Ich seh das Cover und denk mir was zum Fick? Dahinter kann sich doch nichts gutes verbergen. Sicher eine dieser ausgelutschten PsychedelicStonerProgressiveSpaceDoom-Kapellen, die seit Jahrzehnten jeglicher Entwicklung und Kreativität erfolgreich aus dem Weg gegangen sind. Oder best case: Ein uninspirierter Oh Sees-Klon.
Und wie falsch ich da lag! Bis auf den Teil mit Oh Sees. Diese Platte würde nämlich tatsächlich gut auf Dwyer's Label Castle Face passen, aber die Band aus Los Angeles ist auch reichlich inspiriert. Die Fantasy- und Science Fiction-Verweise sind nicht da um ernst genommen zu werden und riechen mehr nach Heavy Metal. Dem Film. Na ja, manchmal auch dem Genre (siehe Ferengi Madness!). Und ja, es gibt auch viel psychedelisches bis abgespacetes Zeug aber Thriller Party haben Punk im Arsch. Fuzzpunk, mit dem sie die halluzinogeneren Elemente komplementieren und der mich an No Age, Male Bonding, Hüsker Dü oder Japandroids erinnert. Oder wenn's eher Psychodingens wird an Pow!, spätere Parts & Labor und deren Nachfolgeband Upper Wilds. Und natürlich auch mal Oh Sees. Das hat Energie, das macht Krach und Spaß. Spaß, wie er anderen Bands tabu zu sein scheint, die mit ähnlichen Versatzstücken rumhantieren.
Wenn ich mir jede Woche meinen Weg durch das Dickicht an Musikeinreichungen schlage, fühlt sich das meistens mehr nach unbezahlter Arbeit an als nach Spaß. Am Ende lohnt es sich aber doch, wenn mir ab und an eine solche Perle unterkommt wie der zweite Langspieler von Commander Keen aus dem Städtchen Cookeville, Tennessee. Unterschätze nie die Kleinstadtpunks! Nicht nur sind die Typen nach einem Helden meiner Kindheit benannt, auch in musikalischer Hinsicht liegen wir absolut auf einer Wellenlänge. So viel liebgewonnenes aus der jüngeren wie auch uralten Vergangenheit spült meine Assoziationsmaschine da an die Oberfläche. Beginnend mit dem energischen Postcore von Drive Like Jehu, dem Fuzz Punk von California X oder Happy Diving, Noisepop á la No Age, Playlounge oder den unvermeidlichen Japandroids. Ihre Songs pendeln außerdem zwischen der hymnischen Euphorie etwa von Beach Slang oder Needles//Pins und der Melancholie von Milk Music. Haben die Qualitäten des arschtretend-melodischen Postpunks von Piles oder Die! Die! Die! und gelegentlich scheint sogar eine leise Ahnung von Quicksand oder Leatherface durch. Das alles wurde hochkompakt in zehn über jeden Zweifel erhabenen Songs verkapselt, deren Gehalt an hartnäckigen Hooks und Melodien weit oberhalb der empfohlenen Tagesdosis liegt. Davon wird mir aber keineswegs schlecht, ich bekomme nur noch mehr Hunger auf einen zweiten Nachtisch. So. Verdammt. Gut.
Diese EP einer Band aus Portland ist schon nicht mehr so ganz neu aber dafür eine ziemliche Bombe mit ihrem astreinen Fuzz Punk/Noise Pop, der irgendwie sein Jahrzehnt verpasst hat und gerade deshalb absolut willkommen in der Gegenwart ist. Ganz besonders für Freunde von so melodieverliebten Lärmerzeugern á la No Age, Diarrhea Planet, frühen Male Bonding oder Jeff The Brotherhood.
Nachdem die Band aus Helsinki mit den fünf Gitarristen an Bord im vorletzten Jahr schon vollends zu begeistern wusste mit einer Compilation und ihren darauf enthaltenen ersten drei EPs, lassen sie jetzt EP Numero vier vom Stapel und liefern darauf mehr von der geilen Scheiße. Die Euphorie etwa von Wavves trifft auf das in einem Zuge gleichermaßen derbe wie auch krautig-psychedelische Gebrate der frühen The Men und über all dem schwebt unverkennbar der Geist von Glenn Brancas ausufernden Sinfonien.
