Prettiest Eyes - Vol. 3

Die Vor­gän­ger zum drit­ten Al­bum die­ser Band aus Los An­ge­les hab ich ir­gend­wie ver­schla­fen und muss die gleich mal nach­ho­len, denn was mir jetzt aus den Laut­spre­chern quillt ist ex­qui­sit. Das klingt in et­wa so als hät­te man den psy­che­de­li­schen Syn­th- und Ga­ra­ge­punk der eben­falls auf Cast­le Face be­hei­ma­ten Pow! mit Sui­ci­de und Pu­blic Image Ltd. ge­kreuzt. Oder mit neue­ren Bands wie Wha­te­ver Brains und et­was ge­ring­fü­gi­ger de­ren Nach­fol­ge-Pro­jekt ISS. Um Spu­ren von In­dus­tri­al an­ge­rei­chert. Auch neo­krau­ti­ge Ab­flü­ge und ei­ne klei­ne Dub-Ex­kur­si­on dür­fen mal sein. Oder an­ders aus­ge­drückt: Sti­lis­tisch geht es hier drun­ter und drü­ber, aber dar­an gibt es mal so­was von gar nichts aus­zu­set­zen.

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Lost System - Left Behind

Die knapp drei Jah­re al­te ers­te EP der Band aus Grand Ra­pids, Mi­chi­gan ge­fiel mir zwar schon aus­ge­spro­chen gut, aber auf der neu­en LP via Neck Chop fügt sich al­les noch­mal viel schlüs­si­ger in­ein­an­der, ist die Vi­si­on deut­lich schär­fer und das Song­ma­te­ri­al aus­ge­reif­ter in ih­rem be­trüb­li­chen Sound aus Goth-las­ti­gem Post- und Syn­th­punk.

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Bench Press - Not The Past, Can't Be The Future

Ei­ni­ges hat sich sound­mä­ßig ge­dreht seit dem knapp zwei Jah­re al­ten De­büt­al­bum von Bench Press aus Mel­bourne. Die Post­co­re- und Noi­se Rock-Ele­men­te hal­ten sich auf dem in­zwi­schen er­hält­li­chen Nach­fol­ger weit­ge­hend im Hin­ter­grund ver­steckt und ma­chen Platz für ein deut­lich ent­spann­te­res Klang­er­leb­nis zwi­schen kon­tem­po­rä­rem In­die­rock und Post Punk. Das er­in­nert im­mer wie­der an Bands wie Bike Thiefs und äl­te­re Go­to­beds. Oder es kann auch ver­ein­zelt mal so klin­gen als trä­fen - um dann doch noch ein­mal die Di­sch­ord-Keu­le zu be­mü­hen - Em­brace oder die spä­te, deut­lich ver­spiel­te­re Pha­se von Fu­ga­zi auf schram­me­li­gen In­die­rock á la The Wed­ding Pre­sent.

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Void /​/​ Gist - Sophisma

Neu­es Al­bum der Ham­bur­ger For­ma­ti­on, die ir­gend­wann auch mal un­ter dem Na­men Al­pha Wa­ves fir­mier­te. Ihr vier­tes be­reits, wenn ich mich nicht ir­re. Und wie ge­habt kön­nen sie dar­auf mit ih­rem ab­so­lut stil­si­che­rern Post Punk von star­ker Goth- und De­ath­rock-Prä­gung über­zeu­gen, der sich dies­mal in ei­nem ver­hält­nis­mä­ßig luf­ti­gen, pro­duk­ti­ons­mä­ßig ent­schlack­ten Klang­ge­wand prä­sen­tiert und sich auch mu­si­ka­lisch ein paar vor­sich­ti­ge Zen­ti­me­ter wei­ter über den Tel­le­r­and der ei­ge­nen Sub­gen­re-Ni­sche hin­aus wagt als bis­her. Bei­des steht ih­nen gut.

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Lungbutter - Honey

Ei­ne ganz schön un­ge­müt­li­che Ge­räusch­ku­lis­se fa­bri­ziert die­ses Trio aus Mont­re­al. We­cken die ers­ten Klän­ge ih­rer De­büt-LP noch star­ke As­so­zia­tio­nen zu Noi­se­punks á la Soup­cans und No Wa­ve-be­ein­fluss­ten Acts wie Fle­sh Narc, wird aber bald dar­auf klar wer hier am ehes­ten Pa­te ge­stan­den ha­ben dürf­te: Das riecht doch stark nach So­nic Youth in ih­rer wohl ra­di­kals­ten Pha­se - näm­lich die ih­rer bra­chia­len qua­si-Tri­lo­gie be­stehend aus den Al­ben Con­fu­si­on Is Sex, Bad Moon Ri­sing und Evol - aber ir­gend­wie auch nur die derbs­ten ten­den­zen dar­aus. Den­noch ver­birgt sich hin­ter dem dich­ten Ha­gel aus Dis­tor­ti­on so ei­ni­ges an Me­lo­die, man muss nur rich­tig zu­hö­ren. Nicht neu, das. Aber aus­ge­spro­chen er­fri­schend, weil man's in ei­ner der­art kom­pro­miss­lo­sen Pa­ckung schon lan­ge nicht mehr zu hö­ren be­kam.

