, aber auch mit so Zeug wie Die TV, Cool Sorcery, Snooper in den relaxten bis getragenen Momenten, ab und an vielleicht auch mal einer extra LoFi-mäßigen Version der Woolen Men!
Nach ihrem schon ziemlich geilen 2019er Demo verschieben die Dregs aus Austin ihren Sound ein gutes Stück weg von dessen stärker im Garage- und Fuzz Punk verwurzelten Vibes hin zu einem etwas schwieriger einzuordnenden Mix aus Einflüssen irgendwo von den Tellerrändern des 80er und frühen 90er Hard- und Postcore. Unter anderem meine ich manche Echos von X (der US-Band), Dicks und Flipper zu hören, aber auch von Postcore-Acts wie Gray Matter und Drive Like Jehu an anderer Stelle. Auch Vergleiche zu aktuelleren Bands wie Vexx, Cel Ray, Gen Pop or Little Ugly Girls sind mit etwas Glück nicht voll daneben getippt.
Waste Man gehören neuerdings wohl nicht mehr in New Orleans sondern in New York City zum Inventar, ansonsten bleiben die sich auf ihrer neuesten EP aber durchaus treu, womit ich vor allem meine: weiterhin total unberechenbar und äußerst spannend in ihrem ganz eigenen Süppchen, das sie an der Grauzone zwischen Post Punk, Postcore und eine Hauch von Americana aufkochen - letztere Tendenz ist hier aber weniger offensichtlich als noch auf der letzten LP. Besondere Aufmerksamkeit verdient diesmal ein sechsminütiger Schwelbrand namens White Horse der sich in etwa aufspielt wie eine Fusion aus frühen Shellac, Slint, Jawbox und Fugazi.
Die Band kommt aus dem Australischen Küstenstädtchen Portarlington nicht weit von Melbourne und auf ihrem ersten Lansgpieler erschaffen die einen drone-lastigen und ausufernden, jedoch gleichermaßen fetzenden Klangkosmos, welcher etwa die Tugenden von so zeitlosen Größen wie Wipers, 80er Sonic Youth, U-Men oder Live Skull vereint, ebenso wie von einem diffusen Klumpen australischer und neuseeländischer Bands wie The Gordons, Fungus Brains, X und Feedtime.
Die neueste EP der Illiterates aus Pittsburg nach einem schon durchaus spaßigen Vorgänger ist angemessen hirngefickter oldschool Hardcorespaß in Perfektion. Man versucht gar nicht hier etwas neues zu erfinden aber hat dafür zu jeder Sekunde die Scheiße im Griff. Die Platte ist eine einzige Detonation, tight wie sau und, nu ja, dumm wie Brot. Kann man so machen!
Nachschub in Sachen Garage Punk-Irrsinn von dieser Band aus Barcelona, die mich schon 2021 mit ihrer letzten EP zu überzeugen wusste. Etwas fokussierter und selbstbewusster kommen die auf ihrer neuesten Mini-LP rüber, bleiben aber nach wie vor eine durchweg entzückende Geschmacksexplosion des hochprozentigen Eierpunk-Likörs mit einer deutlichen Note von, sagen wir mal, R.M.F.C., Set-Top Box, Nuts… oder auch nicht allzu fern von weiteren Wundern der spanischen Szene wie Prison Affair, Finale und Beta Máximo.
Ein wunderschön wirres Klangchaos das irgendwo an den Tellerrändern von Hardcore- und Garage Punk operiert. Im Hardcore-Modus erinnert mich das vor allem an Cells und weitere von Connie Voltaire's Hardcore-Projekten. Auf der Garagen-Seite würde ich dann eher an Zeug á la Liquids, frühen Erik Nervous oder - etwas aktueller - Print Head und Scab Breath denken.
Neues Zeug von Gee Tee oder Vee oder was auch immer, der Typ hat noch nichts schlechtes abgeliefert! Auf seiner neuesten LP hält er eine ausgewogene Balance zwischen den powerpoppigen Tendenzen der jüngsten Tee Vee Repairman-Platten und den stärker Garage-betonten Projekten wie Satanic Togas, Research Reactor Corp. and Set-Top Box, was zusammen mal wieder einen erstklassigen Stapel an fuzz-freudigen Garage Pop-Ohrwürmern ergibt.
Soft Shoulder aus Tempe, Arizona sind jetzt schon über ein Jahrzehnt mit ihrer Sache zugange und scheinen gerade eine äußerst produktive Phase zu durchlaufen, nachdem sie im letzten Jahr eine ganze Reihe von digital und als limitierten Lathe Cut veröffentlichten Singles und EPs rausgehauen hat. Ihre neue LP präsentiert die Band dann aber nochmal so fokussiert wie schon lange nicht mehr. Ihre betont kaputte Mischung aus Post Punk und Noise Rock sprüht vor kreativer Energie wenn ausgesprochen catchy Grooves - vage an The Fall ab den späten 80ern erinnernd - mit dem Lärm und der Dissonanz der ganz alten No Wave-Schule kollidiert.
Ein Duo bestehend aus Kimi Recor und Vinny "Vaguess" Earley, dessen Parallelen zum bisherigen Output besonders des letztgenannten sich kaum übersehen lassen, aber da passiert auch noch mehr unter der Haube. Ausgehend von einem vertrauten Mix aus Garage- und Post Punk hat das manchmal eine klare Lithics-Energie oder auch Welt Star - ein weiteres Projekt mit Connections zum Vaguess-Orbit - kommen mir in den Sinn während Songs wie Staring at the Sun and Please 3 nach verlorenen Woolen Men-Perlen klingen und Chamelion etwas von einem Digital Leather deep cut aus einer alternativen Coldwave-Realität hat.