Hochpotenter Scheiß, was dieses Trio aus Minneapolis auf ihrem bereits dritten Langspieler veranstaltet. Melodische Fragmente und shoegazige Texturen kollidieren mit dissonantem Lärm. Wuchtig nach vorne gehender Post Punk á la Lié, Death Stuff, Shit Giver oder Dasher trifft auf den Fuzz Punk/Noise Pop etwa von Slowcoaches oder UV-TV, Noise Rock der Marke USA Nails oder Batpiss. Unvorhersehbar, eigenwillig und doch erstaunlich homogen, absolut eigenständig kommt diese wilde Mixtur rüber.
Ein überwiegend sehr starkes zweites Album von einer Band aus Chicago, die sich einem Sound irgendwo zwischen melancholisch bis euphorisch lärmendem, atmosphärischem Indie Rock und Noise Pop verschrieben hat. Das hat Anklänge an Hüsker Dü und Replacements, an so Indierock/Noise/Shoegaze-Grenzgänger wie Swervedriver, Bailter Space, frühe Catherine Wheel sowie an aktuellere Acts wie Japandroids, Tideland, Ovlov oder Wild Moth. Geht sowas von klar!
Während das im letzten Sommer erschienene No Gravity Girls irgendwie nicht so recht bei mir zünden wollte, trifft der vierte Langspieler wieder ziemlich ins Schwarze. Soundmäßig ist das nach wie vor die charmante Verschmelzung aus Noise Pop, Shoegaze, entschlossenen Punkattacken und der sonnigeren Seite von 60s Psychedelia, wie sie man vom Berliner Ein-Mann-Projekt gewohnt ist. Auch im Jahr 2018 klingt das noch vollkommen eigenständig. Deutlich zugelegt hat aber das zugrunde liegende, vergleichsweise aufgeräumte Songmaterial, das keineswegs mehr nach Gaffertape und Sekundenkleber klingt, sondern in sich geschlossen und aus einem Guss.
Tender Age aus Portland liefern hier ein rundum überzeugendes Langspieldebüt ab. Das enthält einen dichten Sound aus klassischem Indie Rock, Noise Pop, Shoegaze und vereinzelten Spuren von Slowcore. Klar haben die sich die eine oder andere Scheibe bei den Breeders und 90er Sonic Youth abgeschnitten, aber auch aktuelle Bands wie Melkbelly kommen mir da öfter mal in den Sinn.
Nach der ausgezeichneten Sell/Shark-Single im vorletzten Herbst ist jetzt das Debütalbum dieses Trios aus Brisbane am Start und übertrifft locker meine nicht geringen Erwartungen. Angesiedelt im Spannungsfeld von melodisch-melancholischem Indie Rock und Noise Pop haben Leavings ein sorgsam konstruiertes Werk aus einem Guss, mit epischen Momenten und von hoher emotionaler Intensität geschaffen. Eine dieser selten gewordenen, in sich geschlossenen Platten, die wirklich als Album funktionieren (aber ebenso gut als einzelne Songs). Das kann mal an die Welle von Noisepop-Duos vor einigen Jahren á la Solids, Playlounge, Andalucia oder Terrorista, an das überlebensgroße Drama des noch frischen High Signs-Albums erinnern. Der bereits von der EP bekannte Übersong Sell hat ein bisschen was von Piles und immer wieder kommen Anklänge an alte Flying Nun-Acts und jüngere Bands dieser Tradition wie etwa Seafog, Surf Friends und T54 durch.
Psychic Flowers ist ein weiteres Projekt von David Settle, der hier auch schon mehrfach mit seinen Bands Ex-Breathers und Big Heet aufgetaucht ist. Auf dem Debütalbum von Psychic Flowers ist aber wenig von den Noise Rock- und Postcore-Sounds besagter Bands zu vernehmen. Stattdessen begeistert die Platte mit durchweg hochwertigem Fuzz-/Noise-/Powerpop, der hier in einen wunderbar knarzenden aber dennoch maximal druckvollen Lo-Fi Sound verpackt ist und an dem (nicht nur) Freunde von Bands wie etwa Ovlov, Milked, California X oder Happy Diving sicher einigen Gefallen finden werden.