Das Langspieldebüt dieser Band aus Tokyo fühlt sich ungefähr an wie eine Rundreise durch die schrammeligsten, melodischsten Ecken des Indie Rock, Noise Pop, Post- und Emocore der späten 80er bis 90er - das beschwört klar den Geist von Bands wie Polvo, Superchunk, Unwound, Bitch Magnet, Lync, Dinosaur Jr. und noch vielen anderen herauf, mit der gelegentlichen Dosis Slint obendrein und ein paar Shoegaze-Momenten die besonders was von Swervedriver haben. Das alles, abgefüllt mit angemessen räudigen LoFi-Produktionswerten, ist in seiner unverdünnten Konsequenz eine in jüngerer Zeit ziemlich rare und deshalb auch besonders erfreuliche Angelegenheit geworden.
Diese EP von Politics Of Jam aus Miami ist ein astreiner Flashback zum Post-/Emocore der mittleren/späten 80er mit klassischem DC-Einschlag. Wer jetzt an Dag Nasty, Rites of Spring und Embrace denkt, liegt auch genau richtig. In der zweiten Hälfte wird außerdem noch etwas Boston in den Mix geworfen, in Form eines gewissen Moving Targets-Vibes.
Fluid To Gas aus Bonn haben ihren Postcore schon gespielt zu einer Zeit, da wusste meine dumme, kleine Teenagerseele noch gar nicht was Postcore ist. Oder Hardcore überhaupt. Punk? War ein Begriff, aber ich noch nicht auf den Geschmack gekommen.
Das letzte Album der Band war von 2006. Hätte ich eigentlich mitkriegen können. Dummerweise war ich da mit ganz anderen Problemen beschäftigt, hatte gerade meine Plattensammlung verkauft, erholte mich langsam von einem sowohl Psychischen als auch materiellen Zusammenbruch, übernachtete auf 'ner Isomatte in einem Büro und fragte mich, wie zum Henker ich jetzt wieder ein festes Dach über'm Kopf organisiert bekomme. Keine Kapazitäten frei um eine wenig bekannte Band aus der ehemaligen Hauptstadt für mich zu entdecken.
Schlechtes Timing zum dritten: Zehn Jahre später veröffentlichen Fluid To Gas eine neue EP, zu einer Zeit, in der sich das Zielpublikum für klassischen Postcore praktisch in Luft aufgelöst hat. Oder auch gutes Timing: Ich bin noch da und höre jetzt zum ersten mal zu. Und mit dem, was ich da höre kann ich mich durchaus anfreunden. Postcore, der alten Männern Spaß macht und auch ein bisschen so klingt als wäre die Zeit irgendwann in den Neunzigern stehen geblieben. Zum Beispiel hat das so einiges von Shudder To Think, von Jawbox, Smart Went Crazy oder Q And Not U, plus vereinzelte Einsprengsel vom Emocore der ersten und zweiten Welle. Geht klar, das. Und in zehn Jahren gerne wieder!
Melodischer, oldschooliger Hardcore/Ur-Emocore aus Broward County, Florida. Das wär im Washington der mittleren bis späten Achtziger auch nicht weiter aufgefallen. Man darf sich durchaus an Embrace oder Dag Nasty, vereinzelt auch mal sin Swiz erinnert fühlen.
Erfrischend, das Debütalbum von Kaiju Bombers aus Vancouver. Und zwar deshalb, weil es ein vom Aussterben bedrohtes Gewächs repräsentiert: Emocore von der ungeschliffenen Sorte mit folkigem Unterton und überwiegend ohne den ganzen Bullshit, der das Genre in späteren Jahren so zur Lachnummer gemacht hat. Die rohe Energie von Rites Of Spring trifft auf den melodischeren Mittneunziger-Style und etwas alte Saddle Creek-Schule.
Melodischer Punkrock aus Tolouse mit Post- und Emocore-Einflüssen. Laut der Bandcamp-Seite fühlen sie sich under anderem von Hüsker Dü, Jawbox und Leatherface beeinflusst. Kommt alles auch irgendwie hin.
Unverschämt starke Platte, der zweite Langspieler von Yeesh aus Chicago. Das pendelt irgendwo zwischen zwischen gleichzeitig angefressenem und euphorischem Indierock und melodischem Noiserock, angereichert um leichte Post- und Emocore-Einflüsse. Erinnert mich unter anderem an Pile und Ovlov oder deren Nachfolgeband Stove, die Hitdichte hier ist erstaunlich hoch.
Hübscher Post-/Emocore aus Nottingham, der zwar das Rad nicht neu erfindet aber mit grundsolidem Songmaterial überzeugt und glücklicherweise die typischen Genrefettnäpfchen meidet.
Rundum gelungenes Debüt der londoner Band. Das weckt Erinnerungen an den emofizierten Postcore der späten Neunziger, hat aber auch etwas Noise- und Mathrock in der DNA.