Tausendsassa Ian Svenonios. Bekannt als Frontmann von Bands wie (unter anderem) Nation Of Ulysses, The Make Up, Weird War und Chain And The Gang, als Kolumnist und Autor von so schlauen wie ironisch-ernstgemeinten Büchern wie Supernatural Strategies for Making a Rock 'n' Roll Group, als gefragter DJ, Moderator der höchst ungewöhnlichen Talkshow Soft Focus und jetzt offenbar auch als Regisseur ist er längst die personifizierte Rock'n'Roll-Dekonstruktion für Menschen mit Hirn.
Jetzt also mit seinem Projekt XYZ. Das ist eigentlich gar nicht so neu, die Platte erschien schon letztes Jahr in Europa, fiel mir aber erst jetzt anlässlich des ganz frischen US-Releases auf. Svenonius gibt hier die gewohnt absurde Comicfigur ab, sonnt sich dabei aber in einem sexy minimalistischen Sound aus elektrischen Beats und Synths vermengt mit sonnigen Surf- und Fuzzgitarren. Muss man einfach lieb haben, den schrägen Pop-Philosophen.
Die New Yorker Band liefert hier ihr bisher bestes Album ab. Ihren warmen, melodischen Indierock hab ich schon spätestens seit dem 2013er Album Rapid Reality ins Herz geschlossen, aber auf Universal Coolers haben sie im Songwriting deutlich zugelegt. Die Platte ist um einiges konsistenter und frei von Füllern. Einfach schön, das.
Brilliantes Zeug aus Bristol. Spectres spielen eine eigenwillige Mischung aus Shoegaze, Noise und düsterer Psychedelia. Das alles vermengen sie zu einem schweren, atmosphärisch dichten Brocken. Der Opener lärmt in in etwa so los als hätte man das Debüt von A Place To Bury Strangers mit frühen Black Rebel Motorcycle Club und etwas Sonic Youth oder Swervedriver verschmolzen. In anderen Momenten kann man sich auch an My Blody Valentine's "Isn't Anything"-Phase oder die Psych-lastigeren Momente von Disappears oder Black Angels erinnert fühlen.
Hypermotorisches Postcore-/Noiserock-Zeugs aus London. Orientierungspunkte wären z.b. die alten Säcke Hot Snakes, aktuelle Noise-Sachen á la Wymyns Prysyn, Greys, Low Fat Getting High und auch ein kleines bisschen Fugazi oder Faraquet. Die Platte ist eine Wucht, von Anfang bis Ende.
Band aus Chicago. Spielen mitreißend eingängiges Zeugs, das etwa den Hook- und Melodieseligen Punkrock der Red Dons durch eine dreckige Pfütze aus Garagenpunk schleift und gelegentlich auch mal entfernt an Wipers, Radio Birdman oder Wire erinnert. Oder an die Garagenpunker Daylight Robbery, von denen hier auch einer seine Finger mit drin hat.
Vorzüglicher Instrumentalkrach von einem Trio aus Istanbul. Irgendwo zwischen Noise, Postpunk und experimentellem Geschredder, kratzt das sehr gründlich den Putz von der Decke.
Die Krawalltruppe aus Memphis haut mal wieder eine EP raus, diesmal nicht auf Goner sondern bei der nicht minder berüchtigten Plattenpresse Castle Face Records. Hier toben sie sich wieder ein ganzes Stück aus rauer und simpler aus als auf dem etwas experimentierfreudigeren letzten Album Midnight Passenger. Und verteidigen damit ihren Ruf als unzähmbare Urgewalt und eine der gegenwärtig besten Bands auf der Schwelle von Post- und Garagenpunk.
Die von mir am gespanntesten erwarteten Platten dieses Jahr kommen von zwei Bands aus Boston, die mit etwas Glück beide deutlich größere Wellen schlagen werden als bisher. Da wären einerseits Pile, die in Kürze ihr neues Album auf die Welt los lassen werden. Und dann sind da Krill, die im letzten Jahr zufälligerweise auch voll Meta eine Konzept-EP um einen Charakter aus einem Pile Song gesponnen haben. Auch wieder kein Wunder, bestehen doch gewisse Ähnlichkeiten im Sound beider Bands und grasen auch beide im Gehege des New Yorker Labels Exploding In Sound. Man kennt und schätzt sich.
Jetzt machen also Krill den Auftakt und erfüllen mit Leichtigkeit die hohen Erwartungen mit einer Platte voller zeitlosem und ausgeklügeltem Indierock, dem aktuelle Trends mal so was von am Arsch vorbei gehen. Mehr als nur etwas exzentrisch und von einem böse verspulten Humor durchtränkt. So überzeugend gab's derartiges schon länger nicht mehr zu hören.
Die Kölner Postpunker ließen schon auf ihrem noch recht unausgereiften Demo ein gewisses Potenzial erkennen. Auf ihrer neuen EP fangen sie an, das Versprechen einzulösen. Mit ordentlicher Produktion und stärkeren Songs, versuche ich das mal als eine arg gedrosselte Mischung aus Wipers und X zu beschreiben, die man ausreichend lange in einem milchigen Bad aus warmer Gothic-Brühe ziehen lassen hat.
Einen gewaltigen Qualitätssprung kann man Bleak Boys aus Aguascalientes in Mexiko anlässlich ihrer neuen EP attestieren. Stellenweise leicht psychedelisches, jedoch kraftvolles Shoegaze-Zeug mit einer guten Portion Noise und Postpunk im Gepäck. Und getragen von ausgezeichnetem Songmaterial.