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WLMRT - WLMRT Forever

Die letz­te EP der Band aus To­ron­to ver­sprach ja schon ei­ni­ges, ihr kürz­lich er­schie­ne­ner ers­ter Lang­spie­ler weiß mich aber noch deut­lich bes­ser zu über­zeu­gen mit ei­nem wun­der­bar chao­ti­schen Lärm aus Post­co­re und -punk mit ge­schmack­vol­lem Syn­th-Zu­satz, der nicht all­zu ernst ge­nom­men wer­den will und den man ganz gut als ei­ne Ver­schmel­zung aus ak­tu­el­len Acts wie et­wa Spot­ting mit auf 45 ge­dreh­ten Man Si­zed Ac­tion be­zeich­nen könn­te.

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Xilch - Robotic Life

Ei­ne For­ma­ti­on aus Syd­ney mit Leu­ten u.a. von Di­ät, Ra­pid Dye und Per­spex ge­ne­riert auf ih­rem ers­ten Tape ei­ne gro­ße dun­kel­brau­ne Pfüt­ze aus dis­so­nan­tem, ga­ran­tiert nicht keim­frei­em Post Punk, der mir As­so­zia­tio­nen zu Bands wie Se­wers, frü­hen Dog­ging oder Soup­cans er­weckt.

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The Natural M*n Band - Living in a Chemical World with The Natural M*n Band

Es han­delt sich bei die­ser Band aus Kan­sas Ci­ty um ein Pro­jekt von Ian Tee­p­le, der un­ter an­de­rem bei Warm Bo­dies und BB-Eye sei­ne Fin­ger mit drin hat und zu­letzt schon mal als Na­tu­ral Man & The Fla­min' Hot Band mit ei­ner gu­ten EP auf Neck Chop Re­cords auf­ge­fal­len ist. Wer mit den ge­nann­ten Acts ver­traut ist, ahnt schon dass es auch auf dem ers­ten Lang­spie­ler der Band nicht all­zu lang­wei­lig zu­ge­hen kann. Ein er­war­tungs­ge­mäß recht ex­zen­tri­scher Mix aus Post- und Ga­ra­ge­punk mit leicht New-Wa­vi­ger No­te und pas­sen­dem Sa­xo­fon­ge­quiet­sche ist hier am Start, den man z.B. als ei­ne selt­sa­me Ver­schmel­zung von Erik Ner­vous, Pill und An­dy Hu­man & The Rep­to­ids be­schrei­ben könn­te.

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Kaleidoscope - After The Futures…

Ka­lei­do­scope aus New York ste­chen schon seit ei­ni­gen Jah­ren als ei­ne der span­nends­ten Hard-/Post­corebands der Ge­gen­wart her­aus. Die Mit­glie­der ver­ding­ten sich in der Ver­gan­gen­heit bei Bands wie Ivy, De­for­mi­ty und JJ Doll - ja auch al­les nicht die lang­wei­ligs­ten Acts - und auf ih­ren bis­he­ri­gen EPs konn­te man sich nie so ganz si­cher sein, was sie ei­nem die­ses mal vor­set­zen wür­den; so konn­te der un­ge­schlif­fe­ne Hard­co­re­punk ih­rer frü­hen Ver­öf­fent­li­chun­gen mal ei­ne et­was post­pun­ki­ge Rich­tung ein­schla­gen, ein an­de­res mal mit psy­che­de­li­schen Sounds, dre­cki­gem Ga­ra­ge- und Acid Rock ver­setzt sein. Von all dem fin­den sich auch auf ih­rem ers­ten Lang­spie­ler sub­ti­le Echos wie­der, aber vor al­lem darf man fest­stel­len, dass sie da­bei noch nie so kom­pakt, selbst­be­wusst und druck­voll ge­klun­gen ha­ben mit ei­nem end­los po­po­tre­ten­den Post­co­re-Sound, den ganz be­son­ders Freun­de von In­sti­tu­te und Bad Bree­ding zu schät­zen wis­sen wer­den. Aber von den ge­nann­ten Bands he­ben sie sich dann wie­der­um auch pro­blem­los ab mit ei­ner nach wie vor aus­ge­spro­chen brei­ten Pa­let­te an Ein­flüs­sen und Stil­mit­teln. Da be­steht kein Zwei­fel, dass wir von de­nen noch öf­ter hö­ren wer­den.

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Dr. Sure's Unusual Practice - The West

Die vor ge­rau­mer Zeit er­schie­ne­ne Cas­sin­gle der Band aus Mel­bourne weck­te als ers­ter Teaser schon ganz or­dent­li­che Er­war­tun­gen an ihr De­büt­al­bum, aber so ei­nem kon­sis­tent ho­hem Qua­li­täts­le­vel hat­te ich dann doch nicht ge­rech­net. Die grund­le­gen­den mu­si­ka­li­schen Ko­or­di­na­ten blei­ben aber die glei­chen; es gibt Post Punk von un­ge­wöhn­li­cher Quir­lig­keit zu be­stau­nen, des­sen ge­ra­de­zu leicht­fü­ßi­ge und den­noch kna­cki­ge Groo­ves ganz Gen­re-un­ty­pisch so­gar ei­ne vor­sich­ti­ge Men­ge Spaß ge­neh­mi­gen. Dass die Plat­te da­bei nie al­bern oder kä­sig klingt ist ei­ner bom­ben­fes­ten, sorg­fäl­tig aus­ba­lan­cier­ten Songar­chi­tek­tur zu ver­dan­ken. Ak­tu­el­len Bands wie Crack Cloud oder The World steht das nicht ganz fern.

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